Das Schweigen der Bischöfe

Die evangelischen Bischöfe reden gerade so wie alle anderen. Es ist schön, wenn sie Ärzten danken – aber ist die These von der Strafe Gottes theologisch überholt? Hartmut Löwe, ehemaliger Militärbischof, stellt die richtigen Fragen und deutet Antworten an: 

Luther hat, als die Pest 1525 und 1527 zuerst in Breslau und später auch in Wittenberg wütete, in seiner nicht ausschöpfbaren, noch heute unmittelbar zu uns sprechenden Schrift „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“ ganz selbstverständlich und ohne Scheu von einer Strafe Gottes gesprochen. Ist das inzwischen als theologisch überholt zu tadeln?

In, mit und unter allem, was geschieht, will Gott gefunden werden, auch wenn wir nur mühsam oder gar nicht verstehen, was er uns sagen will. Wer jedoch nicht vom Zorn Gottes zu sprechen vermag, verdirbt auch die Rede von Gottes Liebe. Sie wird dann zu einer diffusen Gefühlsduselei, einer nicht belastbaren Allerweltsweisheit ohne konkreten Anhalt in der Lebenserfahrung. Der Lauf der Welt ist auch im Blick auf das, was Gott tut, konkret.

Kulturprotestantische Belanglosigkeiten versagen in der Krise, die über uns gekommen ist. Hier muss theologisch und geistlich tiefer gegraben werden. Vermögen das unsere Kirchenoberen in ihrer Geschäftigkeit noch? Bislang haben wir öffentlich davon nichts gehört.

Mehr: www.faz.net.

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13 Kommentare
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4 Jahre zuvor

Für Alttestamentler steht in solch einem Krisengeschehen die Frage nach Strafe Gottes durchaus an. Für Neutestamentler hingegen aber nicht. Hier hat Jesus den Unterschied gebracht. Erst wenn wir von den Gerichten Gottes aus der Offenbarung reden, kann solches Leid zumindest in Gottes Agenda eingebracht werden. Heute aber, da ich davon ausgehe dass wir gerade nicht Ausgießungen von Zornesschalen erleben, ist die Rede von Covid-19 als Strafe Gottes lediglich ein Zeugnis dafür, dass man das Evangelium nicht verstanden hat. Und es ist ein billiger, recht menschlicher Versuch die Verantwortung von sich, dem Menschen, auf Gott zu verschieben. Bei allem mühevollen Wollen, aber wir brauchen Gott nicht, um solche Pandemien u verursachen 🙁 Sollte also die Kirche heute angesichts dieser Pandemie von einer Strafe Gottes reden? Ganz sicher nicht! Wovon sie aber deutlich lauter reden sollte, ist der Trost und der Halt, den der Glaube an Gott zu vermitteln vermag. Stattdessen jammern diverse Kirchenvertreter irgendwelchen Gottesdiensten nach, die mal nicht im üblichen… Weiterlesen »

Tim-Christian
4 Jahre zuvor

@Charly Wieso? Lehrt Jesus irgendwo, dass es keine temporären Strafgerichte Gottes mehr geben wird? Und was ist das für eine merkwürdige Vorstellung vom Verhältnis zwischen AT und NT? Die neutestamentlichen Apostel lehren doch: „Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben“ (Röm 15,4). Und in 1 Kor 10,5.6 lehrt Paulus explizit, dass wir uns auch das Strafgericht Gottes am ungehorsamen Teil Israels eine Warnung sein lassen sollen. Dass Gott auch in neutestamentlicher Zeit noch straft, sieht man auch am Beispiel des Herodes Agrippa in Apg 12,23:  „Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn, weil er Gott nicht die Ehre gab. Und von Würmern zerfressen, gab er den Geist auf.“ Zudem heißt es auch im NT, dass Gott „alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens“ (Eph 1,11). Und wie man an Apg 27,24 + Apg 27,31 sehen kann, hebt eine solche Sicht die Verantwortung der Menschen keineswegs auf.… Weiterlesen »

Daniel
4 Jahre zuvor

Vorab: Ich bin dem Autoren des FAZ-Artikels für seine Anfrage an Lehrer und Leiter der Kirche sehr dankbar! @Tim-Christian: Ich habe ein recht postives Verständnis von Strafe (Hebräer 12:6) als notwendig-schmerzhaft aber letztlich heilsam. Gott überlässt uns nicht unserem eigenen zerstörerischen Willen. Was man sich in der nach-apostolischen Zeit allerdings fragen muss, ist, ob wir das Mandat und die Befähigung haben, weltgeschichtliche oder persönliche Krisen als Strafgericht Gottes zu identifizieren (Lukas 13, 1-5; Johannes 9,1-2 … aber auch schon bei Hiobs Freunden). Unser Auftrag ist, Menschen zur Umkehr und zur Versöhnung mit Gott zu rufen, ob wir das an einem aktuellen Strafgericht festmachen können, weiß ich nicht (vgl. Westboro Baptist Church, die überall Gottes Hass und Strafgericht sieht). Dafür finde ich den Tun-Ergehen-Zusammenhang in unserer Zeit zu unklar – wie z.B. Deutschlands Wiederaufstieg nach dem WKII (es sei denn, man deutet die zunehmende Säkularisierung als Gericht, aber das macht den Interpretationsspielraum weit auf). Wozu die Krise „dient“ ist meines Erachtens… Weiterlesen »

Clemens Altenberg
4 Jahre zuvor

Wenn HIV Gottes Reaktion auf Promiskuität ist, dann ist Covid 19 seine Strafe für den Turbokapitalismus 😉

4 Jahre zuvor

@Tim-Christian Du zitierst NT-Stellen, die AT-Geschehnisse als Mahnung zitieren. Sprich: Solche Gerichte fanden zu AT-Zeiten statt. Im NT finden wir sehr vereinzelt Gerichte Gottes an Einzelpersonen. Diese Berichte enden nach der APG. Wir finden erst in der Offenbarung wieder Strafen Gottes an ganzen Bevölkerungsgruppen. Bedenke auch Hebr. 1:1ff „Heb 1:1 Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, 2 hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn … Gott redet heute durch Jesus zu uns, nicht mehr durch Gerichte über ganze Völker. Weiter zeigt uns die Kirchengeschichte, dass kein einziges Gericht-Gottes-Unkengeschrei der Kirche jemals dazu beigetragen hätte, dass es zu einem kollektiven Umdenken in der Bevölkerung gekommen ist. Vielmehr zeigt sie uns, dass Kirche durch solche Drohungen weltliche Macht festigen wollte. Gott bezweckt mit dieser Pandemie genau garnichts! Gott steht aber den Menschen – jedem Einzelnen der IHN sucht – innerhalb des Leidens bei. DAS ist die Botschaft des… Weiterlesen »

Tim-Christian
4 Jahre zuvor

@Charly

Nein, die Logik von 1 Kor 10,1-13 ist ganz klar: „Liebe Korinther, ja, ihr seid getauft, ja, ihr habt das Herrenmahl – aber seht euch vor, wenn ihr parallel Götzendienst und Hurerei betreibt, kann es euch genauso ergehen, wie damals der Exodus-Generation.“ Es ist also mitnichten so, dass solche Gerichtsakte in neutestamentlicher Zeit nicht mehr vorkommen können.

Und wo steht bitte, dass individuelle Gerichte wie das, das über Herodes Agrippa erging, nach der Apostelgeschichte aufgehört haben?! Bestehen nicht auch Völker aus Individuen? Und es hat ja niemand behauptet, dass Gott mit einer Pandemie nur ein einziges Ziel verfolgt. Für den einen ist Corona Gericht und Strafe, für den anderen Heimholung ins himmlische Vaterland, für wieder andere Ruf zu Buße etc. Das können wir in der Tat nicht überschauen oder im Detail wissen – aber ausschließen, dass Gott damit Ziele verfolgt, das sollten wir keinesfalls.

Siehe auch hier:

https://lutherischeslaermen.de/2020/04/03/gott-und-die-krankheit-wie-umgehen-mit-krankheit-leid-und-tod/

4 Jahre zuvor

@Tim-Christian Also die Erwähnung des Paulus beim unwürdigen Verhalten beim Abend-/Herrenmahl. Ok, schauen wir mal nüchtern und genau hin: Seit damals, hören die Berichte nicht auf, dass Christen verschiedener Gemeinden nach der Abendmahlsfeier reihenweise erkranken und sterben? Hab ich eine Bildungslücke oder kann es doch sein, dass wir diesen Text dann doch besser durchdenken müssen? Mir ist nämlich nichts dergleichen bekannt. Wohl aber ist mir bekannt, dass viele Christen durchaus dazu neigen, das Abend-/Herrenmahl allzu nachlässig zu behandeln und nicht wirklich würdigen. Womöglich liegt der Schwerpunkt von Paulus hier nicht auf Gerichtsandrohungen, sondern auf etwas anderes? Auf das asoziale Verhalten div. Gemeindeglieder etwa? Und wo steht bitte, dass individuelle Gerichte wie das, das über Herodes Agrippa erging, nach der Apostelgeschichte aufgehört haben? Öhm … in der Bibel? Nun ja, Jeder ist frei, sich sein Gottesbild zu bilden. Wenn man also unbedingt einen strafenden und seuchenschickenden Gott braucht, sagt mir das zumindest mehr über den derart Glaubenden, als über Gott. Wenn… Weiterlesen »

Tim-Christian
4 Jahre zuvor

@Charly

(1.) Ich habe auf 1 Kor 10,1-13 verwiesen. Da geht es gar nicht um die Folgen eines unwürdigen Empfangs des Abendmahls. Das stünde in 1 Kor 11,17 ff. Aber sei’s drum.

(2.) Wenn das „Öhm … in der Bibel“ steht, können Sie mir dann die betreffende Stelle nennen, damit ich sie mir anschauen kann? Das wäre mir nämlich neu.

(3.) Wie verstehen Sie denn Hiob 2,10: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen“?

4 Jahre zuvor

@Tim-Christian (1.) Ich habe auf 1 Kor 10,1-13 verwiesen. Da geht es gar nicht um die Folgen eines unwürdigen Empfang des Abendmahls. Das stünde in 1 Kor 11,17 ff. Aber sei’s drum. Ich bitte um Entschuldigung, ich habe sowohl auf 1.Kor 10, als auch aus dem daraus folgendem, und auch von dir durchaus angesprochenen, Abendmahlstext im 1.Kor:11 geantwortet. 1.Kor.:10 – Hinweis auf Geschehnisse des AT als Mahnung 1.Kor.11 – sprichwörtliche Gerichtsandrohung (2.) Wenn das „Öhm … in der Bibel“ steht, können sie mir dann die betreffende Stelle nennen, damit ich sie mir anschauen kann? Das wäre mir nämlich neu. Nun, das habe ich tatsächlich als Reaktion erwartet. Eine biblische Wahrheit wird also erst wahr, wenn sie als Zitat in einem Vers zusammengefasst ist? Wenn etwas hingegen nicht mehr berichtet wird, ist es demzufolge nicht wahr? Warum? Ist eine offensichtliche Fokusverschiebung in Gottes Handeln nicht Grund genug diese auch wahrzunehmen, ohne das in einer Epistel das ausdrücklich dargestellt ist? Obwohl …… Weiterlesen »

Tim-Christian
4 Jahre zuvor

@Charly (1.) Was heißt denn das, dass etwas nicht mehr berichtet wird? Die meisten Briefe des NT, zumindest die paulinischen, sind älter als die Apostelgeschichte. Und in der Apg wird, wie ich schon aufgezeigt habe, davon berichtet, dass Herodes Agrippa wegen seiner Anmaßung von Gott körperlich bestraft wurde (vgl. Apg 12,23). Das war auch schon nach der Kreuzigung, (2.) Es ist ja richtig, dass unsere Strafe auf ihm lag. Daraus folgt aber doch nicht, dass Gott jetzt niemanden mehr straft bzw. niemandem Widrigkeiten auferlegt. Zum einen nehmen etliche dieses Geschenk des Friedens und der Versöhnung nicht an und bleiben so unter dem Zorn Gottes (vgl. Joh 3,36). Zum anderen heißt es auch im NT bezüglich der Gläubigen/Heiligen ausdrücklich: „Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt“ (Heb 12,6). Diese Strafen und Anfechtungen haben dann freilich nicht den Sinn, dass jemand dadurch sühnt. In dieser Hinsicht gilt natürlich: Es ist vollbracht! Aber Strafen… Weiterlesen »

4 Jahre zuvor

@Tim-Christian Wie ich es bereits schrieb: wenn du für dein Frömmigkeitsempfinden unbedingt einen vor der Zeit strafenden und verdammenden Gott brauchst, der Plagen über Nationen und Völker ausgießt, statt das wir den Völkern das Evangelium der Gnade und des liebenden Gottes zu verkünden, dann darfst du das gerne so für dich haben. Wie auch schrieb: das sagt mir mehr über dich, als über Gott.
Da deine Argumentation immer unschärfer wird, lasse ich es nun einfach mal so stehen. 🙂

Tim-Christian
4 Jahre zuvor

@Charly

Ihre Argumentationsweise scheint hingegen so über-scharf zu sein, dass sie damit problemlos ganze Passagen der Schrift herausschneiden und unter den Tisch fallen lassen können.

Außerdem verbitte ich mir die Küchenpsychologie. So was funktioniert nämlich immer in beide Richtungen, weshalb man solcherlei Motivations-Vermutungen (s. Bulverism) in einer sachlichen Diskussion ganz unterlassen sollte. Es geht doch hier nicht darum, was man haben möchte oder (angeblich) für sich braucht, sondern darum was die Schrift sagt!

Alles Gute!

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