Okkultismus

Abtreibung als satanisches Ritual

Nach Friedrich Nietzsche hat das Christentum Europa verdorben. Deshalb kündigte er einen Tag von historischer Bedeutung an. Der 30. September 1888 sei der letzte Tag des Christentums und der erste Tag einer neuen Zeitrechnung. Der Tag der Umwertung aller Werte.

Belege für diese Umkehrung der christlichen Werte lassen sich heute vielerorts finden. In der Zeitschrift für Religion und Weltanschauung, die vom Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) herausgeben wird, ist gerade wieder ein Beispiel zu lesen.

Berichtet wird dort (6/2021, S. 435–437) über die in den USA als Kirche anerkannte Bewegung The Satanic Temple (TST). Die Gruppe versteht sich als atheistisch und nutzt Satan nach eigenen Aussagen nur als ein Symbol (siehe weitere Informationen hier).

The Satanic Temple setzt sich ausdrücklich für Schwangerschaftsabbrüche ein. Da die rechtlichen Reglementierungen von Abtreibungen das Recht der Frau auf Selbstbestimmung beschneiden, suchen die Akteure nach kreativen Wegen, um Abtreibungen auf legale Weise zu ermöglichen. Schwangerschaftsabbrüche, die als religiöses Ritual zelebriert werden, seien rechtlich unbedenklich, da sie unter die Religionsfreiheit fielen. Die EZW schreibt:

Zusätzlich zu der weltanschauungspolitischen Stellungnahme versucht sie, schwangeren Frauen in Texas eine legale Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch zu eröffnen. Dafür bezieht sie sich auf den „Religious Freedom Restoration Act“ (RFRA), der es in den USA erlaubt, bei bestimmten religiösen Handlungen illegale Substanzen zu konsumieren. Anlass für dessen Einführung war die Verwendung des meskalinhaltigen Peyote-Kaktus in Ritualen der indigenen Bevölkerung. In analoger Weise sollen nun trotz des texanischen Abtreibungsgesetzes Frauen die Medikamente Mifepriston und Misoprostol legal verabreicht werden dürfen, um damit einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen. Zu diesem Zweck definierte TST Abtreibung als religiöses Ritual, um Frauen die Möglichkeit zu geben, als Mitglieder der Religionsgemeinschaft einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Derzeit wird der entsprechende Antrag von TST durch die Gesundheitsbehörde „U.S. Food and Drug Administration“ juristisch geprüft.

Nun wäre von einer christlichen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zu erwarten, dass sie dieses Projekt scharf verurteilt. Hier wird nicht nur die Religionsfreiheit missbraucht, sondern eben auch das Lebensrecht ungeborener Personen verwirkt. Im Namen der Selbstbestimmung von Frauen werden kleine Kinder getötet. Aber nein. Die nötige Kritik fehlt. Stattdessen wird im schließenden Absatz bedauert, dass auch in Deutschland der Schwangerschaftsabbruch noch ein heikles Thema sei. Ich zitiere weiter:

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland sind Schwangerschaftsab-brüche nach wie vor ein heikles Thema. Erst vor kurzem wurde in Berlin wieder ein „Marsch für das Leben“ mit mehreren Tausend Abtreibungsgegnerinnen und -gegnern veranstaltet – darunter eine große Zahl religiös motivierter Menschen. Auch die katholische Bischofskonferenz hatte zu einer Teilnahme an der Demonstration aufgerufen. Eine Gegendemonstration zählte ebenfalls mehrere Tausend Teilnehmende.“ In Deutschland ist der politische Einfluss der evangelikalen Bewegung wesentlich geringer als in Amerika. Das ist möglicherweise der Grund, warum TST hierzulande noch keine Gemeinschaft gründen konnte bzw. wollte.

Entsteht hier nicht der Eindruck, dass die konservativen Christen, die sich für das Lebensrecht Ungeborener einsetzen, das Problem sind? Wo ist die Verurteilung des rituellen Schwangerschaftsabbruchs? Ich jedenfalls verstehe den Text so, als wünschte man The Satanic Temple alles Gute.

Spiritualisierung oder Psychologisierung? 

Der Band Spiritualisierung oder Psychologisierung? enthält eine Reihe von Aufsätzen, die größerenteils auf die Vorträge des 6. Symposiums des Marburger Instituts für Religion und Psychotherapie (Evangelische Hochschule Tabor) im November 2018 zurückgehen. Die Beiträge beleuchten ein breites Spektrum an Themen, die im weiteren Sinne als „außergewöhnliche religiöse Erfahrungen“ gedeutet werden können.

Tanja Bittner hat das Buch gelesen und kommst zu einem ernüchternden Ergebnis: 

Die Autoren benennen eine ganze Reihe von tatsächlich vorhandenen Problemen, die Folge einer unangemessenen Spiritualisierung in christlichen Kontexten sind. Hier ist noch viel differenzierende Arbeit zu tun – es ist aber fraglich, wie viel Hilfestellung das Buch hier bieten kann. Man könnte aufgrund des Titels erwarten, hier das Ringen innerhalb eines Spannungsfelds vorzufinden: Inwiefern werden psychische Problematiken in christlichem Umfeld fälschlicherweise „spiritualisiert“ (etwa Dämonen zugeschrieben), inwiefern werden geistliche Erfahrungen fälschlicherweise „psychologisiert“, und wie könnte eine sinnvolle Kooperation der beiden Perspektiven aussehen? Doch solches Ringen sucht man vergebens. Im Grundtenor herrscht unter den Autoren offenbar große Einigkeit, dass ein personhaftes transzendentes Böses (sprich: Teufel oder Dämonen) – wenn auch in der Bibel so dargestellt – als Erklärungsmuster prinzipiell nicht in Frage kommt. Der Leser darf also lernen: Eine Spiritualisierung in dem Sinn, unerklärlich scheinende Vorgänge dem Wirken personaler transzendenter Mächte zuzuschreiben, ist grundsätzlich unangebracht, auch wenn man um des Behandlungserfolges willen das Weltbild des Betreffenden respektieren sollte.

Die Argumentation bleibt also insgesamt einem Paradigma verhaftet, das Transzendenz innerweltlich zu zähmen sucht, sie letztendlich in „Anschauung und Gefühl“ auflöst – aber warum eigentlich? Sicherlich mag es beruhigend sein, auf diesem Weg das nicht Händelbare, Unerklärliche (mag man dabei an den Teufel oder vielleicht auch an Gott denken), das immerhin beängstigend persönlich sein könnte, zu entpersonifizieren, als außergewöhnliche Leistung der Psyche händelbar zu machen. Aber ist das schlüssig?

Die vielleicht erstaunlichste Wahrnehmung beim Lesen des Buches war für mich, dass man auf 150 Seiten wieder und wieder darlegt, wie universal die Überzeugung von der Existenz einer transzendenten und dabei häufig auch personal verstandenen Welt verbreitet ist – biblisch, historisch, geografisch, auch nach wie vor als starke Strömung in unserem aus der Aufklärung hervorgegangenen Westen –, dass man teils nur noch gefühlte Millimeter davon entfernt ist, die eigene Voreingenommenheit zu entlarven (vgl. S. 128: „Im Blick auf westlich-entmythologisierende Exegese stellt sich die Frage, ob nicht die Menschen in Kamerun, die an eine unsichtbare Welt glauben, gegenüber westlich-säkularisierten Christen einen hermeneutischen Vorsprung haben.“) – und dennoch gerade diese eine Möglichkeit von vornherein kategorisch ausschließt. Ob nicht vielleicht doch eine gewisse Betriebsblindheit vorliegen könnte?

Mehr: www.evangelium21.net.

Alles nur Aberglaube?

David Singer berichtet in der NZZ über seine Erfahrungen mit dem Okkulten und stellt ein Buch des Ethnologen Paul Stoller vor, das gerade in deutscher Sprache erschienen ist. Im Buch von Im Schatten der Zauberer, das sich übrigens in Deutschland glänzend verkauft, beschreibt der Feldforscher, wie er in Niger zum Magier ausgebildet wurde. Fazit für Singer und gewiss viele andere: Was wie ein Spiel beginnt, führt ziemlich schnell in den Bann finsterer Mächte.

Meine ethnologische Feldforschung dauerte von 1997 bis 2000. Inzwischen habe ich mich weit von den damals erlernten Praktiken entfernt. Aber dann stiess ich auf ein Buch, das für mich wie eine Falltüre in eine Vergangenheit war, der ich jahrelang aus dem Weg ging. Ich stürzte erneut in die Abgründe des Okkulten. «Im Schatten der Zauberer» war das erste Buch des renommierten amerikanischen Ethnologen Paul Stoller und sein erstes, das nun auf Deutsch vorliegt. Der inzwischen 72-jährige Stoller gehört zu den Wegbereitern der sogenannten ontologischen Wende in der Ethnologie, und auch im Buch «Im Schatten der Zauberer» geht es um die grundlegende Frage, was überhaupt wirklich ist. In diesem Fall: Gibt es Magie und Hexerei tatsächlich – zumindest bei den Songhai in Niger, wo er in den siebziger und achtziger Jahren forschte?

Im Drama der Hexerei gibt es keine unbeteiligten Zuschauer und nichts Unverbindliches; die Rolle des Forschers, des Zaungastes ist inexistent.

Auch Stoller wurde nach und nach eingeweiht. Unsere Erfahrungen mit Magie, Hexerei und Heilung waren fast deckungsgleich, obwohl wir sie in verschiedenen Ecken Afrikas machten. Die verblüffende Ähnlichkeit zeigt auch, wie weit diese Phänomene in Afrika verbreitet sind, und zwar in ziemlich unterschiedlichen Gesellschaften.

Hier: www.nzz.ch.

VD: FL

Eine praktische Lektion in der Dämonenkunde

Eowyn Stoddard berichtet über Erfahrungen mit der finsteren Welt:

Nach wenigen Monaten auf „unserem“ Missionsfeld – einer postkommunistischen, toten, atheistischen Region – waren meine Familie und ich geschockt. Nein, kein Kulturschock, obwohl es davon einiges gab. Es war der Schock, dämonischen Kräften zu begegnen, die über unser Verstehen hinausgingen.

Zahlreiche seltsame Dinge waren passiert: Urin war literweise in unseren Kinderwagen gegossen worden, Blut war an unsere Wohnungstür geschmiert worden, ein kleines Loch war in die Vordertür gebohrt worden, was auf einen geplanten Einbruch hindeutete (das Loch wurde benutzt, um eine kleine Kamera einzuführen), viel Krankheit, wenig Schlaf für alle von uns und sogar das Gefühl einer bösen Gegenwart in unserem Schlafzimmer.

Zuerst dachten wir, dass wir nur fantasieren, aber der schaurige Höhepunkt waren die Alpträume, die unseren zweijährigen Sohn plagten.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

„Halloween war mein Lieblingsfest“

„Viele glauben, dass Halloween ein harmloses Gruselfest ist. Aber damit wäre ich vorsichtig. Ich selbst war jahrelang in Satanismus verstrickt und für mich war Halloween ein religiöses Highlight …“, erzählt Gina Marisa Sarlin. Sie schreibt:

Es erstaunt mich schon, dass viele Schulen Kreuze abhängen und Weihnachten plötzlich «Winterfest» nennen. Aber Halloween feiern sie, obwohl man weiss, dass dieses Fest einen okkulten Ursprung hat. Doch ich warne davor, die dunklen Mächte zu verniedlichen. Denn ich habe Erfahrungen gemacht, vor denen ich gerne jeden bewahren würde.

Ich kaufte mir eine Satans-Bibel und betete Tag und Nacht zu Satan. Immer wieder bekam ich jetzt krampfartige Anfälle, aber irgendwie stand ich drauf. Es gab mir das Gefühl, von der dunklen Macht beachtet und geliebt zu werden. Immer wenn ich mich nach Liebe sehnte, flehte ich den Teufel um einen Anfall an.

Ich verstrickte mich tiefer in Zauberei, nahm Drogen, fing an zu ritzen und bekam tiefe Depressionen. Aber ich genoss jeden Moment davon, weil mir bewusst war, dass Satan Macht über mich hatte. Er interessierte sich für mich!

Dabei realisierte ich gar nicht, wie kaputt ich war und wie verlogen und zerstörerisch diese dunkle Macht wirkte.

Mehr: www.jesus.ch.

The Grammys

Ed Stetzer hat für CT die Verleihung der „Grammy Awards“ kommentiert. In der Tat lohnt es sich ein Blick auf die Veranstaltung, um den kulturellen Wandel, der unter anderem durch die Popkultur „erzwungen“ wird, besser zu verstehen.

Stetzer schreibt:

As Natalie Grant (a twice Grammy-nominated performer at the show) tweeted, „We left the Grammys early. I’ve many thoughts, most of which are probably better left inside my head.“ I understand and appreciate her and her comment. Yet, we will not always have the same option. Furthermore, it’s a frightening place to be if people of faith cannot live and speak about what their faith teaches and values. We can complain about how everything has changed, but people have been doing that for a long time. The fact is the Grammys don’t mirror the values of America. They are an ostentatious display that reflects (and impacts) the culture in a distorted way—yet perhaps increasingly in a way that people of faith do not.

Hier der Artikel: www.christianitytoday.com. Nachfolgend ausserdem der Mittschnitt des Auftritts von Katy Perry, dem es m.E. an Eindeutigkeit nicht fehlt. Im Text heißt es:

Also willst du mit Magie spielen?
Junge, du solltest wissen auf was du dich einlässt.
Baby kannst du es wagen, das zu tun.
Denn ich komme wie ein dunkles Pferd.
Bist du bereit für, bereit für
einen perfekten Sturm, perfekten Sturm?
Denn sobald du mir gehörst, mir gehörst
Gibt es keinen Weg zurück!

VD: WCS

Deutschland: Mehr Wahrsager als Theologen

Michael Thoms schreibt in einer wissenschaftlichen Hausarbeit (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung ohne Quellenangaben):

Inzwischen sinkt die Zahl der evangelischen und katholischen Theologen deutlich im Gegensatz zu den Wahrsagern. Eine Statistik aus dem Jahre 1998 bezeichnet die Zahlen bei den Theologen auf 35.000, bei den Wahrsagern hingegen auf 90.000. 57 Prozent aller Deutschen lesen Horoskope und machen ihren Tagesablauf und Handlungen davon abhängig. 48 Prozent glauben an Astrologie und halten das für wahr. Abergläubische Handlungen sind im Alltag wieder normal und Menschen vertrauen auf alles, aber nicht mehr auf Jesus Christus. Laut einer Studie von 1996 kommen bei den wichtigsten satanischen Gruppen dreiundzwanzig aus den USA, drei aus Deutschland, eine aus Neuseeland und eine aus Italien.

Satanskulte in Italien

Italien ist eine Hochburg für satanistische Kulte. In jüngster Zeit stieg die Zahl der Opfer von ritueller Gewalt. Hier ein kurzer Beitrag des DLF über das wachsende Interesse am Okkultismus in Italien:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/05/06/dlf_20110506_0948_5e95e3ea.mp3[/podcast]

Magier Aleister Crowley

Er gilt als Erfinder des modernen Satanismus, nannte sich selbst »das große Tier 666« und erfand die »Sex Magick«. Mit seiner irren Selbstinszenierung inspirierte Aleister Crowley Filmregisseure, Rockstars und Schriftsteller.

Stefan Beuse und Benjamin Maack schreiben in SPIEGEL Online über den Okkultisten:

»Der böseste Mann der Welt ist tot!«, verkündete die britische Sensationspresse erleichtert, als Aleister Crowley am 1. Dezember 1947 starb. Die Reaktion schien verständlich. Sein ganzes Leben hatte Crowley einer fiebrigen, kompromisslosen Sinnsuche geweiht. Er experimentierte mit magischen Kulten, erfand eine eigene Religion und trieb einige seiner Anhänger mit unheimlichen Ritualen in den Wahnsinn. Crowley wurden Sodomie, Mord und rituelle Vergewaltigungen vorgeworfen. Das Blut von Säuglingen soll er getrunken und einige seiner Frauen auf dem Gewissen haben.

Das Ende kam trotzdem ohne große Hexerei: Seine letzten Jahre verbrachte der Sohn eines erzchristlichen Brauereierben einsam, verarmt und heroinabhängig in einer Pension in der englischen Kleinstadt Hastings. »Das große Tier 666«, wie Crowley sich selbst gern nannte, wurde im Alter von 72 Jahren von einer Lungenentzündung dahingerafft. Was blieb, war ein irrlichternder Mythos, der bis heute Musiker, Filmschaffende und Schriftsteller inspiriert.

Marilyn Manson outete sich als Liebhaber seiner Schriften, etliche Death-Metal-Bands schmücken sich mit der düsteren Aura des Mannes, der genau genommen gar nicht an den Satan glaubte. James-Bond-Erfinder Ian Fleming lehnte Le Chiffre, den Bösewicht aus »Casino Royale«, an Crowley an. Iron-Maiden-Sänger und Hobby-Okkultist Bruce Dickinson verfasste das Drehbuch zu dem miesen Horrorfilm »Crowley – Back From Hell«. Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page war sogar so fasziniert von dem Mythos, dass er eines der Häuser kaufte, in dem Crowley für einige Zeit seine magischen Rituale betrieben hatte und es mit Reliquien seines Idols vollstellte.

Es gibt viele Geschichten über den Hexenmeister und Geisterbeschwörer Crowley: So mietete er sich in London eine kleine Wohnung und richtete sich dort zwei Räume ein – einen für weiße, einen für schwarze Magie. In einer besonders seltsamen Zeremonie taufte er einen Frosch auf den Namen Jesus von Nazareth, kreuzigte ihn und verspeiste schließlich seine Schenkel. Mit diesem Ritus meinte er nicht nur, das Zeitalter des Christentums beendet zu haben – er weihte sich gleichzeitig selbst zum Gott.

Hier mehr: einestages.spiegel.de.

Finstere Gedanken

Als ich neulich bei Youtube einen Videomitschnitt zu Alvin Plantinga suchte, stieß ich merkwürdigerweise auf ein skurriles Interview mit Zeena und Nikolas Schreck.

Zeena ist die leibliche Tochter von Anton Szandor LaVay (1930–1997), der 1966 die »Kirche Satans« gründete und wahrscheinlich 1968 die Satanische Bibel verfasste (die allerdings in beträchtlichen Teilen nur Plagiat ist). Nikolas ist ein amerikanischer Autor und Künstler, der schon in den 80ern als Mitglied der Gothic-Band »Radio Werewolf« auf sich aufmerksam machte.

Obwohl sich Zeena und Nikolas zum modernen Satanismus bekennen (und inzwischen in Berlin die Sethian Liberation Movement anführen), haben sie sich 1990 (vermute ich) auf ein Interview mit dem christlichen Pastor Bob Larson eingelassen.

Das Interview kreist um allerlei Themen, für die sich nur Insider und vielleicht auch noch Fans des Heavy Metal oder von Marilyn Monroe interessieren. Insgesamt muss man auch eingestehen, dass Bob Larson dem Ehepaar Schreck nicht gewachsen war und immer wieder mit typisch frommen Floskeln und Argumenten versuchte, Betroffenheit zu erzielen. Doch gibt es da drei Punkte, die ich interessant finde und deshalb kurz benennen (nicht erläutern) möchte.

Die Punkte stehen mit Friedrich Nietzsche in Verbindung. Für Nikolas Schreck ist der deutsche Philosoph ein visionärer Vordenker. (Schreck deutet das immer wieder an, auch in anderen Beiträgen. Sehr deutlich wurde er in einem Interview mit dem tiefbraunen Fernsehprogramm von Tom Metzger.)

Also:

(1) Nikolas kritisiert die Kultur des Christentums im reichen Westen recht treffend (Nietzsche und Kierkegaard hätten ihre Freude gehabt). Während Larson immer wieder versucht, die Güte und Größe des evangelikalen Christentums hervorzuheben, durchschaut Schreck brillant, dass der Evangelikalismus meist ein »Bingo Game« spielt und inzwischen Teil der Entertainmentindustrie geworden ist. Der qualitative Einfluss der Frommen auf des Denken und Handeln der Menschen in Nordamerika nimmt rapide ab. »Es gibt kaum noch ernsthafte Christen.« »Er«, so Nikolas, »habe selbst vielleicht fünf überzeugte Christen getroffen«.

(2) Schrecks lehnen mit Nietzsche entschieden die Vorstellung ab, es gäbe so etwas wie absolute ethische Werte. Moralvorstellungen seien immer vom Willen zur Macht geleitet. Wir Menschen konstruierten uns unsere Wirklichkeit und Wertesysteme selbst. Realität sei immer das, was eine Mehrheit dafür erkläre. »Gut und Böse gibt es nicht.« Sieger schrieben Geschichte und definierten, was als gut zu gelten habe. Der jüdisch-christliche Glaube versklave den Menschen und ermutige ihn, schwach zu bleiben. Dagegen interessierten sich Satanisten für das Starke und benötigten dafür keine Kategorien von »Gut und Böse«. Sie würden die Welt in einer Weise verändern, dass das, was Nationalsozialismus und Faschismus erreicht haben, nur noch an einen Kindergarten erinnere. Die Satanisten würden mit Hilfe der Medien dass Denken der Menschen erobern und ihre eigenen Werte etablieren.

(3) Das bringt uns zum letzten Punkt. Was für Werte sind das denn? Es sind die Werte einer darwinistischen Weltauffassung. Das Christentum mit seiner Menschenliebe und Sympathie für das Schwache stehe der natürlichen Auslese nur im Wege und sorge für eine Verunreinigung des Erbguts. Der Mensch sei ein Tier unter Tieren, ein Wolf. Der Wolf im Menschen werde wieder zum Zuge kommen. Den Stärkeren gehöre die Zukunft.

Schon im ersten Abschnitt seines »Antichrist« erklärt uns Nietzsche, wie er sich eine zukunftsfähige Caritas vorstellt: »Die Schwachen und Missrathnen sollen zu Grunde gehn: erster Satz unserer Menschenliebe. Und man soll ihnen noch dazu helfen. Was ist schädlicher als irgend ein Laster? – Das Mitleiden der That mit allen Missrathnen und Schwachen – das Chrisentum …« Zeena und Nikolas Schreck erklären uns in diesem Interview, wie sie sich so eine dunkle Welt vorstellen.

Hier der Link zum ersten Teil des Interviews (das nur für Leute mit starken Nerven geeignet ist). Die anderen neun Teile erreicht man über die Spalte auf der rechten Seite: www.youtube.de.

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