Jeffrey Olen und Vincent Barry fragen in ihrem Buch Applying Ethics: A Text with Readings:
Warum sollte Sex nicht wie jede andere Aktivität behandelt werden? Warum sollten wir es als moralisch einwandfrei betrachten, mit jemandem Tennis zu spielen, den wir nicht lieben, aber als unmoralisch, mit jemandem Sex zu haben, den wir nicht lieben? Warum sollten wir es als moralisch einwandfrei betrachten, mit einer Per- son des gleichen Geschlechts Mittag zu essen, aber als unmoralisch, mit der gleichen Person Sex zu haben? Warum sollte es uns erlaubt sein, aus reinem Vergnügen einen Film zu schauen, aber nicht, aus reinem Vergnügen Sex zu haben? Wodurch zeichnet sich Sex aus, dass solche besonderen Regeln dafür notwendig sind?
Mein Kollege Thomas Johnson gibt im MBS Text 145 »Warum ist Sex etwas Besonderes?« eine Antwort: mbstexte145.pdf.
Zitat aus dem MBS Text 145:
Ich würde diese Antworten folgendermaßen erklären: Sexualität kann man am besten als „zwischenmenschliches Sakrament“beschreiben, das seinen ordnungsgemäßen Platz innerhalb der Ehe hat, als „Schöpfungsordnung“, weil zwischen der Bedeutung des zwischenmenschlichen Sakraments und der Schöpfungsordnung eine enge Verbindung besteht.
Das ist klassisches Christendeutsch. Für wen werden solche Texte geschrieben? Um beim Thema zu bleiben: Mich turnt das ab…und das, obwohl ich eventuell zur Zielgruppe gehöre.
@Simon: Was spricht denn dagegen, Christendeutsch zu schreiben? Ist Denglisch denn besser?
Liebe Grüße, Ron
na meine Frage ist, für wen es geschrieben wird? Es es eine Antwort für Christen? Dann könnte man es in diesem Stil so schreiben (obwohl es mir als Christenmensch trotzdem nicht wirklich gefällt und ich auch bezweifeln würde, dass es bei uns ein normales Gemeindemitglied verstehen würde) oder ist es an Nichtchristen gerichtet? Dann wäre es meiner Meinung nach vollkommen unverständlich.
@Simon: Ja, ist für Fromme, eigentlich ein Vortrag für „Hope for Europe“.
Liebe Grüße, Ron
Die im mbs-Text zitierten Formulierungen sind mitnichten klassisches ´Christendeutsch´, vielmehr sind es sprachliche Äußerungen, die geeignet sind, den Sachverhalt angemessen auszudrücken (insofern das überhaupt möglich ist). Das abendländische Christentum zeigte sich immerhin willens und in der Lage, einer ganzen Kultur jahrhundertelang seinen Stempel aufzudrücken; das hängt sicher u.a. damit zusammen, dass es gelang, auch in den kulturellen Auseinandersetzungen zu den Aussagen und Begrifflichkeiten zu stehen, die das wesentlich Christliche, unter Berufung auf biblische Grundlagen, zu fassen suchten.
Sprachliche Schlamperei oder Anbiederung an vermeintlich passendere Formen sind der falsche Weg: Manchmal verbirgt sich nur Denkfaulheit dahinter… (DAS will ich Simon allerdings nicht unterstellen).
@Simon: Mich würde ja doch mal interessieren, was an diesem Text – abgesehen von einigen Fremdworten, die sich nachschlagen lassen – so schwer verständlich ist? Und was ist bei euch ein „normales Gemeindemitglied“? Liebe Grüße, Johannes
christendeutsch hin oder her — warum hat ein amerikaner die aufgabe, europaeischen christen die wahrheit zu predigen? schon alleine „hope for europe“ — ja, in amerika hat man die hoffnung mit loeffeln gefressen und muss sie jetzt in der ganzen gottlosen welt verteilen. dass der text an christen gerichtet ist und von jemanden geschrieben ist, der absolut keine ahnung von aktueller sexualkultur hat, ist auch klar. die rhetorik ist so schlecht, dass es mir schon fast leid tut um christen, die dadurch einfach nur bestaerkt werden in dem, was sie sowieso schon glauben und als die reine wahrheit erachten. denn — natuerlich ist es einfach, sich die absolut krassesten beispiele herauszusuchen, die der eigenen sexualitaetsvorstellung widersprechen. camus und dieser andere typ — die vertreten ansichten aus den 1960er jahren! wer glaubt denn heute wirklich, dass man sex haben sollte wie man auch ein mittagessen zu sich nimmt? das ist doch total ueberholt und legt nahe, dass der autor keine ahnung… Weiterlesen »
@Bitte: Danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, den Text zu lesen. Ich glaube, ich muss hier einige Dinge klarstellen: 1) Hope for Europe kommt nicht aus Amerika, sondern ist eine europäische Bewegung. 2) Der Autor hat nicht nur europäische Wurzeln (und hat in Tübingen studiert), sondern lebt vermutlich schon länger in Europa als in US. 3) Das, was jemand sagt, wegen der Herkunft des Autors abzulehnen, ist nicht besonders überzeugend (es gibt Leute, die nennen so etwas Rassismus). 4) Wer hier die Sexkultur nicht kennt, ist die Frage. Google mal ein wenig nach Helene Hegemann oder Bushido. Empfehlen kann ich Dir zudem das Buch: „Die sexuelle Tragödie“, den SWR-Beitrag http://theoblog.de/letzter-halt-sex/4462/ oder die Analyse von Songtexten oder Filmen. 5) Die Beispiele, die Johnson zum Einstieg gebraucht, stammen aus einem aktuellen Ethik-Reader, also einem Buch, das Schüler und Studenten heute lesen (müssen). 6) Du setzt voraus, dass Regeln schlecht sind und Regeln den Menschen außer Acht lassen. Ist das wirklich… Weiterlesen »
danke fuer die lange antwort. 1) okay, haette ich selber googlen koennen — aber auch diese seite, mit den ewigen links gen drueben (jon piper, tim keller — auch wenn sie schaetzbar sind), vermittelt einen eindeutigen einfluss. (ja auch das seminar, an dem sie taetig sind/du taetig bist.) 2) ich hab einfach generell eine ablehnung gegen texte, denen man die uebersetztheit ansieht. und im deutschen (evangelikalischen) raum sind das sehr viel texte, man schaue sich nur die verlagsprogramme von haenssler und co. an. 3) den vorwurf des rassismus finde ich an dieser stelle unfair. ich bin lange vom amerikanischen christentum beeinflusst worden, bis mir aufging: hey, glaube ist total kulturell! manche dinge der baptistischen/presbyterianischen/etc. (ich will nicht verallgemeinern, es gibt auch gute theologie und denkansaetze, der mainstream, der auch in deutschland zum mainstream wird — also suedliche baptisten bis hin zur palin/tea-party-fraktion gehoert allerdings nicht dazu) theologie sind einfach stark vom puritanismus beeinflusst und deswegen noch lange nicht wahr. —… Weiterlesen »
@Bitte:
zu 1) Nun, Eindeutigkeit muss ja nich immer schlecht sein.
zu 2) Okay, da ist etwas dran. Es gibt zu wenig deutsche Texte.
zu 4) Ja, so ist es. Ich hoffe, das Boshido nicht mainstream ist oder wird. Aber es ging ja um die Frage, wie die Jugendkultur aussieht. In der Jugendkultur haben Leute wie er nun mal eine große Anhängerschaft.
zu 6) Natürlich gibt es auch falsche Regeln. Die Regel, dass jeder machen kann, was er will, halte ich beispielsweise für falsch. Aber wir sprechen ja konkret über die Frage, ob Sexualität in die Ehe gehört oder nicht. Der Autor hat versucht, zu zeigen, dass das 6. Gebot Sinn macht.
Ich weiß nicht, an was genau Du bei dem verkrampften Verhältnis zum Körper denkst. Dass der kuze Artikel keine vollständige Sexualethik sein möchte und kann, liegt ja auf der Hand.
Liebe Grüße, Ron
nun gut, ich will nicht weiter stoeren!
viel spass weiterhin mit dem bloggen.
Ich freue mich dass ihr so heftig mit meinem Aufsatz umgegangen seid! Auch dass ihr nicht zuviel gegen meiner niederländisch-amerikanischen Herkunft habt! Der Tod von Rassismus (auch gegen mich) würde ich sehr begrüssen. Meine Absicht war meistens die Behauptung dass die klassiche evangelische Sexethik nicht willkürlich war und noch einen Sinn hat. Es hat mehr anzubieten als die spätmoderne Philosophie.
@Tom: Danke Tom für Deine Rückmeldung. Na, dann kannst Du ja alle weiteren Fragen selbst beantworten. 😉
Liebe Grüße, Ron