Um im 21. Jahrhundert apologetisch erfolgreich zu arbeiten, ist es wichtig, dass Wesen der modernen Verzweiflung zu verstehen. Gavin Ortlund schreibt:
Als Apologeten in einem Zeitalter der Entzauberung und Verzweiflung müssen wir das Evangelium in seiner ganzen Tragweite auf die tiefsten Sehnsüchte und Nöte moderner Herzen anwenden. Und noch grundlegender müssen wir Gott selbst als die Antwort auf die moderne Verzweiflung erkennen. Augustinus lehrte, Gott sei die einzige ultimative Quelle der Ruhe und Erfüllung für das Herz des Menschen. Gott ist für die moderne Verzweiflung das, was die Nahrung für den Hunger ist. Nur in Beziehung mit ihm steigen wir auf aus den trockenen und alles Leben erstickenden Löchern. Genau deshalb ist die Vergebung der Sünden eine solch gute Nachricht – sie bringt uns in Gemeinschaft mit Gott selbst. Aber in der modernen Welt können wir wie in Apostelgeschichte 17 nicht mehr voraussetzen, dass die Zuhörer diese Punkte miteinander verbinden können.
Das Evangelium in einem Zeitalter der Verzweiflung zu predigen, wird daher Geduld und eine langfristige Perspektive erfordern. Evangelisation wird sehr oft ein längerer und chaotischerer Prozess sein. Denke wieder an Mark aus dem Werk des C.S. Lewis: Erst nachdem er in seiner Gefängniszelle dem „Normalen“ begegnet, ist er in der Lage, auf Christus zu reagieren. Lewis‘ eigene Bekehrung ist ähnlich verlaufen. Er vergleicht seine Reise zum Theismus damit, eine lange, langsame Schachpartie zu verlieren. Und es dauerte sogar zwei weitere Jahre nach seiner Hinwendung zum Theismus im Jahr 1929, bis er im Jahr 1931 Christ wurde. „Dass Christus für eure Sünden gestorben ist“, war eine Botschaft, von der Lewis zwischen 1925 und 1927 noch nicht glaubte, er würde sie brauchen. Genauso wenig ist sie der Ort, an dem wir bei vielen unserer Freunde, Arbeitskollegen, Familienmitglieder und Nachbarn anfangen können.
Wir müssen daher die enorme Größe der vor uns liegenden Aufgabe annehmen. Zur Apologetik in einem Zeitalter der Verzweiflung gehört der Versuch, anderen dabei zu helfen, ein Gespür für Gott zu erwecken, ein Gespür für Ewigkeit und Herrlichkeit. Wir winken Menschen aus den trockenen und alles Leben erstickenden Orten heraus. Wir sagen ihnen das, was Paulus gesagt hat: „Was ihr nun, ohne es zu kennen, verehrt, das verkündige ich euch“ (Apg 17,23). Wir werden unterwegs jeden einzelnen Moment vom Geist abhängig sein müssen.
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