Pädagogik

Klassische Bildung ist wichtig

Obbie Tyler Todd schreibt über die Bedeutung der klassischen Bildung in den Augen des Kirchengeschichtlers Samuel Miller („American Christianity and The Classics (1776–1861)“, JETS, Ausgabe 65, Nr. 4, S. 773–792, hier S. 773–774):

Als der Princetoner Theologe Samuel Miller in den frühen 1840er Jahren eine Reihe von Briefen an seine Söhne schrieb, die noch auf dem College waren, gab er ihnen eine Fülle von väterlichen Ratschlägen zu Themen wie Patriotismus, Kleiderordnung und Freundschaft. Miller brachte seinen Söhnen sogar bei, wie sie Geld ausgeben und ihre Zimmer sauber halten sollten. Wie viele seiner aufgeklärten Generation ermutigte auch er seine Kinder, oft und viel zu lesen.

Doch Miller empfahl ein Studienfach mehr als alle anderen. „Was auch immer du im Leben vorhast, du solltest dir so viel klassische Literatur wie möglich aneignen“, riet er. „Es wird eine Zierde und eine Befriedigung für euch sein, solange ihr lebt. Sie wird eure Ansichten erweitern, den Geist disziplinieren, die moralische und intellektuelle Kraft steigern und euch auf eine umfassendere und höhere Brauchbarkeit vorbereiten.“

Als Presbyterianer und Professor für Kirchengeschichte erkannte Miller die Bedeutung historischer Texte und der Beherrschung alter Sprachen. Schließlich wurde die Bibel selbst sowohl auf Hebräisch (Altes Testament) als auch auf Griechisch (Neues Testament) verfasst. Nach dem *Westminster-Bekenntnis* ist die Heilige Schrift „unmittelbar von Gott inspiriert und durch seine einzigartige Fürsorge und Vorsehung in allen Zeitaltern rein bewahrt worden; sie ist daher authentisch“. Als Protestant war sich Miller darüber im Klaren, dass viele theologische Disputationen seit der Reformation ausschließlich auf Latein und nicht auf Deutsch, Französisch oder Englisch geführt worden waren. Seiner Meinung nach war das Studium der griechischen und römischen Literatur jedoch nicht nur eine akademische oder intellektuelle Übung. Es trug dazu bei, einen ganzen Christen zu formen und die „moralische und intellektuelle Kraft“ des Studenten zu fördern.

Die beiden Hauptpunkte im Programm der heutigen Pädagogik

Sigmund Freud schrieb 1927 in Zukunft einer Illusion:

Verzögerung der sexuellen Entwicklung und Verfrühung des religiösen Einflusses, das sind doch die beiden Hauptpunkte im Programme der heutigen Pädagogik, nicht wahr?

Freud hat es geschafft, die Kultur auf den Kopf zu stellen. Denn heute gilt:

Verzögerung des religiösen Einflusses und Verfrühung der sexuellen Entwicklung, das sind doch die beiden Hauptpunkte im Programme der heutigen Pädagogik, nicht wahr?

Frankreichs Enthüllungsbücher

Frankreich wird derzeit durch Enthüllungsbücher über Inzest und Pädosexualität erschüttert. Höchste Kreise des Landes sind betroffen (siehe hier und hier). Camille Kouchner, die eines dieser Werke geschrieben hat, ist die Tochter von Evelyne Pisier und Bernard Kouchner. Ihre Mutter war militante Feministin, eine Zeit lang sogar die Geliebte von Fidel Castro. Der Vater war einst Außenminister, Präsident des Rats der Europäischen Union und hat „Ärzte ohne Grenzen“ begründet. Er gehörte zum Kern der sogenannten „Neuen Philosophen“ um André Glucksmann und Bernard-Henri Lévy.

Was die Sache jenseits des Kinderleids so bedrückend macht: Das ideologische Futter für Entkriminalisierung der Pädosexualität wurden von französischen Intellektuellen schon in den 70-er Jahren bereitgestellt. Es waren Lehrer, die in der Pädagogik und Philosophie der Postmoderne nach wie vor hohes Ansehen genießen, unter ihnen Michel Foucault, Roland Barthes, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und der besagte Bernard Kouchner. An diesen Autoren kommt kaum jemand vorbei, der heute ein Lehramt oder Pädagogik studiert, wobei über ihre „Theorien“ nur selten kritisch reflektiert wird.

Danny Michelsen beschreibt in dem von Franz Walter et. al. herausgegeben Buch Die Grünen und die Pädosexualität (2015, S. 23) die Ereignisse rund um den „Offenen Brief zur Überarbeitung des Gesetzes über Sexualdelikte an Minderjährigen“:

Die Regulierung sexueller Praktiken, gerade auch die Sanktionierung von Perversionen, wurde von vielen jungen, sich als fortschrittlich verstehenden Sexualforschern ausschließlich als Herrschaftsinstrument interpretiert, durch das die gesunde sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gestört werde. Wenn manche von ihnen die Gefahren »asozialer« Triebregungen betonten, versicherten sie zugleich, dass der Sexualtrieb »seine eigene Ordnung« habe, »die sich desto wirkungsvoller durchsetzt, je ungestörter durch äußere Hemmungen die sexuellen Bedürfnisse befriedigt werden können«. Diese Überzeugung floss in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden in die Debatten rund um die Reformierung des Sexualstrafrechts ein. Der deutsche Gesetzgeber differenzierte 1973 die bislang geltenden Unzuchtstatbestände aus und schuf so einen »strafrechtlichen Rundumschutz des Kindes vor sexuellen Kontakten jeglicher Art mit einem Erwachsenen«.

In Frankreich gab es ähnliche Bestrebungen; 1977 unterzeichneten jedoch zahlreiche Gelehrte und Schriftsteller eine Petition gegen ein Gesetz, das Sex mit Kindern unter 15 Jahren unter Strafe stellen sollte: Neben Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Jacques Derrida und Roland Barthes hatte auch Michel Foucault, der zur selben Zeit mit seinem diskursanalytischen Ansatz die historische Erforschung der Sexualität in neue Bahnen lenkte, sich gegen das Gesetz ausgesprochen. Eines seiner Hauptargumente lautete: Der moderne Staat stilisiere Pädophile zu gefährlichen Individuen und benutze sie, um immer tiefere Eingriffe in das Sexualleben der Bürger zu rechtfertigen. Dabei, so Foucault, sei es vermessen, von psychiatrischen Gutachtern anzunehmen, dass sie die Wünsche von Kindern deuten könnten und dass es so etwas wie eine essentielle »Natur« der kindlichen Sexualität gebe. Seines Erachtens gebe es keinen Grund, warum sexuelle Beziehungen, in die Kinder einwilligen, nicht erlaubt sein sollten: »Jedenfalls hat eine gesetzlich festgelegte Altersgrenze keinen Sinn. Noch einmal, man kann dem Kind zutrauen, selbst zu sagen, ob ihm Gewalt angetan worden ist oder nicht.«

Grenzen digitalen Lernens

 Durch Corona erleben die Schulen gerade einen Digitalisierungsschub. Was sich dabei bewährt hat und was man zukünftig besser lassen sollte, beschäftigt den Pädagogen Michael Felten beim DLF Kultur. Die Überlegungen sind hörenswert: 

So bringt es kaum etwas, Klassen nur mit Laptops auszustatten, interaktive Lernvideos hingegen können hilfreich sein. Wenn ein Fach oder eine Altersstufe viel geistige Auseinandersetzung erfordert, fällt der IT-Nutzen gering aus. Bei reinem Training zeigen sich aber auch überdurchschnittliche Effekte. Hattie selbst bilanziert, IT verbessere den Unterricht nur, wenn es sich nicht um Ersatz, sondern Ergänzung des pädagogischen Settings handele – und wenn die Vielfalt der Lernarten und die Häufigkeit von Feedback steige.

Beinahe klingt es dialektisch: Digitales Handwerkszeug muss für Schulen selbstverständlich werden. Gleichzeitig erstrahlt die Lehrperson als Zentralfaktor für kindliche Entwicklung. Versäumen wir also nicht, nach der Coronakrise zu fragen, was wir von ihren Notlösungen wirklich behalten wollen. Die Antwort sollte datenbasiert sein – und nicht nur das Bauchgefühl widerspiegeln „Hat doch irgendwie ganz gut hingehauen“. Die CEOs im Silicon Valley jedenfalls bevorzugen für ihre Kinder analoges Lernen.

Hier der Beitrag: 

Nachteile der Fremdbetreuung

Spätestens ein Jahr nach der Geburt eines Kindes haben die meisten Eltern in Deutschland eine schwere Entscheidung zu treffen: Wollen wir unser Kind in einer Krippe fremdbetreuen lassen? Oder erziehen wir es lieber selbst? Manchen Eltern bleibt aus finanziellen Gründen gar keine Wahl. Sie können mit einem Gehalt die Familie nicht mehr versorgen. Allerdings setzt die Fremdbetreuung sehr viele Kinder unter enormen Stress. Hanne K. Götze, die Autorin des Buchs Die Sehnsucht kleiner Kinder, erklärt anhand von Fakten und eigenen Erfahrungen, wie das Leben in den Kinderkrippen stresst. Einen Auszug veröffentliche das Magazin FOCUS:

Ich möchte noch einmal zusammenfassen, was das alles für ein kleines Kind heißt: Es muss jeden Tag aufs Neue mit der Trennung fertigwerden. Jedes Unwohlsein, jedes „Böckchen“, jedes Aua, jeder Kummer wegen eines weggenommenen Spielzeugs usw. muss immer vor „Publikum“ und sozusagen bei fremden Leuten durchgestanden werden. Die Signale, die es aussendet, werden kaum wahrgenommen oder verstanden. Die Mama ist nicht da. Und die Erzieherin, an die es sich möglicherweise langsam gewöhnt hat, ist auch nicht immer da.

Außerdem gibt es noch so viele kleine Konkurrenten um ein wenig Zuwendung. Das ist Stress pur: Die Kinder müssen sich den ganzen Tag lang auf einer höheren emotionalen Reifestufe bewegen, als sie tatsächlich sind.

So ist es kein Wunder, dass sich die Kinder in der Trennungssituation anders verhalten als im vertrauten Bindungszusammenhang. Ihr Spielverhalten verändert sich. Der Prager Forscher Zdeněk Matějček stellte bereits in den 1970er-Jahren fest: Das Spiel wird inhaltsärmer, stereotyper und weniger ausdauernd.xxi Manche Kinder reagieren auch mit verstärkter Aggressivität oder mit innerem Rückzug. Eine finnische Studie von 1979 ergab: Isolation/Rückzug treten bei 54 %, Unruhe bei 66 %, Hyperaktivität bei 21 %, Zorn bei 34 %, Schlaf- und Essstörungen bei 31–56 % der Kinder auf.

Mehr: www.focus.de.

Reformpädagogik in der Krise

Gleich zwei aktuelle Beträge der FAZ eröffnen Einblicke in die Reformpädagogik, die in den letzten Jahrzehnten vor allem durch linke Strömungen durchgesetzt wurde und, so kann man sagen, einen bildungspolitischen „Scherbenhaufen“ hinterlassen hat.

Der Beitrag „Diplome für alle“ informiert über eine vermeintlich sensationell erfolgreiche Schulreform in den USA:

Märchenhaft, anders kann man es nicht nennen. Vor zehn Jahren begann die Reform der völlig desolaten Schulen in Washington. Sie verlief so erfolgreich, dass man mitunter seinen Augen nicht traute, wenn wieder neue Fortschritte vermeldet wurden. Die Noten wurden immer besser, die Schüler immer schlauer, die Lehrer immer beliebter. Die Disziplin an den Schulen stieg, die Zahl der Abschlüsse auch, die Zahl der Problemfälle und Schulverweise sank. Der damalige amerikanische Präsident Barack Obama hielt vor nationalem Publikum eine Lobrede auf das Washingtoner Erfolgsmodell, das ein Vorbild für alle Schulen in den Vereinigten Staaten sein müsse. Das Magazin „Time“ setzte die strahlende Schuldezernentin Michelle Rhee mit einem eisernen Besen in der Hand aufs Cover und feierte sie als siegreiche Heldin im Kampf gegen die verkrustete Bürokratie. Mehr Ehre geht gar nicht.

Die Sache hat allerdings einen Haken. Dahinter stecken Lug und Trug: Die Ballou High School hatte die Diplome praktisch an alle Schüler verschenkt, unabhängig davon, welche Leistungen sie erbracht hatten oder ob sie überhaupt am Unterricht teilgenommen hatten. Denn:

Jeder zweite Absolvent hatte mehr als drei Monate des Schuljahres unentschuldigt gefehlt, jeder Fünfte hatte sogar mehr als die Hälfte des Jahres geschwänzt, viele andere waren in den entscheidenden Tests durchgefallen. Sogar Schüler, die sich praktisch nie hatten blicken lassen, bekamen zum Abschied von ihrer Schule ein Diplom – aber auch solche, die wegen Gewalt- und Drogendelikten aufgefallen waren. Spätere Nachforschungen zeigten, dass mehrere Schüler des Abschlussjahrgangs nach gängigen Maßstäben kaum lesen und schreiben konnten – was darauf hindeutet, dass sie schon in früheren Jahren kaum am Unterricht teilgenommen hatten.

In dem Artikel „Der Pädagoge als Erzieher“ geht es um einen kollektiven Verdrängungsmechanismus. Die Gesellschaft ignoriert nämlich, dass Schule nicht nur bilden, sondern auch disziplinieren muss. Viele Lehrer spüren, dass in Familien immer weniger Grenzen gesetzt werden. Der Erziehungswissenschaftler Thomas Wenzl stellt aber fest, dass man den Lehrern diese erzieherischer Kompetenz andererseits nicht zugestehen will. Lehrer sollen nur begleiten. Das treibt die Lehrer in eine Zwickmühle (und manche wohl auch in eine Identitätskrise):

Lieber, bemerkt Wenzl, wollen gerade junge Lehrer bei ihren Schülern „beliebt“ sein, wohinter sich die Hoffnung verbirgt, damit dem befürchteten jugendlichen Widerstand gegenüber der amtsgegebenen Autorität des Lehrer in der Simulation eines Freundschaftsverhältnisses von Gleichberechtigten zu entgehen.

Das kann eigentlich nicht gut gehen, zumal die Familie als Erziehungsraum oft ausfällt:

Die Gesellschaft verdränge die Notwendigkeit der Disziplinierung der Kinder, sie verschweigt sie lieber, weil sie sich selbst als frei und zwanglos imaginieren möchte. Es passt nicht zum Selbstbild, dass die Notwendigkeit von Erziehung nicht geringer geworden ist, sondern eher zunimmt. Was auch daran liegt, dass die Familie als primärer Raum einer solchen Disziplinierung mehr und mehr ausfällt.

Stattdessen habe die Gesellschaft den Zwang an die Schule delegiert und empöre sich dann darüber, dass diese mit seiner Durchsetzung überfordert ist. Liegt hierin vielleicht der tiefere Grund des akuten Lehrermangels in Deutschland, dass immer weniger junge Menschen bereit sind, diese Rolle des Prügelknaben der Nation anzunehmen?

Kinderrechte ins Grundgesetz? Eltern, hört die Signale!

In dem Beitrag „Kinderrechte im Grundgesetz“ habe ich die GroKo-Absicht kommentiert, Kinderrechte ausdrücklich im Grundgesetz zu verankern. Das die Kinderrechte nicht so gut sind, wie sie klingen, meint auch Moritz Breckner in einem Kommentar für das Medienmagazin PRO:

Denn wer bestimmt, was im Interesse der Kinder ist, und was nicht? Die Gruppen, die bei Kleinkindern ein reges Interesse an vielfältiger Sexualkunde vermuten, sind bereits sehr laut und einflussreich. Wer kommt als nächstes? Es gibt auch Gruppen, die behaupten, eine atheistische Erziehung sei im Interesse von Kindern, da Religion schädlich sei.

Wer die gesellschaftliche Deutungshoheit zu sensiblen Themen gewinnt, der wird auch versuchen, die Deutungshoheit darüber zu erlangen, welche Rechte Kinder haben – oder er wird sich zumindest im Diskurs auf die Kinderrechte im Grundgesetz berufen. Es ist zu befürchten, dass diese Rechte eben doch gegen die Eltern durchgesetzt werden. Gut, dass Kinder Menschen sind – denn die Menschenrechte sind bereits in der Verfassung verankert. Gesonderte Kinderrechte braucht es nicht.

Mehr: www.pro-medienmagazin.de.

Die schillernde Vergangenheit der linksintellektuellen Renate Riemeck

Renate Riemeck (1920–2003) gehörte zu den prominenten links-pazifistischen Intellektuellen der alten Bundesrepublik. Sie publizierte zur Pädagogik, übernahm die Vormundschaft der 14-jährigen Ulrike Meinhof und führte die „Deutsche Friedens-Union“ (DFU), die sich links neben der SPD etablierte und – wie sich später herausstellte – durch die DDR finanziell gefördert wurde.

Die DFU war in den 60er-Jahren eine bei etlichen protestantischen Theologen und Pastoren beliebte Kleinpartei. „Albert Schweitzer, der Samariter von Lambarene und Humanitäts-Fetisch der Deutschen“, hatte sogar „der Friedensfreundin die Erlaubnis gegeben, sein Konterfei für die Wahlwerbung zu benutzen“ (DER SPIEGEL, 23.08.1961, Nr. 35, S. 28). „Hatte die DFU mithin auf dem Gewerkschafts-Acker nichts zu bestellen, so gelang ihr doch ein – wenn auch schmaler – Einbruch in die Front der evangelischen Hirten Westdeutschlands. Da die Riemeck-Partei ‚am besten den christlichen Bemühungen um Frieden‘ entspreche, forderten 25 evangelische Pastoren die Wähler öffentlich auf, für die DFU zu stimmen: „Wer Frieden will, muß Frieden wählen“ (ebd.). Im April 1964 schrieben Riemeck und Größen wie Erich Kästner oder Helmut Gollwitzer gemeinsam einen Brief an Ludwig Erhard und forderten darin ein Umdenken in der Rüstungspolitik. Noch bei „Riemecks Tod 2003 erschienen zahlreiche wohlwollende Nachrufe, die ihren Einsatz als Kämpferin für Frieden, Ost-West-Versöhnung, Frauenrechte und anthroposophische Perspektiven sowie ihre Verdienste für die demokratische Kultur der Bundesrepublik würdigten“ (FAZ vom 31.01.2018, Nr. 26, S N3).

Die FAZ berichtet in dem Artikel „Die Ketzerin“ weiter, dass Riemeck Mitglied der NSDAP war (FAZ vom 31.01.2018, Nr. 26, S N3):

Riemeck behauptete, ihr Interesse an Ketzergeschichte sei überhaupt erst durch die Empathie für das Schicksal der Juden motiviert worden. Im Jahr 1989 gab sie Alice Schwarzer in einem „Emma“-Interview zu Protokoll: „Ich habe ja auch nicht zufällig über ,Ketzer‘ promoviert. Damit meinte ich eigentlich die Juden.“ Der Satz ist überaus bezeichnend für Riemeck, und die „Emma“ fand ihn so stark, dass sie ihn zur Seitenüberschrift machte. Er ist aber auch eine dreiste Lüge. Denn wir wissen heute, dass Riemeck zum Zeitpunkt der Abfassung ihrer Dissertation keineswegs Regimegegnerin war, sondern vielmehr Mitglied der NSDAP.

Zwar trat sie im Herbst 1943 wieder aus der Nazipartei aus, doch legen neuere Enthüllungen nahe, dass sie alles andere als eine Kämpferin für das Schicksal der Juden war. Ihre als verschollen gemeldete Dissertation ist nämlich wieder aufgetaucht und enthält eindeutig antisemitische Passagen:

Warum aber behauptete Riemeck noch zwanzig Jahre später, ihre Dissertation sei verschollen? Die Antwort gibt uns das Manuskript selbst. Bei seiner Lektüre zeigt sich zunächst, dass der 1992 veröffentlichte Aufsatz identisch mit der Doktorarbeit ist. Lediglich die Anhänge fehlen – sowie drei Passagen, die jeweils nur ein oder zwei Sätze ausmachen. Diese kurzen Stellen aber haben es in sich: Sie handeln nämlich allesamt von Juden. Und sie zeigen, dass Riemeck bei ihrer ketzergeschichtlichen Doktorarbeit keineswegs, wie später behauptet, das Schicksal der damals vom NS-Staat verfolgten und ermordeten Minderheit im Sinn hatte.

Mit anderen Worten: Riemeck schrieb in ihrer Dissertation genau in der üblichen antisemitischen, rassistischen Weise über die Juden, wie sie die Nazi-Ideologie vorgab. Riemecks nachträglicher Anspruch, dass sie das Schicksal der zeitgenössischen Juden im Sinn hatte, als sie 1943 über Ketzer schrieb, ist lachhaft.

Illusion Inklusion

Heike Schmoll schreibt in der FAZ (Ausgabe vom 23.05.2017, Nr. 119, S. 1), dass die Schulen wieder einmal zum Schauplatz einer Ideologie geworden sind. Der pädagogische Großversuch der Inklusive stoße  sowohl bei den Eltern der Kinder als auch bei den Lehrern auf wachsende Ernüchterung. Was wohl gemeint war, widerspreche viel zu oft dem Kindeswohl.

Es heißt in dem Kommentar:

[Die Gruppe zu integrierenden Kinder], die am meisten Aufmerksamkeit braucht, wird immer größer. Das sind Kinder mit emotional-sozialer Entwicklungsstörung, die man früher als schwer erziehbar bezeichnet hätte. Zwischen 2005 und 2015 ist diese Gruppe um 86 Prozent auf 85 500 gewachsen. Jeder Zweite davon besucht eine Regelschule.

Das schadet dem Unterricht, aber am meisten den betroffenen Schülern selbst. Der Berliner Psychoanalytiker Bernd Ahrbeck hat in einer Expertise davor gewarnt, die Verfassung dieser Kinder zu bagatellisieren. Die meisten seien bindungsgestört und „stark beeinträchtigt“. Viele von ihnen seien anfällig für frühen Drogenmissbrauch und schwänzten ganz ‚ einfach die Schule. Allein durch stärkere Toleranz und gutgemeinte Integration lassen sich die Probleme dieser Kinder nicht lösen.

Erfolgreiches Symposium in Wiesbaden

Das unter schwerem Polizeischutz von DEMO FÜR ALLE veranstaltete Sexualpädagogik-Symposium im prachtvollen Kurhaus in Wiesbaden am Samstag, den 6. Mai, war ein voller Erfolg. Die über 400 Teilnehmer bekamen neben der dargelegten Rechtslage zur schulischen Sexualerziehung einen fundierten Einblick in die mangelhaften wissenschaftlichen Grundlagen der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ (SPV). Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden empfehlenswerte Alternativ-Modelle einer Sexualaufklärung vorgestellt. Zur Bildergalerie.

Der glasklare und kurzweilige Vortrag des Verfassungsrechtlers Prof. Dr. Christian Winterhoff, der einen besonderen Fokus auf den aktuellen hessischen Sexualerziehungs-Lehrplan gelegt hatte, stieß bei den Zuhörern auf sehr großes Interesse. Winterhoff kam in seiner Abhandlung zu dem Schluß, daß das elterliche Erziehungsrecht Vorrang vor dem Erziehungsauftrag des Staates hat und der Hessische Sexualerziehungslehrplan sowohl gegen das Grundgesetz als auch gegen das eigene Hessische Schulgesetz verstößt. Dazu die Veranstalterin des Symposiums und Sprecherin des Aktionsbündnisses DEMO FÜR ALLE, Hedwig von Beverfoerde: „Mit der schwerwiegenden Expertise dieses Symposiums im Rücken werden wir nicht ruhen, bis der rechtswidrige Sexualerziehungslehrplan in Hessen geändert wird.“

Trotz warmen Sonnenwetters konnten die Veranstalter der Gegendemo vor dem Kurhaus mit gerade einmal 200 Teilnehmern nur 10% ihrer vollmundig angekündigten Protestbewegung (der vorgeblich über 100 Gruppen angehören sollen) mobilisieren. Nachdem zur Gegendemo am Tag zuvor sogar alle im Hessischen Landtag vertretenen Parteien, außer der CDU, sowie der Wiesbadener SPD-Oberbürgermeister öffentlich aufgerufen hatten – ein gigantischer Flop!

Hedwig von Beverfoerde wies in ihrer Eröffnungsrede darauf hin, daß die Abhaltung dieses im Vorfeld mit allen Mitteln bekämpften Symposiums ein Erfolg für die Grundrechte Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, elterliches Erziehungsrecht und Wissenschaftsfreiheit sei. Sie wies die im Landtag geäußerten Unterstellungen, Demo für Alle seien Rechtsradikale, Homophobe, Antisemiten, Nationalisten, Rassisten, etc. als „völlig absurd“ zurück. Im Hinblick auf das Veranstaltungsthema betonte Beverfoerde: „ Auf diesem Symposium soll es darum gehen, die Sexualpädagogik der Vielfalt auf Herz und Nieren zu prüfen. Jede Lehre, erst recht wenn sie für sich in Anspruch nimmt, Kinder in der besten Weise zu erziehen und zu prägen, muß sich Kritik unterziehen, sich selbst immer wieder hinterfragen und hinterfragen lassen. Und genau dies tun wir.“

Der Philosophie- und Religionswissenschaftler Prof. Dr. Harald Seubert (STH Basel) nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die „Kulturgeschichte“ der menschlichen Würde, deren theologischen und philosophischen Grundlagen sowie die Zusammenhänge mit der Sexualität. Dr. Teresa Nentwig vom Göttinger Institut für Demokratieforschung sprach über das Leben und Wirken des Pädophilen-Aktivisten und Wegbereiter der Sexualpädagogik der Vielfalt, Helmut Kentler. Der Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Jakob Pastötter beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Frage, ob es die vielzitierte „kindliche Sexualität“ bzw. „psychosexuelle Entwicklung des Kindes“ überhaupt gibt und kam zu dem Ergebnis, daß es dafür keine wissenschaftliche und empirische Grundlage gibt.

Mit dem Video-Kurzvortrag des Psychiaters und Psychotherapeuten, Dr. Christian Spaemann, wurde sehr deutlich, daß die Behauptung, die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ diene insbesondere der Prävention vor sexuellem Mißbrauch des Kindes, weder auf wissenschaftlich validen Grundannahmen fußt noch empirischer Überprüfung standhält. Es stelle sich vielmehr, so Dr. Spaemann, „die berechtigte Frage, ob nicht gerade dieses Vorgehen der Anbahnung einer Mißbrauchshandlung Tür und Tor öffne“.

Im zweiten Teil des Symposiums wurden verschiedene alternative bindungs- und wertorienterte Aufklärungsansätze vorgestellt, darunter TeenstarNER, „Fit for Love“ und der neue Studiengang „Leib – Bindung – Identität. Entwicklungssensible Sexualpädagogik“ der Hochschule Heiligenkreuz.

Die Videos aller Vorträge werden in Kürze auf www.demofueralle.de veröffentlicht.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner