Taufe

„Und hat sie gereinigt durch das Wasserbad“

Johannes Calvin schreibt über die Reinigung durch das „Wasserbad“ in Eph 5,26 (Die Briefe an die Epheser und Galater):

Neben der inneren und verborgenen Heiligung nennt der Apostel deren äußerlich greifbares Bestätigungszeichen. Damit will er sagen: das Unterpfand für diese Heiligung ward in der Taufe gegeben. Doch ist hier eine besonnene Auslegung nötig, damit die Menschen nicht, wie es oft geschieht, in schlechtem Aberglauben aus dem Sakrament sich einen Götzen machen. Wenn Paulus sagt, dass wir durch die Taufe abgewaschen werden, so meint er, dass Gott uns darin ein Bild unserer Abwaschung vorstellt, zugleich aber innerlich wirkt, was er äußerlich abbildet. Denn wenn die bezeichnete Sache selbst nicht mit dem Bilde verbunden wäre, so könnte die Taufe nicht ein Bad der Seele heißen. Indessen muss man sich hüten, dass man nicht das, was Gott allein zukommt, auf das Zeichen oder auf den Diener übertrage, indem man den Diener für den Urheber der Reinigung hält oder das Wasser für das Mittel, welches die Unreinigkeit der Seele fortnimmt. Dieses kommt allein dem Blute Christi zu. Endlich muss man sich hüten, dass der Glaube in keiner Weise an dem Element oder an dem Menschen haften bleibe, denn der eigentliche Zweck des Sakraments ist, uns geradewegs zu Christo zu führen und uns auf ihn zu stellen. Andere versehen sich, wenn sie bemüht sind, diese Empfehlung der Taufe abzuschwächen, damit dem Zeichen nicht zu viel zugeschrieben werde, wenn es das Bad der Seele genannt wird. Erstens lehrt Paulus nicht, dass das Zeichen es ist, das da reinigt, sondern er versichert, dass dieses allein Gottes Werk ist. Es ist also Gott, der da reinigt, und es ist nicht recht, diese Ehre auf das Zeichen zu übertragen oder mit dem Zeichen zu vereinigen. Doch ist es nicht widersinnig, dass Gott das Zeichen gleichsam als Werkzeug benutzt. Nicht als ob die Kraft Gottes im Zeichen eingeschlossen wäre: aber sie wird uns, wegen der Schwäche unseres Verständnisses, durch ein solches Hilfsmittel mitgeteilt. Manche nehmen daran zwar Anstoß, weil sie meinen, dass hierdurch dem heiligen Geiste etwas genommen werde, was ihm eigentümlich ist, und was die heilige Schrift ihm an verschiedenen Stellen zuschreibt. Aber sie irren sich, denn Gott wirkt durch die Zeichen in einer solchen Weise, dass trotzdem die ganze Kraft des Zeichens vom heiligen Geist abhängt. Es wird dem Zeichen nichts weiter zugeschrieben, als dass es ein untergeordnetes Werkzeug ist, da es, an und für sich wertlos, seine Kraft anderswoher bekommt. Auch der Einwand, dass Gottes Freiheit nicht gebunden werden dürfe, ist oberflächlich, denn freilich hat sich Gottes Gnade nicht so an das Zeichen gebunden, dass sie sich nicht auch über den Bereich dieses Hilfsmittels hinaus vollkommen frei mitteilen könnte. Dann empfangen auch viele das Zeichen, ohne an der Gnade Anteil zu erlangen, da das Zeichen allen gemein ist, d. h. den Guten und Bösen ohne Unterschied, während der Geist nur den Erwählten erteilt wird. Das Zeichen ist aber ohne den Geist wirkungslos.

 

Die Taufe Jesu

Wenn die Johannestaufe ein Ausdruck der Buße und des Verlangens nach Vergebung war, ist zu fragen: Warum ließ Jesus sich taufen (vgl. Mt 3)? Die liberalen Theologen sprechen gern davon, dass Jesus sich seiner Sünden bewusst war und deshalb die Taufe zur Buße in Anspruch nahm und seine Sünden bekannte. Das war etwa die Auffassung von David Friedrich Strauß. Der Schriftsteller Middleton Murry sagte über Jesus: „Was auch immer dieser Mann war, er war die fleischgewordene Aufrichtigkeit. Er hätte nicht die Taufe zur Vergebung der Sünden gesucht, wäre er sich nicht der Sünde bewußt gewesen“ (The Life of Jesus, London: 1926, S. 31).

Für George Beasley-Murray ist das keine befriedigende Antwort (Die christliche Taufe, Kassel: 1968, S. 72–72):

Die Aufrichtigkeit Jesu soll natürlich nicht bestritten werden, aber andere Dinge in seinem Wesen müssen in Rechnung gestellt werden. Vor allem verraten seine Worte und Taten ein einzigartiges Verhältnis zur Herrschaft Gottes, aus dem heraus er deren bevorstehenden Anbruch verkündigte und in deren gegenwärtiger Kraft er sprach und handelte. In diesem Bewußtsein vergab er Sünden (Mark. 2,10) und sprach das Urteil über sie (Matth, 11,20ff.), forderte er die Buße von allen (Mark. 1,15) und verkündigte die bessere Gerechtigkeit (Matth. 5–7), befreundete er sich mit Zöllnern und Sündern, aber immer als Arzt der Kranken (Mark. 2,17) und als Hirte, der die Verlorenen zu retten sucht (Luk. 15,3ff.; 19,10). Jesus wandte sich ihnen allen zu, und wir spüren die Distanz, die er empfand zwischen sich und den Menschen, denen er diente; solch eine „Distanz“ spiegelt sich in den Worten, mit denen er seine Hörer anspricht als „ihr, die ihr böse seid“ (Matth. 7,11) — ein korrespondierendes „wir, die wir böse sind“ gibt es in seiner Lehre nicht. Solche Charakteristiken kennzeichneten, soweit wir wissen, vom Anfang seines Auftretens an die Worte und Werke Jesu. Sie werden noch klarer und eindrücklicher sichtbar, wenn er auf seinen Tod als Lösegeld für viele zugeht (Mark. 10, 45) und von seiner Rolle als Gerichtszeuge und sogar als Richter beim letzten Gericht spricht (Matth. 10, 32 f.; 25, 31 ff.). Wer so lehrte, lebte und starb, mit einem sittlichen Bewußtsein, das von der Taufe bis zum Kreuz nicht schwankte, wurde sicher nicht als ein Sünder getauft, der die Barmherzigkeit des Richters suchte; wenn es um der Sünden willen geschah, dann nicht um seiner eigenen willen.

 

1500 Jahre altes Taufbecken in Hagia Sophia präsentiert

Zum Abschluss ihres Jahres als Europäische Kulturhauptstadt präsentierte die türkische Metropole Istanbul vergangene Woche ein gewaltiges Marmorbecken, das nach mehr als einem halben Jahrtausend wieder ans Tageslicht geholt und restauriert wurde. Erstmals seit der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen ist damit das Taufbecken der Basilika Hagia Sophiaim heutigen Istanbul, wieder zu sehen. Bevor die Basilika als Moschee eingerichtet wurde, war sie Hauptkirche des Byzantinischen Reiches.

Hier eine kurzer DLF-Bericht dazu:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2010/12/20/dlf_20101220_0942_689ea460.mp3[/podcast]

Ausserdem eine Meldung vom Tagesspiegel: www.tagesspiegel.de.

»Ich bin dreimal getauft«

Fast jeder Christ in freikirchlichen Kreisen kennt Freunde, die zwei- oder dreimal getauft sind. (Wahrscheinlich bleibt es bei der dritten Taufe, da diesmal alle Haare unter Wasser waren und die geistliche Einstellung sowohl beim Täufling als auch beim Pastor stimmte. Oder wäre der Jordan doch noch besser geeignet?) Es gibt Schätzungen, nach denen 4 von 10 Baptisten (gemeint sind die Südlichen Baptisten in den U.S.A.) wiedergetauft sind. Für die Statistik ist das sicher gut. Aber stehen solche Entwicklungen für eine biblische Theologie?

Christen aus Rumänien sind über das Phänomen der massenhaften Wiedertaufe, das nun auch ist Osteurope Einzug hält, zu Recht beunruhigt und suchen nach den Gründen.

Hier mehr: trevinwax.com.

Eine Taufe – drei Sichtweisen

4159DZ19tzL._SL160_.jpgDavid F. Wright hat soeben ein Buch über die Taufe herausgegeben:

Folgende Sichtweisen werden vorgestellt:

  1. Glaubenstaufe: Bruce A. Ware
  2. Kindertaufe: Sinclair B. Ferguson
  3. Duale Taufe (Kindertaufe und Glaubenstaufe werden nebeneinander praktiziert): Anthony N. S. Lane

Hier ein Auszug aus dem Buch als PDF-Datei: 9780830838561.pdf.

Einkaufsmöglichkeit

Die Tauffrage

51Ia07TK3lL._SL160_.jpgDer Kirchengeschichtler Everett Ferguson hat ein voluminöses Werk über die Taufe in den ersten fünf Jahrhunderten publiziert:

  • Everett Ferguson: Baptism in the Early Church: History, Theology, and Liturgy in the First Five Centuries, Eerdmans, 2009, 912 S.

Hier das Inhaltsverzeichnis:

1. Introduction: Survey of Literature

Part 1: Antecedents to Christian Baptism

2. Washings for Purification in Greco-Roman Paganism

3. Words from the Bapt- Root in Classical and Hellenistic Greek

4. Jewish Washings, Baptismal Movements, and Proselyte Baptisms

5. John the Baptizer

Part 2: Baptism in the New Testament

6. Baptism of Jesus–1

7. Baptism of Jesus–2

8. Other References to Baptism in the Gospels

9. Baptism in the Pauline Epistles

10. The Acts of the Apostles

11. Baptism in the Rest of the New Testament and Summary

Part 3: The Second Century

12. Apostolic Fathers

13. Christian Pseudepigripha and Apocrypha

14. Apologists

15. The Pseudo-Clementines and Jewish Christianity

16. Jewish and Christian Baptisms

17. Marcionites, Those Called Gnostics, and Related Groups

18. Irenaeus

19. Clement of Alexandria

Part 4: The Third Century to Nicaea (325)

20. Writings Attributed to Hippolytus

21. Carthage: Tertullian

22. Carthage: Cyprian

23. Origin and Early Development of Infant Baptism

24. The Controversy over „Rebaptism“ in the Third Century

25. Origen

26. Syria in the Third Century

27. Sources at the Turn to the Fourth Century

Part 5: The Fourth Century

28. Egypt in the Fourth Century

29. Jerusalem in the Fourth Century

30. Writers in Syriac in the Fourth Century: Aphrahat

31. Writers in Syriac in the Fourth Century: Ephraem the Syrian

32. The School of Antioch: Theodore of Mopsuestia

33. The School of Antioch: John Chrysostom–1

34. The School of Antioch: John Chrysostom–2

35. Miscellaneous Sources: Church Orders and „Eunomian“ Baptisms

36. Cappadocia: Basil the Great

37. Cappadocia: Gregory of Naziansus

38. Cappadocia: Gregory of Nyssa

39. The Delay of Baptism: Sickbed Baptism, Believers‘ Baptism, and Infant Baptism

40. Milan: Ambrose

41. Other Northern Italians

42. Spain

43. Some Other Latin Authors

Part 6: The Fifth Century

44. Egypt: Cyril of Alexandria and the Coptic Rite

45. Writings and Writers in Syriac and Armenian

46. Greek-Speaking Syria

47. Baptism in the Messalian Controversy

48. Asia Minor and Constantinople

49. Ravenna and Rome

50. Gaul and North Africa: Gennadius of Marseilles, Some African Councils, and Quodvultdeus of Carthage

51. North Africa: Augustine of Hippo–1

52. North Africa: Augustine of Hippo–2

Part 7: Baptistries

53. Baptismal Fonts: East

54. Baptismal Fonts: West

55. Conclusions

Einkaufsmöglichkeit

VD: JT

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner