Bernhard Rothen schreibt in Die Klarheit der Schrift (Bd. 1, 1990, S. 44):
Das Verstehen beginnt doch damit, daß man sich Zeit nimmt für das, was man verstehen will. Zeit aber hat der Mensch nicht beliebig viel. Also muß er aus- und abgrenzen. Das Verstehen der Schrift beginnt also gerade damit, daß man sie von anderen Texten abgrenzt und sie aus der Menge der übrigen Bücher heraushebt, im Vertrauen darauf, daß der besonders hingebungsvolle Umgang mit ihr sich lohnt, daß sie die inhaltlichen und die formalen Qualitäten besitzt, um ihre Schüler richtig und heilsam zu leiten, auch wenn sie nicht die Menge der Sekundärliteratur zu bewältigen vermögen. Haben wir dieses Vertrauen zur Schrift noch – oder stehen wir nicht mehr auf dem Boden der Reformation, sondern auf dem einer neuen „historisch-kritischen“ Scholastik?
Hm, aus semiotischer Sicht etwas schwierig zu kommentieren.
Vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis.
Dieses Zitat hat mich zum tiefen – sogar schlafstörenden – Nachdenken gebracht.