Wutentbrand haben am Freitag Hunderte Demonstranten in Afghanistan das Büro der Vereinten Nationen in Masar-i-Scharif gestürmt und dabei mindestens elf Menschen getötet. Die UNO bestätigte am späten Freitagabend, dass sieben ihrer Mitarbeiter zu den Opfern gehören, darunter vier nepalesische Wachleute. Hintergrund für die Proteste ist die Koran-Verbrennung durch einen Pastor aus dem US-Staat Florida. Dort wurde ein Koran in Spiritus getränkt und verbrannt (siehe hier).
Afghanistans Präsident Hamid Karzai hatte die Aktion als Verbrechen gegen die Religion verurteilt und die USA und die Vereinten Nationen aufgerufen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Prediger in der Blauen Moschee, einer bekannten Gebetsstätten in Afghanistan, hatten dann am Freitag gegen Koran-Verbrennungen in den USA gehetzt und die Menge aufgestachelt, berichteten Einwohner von Masar-i-Scharif. Nach dem Freitagsgebet seien rund 2000 Menschen durch die Straßen der Stadt gezogen und hätten Parolen gegen die USA und die UNO skandiert. Afghanische Behörden vermuten, dass sich Extremisten unter die zunächst friedlichen Demonstranten gemischt haben und so aus der Protestaktion eine Gewaltorgie wurde (siehe hier).
Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) hat sowohl die Verbrennung des Koran durch eine winzige Splittergruppe in den USA, als auch die Ermordung von UN-Mitarbeitern in Afghanistan auf das Schärfste verurteilt. Wie der Generalsekretär der WEA, der Kanadier Geoff Tunnicliffe, in einer Erklärung mitteilte, könne eine verabscheuungswürdige Tat, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun habe, niemals eine noch verabscheuungswürdigere Tat rechtfertigen. Tunnicliffe sprach den Angehörigen der UN-Mitarbeiter sein tiefes Beileid aus und forderte muslimische Leiter weltweit auf, gewaltbereite Menschen zu beruhigen und deutlich zu machen, dass die Koranverbrennung von allen christlichen Kirchen verurteilt worden wäre.
Der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, erklärte, die Koranverbrennung sei gegen den eindeutigen Willen Jesu geschehen, der seinen Jüngern sowohl das Schwert gegen andere untersagt habe, als auch den Ruf nach Feuer vom Himmel. Die Gemeinde in Gainesville habe im Beisein von Terry Jones habe mit ihrem Akt den Namen Jesu Christi vor aller Welt in den Schmutz gezogen. Er verwies darauf, dass sich die WEA mehrfach massiv gegen die Koranverbrennung gewandt und in den USA in dieser Sache einen Schulterschluss mit muslimischen Leitern vollzogen habe.
Schirrmacher verwies auch darauf, dass die WEA Jones und andere mehrfach gewarnt hatte, dass den Preis für seinen Irrsinn nicht Jones und andere im sicheren Amerika, sondern Unschuldige in aller Welt bezahlen müssten. Genau das sei jetzt geschehen, sowenig die Verbrennung eines Buches die Ermordung von Menschen rechtfertigen könne.
Dass bei dem Anschlag auch Hindus und Nichtreligiöse ermordet wurden, zeige, so Schirrmacher, dass der Islamismus nicht nur gegen das Christentum antrete, sondern gegen alle Andersdenkenden mobil mache. Dagegen müssten sich friedliebende Menschen aller Religionen und Weltanschauungen gemeinsam wenden. Religionsfreiheit, Frieden und Gerechtigkeit seien unteilbar.