Grenzen digitalen Lernens

 Durch Corona erleben die Schulen gerade einen Digitalisierungsschub. Was sich dabei bewährt hat und was man zukünftig besser lassen sollte, beschäftigt den Pädagogen Michael Felten beim DLF Kultur. Die Überlegungen sind hörenswert: 

So bringt es kaum etwas, Klassen nur mit Laptops auszustatten, interaktive Lernvideos hingegen können hilfreich sein. Wenn ein Fach oder eine Altersstufe viel geistige Auseinandersetzung erfordert, fällt der IT-Nutzen gering aus. Bei reinem Training zeigen sich aber auch überdurchschnittliche Effekte. Hattie selbst bilanziert, IT verbessere den Unterricht nur, wenn es sich nicht um Ersatz, sondern Ergänzung des pädagogischen Settings handele – und wenn die Vielfalt der Lernarten und die Häufigkeit von Feedback steige.

Beinahe klingt es dialektisch: Digitales Handwerkszeug muss für Schulen selbstverständlich werden. Gleichzeitig erstrahlt die Lehrperson als Zentralfaktor für kindliche Entwicklung. Versäumen wir also nicht, nach der Coronakrise zu fragen, was wir von ihren Notlösungen wirklich behalten wollen. Die Antwort sollte datenbasiert sein – und nicht nur das Bauchgefühl widerspiegeln „Hat doch irgendwie ganz gut hingehauen“. Die CEOs im Silicon Valley jedenfalls bevorzugen für ihre Kinder analoges Lernen.

Hier der Beitrag: 

https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/05/22/digitale_schule_unterricht_ist_in_hohem_masse_drk_20200522_0720_697a274e.mp3

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9 Kommentare
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PeterG
4 Jahre zuvor

<frust_ablassen> Aus meinem Berufsleben: Wenn ich von einer 42 Stundenwoche ausgehe (real eher 55 im langjährigen Durchschnitt), habe ich seit Schließung meiner Schule vor 12 Wochen etwa 150 Überstunden: Notbetreuung, pädagogische und technische Anleitung des Kollegiums, Betreuung meiner Klasse, Anfertigen digitaler Materialien (am PC ausfüllbare Dokumente, „normale“ Arbeitsblätter), Lernvideos, Erklärvideos, Videokonferenzen, ca 500 E-Mails meiner Schüler gelesen und beantwortet, Schulleitungdienste, Zeugnisschreiben, Dienstbesprechungen (auch Videokonferenzen), Lehrerkonferenzen. Dazu einen gehörigen Anteil meiner Bezüge in die technische Ausstattung der Schule gesteckt, meine Ausstattung aufgestockt, Beschwerden der Eltern wegen nicht-funktionierender Technik entgegengenommen und Support angeboten (auch Hausbesuche), mit den Schultern gezuckt, weil das Internet zu langsam ist (der Kommune ist das wohl nicht so wichtig), einzelnen Eltern und Schüler nachgegangen, weil sie mit der Technik nicht klar kommen … So – das Ganze nennt sich in der Presse „Corona-Ferien der Lehrer“. Dieser „Digitalisierungsschub“ ist zum größten Teil Eigeninitiative der Lehrer, finanziert mit den Bezügen der Lehrer. Zu meinem Bauchgefühl: Digitaler Unterricht ist prima, wenn… Weiterlesen »

PeterG
4 Jahre zuvor

Wenn ein Fach oder eine Altersstufe viel geistige Auseinandersetzung erfordert, fällt der IT-Nutzen gering aus.

Das ist (unbewiesener) Unfug und zeugt von einer grundsätzlich ablehnenden Haltung der Technik gegenüber.

4 Jahre zuvor

[…] Hier entdeckt. Und: Es mag auch Lehrer geben, die es sich in den letzten Wochen einfach gemacht haben. […]

Helge Beck
4 Jahre zuvor

hör auf zu heulen. In meiner Nachbarschaft, Haus wird vollständig saniert, neue Besitzer beide Lehrer, O-Ton: Wir sind beide Lehrer und haben jetzt wegen Corona auch mehr Zeit.

Stephan
4 Jahre zuvor

@PeterG
Hmm, der Herr Velten ist Pädagoge, hat Bücher veröffentlicht, er differenziert in seinem Beitrag durchaus über verschiedene Situationen, in denen der IT-Einsatz hilfreich ist oder eben nicht. Ich würde ihm daher nicht Technikfeindlichkeit unterstellen.
Als Gegner des inklusiven Unterrichts scheint er aber durchaus beliebtes Angriffsziel für politisch Linksorientierte zu sein.

@Beck
Es gibt auch bei Lehrern eine Bandbreite, was das jeweilige Engagement angeht. Die einen sitzen bis in die Puppen da und kümmern sich (wie PeterG oder mein Vater zu Lebzeiten), die anderen tun das, was sie immer schon taten: bei nächstbester Gelegenheit den Griffel fallen lassen, um die Vision eines leistungslosen Grundeinkommens wahr werden zu lassen.

PeterG
4 Jahre zuvor

@Helge
Nicht so viel Empathie zeigen …
Aber deinen O-Ton kenne ich auch aus anderen Berufen (auch ohne Studium).
 
 
 
@Stephan

Als Gegner des inklusiven Unterrichts scheint er aber durchaus beliebtes Angriffsziel für politisch Linksorientierte zu sein.

Ok – das hat aber hier nichts mit dem Thema zu tun.
Die Bezeichnung „Pädagoge“ ist m. E. schon etwas ‚euphemistisch‘. Ich finde keinen Hinweis darauf, dass er irgendeine Form der Pädagogik studiert hätte. Als Gymnasiallehrer umgeht man auch die Pädagogik im Studium 😉 Da er inzwischen in Pension ist, lässt sich leichter über die Situation in den Schulen reden. Inhaltlich kann man Felten berechtigterweise an etlichen Stellen kritisieren (z. B. seine eigenwillige Interpretation der Hattie-Studie).
Falsch ist trotzdem seine Aussage, als ob geistige Auseinandersetzung das Gegenteil wäre von IT-Nutzung.

Helge Beck
4 Jahre zuvor

https://www.spiegel.de/panorama/bildung/bildungsforscher-zur-corona-krise-lehrkraefte-haben-viel-zu-wenig-zurueckgegeben-a-b1631185-a064-492d-943b-6c3b6f874d23

Zitat „Lehrerinnen und Lehrer gehören zu einer der wenigen Berufsgruppen, die weitgehend unbeschadet durch die Pandemie gehen: Sie haben keine Einkommenseinbußen, keine Kurzarbeit – aber viel zu wenig angeboten. Dabei bilden wir seit vielen Jahren dafür aus, individualisierte Unterrichtsangebote zu machen. Lehrkräfte in Deutschland genießen ein großes Privileg, haben in der Pandemie aber viel zu wenig zurückgegeben. Ihre Legitimation leidet darunter.“

PeterG
4 Jahre zuvor

@Helge Beck
Da sieht man mal wieder, was für ein Unfug im Spiegel steht.
Der Artikel entspricht nicht der Realität.

Jutta
3 Jahre zuvor
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