Gott hat gesprochen. Aber alles andere ist Interpretation. D.A. Carson befasst sich in seinem Aufsatz „Aber das ist nur deine Interpretation!“ mit der heute sehr angesagten postmodernen Bibeldeutung:
Wenn Christen in der Vergangenheit über die Beschaffenheit der Bibel sprachen, ging es um Aspekte wie ihre Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit, Genugsamkeit, Inspiration, Irrtumslosigkeit usw. In Übereinstimmung mit vielen Zeitgenossen hat Demas allerdings – ohne eine dieser bekannteren Kategorien offen in Frage zu stellen – einige von ihnen untergraben, indem er epistemische und hermeneutische Fragen aufwirft: Wie kann ich zuverlässig wissen, was die Bibel sagt? Wie kann ich sicher sein, welche Bücher wirklich in die Bibel gehören? Wie kann ich sicher sein, dass meine Interpretation eines Textes richtig ist und, mehr noch: welches die angemessene Anwendung ist, wenn ich Texte, die zwei- oder dreitausend Jahre alt sind und in einer anderen Sprache und Kultur geschrieben wurden, mit unserem Leben im frühen 21. Jahrhundert verknüpfe?
Und es mag sein, dass auch viele Prediger, die eigentlich nicht mit solcher Leidenschaft wie Demas epistemische Zweifel kultivieren, sich trotzdem mit ähnlichen Fragen herumschlagen, wenn sie ihre Sonntagmorgenpredigt vorbereiten – wenn auch auf einem gemäßigteren Niveau. Welche Interpretation des vor mir liegenden Textes ist korrekt? Wie kann ich verkündigen, was das Wort des Herrn sagt, wenn ich mir nicht sicher sein kann, was es sagt? Wer von uns hat denn nicht schon einmal zu erklären versucht, was die Bibel zu einem bestimmten sensiblen Thema sagt – nur um mit dem Satz „Aber das ist nur deine Interpretation!“ abgetan zu werden?
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…weiss nicht, ob das passt .. aber ich stelle es mal hier ein: https://www.citychurch-ulm.de/popup https://www.swp.de/suedwesten/staedte/ulm/news-ulm-citychurch-ulm_-pop-up-kirche-eroeffnet-in-der-innenstadt-43344515.html .. Im Zeitungsartikel steht: “ …..Citychurch Ulm: Kirche für die jüngere Generation Münsterdekan Ernst-Wilhelm Gohl freut sich auf die Zeit mit den neuen Nachbarn. „Auch ich werde vorbeikommen und ein Ei bemalen“, sagt Gohl, der mit der „Citychurch Ulm“ immer wieder im Austausch steht. Theologisch liege man „nah beieinander“, mit radikalen christlichen Fundamentalisten hätten die Ulmer „rein gar nichts“ zu tun. „Ich finde es toll, dass ihre Philosophie Menschen anspricht, die nicht in die traditionellen Gottesdienste kommen. Vor allem die jüngere Generation“, so Gohl. …“ Achja, Gott möchte, dass unser Leben gelingt. Nur sieht ER das ein wenig anders, als die Menschen das so meinen. Auch mein Leben ist am Gelingen, auch ohne Traumjob, Traummann, Traumgehalt, Traumhaus, Traumauto, Traumurlaub. ER ist da. Jeden Tag. Am Kreuz darf ich ruhen. Ja, vieles ist schwer, undurchsichtig für mich, menschlich und menschlich betrachtet bin eine „Totalversagerin“. Ist deswegen… Weiterlesen »
Ich verstehe nicht ganz die Quintessenz von Carson’s Beitrag:
Es ist doch offensichtlich so, dass verschiedene „bibeltreue“ und ernsthaft in der Bibel suchende Christen bei kleinen wie großen Fragen zu sich völlig widersprechenden Ergebnissen kommen, einfach aufgrund ihrer jeweiligen „Interpretationen“ (willkürlich gewählte Beispiele: Kopfbedeckung der Frau, Rolle der Frau in der Gemeinde, Verlierbarkeit des Heils).
Nun lehrt jeder dieser Lehrer seine Gemeindemitglieder, aber wo ist jetzt der Maßstab, anhand derer man wahre von falschen Lehren unterscheiden könnte? Die Notwendigkeit dazu ist doch teilweise durchaus gegeben oder?
@Eustace Scrubs
Gute Frage! Ich denke, dass es da immer ein gewisses Spannungsfeld geben wird. Der Unterschied ist aus meiner Sicht bei der Haltung zur Schrift insgesamt zu machen. Es gibt mittlerweile viele Christen im evangelikalen Bereich, die die Bibel nicht mehr komplett als Wort Gottes anerkennen
und diese dann relativiert wird. Wenn mein Gegenüber dagegen voll zur Bibel steht, mit Ernst andere Position vertritt kann ich diese Haltung stehenlassen, wenn es nicht um ganz grundsätzliche Fragen handelt
@Matze
Uups, was wäre eine ganz grundsätzliche Frage?
@Matze
Vielen Dank für die Antwort. Stimme absolut zu, dass natürlich ein großer Unterschied in der grundsätzlichen Haltung zur Bibel zu finden ist.
Der erwähnte Umgang mit dem Spannungsfeld scheint durchaus sinnvoll.
Mir ging es lediglich ein wenig um Carson’s Argumentation, die wenig konkret auf das (m.E. durchaus existente) Problem, als vielmehr auf den theologischen Hintergrund von „Demas“ einging.
Dies ist ein Kommentar zu der Aussage im 2. Absatz am Ende: Wie kann ich sicher sein, dass meine Interpretation eines Textes richtig ist und, mehr noch: welches die angemessene Anwendung ist, wenn ich Texte, die zwei- oder dreitausend Jahre alt sind und in einer anderen Sprache und Kultur geschrieben wurden, mit unserem Leben im frühen 21. Jahrhundert verknüpfe? Meine Meinung ist: Die Sicherheit der richtigen Interpretation eines Textes beruht auf den normalen, rationalen Verpflichtungen, also den richtigen Ergebnissen der philosophischen Disziplin der Logik. Im Beitrag: Warum die klassische Apologetik? https://ses.edu/why-classical-apologetics/ am 10.02.2020 von Dr. Richard Howe steht ab dem 10. Absatz: Die Anatomie der klassischen Apologetik Da das biblische Mandat für die Apologetik klar ist, wie genau sollte diese Aufgabe angegangen werden? Die klassische Apologetik ist durch drei Ebenen der Demonstration gekennzeichnet: philosophische Grundlage, die Existenz Gottes und die Wahrheiten des Christentums. Die Reihenfolge ist gewollt, da die erste Ebene die zweite und dritte Stufe und die zweite Stufe… Weiterlesen »