Auf dem schmalen Weg

Der Pietismus, die einstige Gegenströmung zur lutherischen Orthodoxie kämpft bis heute mit Vorurteilen. Dabei gäbe es ohne ihre Impulse weder Diakonie noch Konfirmation. Wolfgang Thielmann sieht in seinem Artikel die protestantische Erneuerungsbewegung allerdings nicht rosarot.  Er diagnostiziert auch eine Verknüpfung von Herrenhut und Friedrich Schleiermacher:

Zinzendorf machte den Pietismus zu einer Bewegung der kleinen Leute. Handwerker, nicht Theologen, schickte er als Missionare nach Afrika, Indien und zu den Eskimos. Und in die Diaspora nach Deutschland, um dort in Gemeinden zu predigen, ohne eigene Kirchen zu gründen. Sie halfen dem Pietismus zu überleben, als Aufklärung und Rationalismus seine akademische Präsenz vor allem in Halle überrollten. Die fromme Bewegung verlor am Ende des 18. Jahrhunderts ihren wohl größten Sohn, Friedrich Daniel Schleiermacher. Er löste sich aus der Frömmigkeit seiner herrnhutischen Erziehung, aber bezeichnete sich später als »Herrnhuter höherer Ordnung«. Seine berühmt gewordene Definition der Religion als »Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit« atmet herrnhutische Erfahrung.

Karl Barth sah das wohl ähnlich.

Hier der Artikel: www.merkur.de.

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5 Kommentare
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Markus
14 Jahre zuvor

„Er diagnostiziert auch eine Verknüpfung von Herrenhut und Friedrich Schleiermacher.“ Ich verstehe nicht ganz, was es daran zu diagnostizieren gibt, da Schleiermacher ja in Herrnhut (nicht Herrenhut) geboren wurde und da aufwuchs?

Die Äußerungen Barths und auch Moltmanns zum Thema Zinzendorf und Herrnhut sind aber in der Tat sehr interessant!!

Zinzendorf lässt sich auch nur bedingt als Pietist bezeichnen, da er zwar durch diesen geprägt wurde und aus dieser Strömung hervorkam. Er ist aber gleichzeitig eine Art „Überwinder“ des Pietismus bzw. dessen späterer Engführung geworden. Der Begriff Pietismus ist für das Phänomen Herrnhut und Zinzendorf eigentlich zu klein.

Andreas
14 Jahre zuvor

Ist Dir, Ron, schon mal aufgefallen, dass am Ende des breiten Weges eine Eisenbahn fährt? Da gibt es nette Geschichte aus dem hessischen Hinterland des 19. Jahrhunderts. Dort entstanden damals ein paar wenige Gemeinschaften und freie Gemeinden, die aber weit verstreut waren. Darum mussten die lieben Brüder und Schwestern z. T. weite Wege auf sich nehmen, um in den Gottesdienst zu gehen. Der Fußmarsch war weit und beschwerlich, aber die Eisenbahn war ja böse, die durfte man nicht benutzen. Was machte man? Man fuhr mit der Bahn bis eine Station vor dem Ort, in dem die Gemeinde war und ging den Rest zu Fuß. 😉

14 Jahre zuvor

[…] an das kleine Gespräch über den schmalen Weg ein Predigtmitschnitt von Francis Chan, der anhand von Matthäus 7,13-14 […]

Martin Winter
14 Jahre zuvor

@Markus: Mir als geborenem Herrnhuter war neu, daß Friedrich Schleiermacher dort geboren sei. Vielmehr wurde er in Breslau geboren. Es stimmt allerdings, daß er im Alter von 15 Jahren an das brüderische (herrnhutische) Pädagogium in Niesky kam.

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