Religionsfreiheit

Indien: Friedensmarsch und »Dharna« gegen Christenverfolgung

Leiter von Kirchen, Gemeinden, christlichen Organisationen und Institutionen halten in New Delhi seit Sonntag eine 5-tägige Protestversammlung ab, um gegen die andauernden Grausamkeiten gegen Christen in Orissa und anderen indischen Bundesstaaten zu protestieren.

Die als Dharna bezeichnete Zusammenkunft ist eine typisch indische Form, Gerechtigkeit zu fordern, bei der man traditionell vor der Tür eines Schuldners oder einer Person, die einem Unrecht getan hat, sitzt und fastet, bis die Gerechtigkeit hergestellt ist. Dieses Dharna begann am Sonntag und dauert bis 2. Oktober, das ist der Geburtstag Mahatma Gandhis. An diesem Tag wird ein Friedensmarsch stattfinden, der am Ort der Einäscherung Ghandis enden wird.

Ein eintägiges Dharna wurde letzte Woche bei Raj Ghat abgehalten, um die Aufmerksamkeit der Regierung auf die andauernde Gewalt gegen Christen zu lenken. Vertreter andere Minderheiten haben sich dem friedlichen Protest der Christen angeschlossen und es fiel die Entscheidung, das längere Dharna abzuhalten. Auch H.D. Deve Gowda, ein ehemaliger Premierminister Indiens hat sich den Protesten angeschlossen. Er kam nach New Delhi um gemeinsam mit den Christen an diesem traditionellen indischen Sitzstreik teilzunehmen. Er kritisierte die, wie er es nannte »andauernden unmenschlichen Handlungen der Bajrang Dal«, der so genannten Hindukrieger und appellierte an die Zentralregierung, die Grausamkeiten gegen Christen zu beenden.

»Ich glaube, der Herr wird dieses Ereignis verwenden und ich habe unsere Leiter in ganz Indien angewiesen, den Kontakt mit anderen christlichen Leitern zu suchen, mit ihnen Gemeinschaft zu haben und in dieser Zeit der Verfolgung an ihrer Seite zu stehen« sagte Dr. K.P. Yohannan, der Leiter von Gospel for Asia. Dr. Yohannan musste zu seinem Bedauern feststellen, dass sich zur selben Zeit, als sich indische Christen und Menschenrechtsaktivisten zum Dharna in New Delhi versammelten, die Situation in Orissa weiter verschlechterte. »Aber es wird jetzt nur wenig darüber nach außen berichtet, da die Medien von den Orten der Übergriffe ferngehalten werden, während sogar ganze Dörfer zerstört werden«, sagte Yohannan.

In einem Telefongespräch aus Indien berichtete Dr. Yohannan, was die radikalen antichristlichen Gruppen tun:

Die Politiker in New Delhi müssen wissen, dass auch jetzt radikale Hindus durch viele Bezirke ziehen und die Häuser von Hindus mit Hinduflaggen kennzeichnen. Dann gehen sie in die Häuser der Christen und geben ihnen so und so viele Tage, um zu konvertieren, ansonsten würden ihre Häuser zerstört. Wenn die Christen sich weigern, ihren Glauben zu verleugnen, ziehen die Hindus durch und zerstören ihre Häuser.

»Ich bete, dass dieses Dharna und die Gebete von Christen auf der ganzen Welt eine Auswirkung auf die Regierung haben werden«, erklärte Dr. Yohannan.

Noch werden die Dinge schlimmer. »Eine der schlimmsten Nachrichten, die ich gehört habe, ist, dass Polizisten die Menschen in den Flüchtlingslagern unter Druck setzen und versuchen, sie zur Rückkehr in ihre Dörfer zu bewegen«, sagte Dr. Yohannan. In ihren Dörfern, aus denen sie geflohen sind, würden sie attackiert und im schlimmsten Fall getötet.

Der Appell von Dr. Yohannan: »Den Christen im Westen möchte ich nur eines sagen: Bitte betet weiter!«.

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Quelle: Gospel for Asia, Übersetzung: ÖEA.

Iran: Parlament verabschiedet Gesetz über Todesstrafe für Abfall vom Islam

Apostasie (das Verlassen des Islams) ist in jedem islamischen Land ein enorm riskantes, zuweilen sogar tödliches Unterfangen. Das ist nichts Neues für die Betroffenen und auch nicht für jeden, der sich ernsthaft mit Religionsfreiheit beschäftigt. Das traditionelle Recht der Scharia fordert den Tod des vom Islam Abgefallenen und stützt sich dabei auf den Haidth (Ausspruch Mohammeds): »Wer seine islamische Religion wechselt, tötet ihn« (Sahih Al-Bukhari, Band 9,57).

In Zeiten des politischen Machtverfalls in den islamischen Staaten insbesondere nach den beiden Weltkriegen und dem Aufstieg des sekulären arabischen Nationalismus kam man weitgehend von der Verhängung der Todesstrafe wegen Apostasie auf staatlicher Ebene ab. Während Konvertiten aus dem Islam häufig aus religiösem Hass oder im Namen der »Ehre« ermordet wurden, wurden von Staaten, die unter westlichem Mandat standen oder wirtschaftlich vom Westen abhängig waren, keine Todesurteile wegen Apostasie verhängt.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die sunnitische Bewegung der Wahabiten konnte dank der enormen Gewinne aus den Ölexporten Saudi Arabiens ihre Lehren in vielen Ländern verbreiten. Nach Jahrzehnten sinkenden Lebensstandards in vielen islamischen Ländern sind die Menschen bereit, die Behauptung der Moslembruderschaft »der Islam ist die Lösung« in der Praxis zu testen. Seit der islamischen Revolution von 1979 und der Gründung der Islamischen Republik Iran ist zwar in breiten Bevölkerungsschichten Ernüchterung eingekehrt, doch Präsident Ahmadinedschad und der ultrakonservative schiitische Klerus wollen, getragen von apokalyptischem Eifer, das Kommen des Mahdi beschleunigen.

In diesem Klima ist der Iran im Begriff, neue Gesetze zu schaffen, durch die der Abfall vom Islam und die Förderung des Abfalls (auch über das Internet) mit dem Tod bestraft werden sollen. Dies geschieht im Namen der »geistigen Gesundheit« des Staates. Die Kleriker an der Spitze des iranischen Polizeistaats kümmern sich offensichtlich nicht um das Missfallen des Westens. Die Einführung der Todesstrafe für Apostasie ist für den Iran vielmehr ein geeignetes Mittel, den Westen zu brüskieren und die eigene Vormachtstellung im Mittleren Osten auf Kosten der USA zu zementieren.

Dieses Gesetz ist eine Reaktion auf die Realität, dass sich immer mehr durch die scheinbar nie enden wollende Armut und Unterdrückung entmutigte iranische Moslems vom Islam abwenden. Eine kürzlich im iranischen Fernsehen übertragene Predigt eines schiitischen Imam zeigt, wie besorgt die Behörden wegen des Phänomens der Bekehrung vom Islam zu anderen Religionen sind und dass sie bereit sind, diese Bewegung zu stoppen. Ein Youtube Clip zeigt einen Ausschnitt aus der Predigt eines schiitischen Mullah, der die Gläubigen anleitet, sich nicht darum zu kümmern, Sunniten, Christen oder Anhänger des Zoroastrismus (Religion des vorislamischen Iran) zum schiitischen Islam zu bekehren. Denn – so warnt er – er sei durch das ganze Land gereist und die größte Gefahr sei die des Abfalls vom Islam, insbesondere unter jugendlichen Schiiten, die sich der Religion der alten Perser zuwenden. »Lasst es nicht zu, dass unsere jungen Schiiten unsere Religion verlassen«, brüllt er. Dabei erwähnt er die Übertritte zum Christentum mit keinem Wort.

Trotz der Gefahr für Konvertiten, ermordet zu werden, haben verschiedene westliche Länder in den letzten Jahren iranische Asylwerber, darunter auch Konvertiten aus dem Islam, in den Iran zurückgeschickt und sich dabei auf die Behauptungen des Hochkommissariats für Flüchtlingswesen der Vereinten Nationen (UNHCR) gestützt, dass diese dort nicht verfolgt würden.

Doch das UNHCR wird zur Kenntnis nehmen müssen, dass das iranische Parlament am 9. September einen Gesetzesentwurf angenommen hat, der zwingend die Todesstrafe für Konversion aus dem Islam vorsieht. Dieser Gesetzesantrag wurde mit 196 Ja-Stimmen und sieben Gegenstimmungen bei zwei Enthaltungen angenommen.

Der Weg dieses Gesetzesentwurfs durch das iranische Parlament gibt einer steigenden Zahl von Iranern, die den Islam verlassen und sich einer anderen Religion zugewandt haben, Anlass zu großer Sorge und stellt einen großen Rückschritt für die Menschenrechte im Iran dar. In dem Gesetzesentwurf werden neben Apostasie noch weitere Delikte angeführt, die mit dem Tode zu bestrafen sind, darunter die Einrichtung von Blogs und Webseiten, die Korruption, Prostitution oder den Abfall vom Islam fördern. In dem Gesetzesentwurf heißt es, dass wer dieser Delikte überführt wird, als »mohareb« (Feind Gottes) und »Verdorbener auf der Erde« zu bestrafen ist. Weiters ist vorgesehen, dass in all den genannten Fällen unbedingt die Todesstrafe zu verhängen und keine Strafnachsicht oder Umwandlung möglich ist.

Zum Inkrafttreten des neuen Gesetzes fehlt noch die Zustimmung des Wächterrats. Selbst wenn diese aus irgendeinem Grund nicht erteilt werden sollte, ist es sehr wahrscheinlich, dass Personen, die das Schariarecht in die eigene Hand nehmen und Lynchjustiz üben vom derzeitigen Regime nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Quelle: WEA-RLC u. IFI, übersetzt freundlicherweise von J.J.

Siehe auch die Meldung von Amnesty International (mit konkreten Handlungsanweisungen): www.amnesty.de sowie diesen Beitrag: theoblog.de.

Warum Demokratien die UNO-Konferenz in Durban meiden sollten

Pascal Bruckner hat für das Kulturmagazin Perlentaucher.de ein politisch nicht korrektes Essay über antisemitische und totalitäre Bestrebungen unter dem Dach der UNO verfasst. Kurz: »Der Antirassismus ist in der UNO zur Ideologie der totalitären Bewegungen geworden, die ihn für ihre Zwecke benutzen. Diktaturen oder notorische Halbdiktaturen (Libyen, Pakistan, Iran, Saudi Arabien, Algerien; Kuba, Venezuela und so weiter) bemächtigen sich einer demokratischen Sprache und instrumentalisieren juristische Standards, um sie gegen die Demokratien in Stellung zu bringen und sich selbst niemals in Frage zu stellen.«

Das vollständige Essay kann hier eingesehen werden: www.perlentauscher.de.

Zur Situation der Christen in Zimbabwe

Josef Jäger, ein Kollege aus dem Arbeitskreis für Religionsfreiheit und Menschenrechte der Evangelischen Allianz, hat freundlicherweise folgenden Bericht der Weltweiten Evangelischen Allianz über die Situation der Christen in Zimbabwe übersetzt.

Zimbabwe: »Wir werden verfolgt«

»Religionsfreiheit« nur für Angehörige der Staatsreligion ist keine Religionsfreiheit. »Religionsfreiheit«, die keinen Religionswechsel erlaubt, ist keine Religionsfreiheit. Genau so wenig ist eine »Religionsfreiheit«, die von der politischen Loyalität zu einer bestimmten Partei abhängig gemacht wird, echte Religionsfreiheit.

Was 2001 als Einmischung der Regierung in die Angelegenheiten der anglikanischen Kirche in Zimbabwe begonnen hat, hat sich zu schwerwiegenden Verstößen gegen die Religionsfreiheit entwickelt, die so weit gehen, dass sich »Dissidenten« unter den Anglikanern, und das sind die meisten der Anglikaner in der Hauptstadt Harare, nur noch unter Lebensgefahr versammeln können. Und es spricht nichts dafür, dass die Unterdrückung und Verfolgung bei den Anglikanern von Harare ein Ende hat. Auch die katholische Kirche und verschiedene protestantische Organisationen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, haben den Hass des Regimes bereits zu spüren bekommen.

In Harare wurden tausende Anglikaner aus den Kirchen ausgesperrt? Warum? Weil die anglikanische Kirche den Mut und die Integrität hatte, sich dem von Mugabe eingesetzten korrupten Bischof Dr. Nolbert Kunonga zu widersetzen. 2001 hatte die Geheimpolizei die Bischofswahl zugunsten von Kunonga beeinflusst. Kunonga hatte in den USA Theologie der Befreiung am „Unification Seminary“ der Vereinigungskirche von Rev. Sun Myung Moon in Barrytown im Bundesstaat New York gelehrt. Sein aussichtsreicher Gegenkandidat Tim Neill hatte sich beim Regime unbeliebt gemacht, da er dessen Menschenrechtsverletzungen anprangerte. Ein Beispiel für die Einschüchterung dieses an der Universität Oxford ausgebildeten Theologen: er erhielt einen Brief einer Regierungsstelle, in dem er gewarnt wurde, er würde sich um einen »Reisepass in die Hölle« bewerben. Kunonga begann nach seiner Ernennung zum Bischof, die Diözese in einen religiösen Arm der Regierungspartei ZANU-PF umzuwandeln. Er vertrieb die weißen Priester und »säuberte« die Priesterschaft von allen, die nicht als regimetreu galten. Das führte dazu, dass die Hälfte der afrikanischen Priester ins Ausland flohen. Um die verwaisten Kanzeln zu besetzen, begann er Personen ohne theologische Ausbildung zu Priestern zu ordinieren, darunter auch Mitglieder der Geheimpolizei. 2003 wurde der Fall von Bischof Kunonga vor ein Kirchengericht gebracht, und zwar wegen mehrerer Annklagepunkte von Häresie und Betrug bis zur Anstiftung zum Mord an zehn Priestern, die seiner Linie nicht folgen wollten. Das Verfahren vor dem Kirchengericht konnte nicht abgeschlossen werden, da die im Ausland befindlichen Zeugen aus Furcht um ihr Leben nicht nach Zimbabwe zurückkehren wollten, um auszusagen. Doch Kunonga hatte seinen Einfluss bereits verloren. Zuletzt versuchte er, die Diözese Harare von der Kirchenprovinz Zentralafrika – einer Gruppe von Diözesen in Botswana, Malawi, Sambia und Zimbabwe – herauszulösen, um seine Position zu erhalten. Gläubige und Priester wandten sich von ihm ab. Der politisch motivierte Spaltungsversuch scheiterte.

Daraufhin setzte die anglikanische Kirche der Kirchenprovinz Zentralafrika Kunonga wegen des Versuchs der Kirchenspaltung als Bischof von Harare ab. Dr. Sebastian Bakare, der 66-jährige ehemalige Bischof von Manicaland (Region an der Grenze zu Mozambique) wurde aus dem Ruhestand geholt, um Kunongas Position als Bischof von Harare zu übernehmen. Kunonga focht die Entscheidung vor einem weltlichen Gericht (Harare High Court) an. Dieses gestand der anglikanischen Kirche jedoch das Recht zu, ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu regeln, bestimmte aber, dass die beiden die Kathedrale teilen sollten. Kunonga widersetzte sich und verbarrikadierte sich mit etwa 40 Jugendmilizionären der ZANU-PF in der Kathedrale. Anfang Mai wies der Oberste Gerichtshof die Berufung Kunongas ab. Bei aller Gesetzlosigkeit und dem bedrohlichen Klima im Land ist dies eine mutige Entscheidung der Höchstrichter, die damit bereit sind, sich auch dem Zorn Mugabes auszusetzen.

Kunonga wurde inzwischen von der Kirchenprovinz Zentralafrika der Anglikanischen Kirche exkommuniziert.

Explodierende Gewalt

Seither ist es zu einer Explosion staatlich angezettelter Gewalt gegen die Anglikaner von Harare gekommen. Mugabes Polizei hat alle Kirchen und kirchlichen Grundstücke beschlagnahmt und »Dissidenten« unter den Anglikanern zu Verrätern gestempelt. In einer Schilderung eines Übergriffs am 16. Mai (Bericht New York Times) heißt es: »Die Gläubigen standen aufgereiht zur Heiligen Kommunion, als die Polizei die große St. Franziskuskirche in Harare, der Hauptstadt Zimbabwes, stürmte. Helm tragende Polizisten mit schwarzen Stiefeln schlugen mit ihren Schlagstöcken gegen die Kirchenbänke, während verängstigte Gottesdienstbesucher zu den Toren drängten. Ein Polizist schwang seinen Schlagstock in gefährlichen Bögen und traf alte Frauen, ein Mädchen und eine Großmutter, die gerade ihre Bibel aufheben wollte. Eine einzelne Frau begann aus einem Kirchenlied in der Shone Sprache zu singen: ›Wir werden Gott anbeten, egal welche Prüfungen uns begegnen!‹ Hunderte Frauen stimmten ein.«

In der St. Paulskirche in Highfield, einem Außenbezirk von Harare, weigerten sich die Gläubigen, zu gehen und sangen weiter »Gloria in Excelsis De«, als am 4. Mai ungefähr ein Dutzend Polizisten in die Kirche eindrangen. Der Kommandant funkte nach Verstärkung. Etwa 50 Polizisten vertrieben dann einige hundert Gläubige durch Lärm, indem sie mit ihren Schlagstöcken gegen die Kirchenbänke schlugen. Einige Gläubige photographierten die Polizisten mit ihren Handys. Nachdem die Polizei auf einige Gottesdienstbesucher eingeschlagen hatte, wurde ihnen gesagt: »Geht nach Hause, ihr habt hier nichts zu suchen«.

Bischof Bakare erklärte: »Als Theologe, der viel über die Verfolgung der ersten Christen gelesen hat, fühle ich mich wirklich verbunden mit ihrer Geschichte. Wir werden verfolgt.«

Bischof M. Thomas Shaw von der Episkopalkirche aus Massachusetts hat kürzlich Zimbabwe besucht. Auch er berichtet über Kirchenschließungen, Verhaftungen, konfiszierte Konten und Fahrzeuge der anglikanischen Kirche. Die Einheimischen berichteten ihm über Polizeigewalt, Schläge, Einkerkerung und Einschüchterung durch Polizeihunde als alltägliche Elemente im Leben der Anglikaner von Harare. Bischof Shaw erlebte einen Gottesdienst am 18. Mai, den die Polizei aufzulösen versuchte. Die Menschen weigerten sich zu gehen, obwohl die Atmosphäre sehr bedrohlich war. Sie blieben, beteten und sangen mehr als 2 Stunden lang, während die Polizei sie bedrohte und gegen die Bankreihen schlug. Es waren auch Polizeihunde vor Ort. Weiter berichtet er: »Am Sonntag ging ich in dieses arme Stadtviertel. Es waren ungefähr 400 Menschen zum Gottesdienst in einem Hof eines Privathauses versammelt. Die Reihen reichten bis auf die Straße. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Die Freude und Begeisterung dieser Leute ist wirklich tief gehend.«

Weiter kompliziert wird die Situation der Christen durch ein seit Mitte Mai in Kraft befindliches Verbot von öffentlichen Versammlungen, darunter auch Gebetsversammlungen. Dies betrifft alle Konfessionen. Pastor Useni Sibanda von der Vereinigung der Kirchen von Bulawayo, erklärte gegenüber dem ökumenischen Nachrichtendienst Ecumenical News International: »Letzte Woche haben sie uns gesagt, dass die Kirchen keine Gebetsversammlungen im Freien mehr abhalten dürfen, außer auf dem Kirchengelände. Das ist schwer einzuhalten, wenn wir aus unseren Kirchen ausgesperrt sind.«

In den letzten Wochen hat die Polizei Razzien in Büros von Menschenrechtsorganisationen und christlichen Organisationen durchgeführt, darunter auch bei der christlichen Allianz Zimbabwes, der christlichen Studentenbewegung von Zimbabwe und der ökumenischen Organisation Ecumenical Support Services. Dabei wurden einige Personen festgenommen. Doch der Generalstaatsanwalt weigerte sich, die Verhafteten anzuklagen. So wurden sie wieder freigelassen.

Die Kirche im Schatten des Kreuzes

Anfang Juni haben die anglikanischen Bischöfe der Provinz Zentralafrika eine Pastoralbotschaft veröffentlicht, in der sie ihre tiefe Sorge und Bestürzung über die Eskalation der Gewalt zum Ausdruck bringen und die Gewalttäter aufrufen, das Gesetz zu respektieren.

Islam in Europa als Herausforderung

Die Globalisierung ist für Europa ein Thema von großer Bedeutung. Die Welt ist näher zusammengerückt. Das gilt auch für die islamische Welt und Europa. So ergeben sich neue Chancen ebenso wie Herausforderungen für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft im 21. Jahrhundert.
Auf Einladung des »Personenkomitees Aufeinander zugehen« in der oberösterreichischen Stadt Traun sollte Frau Prof. Dr. Christine Schirrmacher am 21. Mai über den »Islam in Europa als Herausforderung für Staat, Gesellschaft und Kirche« referieren. Der Vortrag, der nach Protesten besonders von Mitgliedern der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich abgesetzt wurde (vgl. idea), kann in einer schriftlichen Version hier herunter geladen werden: www.islaminstitut.de.

Evangelikale Reaktion auf muslimische Verständigungsinitiative

Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) hat in einem Schreiben einen eigenen Beitrag zu einer christlich-muslimischen Verständigungsinitiative geleistet. Das Dokument, das am 11. März veröffentlicht wurde, ist eine Antwort auf ein Gemeinsames Wort von 138 muslimischen Geistlichen, das diese zum Ende des Fastenmonats Ramadan im Oktober an den Vatikan, die orthodoxen Kirchen, den Weltkirchenrat, die anglikanische Weltgemeinschaft sowie die Weltbünde der Lutheraner, Reformierten, Baptisten und Methodisten gerichtet hatten. Darin wiesen sie auf Gemeinsamkeiten in der Bibel und im Koran hin, insbesondere auf das Doppelgebot, Gott und den Nächsten zu lieben.

In dem vom Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der WEA, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), verfassten und von ihrem Internationalen Direktor, Geoff Tunnicliffe (Markham), unterzeichneten Antwortschreiben lädt die Dachorganisation von rund 420 Millionen Evangelikalen Muslime zu Gesprächen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden großen Weltreligionen ein: »Lassen Sie uns im direkten Gespräch über unsere Differenzen sprechen und versuchen, einander durch gute Argumente zu überzeugen, ohne Gewalt und Androhung von Gewalt, und damit über die Differenzen in den politischen Strategien oder in der Handlungsweise der Regierungen hinauszugehen.«

Die WEA betont die Verpflichtung der Christen zum Frieden, wie sie etwa in der Bergpredigt Jesu oder in den Briefen des Apostels Paulus zum Ausdruck kommen. Die Weltallianz geht auch auf den Aufruf der muslimischen Gelehrten an Christen ein, Muslime zu werden, indem sie »Gott anbeten sollen, ohne ihm einen Partner zur Seite zu stellen«. Diese Einladung könne man nicht annehmen. Im Gegenzug lädt die Allianz Muslime zum Glauben an den Gott ein, »der unseren Widerstand gegen ihn und unsere Sünde durch das vergibt, was sein Sohn Jesus Christus für uns am Kreuz getan hat«. Es gehe nicht darum, Streit zu suchen. Vielmehr seien Christen von der Wahrheit ihres Glaubens ebenso überzeugt wie Muslime von ihrer. Die Allianz verweist unter anderem auf das Jesus-Wort »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Johannes 14,6).

Die fundamentalen Unterschiede im Gottesverständnis zwischen Islam und dem christlichen Glauben seien der Allianz bewusst. Zum besseren Verstehen werde es langer, aufrichtiger Gespräche bedürfen. Auch beim Verständnis der Liebe Gottes bestünden tiefe Differenzen. So glaubten Christen im Unterschied zu Muslimen, dass der Tod Jesu am Kreuz der größte Beweis der Liebe Gottes zu den Menschen sei. Man werde die Unterschiede jedoch niemals zum Vorwand nehmen, Muslime nicht zu lieben oder den Frieden zu gefährden.

Die WEA kommt auch auf die Religionsfreiheit als Menschenrecht zu sprechen. Man wolle, dass Christen und Muslime in Frieden zusammenleben können. Frieden werde man nicht dadurch erreichen können, dass man sich zunächst in allen Unterschieden einig werde. Vielmehr sollte man den Anhängern aller Religionen ermöglichen, ihren jeweiligen Glauben in vollem Maße auszuüben und zu verbreiten, und allen Menschen erlauben, ihre Religionszugehörigkeit frei zu wählen.

Die WEA bringt ferner Bedenken auf drei Gebieten zum Ausdruck. Sie bittet Muslime, zwischen dem christlichen Glauben und der westlichen Welt zu unterscheiden. Das Christentum sei keine westliche Religion, und die Mehrheit der Menschen im Westen lebten nicht nach Gottes Willen. Zum zweiten zeigt sich die Allianz verwundert, dass die Muslime davon sprechen, dass Christen Krieg gegen Muslime wegen ihrer Religion führten, sie unterdrückten und vertrieben. »Wo führen Christen Krieg gegen Muslime?« fragt die Allianz. Die dritte Sorge betreffe das Schicksal von Christen in überwiegend muslimischen Ländern. Oft sei es ihnen nicht gestattet, ihren Glauben ungehindert auszuüben; manche säßen in Haft, andere würden ermordet. Man bitte darum, den Christen das gleiche Maß an Frieden und Gerechtigkeit zukommen zu lassen, wie den dort lebenden Muslimen.

Im November 2007 hatten bereits eine große Anzahl christlicher Theologen eine Antwort auf die muslimische Verständigungsinitiative unter dem Titel »Gott und den Nächsten zusammen lieben« in der Zeitung New York Times veröffentlicht. Darin wurde die Gottes- und Nächstenliebe als »zentrale Gemeinsamkeit« der beiden Religionen bekräftigt. Das Papier wurde heftig kritisiert, da die Unterschiede zwischen den Religionen verwischt und die Bedeutung von Jesus Christus relativiert wurde.

Das originale Dokument gibt es hier: We_Too_Want_to_Live_in_Love.pdf. Eine deutsche Übersetzung kann heruntergeladen werden unter: WeToWant.pdf.

Iranische Regierung will Todesstrafe für Apostaten

Als alarmierenden Verstoß gegen die Menschenrechte und die Religionsfreiheit bezeichnet die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Christine Schirrmacher vom Institut für Islamfragen das geplante iranische Gesetz zur Festlegung der Todesstrafe für muslimische Apostaten. Da bisher eine gesetzliche Festlegung dieser Strafe fehlte, konnten die Richter auch entsprechend lange Gefängnis- oder harte Arbeitsstrafen verhängen. Da sich der Gesetzesentwurf nach Artikel 112 auf alle Aktionen gegen die innere und äußere Sicherheit des Landes bezieht, wären künftig auch iranische Christen, die aus Deutschland oder anderen Ländern abgeschoben würden, von einer Verurteilung bedroht und in Lebensgefahr. Nachdem der Gesetzesentwurf bereits im Januar vom Kabinett genehmigt wurde, steht die erwartete Zustimmung des Parlaments noch aus. Das Gesetz würde neben Konvertiten zum Christentum auch liberale Denker und Mitglieder der religiösen Minderheit der Baha’i betreffen.

Die vollständige Pressemitteilung gibt es hier: PM0034.pdf.

Auf nach »Little Bagdad«

jaramana1.jpgPetra Tabeling beschreibt in einem Artikel für Das Parlament (12. Nov. 2007, S. 3) den Exodus der Christen aus dem Irak. Mehr als 20.000 irakische Flüchtlinge haben im vergangenen Jahr Zuflucht in den Ländern der EU gesucht, davon allein 9.000 im liberalen Schweden. Der überwiegende Teil der irakischen Flüchtlinge sind Christen, die im Irak nur etwa drei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie gehören den Chaldäern, der syrisch-orthodoxen oder der assyrischen Kirche an.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dokumentiert im Jahrbuch Märtyrer 2007 die Situation der Christen im Irak. Der Beitrag über die größte Christenverfolgung der Gegenwart kann hier frei heruntergeladen werden: GfbV_auszug.pdf.

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Bild: Die Hauptstraße im Damaszener Viertel Jaramana. Viele der Schulkinder sind Iraker. Seit dem Ansturm der Flüchtlinge hat sich die Schülerstärke in vielen Klassen der syrischen Stadt von 25 auf 60 erhöht (Quelle: G.M. Keller mit freundlicher Genehmigung).

Wo sind die türkischen Christen?

TürkeiWußten Sie, dass vor knapp 100 Jahren der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung in der Türkei bei 30 Prozent lag? Heute sind nur noch ca. 0,2 Prozent der in der Türkei lebenden Menschen Christen.

Während der diesjährigen Arbeit am Jahrbuch für Christenverfolgung hatte ich das Vergnügen, die Soziologin Tessa Hofmann kennenzulernen. Frau Hofmann, eine Expertin für Minderheiten- und Genozidforschung, verfügt über exzellente Kenntnisse der türkischen Geschichte. In ihrem Beirag zum Jahrbuch hat sie die Entchristianisierung und die Situation der Christen heute in der Türkei detailliert und eindrücklich beschrieben. Klingt das nicht spannend?

Das heutige türkische Staatsgebiet bildete für knapp zwei Jahrtausende ein zutiefst christlich geprägtes Land. Nicht nur, dass sich dort zahlreiche Schauplätze von Ereignissen des Neuen und Alten Testaments noch immer in Augenschein nehmen lassen – vom Archeberg Ararat im Armenischen Hochland bis zum auch von Muslimen verehrten Geburtsort Abrahams in Urfa –, sondern frühe und bis in das 20. Jahrhundert zahlenmäßig wie auch in ihren kulturellen Leistungen bedeutende christliche Gemeinschaften trugen erheblich zu dieser Prägung bei – auch nach der Eroberung der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel durch die Osmanen (1453). Dass wir trotz Apostelgeschichte, trotz der bedeutenden Kirchenväter, Märtyrer und Heiligen Kleinasiens – Basileios der Große etwa, Grigorios von Nazianz, Grigorios von Nyssa oder Nikolaos von Myra – die Türkei nicht mehr als uraltes christliches Kulturland begreifen, liegt an der Radikalität, mit der türkische Nationalisten im Verlauf eines knappen Jahrhunderts das Christentum in Kleinasien und Nordmesopotamien entwurzelten und die Erinnerung an seine Träger zu tilgen versuchten.

Gern können Sie den Aufsatz »Wer in der Türkei Christ ist, zahlt einen Preis dafür …« selbst lesen. Erfreulicherweise wurde er freigegeben und kann hier heruntergeladen werden: Hofmann_auszug.pdf.

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Bild: Creative Commons

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