Brief des Athanasius über die Psalmen (Teil 9: Das rechte Lesen der Psalmen)

30. Es muss also, mein Sohn, jeder, der dieses Buch liest, mit reinem Herzen alles lesen, was in demselben von Gott eingeben ist, und es dann wie aus dem Paradies als Gewinn hinnehmen, wozu er es brauchen zu können glaubt. Ich glaube nämlich, dass in diesen Worten des Buches das ganze Leben der Menschen und die Stimmungen der Seele und die Bewegungen der Gedanken umfangen und umschlossen sind, und dass unter den Menschen darüber hinaus sich nichts mehr findet. Denn bedarf es der Reue oder des Bekenntnisses, oder hat Trübsal oder eine Versuchung uns erfasst, oder hat jemand Verfolgung gelitten, und ist er den Machtstellungen entronnen, oder hat ihn Schmerz oder Verwirrung erfasst, und hat er so ein Leiden, wie deren im Vorhergehenden angegeben sind, oder sieht er auch, dass er selbst fortschreite, der Feind aber aufgehalten werde, oder will er den Herrn loben, ihm Dank sagen, ihn preisen, so findet er die Unterweisung hierin in den göttlichen Psalmen. Denn er kann sie, da sie für das alles ausgesprochen sind, auswählen und das Geschriebene so vortragen, wie wenn es von ihm handelte, und indem er sich in die Stimmung versetzt, in der es geschrieben ist, es an Gott richten.

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