Musik

Coldplay und die Anbetung des Eros

Peter Biles zeigt am Beispiel des Albums Music of the Spheres der Band Coldplay, dass wir eine Kultur geschaffen haben, in der der Eros angebetet wird:

Coldplay ist nicht allein darin, romantische Liebe als ein Mittel zur spirituellen Erfüllung und Selbstverwirklichung zu betrachten. Unsere Popkultur in allen ihren Facetten vermittelt uns ständig die Botschaft, dass der eine romantische Partner das Potenzial hat, all unsere emotionalen Bedürfnisse zu füllen, uns „ganz zu machen“ und die Sehnsüchte unserer Seele zu stillen – zumindest für den Moment. Ob in Dating-Shows wie The Bachelor oder romantische Komödien auf Netflix – romantische Liebe (Eros) wird in unserem säkularen Zeitalter zu einem Phänomen spiritueller Transzendenz erhöht. Wir hören auch, dass Gefühle und Emotionen die primären Indikatoren dafür sein sollen, dass wir den sagenumwobenen „Seelenverwandten“ gefunden haben. Aber was ist, wenn Gefühle nicht ausreichen? Oder noch schlimmer: Angenommen, wir verlieben uns in die Gefühle und nicht in die Person selbst?

C.S. Lewis thematisiert dies in seinem Buch The Four Loves. Er bejaht Eros im Kontext einer Ehe zwischen Mann und Frau als einen guten Teil der göttlichen Schöpfung. Anders als manch irrender Christ verurteilt er weder die Sexualität noch den Körper. Interessanterweise warnt er auch nicht vor den Gefahren der Vergötterung eines romantischen Partners, sondern vor der Vergötterung der Romantik selbst: „Die wirkliche Gefahr scheint mir nicht zu sein, dass die Liebenden einander vergöttern, sondern dass sie den Eros selbst vergöttern.“

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Musik im Gottesdienst

Dangendorf Musik im GottesdienstMusik im Gottesdienst ist ein Dauerthema. Daniel Dangendorf, selbst Musiker und Theologe, hat das Handbuch Musik im Gottesdienst verfasst, das viele Fragen kompetent erörtert. Viktor Harder kommt in seiner Rezension zu folgendem Fazit:

Das Buch Musik im Gottesdienst ist für Musiker und auch Nichtmusiker ein gelungenes Handbuch zu dem Thema. Es überraschte mich mit einer guten Lesbarkeit und gleichzeitiger Tiefe. Es beantwortet viele Fragen rund um das Thema. Es kann als Handbuch nicht jedes Thema umfassend behandeln, aber bietet viele wertvolle Literaturhinweise zur Vertiefung. Es motiviert letztlich, Gott mit Musik zu dienen und das zu seiner Ehre.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Glauben und Denken heute hat Daniel den Aufsatz „Im Einklang mit dem Evangelium: Liedauswahl im Spannungsfeld polyphoner Gottesdienstformen“ veröffentlicht, der hier frei heruntergeladen werden kann: LiedauswahlimGottesdienst.pdf.

David Bowie – der Außerirdische

Als ich vor einigen Tagen erfuhr, dass David Bowie im Kreis seiner engsten Angehörigen im Alter von nur 69 Jahren gestorben ist, überfiel mich große Traurigkeit. Ich habe Bowie nie verehrt und besitze keins seiner 28 Alben. Mein Verhältnis zu Bowie ist eher distanziert, vielleicht, weil einige Freunde, die ich an die Drogen verloren habe, seine Lieder auswendig sangen. Möglicherweise hat mich auch meine Frau beeinflusst. Wenn sie Musik von Bowie hört, sagt sie meist: „Ich kann das nicht hören; Bowie hat eine düstere Ausstrahlung.“

Bowie als Ikone der postmoderne Kunst

Gleichwohl meine ich, dass Bowie ein ungewöhnlich ernsthafter und talentierte Künstler war. Er ist nicht nur eine Ikone postmoderner Kultur, sondern gehört zu denjenigen, die diese Kultur durchdrungen und initiiert haben. Androgynes Auftreten, Verschmelzung von hoher Kunst und Kitsch, Hybridität von Musik und Theater, Stilpluralismus, all das ist bei ihm präsent. Bowie liebte zum Beginn seiner Karriere besonders das Spiel mit disparaten Identitäten. Das „Ich“ schien verflüchtigt. Ich sah einmal ein TV-Interview, da beantwortete Bowie die Aussage eines Journalisten: „Sie ändern ihre Pläne für die Zukunft. Sie werden keine neue Figur entwickeln, sich kein neues Image zulegen; was immer das bedeutet“, mit: „Ich lege mir vielleicht das Image eines Ichs zu. Ich erfinde gerade eine Art Ich.“ Besser ist die Lage vieler Menschen heute kaum zu beschreiben. Image-Design.

Wer die Popkultur verstehen will, ist gut beraten, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Er gehört zu ihren Riesen, vergleichbar mit nur wenigen, vielleicht mit Andy Warhol oder Bob Dylan. „Egal, welche Träume oder Freuden man sich von Pop verspricht: David Bowie hat sie wahrscheinlich erfunden“ schrieb Fabian Wolff kürzlich. Leute wie Madonna, Marilyn Manson oder Lady Gaga sind im Vergleich dazu Fußnoten.

Die dunkle Seite des Sterns

Doch da ist noch eine andere, eine traurige, ja erschreckend delphische Seite. Bowie war zeitlebens auf der Suche nach dem Unbedingten. Nach ersten kleineren Erfolgen, in einer Phase, in der ihm – gezeichnet vom Drogenkonsum – die innere Leere schmerzhaft quälte, baute ihm jemand eine verhängnisvolle Brücke zur übernatürlichen Welt. Dass er sich für das Transzendente interessierte, zeigt schon seine Begeisterung für Ufo’s und Außerirdische an. Als ihn aber Jimmy Page, Gitarrist der englischen Rockband Led Zeppelin, mit Aleister Crowley vertraut machte, wurde die Sehnsucht nach dem Übernatürlichen für Jahre ein bestimmendes Motiv seiner Arbeit.

Das Biest

Crowley ist wahrscheinlich die schaurigste Gestalt des 20. Jahrhunderts. Obwohl es hier um Bowie geht, will ich einige Auskünfte über das „Biest 666“ geben. Sie helfen vielleicht, die dunkle Seite besser zu verstehen.

Crowley wuchs in einer Familie auf, die zur Brüderbewegung von Nelson Darby gehörte. Der Vater war christlicher Evangelist, der von seinem Sohn oft zu Bibelstunden und Verkündigungsdiensten begleitet wurde (oder der ihn begleiten musste). Zwei Ereignisse führten eine dramatische Wende herbei. Als Crowley zwölf Jahre alt war, starb sein Vater an Krebs. Schon kurz nach der Beerdigung trat Alister in eine Phase der Auflehnung ein. Ein zweifelhafter Hauslehrer beschleunigte den Absonderungsprozess vom Christentum. Er führte nämlich seinen noch jungen Schüler Aleister in allerlei weltliche Vergnügungen ein. Erste sexuelle Erfahrungen mit Frauen gehörten dazu. Crowley schrieb rückblickend in seinen Memoiren: „Ich … begann, mich wie ein normaler, gesunder Mensch zu verhalten. Die alptraumhafte Welt des Christentums verschwand im Morgenrot … Die Zwangsvorstellung der Sünde fiel von meinen Schultern ins Meer des Vergessens.“

Fortan verschrieb Crowley sein Leben zwei Zielen. Erstens wollte er die bestehenden Religionen, insbesondere das Christentum, vollkommen zerstören. Zweitens sah er die Zeit gekommen, die gnostische Religion des Thelema (dt. Religion des Wollens, Willens, o. Verlangens) einzuführen, an deren Spitze er selbst stand.

Was hat es mit Thelema auf sich? Zwischen dem 8. und 10. April 1904 empfing Crowley nach eigenen Aussagen in Kairo eine Botschaft von dem Gottwesen „Aiwass“ (a. Aiwaz). Dieser „Gott“ diktierte das Liber Legis (dt. Das Buch des Gesetzes), welches die Hauptschrift der neuen Religion sein sollte. Die thelemischen Hauptregeln besagen: „Tue, was du willst, soll das Ganze des Gesetzes sein“ (I, 40), „Liebe ist das Gesetz unter Willen“ (I, 57), „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“ (I, 3). Crowley strebte an, innere und äußere Wirklichkeiten bewusst in Übereinstimmung mit dem eigenen (wahren) Willen zu bringen. Es überrascht nicht, dass der Sexualität in dieser Religion eine herausragende Bedeutung zukommt. Christliche Moralvorstellungen werden geradezu umgekehrt, für die Vereinigung mit der Transzendenz braucht es sexualmagische Rituale. Autoerotik und homosexuelle Akte spielen eine große Rolle. Crowley nannte die magische „Technik“, die dabei helfen sollte, die Vereinigung mit „Gott“ oder dem „höheren Selbst“ herzustellen, Magick.

Jimmy Page verschaffte also Bowie Zugang zu Crowley und der Welt des Okkulten. „Live till your rebirth, and do what you will“ (dt. „Lebe bis zu deiner Wiedergeburt und tue, was du willst“), singt Bowie bereits 1970 in dem Song „After all“. Eine eindeutige Hommage an Alister Crowley. In dem Lied „Quicksand“ aus dem Jahr 1971 ist der Einfluss ebenfalls zu finden. „I’m closer to the Golden Dawn, immersed in Crowley’s uniform of imagery“ (dt. etwa: „Ich bin näher an Golden Dawn, in Crowley‘s Uniform der Bilder eingetaucht“), heißt es da. Der Orden of Golden Dawn (dt. Orden der Goldenen Dämmerung) ist ein Geheimbund, dem auch Aleister Crowley angehörte. „Obwohl ich mir sicher bin, dass es eine satanische Macht (o. Leitung, engl. lead) war, die mich damals in diese Richtung drängte, war es keine Suche nach dem Bösen“, erklärte Bowie 1993 in einem Gespräch mit Tony Person. „Es geschah in der Hoffnung, dass die Zeichen mich irgendwohin führten“, ergänzte er und spann einen Faden zur jüdisch-mystische Geheimlehre Kabbala.

Abkehr vom Okkulten?

Es gibt Gründe, anzunehmen, Bowie sei später vom Okkulten abgerückt. In Interviews distanzierte er sich mehrfach von seinen Ausflügen in die gnostischen Welten. 1992 erregte er großes Aufsehen, als er auf einem Gedenkkonzert für den an AIDS verstorbenen Freddie Mercury vor 72.000 Zuschauern knieend ein „Vaterunser“ betete. Die Tatsache, dass er und seine zweite Frau Iman (die allerdings Muslimin ist) kirchlich heirateten, darf als ein Hinweis darauf verstanden werden.

Überzeugend ist diese Lesart freilich nicht. Eine entschiedene Absage an das Okkulte sieht anders aus. Wir werden bei Bowie immer Doppeldeutigkeiten finden. Wer die finstere Welt kennengelernt hat, weiß, dass Ambiguitäten oft beabsichtigt sind oder aber die innere Zerrissenheit der Akteure widerspiegeln. Man denke an die Dialektik von „finsterer Engel des Lichts“.

Als ich die Videos zu seinem letzten Album Blackstar sah, war die Gedankenverbindung zur Magie des Aleister Crowley sofort wieder da. Nehmen wir mal den ersten Song Blackstar: „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“, heißt es im Buch des Gesetzes. Die Frau mit dem Schwanz, das angedeutete Ritual, die sexuell konnotierte Kreuzigungsszene und anderes mehr, erinnern heftig an die okkulte Symbolik. Der Smiley in der vierten Einstellung oder der witzelnde Prediger des Schwarzen Sterns unter dem Dachstuhl können die Wucht der okkulten Anspielungen kaum aufzehren. Dass Johan Renck, der Regisseur des Blackstar-Videos, der übrigens auch Episoden von Breaking Bad und Walking Dead gedreht hat, den Einfluss Crowleys herunterspielt, erklärt wenig. Bowie würde ihn kaum in die tieferen Botschaften eingeweiht haben. Wenn Renck – selbst ein Liebhaber Crowleys – meint, der Magier sei im Grunde ein guter Mensch gewesen, weist das eher in die entgegengesetzte Richtung.

Reine Symbolik?

Viele Interpreten des Okkulten gehören heute zur rationalistischen Schule. Magische Symbole, Begriffe und Ideen verweisen demnach nicht auf tatsächlich existierende Wirklichkeiten, sondern sind Agenten innererer Welten und Prozesse. Also alles halb so schlimm!

Nein mein Freund! Das ist eine satanische List. Natürlich gibt es viel Spinnerei und Hokuspokus. Aber die bösen Mächte sind wahrhaft da. Der Satan ist der Feind Gottes und der Menschen (vgl. Hiob 1,6–12; 2,1–7; Mt 13,24–30; Lk 10,19), ein kluger Verführer (vgl. Mt 4,3; 1Thess 3,5), der als Engel des Lichts Unheil schafft (2Kor 11,14–15). Er zieht umher „wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1Petr 5,8). Jesus Christus spricht in klaren Worten zu seinen Hörern: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt tun, was er begehrt. Jener war ein Mörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er lügt, redet er aus dem Eigenen, denn ein Lügner ist er und der Vater der Lüge. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht (Joh 8,44–45).

Dieser Jesus, und nur dieser Jesus, hat am Kreuz von Golgatha durch seinen Tod den Teufel entmachtet, „um alle zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ein Leben lang in Knechtschaft gehalten waren“ (Hebr 4,14–15). Wer zu diesem Jesus kommt und bekennt, kann wirklich Vergebung der Sünden und Befreiung vom Bösen empfangen.

Entweder / Oder

Vor vielen Jahren suchte eine Zauberin meinen Rat. Sie verfügte, so jedenfalls ihre Selbstauskunft, über allerlei Fähigkeiten und Kräfte. Geschäftsleute kamen zur ihr, wenn sie nach Mitteln suchten, die Konkurrenz zu schwächen. Ihre Flüche zeigten Wirkung. Sie verdiente gut. Zugleich war sie getrieben von Todesängsten. Sie konnte kaum noch schlafen, wurde die Geister, die sie rief, nicht mehr los. Als ich sie fragte, was sie von mir wolle, kam die Antwort prompt. Sie suchte Befreiung von ihrer Angst, wollte wieder schlafen, so wie früher. Als ich ihr erklärte, dass Jesus Christus ihr helfen könne, dass dieser Jesus aber auch ihr Herr sein möchte, also Glauben an ihn Abkehr von den nichtigen Göttern einschließt (vgl 1Thess 1,9), zog sie sich enttäuscht zurück.

Rechtfertigung der Sünde ist bei Jesus nicht zu haben, wohl aber Rechtfertigung des Sünders.

Menschen, die von den okkulten Welten fasziniert sind, mögen über den biblischen Realismus lächeln. Menschen, die die finstere Welt kennen und die von ihr geschaffene Versklavung spüren, wollen oft Jesus nicht vertrauen, weil sie Angst haben, etwas zu verlieren. Aber was hast du noch zu verlieren?

Auf wen oder was David Bowie in seinem Todeskampf vertraut hat, weiß ich nicht. Die letzten Worte, die seine Frau vor seinem Tod getwittert hat, lauten: „Der Kampf ist real, aber Gott ist es auch.“ Wieder: Das kann alles und nichts bedeuten. Crowley hielt sich selbst für Gott. Alles eine Frage der Semantik. Die letzte E-Mail an seinen langjährigen Freund und Produzenten Brian Eno, wenige Tage vor seinem Tod verschickt, war mit dem Begriff „Dawn“ signiert (dt. Dämmerung). Sein Tod stimmt mich immer noch traurig.

Wenn du aber, mein Freund, dich auf die finstere Welt eingelassen hast und du spürst, wie die Mächte an dir nagen, ist es nicht zu spät. Höre auf Jesus. Vertraue auf Jesus. Gehorche Jesus. Er hat am Kreuz Teufel, Tod und Dämonen besiegt. Er ist HERR, er kann dich retten. Er hilft dir gern! Höre genau hin, was die Bibel sagt:

Matthäusevangelium 11,27–30:

„Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

1. Johannesbrief 5,1–5:

„Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist es aber, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist?“

Der HERR sei mit dir.

Der Antisemit Wagner

Die Kritik an Richard Wagner bekommt viel zu wenig Raum, meint Matthias Küntzel und schreib über den Judenhass des Komponisten:

Seine Judenfeindschaft war brutal: 1869 schlug Wagner einer konsternierten Öffentlichkeit die „gewaltsame Auswerfung des zersetzenden fremden Elements“ vor. Er freute sich, als er von den antijüdischen Pogromen in Russland erfuhr, und äußerte „in heftigem Scherz“ – so der Tagebucheintrag seiner Frau Cosima – den Wunsch, „es sollten alle Juden bei einer Aufführung des ,Nathan‘ verbrennen“. Und seine Judenfeindschaft war rassistisch: Der geniale Komponist bestand auf naturgegebenen Unterschieden zwischen Nichtjuden und Juden, die er mit „Würmern“, „Ratten“, „Mäusen“, „Warzen“ oder „Trichinen“ verglich. 1881 schrieb er König Ludwig II., „dass ich die jüdische Race für den geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen in ihr halte“.

Vom Schriftsteller Arthur de Gobineau, der 1881 in Bayreuth weilte, übernahm Wagner zusätzlich das Phantasma von der arischen Rasse. Im selben Jahr notierte Wagner die Erkenntnis, „dass das menschliche Geschlecht aus unausgleichbar ungleichen Rassen besteht und dass die edelste derselben die unedleren wohl beherrschen, durch Vermischung sie aber sich nicht gleich, sondern sich selbst nur unedler machen konnte“. Er griff damit den Nürnberger Gesetzen „zur Reinhaltung des deutschen Blutes“ vor, die Adolf Hitler 1935 in der Stadt der „Meistersinger“ verabschieden ließ.

Richard Wagner gelang es wie kaum einem zweiten, diesen Rassismus und die fundamentale Entgegensetzung von „deutsch“ und „jüdisch“ im Bildungsbürgertum zu verankern. Er galt auch deshalb als einer der Gründungsväter der antisemitischen Parteien, die 1879 im Deutschen Reich an Boden gewannen, und rühmte sich dieser Rolle noch zu Lebzeiten mit Stolz.

Mehr: www.welt.de.

Du, meine Seele singe

Deutschland singt wieder, vor allem im Chor. Die Singbewegungen haben sich vom Missbrauch durch den Nationalsozialismus und von der Kritik des Philosophen und Musikkritikers Adorno wieder erholt. Die Mehrzahl der Chöre ist konfessionell nicht gebunden, aber das Liedgut ist zum Großteil geistlich.

Hier ein ausgezeichneter DLF-Beitrag über das neue Interesse an den Chören:

Dylan – Aus tiefster Not schreit er zu ihm

51zhUff5OaL._AA300_.jpgEs ist nicht das erste und hoffentlich auch nicht das letzte religiöse Album von Bob Dylan. „Tempest“ aber überzeugt selbst Zweifler: Der Theologen Knut Wenzel hat für die FAZ die CD der Woche besprochen:

Und jetzt also: „Tempest“, statt eines religiösen Albums. Es ist ein grandioses Pop-Album geworden. Das rein Religiöse ist nicht seine Antithese, sondern sein doppelter Boden. „Tempest“ ist durchtränkt von religiöser Metaphorik, aber es ist keineswegs ein religiöses Album. Oder wir müssen an Kunstwerken wie diesem lernen, dass wir nicht mehr wissen, was eine rein religiöse und was eine bloß profane Äußerung ist. Das religiöse Ausdrucksrepertoire ist, aufs Ganze gesehen, unüberschaubar; dem engeren jüdisch-christlichen Feld aber entnimmt Dylan ein Lieblingsidiom; oft und oft hatte man sich gewünscht, er würde ablassen von ihm: dem der Apokalyptik. Hier nun überzeugt dies Idiom mit einem Mal auch den Skeptiker.

Wie sieht die Apokalypse nach Bob Dylan im Jahr 2012 aus? Sie hat alle selbstgerechte Überheblichkeit verloren. Sie verdammt nicht mehr die Welt ob ihrer Schlechtigkeit, sie beklagt ihren Nieder- und Untergang. Nicht mehr von Hass ist diese apokalyptische Vision befeuert, wenn man einmal vom Hasslied „Pay in Blood“ absieht, das zugleich der funkigste Song des Albums ist. Vielmehr wird die Klage von Wertschätzung gewärmt.

Mehr: www.faz.net.

 

 

Interview mit Bob Kauflin

Nicht nur die jungen wilden Reformierten kennen den Komponisten Bob Kauflin (eine Produktion von Bob habe ich 2008 kurz vorgestellt). Bob gehört zu den Musikern, die für eine Wende in der „Szene“ verantwortlich sind, denn – so sagen sie – das Evangelium gehört ins Zentrum der Kirchenmusik.

In dem nachfolgenden Interview, in dem ich übrigens erfahren habe, dass Bob mal ein Punk war, spricht er wichtige Punkte im Blick auf die christliche Musik an.

VD: JT

»Zuallererst haben wir Gott zu dienen«: Interview mit Oliver Seitz

Ich konnte mit dem Liedermacher Oliver Seitz über sein Leben in den Vereinigten Staaten und seine Lieder sprechen. Hier das Ergebnis:

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Zuallererst haben wir Gott zu dienen

Ein Interview mit dem Liedermacher Oliver Seitz

TheoBlog: In Deutschland nennt man Leute wie Dich seit einigen Jahren »Ausreißer«. Warum hat es Dich von Rheinland Pfalz nach Oklahoma vertrieben?

Oliver: Ich wurde als Teenager in den USA bekehrt und fand danach das Umfeld in Deutschland meinem neuen Leben gegenüber wenig hilfreich bis geradezu feindselig. Ich wollte gerne für eine Weile in den USA, diesem Land, das hungrigen Christen wohl mehr zu bieten hat als irgend ein anderes Land, geistlich wachsen. Außerdem wollte ich dort Medizin studieren, weil die Ausbildung besser sein sollte als in Deutschland. Vom deutschen Medizinstudium hörte ich nur Klagen und Murren. Und letzten Endes wollte ich auch der gefühlten Enge der Verhältnisse hier in Deutschland entkommen. Ich fühlte mich damals in Deutschland regelrecht unerwünscht, sowohl geistlich als auch menschlich und gesellschaftlich. Die Träume und Ziele, Wünsche und Ambitionen junger Menschen sind hier zwar geduldet, aber nicht willkommen. Deutschland war und ist für mich das Land der uneingeschränkten und gnadenlosen Kritik. Alles wird bemäkelt und bemängelt. Das ist eine deutsche Tugend. Junge Menschen am Anfang ihres Lebens können damit aber verständlicherweise nichts anfangen. Sie brauchen Bestärkung und Ermutigung bei ihren Vorhaben und die berechtigte Hoffnung, dass harte Arbeit sich auch auszahlen wird – und das fand ich in den USA. »Du kannst alles erreichen, wenn du es nur arg genug willst!« – solche Töne hatte ich in Deutschland niemals gehört und natürlich resonierte das in mir.

TheoBlog: Hast Du den richtigen Beruf gewählt?

Oliver: Seit meiner frühen Kindheit wollte ich Arzt werden. In Deutschland herrschte damals Ärzteschwemme und man riet den jungen Leuten alles zu werden, nur nicht Arzt. In den USA sprachen die zukünftigen Kollegen sehr lobend von ihrem Studium und empfahlen den Beruf. Im Nachhinein muss ich auch sagen, dass die Ausbildung dort wirklich gut war. Ich kann mich nicht beklagen, sie war praxisnah, didaktisch sehr gut gestaltet und ich musste auch nichts Unwichtiges oder Sinnloses lernen. Zugegeben, sie war teuer und, wie alle amerikanischen Medizinstudenten es tun müssen, auf Pump finanziert, aber auch jetzt, da ich kurz davor stehe, wieder dauerhaft nach Deutschland zurückzukehren, bereue ich meine Entscheidung nicht. Ich würde es jederzeit wieder tun. Meine Gründe für die Rückkehr sind hauptsächlich familiärer Art. Außerdem möchte ich den Medizinalltag in Deutschland erleben. Auch sehe ich in Deutschland dringenden Missionsbedarf und zu diesem Dienst fühle ich mich inzwischen gut vorbereitet.

TheoBlog: Wie unterscheidet sich das Leben in den USA von dem in Deutschland?

Oliver: Gute Frage. Aus dem Urlaub oder aus einem Austauschjahr werden viele Leute aus ihrer Sicht eine Antwort darauf geben können. Nach nun mittlerweile 12 Jahren, die ich hier gelebt habe, könnte ich ein ganzes Buch zu dem Thema schreiben. Ein paar Sachen will ich herausgreifen.

Das Leben in den USA ist in vieler Hinsicht einfacher und unkomplizierter. Die Läden haben immer auf, Autofahren ist einfach und stressfrei, Parkplätze sind kein Problem und viele Dinge sind einfach überhaupt nicht von staatlicher Regelung eingeschränkt. Man fühlt sich definitiv ein Stück weit weniger am staatlichen Gängelband herumgeführt und etwas weniger schikaniert. Der Himmel ist etwas höher und das Gehege ist etwas größer.

Manchen Freiheiten der USA steht man in Deutschland eher argwöhnisch gegenüber, ich denke dabei vor allem an die Schusswaffengesetze. Alle Familien in meiner Gemeinde sind ausnahmslos Waffenbesitzer. Das mag Leute in Deutschland schockieren. Ich verstehe diese Gepflogenheit inzwischen gut. In Oklahoma, wo ich lebe, sind die Menschen teilweise sehr isoliert. Es kann durchaus sein, dass man bei einem Notruf eine gute Stunde oder länger auf das Eintreffen der Polizei warten müsste. Man kann auf staatliche Hilfe zwangsläufig nicht so selbstverständlich zählen, wie in Deutschland, sondern ist hier und da auf sich allein gestellt. Eben darum sind die Notwehrgesetze hier klar auf der Seite des Opferschutzes. Neben Verbrechen kann es hier zu Übergriffen wilder Tiere, z. B. Coyoten oder marodierender Hunde, auf die eigenen Hühner oder Rinder kommen, gegen die man sich dann ebenfalls selbst wehren muss.

Was einem als Deutscher befremdet, ist das gestörte Verhältnis der Amerikaner zum Alkohol. Die USA haben die strengsten Alkoholgesetze der Welt unter den nicht-islamischen Ländern. Ebenso wie deutsche Christen geschockt sind, wenn sie von den Schusswaffenpraktiken der amerikanischen Geschwister hören, so sind die amerikanischen Christen befremdet, wenn sie erfahren, dass Christen in Deutschland Alkohol trinken.

Man sagt oft, die Leute in Amerika seien so freundlich. Das stimmt zwar, aber es ist eine oberflächliche Freundlichkeit. Die Deutschen sind zwar nach außen hin etwas rauer, aber sie unterhalten innige Freundschaften. Ich vergleiche das gern mit einer Nuss – harte Schale außen, aber ist man da erst mal durch, so wird man als Freund bis ins Innerste vorgelassen. Ein Amerikaner ist wie ein Pfirsich. Außen butterweich und süß, man kann ganz leicht oberflächliche Bekanntschaften schließen. Aber innen drin ist ein harter Kern, in den man einfach nicht hineingelassen wird. Es ist sehr schwer, mit Amerikanern wirklich innige und intime Freundschaften aufzubauen.

TheoBlog: Stimmt es, dass Du die Abwesenheit der staatlichen Schulpflicht in den USA schätzt?

Oliver: Unbedingt. Von so viel Freiheit können die Menschen in Deutschland nur träumen. Es gibt zwar eine »Unterrichtspflicht«, aber keine Pflicht zum Schulbesuch. Dementsprechend findet hier sehr viel Hausunterricht statt und viele Kinder haben noch niemals eine Schule besucht.

Alle deutschen Vorurteile und unüberlegte Kritik gegenüber Heimunterricht (mangelnde soziale Kompetenz, ungenügende Bildung, Verwahrlosung) werden samt und sonders widerlegt. Das Gegenteil ist der Fall – lernt man diese Heimschulkinder kennen, so kommt man zu der Einsicht, dass staatliche Schulen soziale Kompetenz zerstören, anstatt sie zu fördern. Diese Kinder aus dem Hausunterricht erkennt man sofort. Es sind tolle Kinder. Ihre soziale Kompetenz ist um ein Vielfaches höher als die der Kinder in den staatlichen Schulen. Man merkt es diesen Kindern sofort an, dass sie es gewöhnt sind, mehr mit Erwachsenen Umgang zu haben als mit ihresgleichen. Sie sind höflicher, redegewandter, haben besseres Allgemeinwissen, sind anspruchsvollere Gesprächspartner, haben bessere Manieren, mehr Selbstsicherheit und zeigen weitaus mehr Mitgefühl und Hilfsbereitschaft, Fleiß und Einsatz als man es gewöhnt ist.

TheoBlog: Ja, kommen wir zur Musik. Seit wann bist Du Liedermacher?

Oliver: Gitarre spiele ich zwar schon länger, aber mit dem Schreiben von Liedern hatte es im Jahr 2005 angefangen. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass es da in mir irgendwo Lieder gibt, die geschrieben werden wollen, die nach außen drängen. Von da ab hat es dann zwei Jahre gedauert, bis ich die Lieder geschrieben habe, die auf meiner CD jetzt enthalten sind. Vorher hatte ich auch bereits damit experimentiert, einige alte amerikanische Kirchenlieder auf Deutsch umzudichten, beispielsweise »The Love of God«, »Crown Him With Many Clowns«, »I Sing the Mighty Power of God«, »While Sheperds Watched Their Flocks by Night«, »Give Me Jesus«, »I Will Sing of My Redeemer«, »Oh For a Thousand Tongues to Sing«, und andere.

TheoBlog: Die Lieder auf Deiner CD »Mein nächster Atemzug« zeugen von Tiefgang und von Deinem Glauben. Warum willst Du von Jesus Christus erzählen?

Oliver: Ich bin kein »Gemeindekind« gewesen und komme auch nicht aus einer gläubigen Familie und hatte meine Kindheit und Jugend hindurch mit Gott nichts am Hut. Dann, im Alter von 17 Jahren ist Jesus Christus bei mir im Leben eingeschlagen wie eine Bombe. Nichts war danach jemals mehr so, wie es vorher war. Alles wurde anders. Und es ist so geblieben bis auf den heutigen Tag. Ich wüsste nicht, was mein Leben mehr beeinflusst hätte oder mehr beeinflussen könnte als dieser Mann und sein Werk.

Wir Christen sehen uns einem großen Problem gegenüber: Wir möchten von diesem Mann adäquat Zeugnis ablegen und können es doch nicht. Kein Prediger auf der ganzen Welt, nicht Charles Spurgeon, nicht Martin Luther, nicht Lloyd Jones, nicht Edwards, nicht George Whitfield, nicht Calvin, und wie sie alle heißen, hat jemals Jesus Christus so verkündigt und gepredigt, wie er es verdient, verkündigt und gepredigt zu werden. Niemand wird das auf dieser Seite des Himmels jemals schaffen, ja, und selbst jenseits dieser Welt wird es niemals möglich sein, so von ihm Zeugnis abzulegen, dass es seiner Exzellenz, seiner Majestät und seinem unendlichen Wert annähernd gerecht wird. Und dennoch können wir nicht anders, wir müssen es versuchen. Der Mund soll zeigen, womit das Herz bis zum Überlaufen voll ist. Unser Wunsch wäre, dass wenn wir ein- und ausatmen, so soll Christus unser Atem sein, wenn wir sprechen, so soll Christus unsere Rede sein und würde man uns schneiden, so wollten wir Christus bluten. In der Realität ist es leider nicht so mit uns, und doch können wir nicht ablassen von diesem Mann – sein Werk zu verkünden, seine Gerechtigkeit, sein Reich, sein herrliches Evangelium. Denn es ist eine Botschaft, selig zu machen, alle die daran glauben. Und obgleich des Wütens der ganzen Welt ist und bleibt sein Name der einzige Name im Himmel und auf Erden, in welchem es Errettung gibt.

Wehe uns, wenn wir nicht Zeugnis ablegten vom Evangelium, es der Welt vorzuhalten zum Wohl und zum Verderben. Dass der Gott des Universums zu seinem Recht und das Lamm zur Freude seines Leides käme, denn dann würden die Steine an unserer Stelle es herausrufen, in uns aber wollte es aufwallen, bis wir platzen, wie der Prophet Jeremia erkennen musste, als er sich vornahm, nicht mehr vom Reich Gottes zu reden: „Da sagte ich mir: »Ich will Ihn nicht mehr erwähnen und nicht mehr in seinem Namen reden! Doch da brannte es in meinem Herzen, als wäre ein Feuer in meinen Gebeinen eingeschlossen, und ich wurde müde, es auszuhalten; ja, ich kann es nicht.« (Jer 20,9)

Was könnte ich denn bitte Größeres verkünden? Hätte ich die Patentrezepte zur Heilung aller Krankheiten, zur Überwindung aller Armut und aller Kriege in der Welt, es wäre dennoch ein Dreck im Vergleich zum Evangelium Jesu Christi. Mit nichts Geringerem will ich mich zufrieden geben. Es ist das Höchste, was jemals ein Mensch einem anderen Menschen weitersagen könnte.

TheoBlog: Als Hörer merkt man schnell, dass hinter dem Lied „Wenn ich sterbe“ schmerzliche Leid- und Verlusterfahrungen stecken. Willst Du darüber reden?

Oliver: Dieses Lied ist in der Tat auf solch einen Verlust zurückzuführen. Im Jahr 2005 starb meine jüngere Schwester plötzlich und unerwartet im Alter von 26 Jahren. Seit der Fertigstellung meiner CD wurde ich sehr oft von Menschen, stellenweise etwas befremdet, dazu befragt, warum ich mich in den Liedern so sehr mit dem Tod auseinandersetze. Manche unterstellten mir Melancholie, Morbidität, andere machten sich schon Sorgen über mein psychisches Gleichgewicht, meinten, ich wäre depressiv oder sonst etwas. So als wäre eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema irgendwie ungesund oder nicht normal.

Dies zeigt mir eigentlich nur, wie unnatürlich weit der moderne Mensch, und insbesondere der postmoderne Mensch, in seinem alltäglichen Denken von der Realität des Todes entfernt ist und wie es ihm gelungen ist, dieses allerletzte Schreckgespenst, diese ultimative Barriere und die Grenze all seiner Geschicke, seiner Kraft, seiner Klugheit, seines Vermögens und seiner Fähigkeiten und die nagende Gewissheit des Gerichts aus seinem Blickfeld zu verdrängen. Dabei ist dies in Wirklichkeit die ungesunde Einstellung zum Tod. Der Psalmist sagt: „Aber, Herr, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss“ (Ps 39,4).

Ich habe durch meinen Beruf wohl ein etwas vertrauteres Verhältnis zum Tod als andere Menschen. Ich habe sehr viele Menschen sterben sehen und bin ständig mit dem Tode in Berührung. Wir neigen dazu, unsere Endlichkeit zu verdrängen, meinen, auch den Tod in den Griff bekommen zu können.

Es kann dem Menschen eigentlich nichts Besseres passieren, als die Erkenntnis zu erlangen, dass sein Dasein beschränkt ist. Und zwar, dass es nicht grundlos oder zufällig beschränkt ist, sondern dass Gott ihm Schranken gesetzt hat, dass der Tod ein Strafzeugnis gegen ihn ist und gegen seine Sünden, damit er zu Christus flüchte und dort Unterschlupf suche. Mit dem Tod auf Tuchfühlung zu gehen verliert in dem Augenblick völlig seinen Schrecken, wenn man sich unter dem Schutz dessen weiß, der den Tod für immer und alle Zeiten überwunden hat.

TheoBlog: Zum Schluss: Was möchtest Du uns Christen in Deutschland noch mitgeben?

Oliver: Ich war in den letzten Jahren immer regelmäßig in Deutschland und habe als Betreuer auf christlichen Kinder- und Jugendfreizeiten mitgemacht. Ich erlebe in Deutschland sowohl absolute Orientierungslosigkeit als auch gigantische Chancen. Kinder und Jugendliche stolpern durch das Vakuum des postmodernen Nichts und trotzdem sagt ihnen die innere Gewissheit, wie es im Römerbrief beschrieben steht, dass es einen Gott gibt, von dem allerdings niemand etwas zu wissen scheint. Und wieder und wieder habe ich gemerkt, sie sind überreif, etwas Echtes und Wirkliches zu finden, für das man leben und im Glauben sterben kann. Etwas, wofür es sich lohnt, alles zu geben. Ich fand mich in Deutschland in den letzten Jahren oft in der gleichen Situation wie Philippus und der äthiopische Kämmerer. Sobald ich die Bibel aufschlug, hatte ich offene Ohren, man klebte mir praktisch an den Lippen und es ist ein Hunger im Lande, nicht nach Brot, sondern nach dem Wort Gottes, es zu hören.

Ich habe erlebt, dass selbst Kinder aus frommem Elternhaus mit Gemeindehintergrund völlig ahnungslos sind und niemals recht das Wort Gottes gehört haben und wenn sie es dann hören, plötzlich unerwartet zu Tränen gerührt sind. Sie kennen das moderne Evangelium, das alte historische und orthodoxe aber haben sie niemals gehört, was daran liegt, dass es in Vergessenheit geraten ist und kaum irgendwo gepredigt wird. Ich würde sogar behaupten, dass die Mehrheit aller geographischen Einzugsgebiete in Deutschland außerhalb der realistischen Reichweite bibeltreuer Gemeinden liegen. Die momentane Gemeindesituation in Deutschland finde ich sehr treffend im Psalm 74 beschrieben. Wer das Evangelium hören will, das echte, wahre, biblische und historische Evangelium, der muss in Deutschland sehr lange suchen.

Wir haben das Kostbarste feil zu bieten, was es überhaupt auf Erden gibt. Während die meisten es verschmähen, gibt es doch viele, die es gerne kaufen würden, aber die Regale sind leer. Uns ist gegeben die Perle von großem Wert. Werden wir uns dessen bewusst. Weiterhin sehe ich als das wahrscheinlich größte Problem der Verkündigung in Deutschland Folgendes:

Fast alles, was ich in Deutschland an evangelistischen Bemühungen und Verkündigung gesehen habe, stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Es zielt auf den Menschen ab. Es geht darum, Menschen zu Jesus zu bringen, im Mittelpunkt steht das Ansinnen, dass Menschen gerettet werden. Es wird eine Verkündigung betrieben, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Menschen zu dienen. Die Versuchung dazu ist groß, es ist jedoch der falsche Ansatz. Unsere Zielgruppe bei der Verkündigung ist nicht der Mensch. Es ist Gott. Zuallererst haben wir Gott zu dienen, dass er zu seinem Recht kommt. Sei es dadurch, dass Menschen gerettet werden und somit Zeugnis von seiner Gnade ablegen oder sei es, dass Menschen in der Finsternis verbleiben und somit Zeugnis von seiner Gerechtigkeit ablegen. Wir sind eben nicht nur ein Geruch des Lebens zum Leben für jene, die gerettet werden, sondern wir sind auch ein Pesthauch des Todes zum Tode für jene, die verloren gehen. Wir müssen dieser elendigen Menschendienerei entsagen, denn nur, wenn wir zuallererst Gott dienen – er ist unser Publikum, er ist unser Zuhörer, er ist unsere Zielgruppe, der wir entsprechen müssen – dann erst werden wir auch den Menschen wieder rechten Dienst erweisen, und zwar viel besser, als wir es jemals könnten, wenn unser Augenmerk auf sie gerichtet wäre.

TheoBlog: Vielen Dank für das Gespräch!

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Hörproben und eine Möglichkeit, die CD zu bestellen, gibt es hier: www.oliverseitz.com. Außerdem hier das Interview als PDF-Datei: OliverSeitzB.pdf.

Black Metal und Islamismus

Der DLF berichtete in einem kurzen Beitrag, wie Islamisten mit Black Metal-Musik zum Jihad gegen die Ungläubigen aufrufen. Hier ein Mitschnitt:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/06/30/dlf_20110630_0944_e1eab280.mp3[/podcast]

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