Johannes Calvin schrieb 1536 über eitle geistliche Leiter, die ihre eigenen Gedanken mehr lieben als das Wort Gottes:
Es hätte sich freilich für jene (Kirchenhäupter) geschickt, Beschützer und Wächter des Friedens und Heils zu sein, für dessen Erhaltung sie bestimmt sind. Doch ist es etwas anderes zu leisten, was man schuldig ist, und zu schulden, was man nicht leistet. Und doch wolle man nicht diese unsere Worte in dem Sinne aufnehmen, als sei ich dafür, dass man das Ansehen der Hirten ohne Unterschied, Überlegung und Auswahl erschüttern solle. Nur möchte ich unter ihnen selbst eine Auswahl getroffen sehen, damit man nicht alle, die da Pastoren (Hirten) heißen, sofort als solche anzusehen brauche. Denn daran müssen wir doch schlechterdings festhalten, dass ihre ganze Amtstätigkeit durch den Dienst am Worte Gottes, ihre ganze Weisheit durch die Erkenntnis dieses Wortes, ihre ganze Beredsamkeit durch die Verkündigung dieses Wortes begrenzt sei. Weichen sie davon ab, so müssen sie nach ihrer Einsicht für matt und stumpf, nach ihrer Zungenfertigkeit für Stammler und nach allen Seiten hin für unzuverlässige und pflichtvergessene Menschen gelten, mögen sie nun Propheten sein oder Bischöfe oder Lehrer oder gar nochirgend etwas Größeres! Nicht von dem einen oder andern will ich reden: nein, die gesamte Körperschaft der Priester wird, falls sie Gottes Wort hintansetzen und so von ihrem eigenen Sinne sollte sich treiben lassen, zu reinen Narren werden.