Seelsorge

Apologetik der christlichen Sexualethik

Die christliche Sexualethik weise zu verteidigen, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Evangelium21 hat eine Erklärung in deutscher Sprache veröffentlicht, die genau dieses Anliegen verfolgt. Die 47. Generalsynode der Presbyterian Church in America (PCA) beauftragte im Jahr 2019 einen Studienausschuss (zu dem u.a. Bryan Chapell, Kevin DeYoung und Tim Keller gehörten), eine Stellungnahme zum Thema der menschlichen Sexualität zu erarbeiten. Diese Stellungnahme wurde im Mai 2020 veröffentlicht und im Juni 2021 von der verspätet stattfindenden 48. Generalsynode entgegengenommen. 

Hier ein Auszug:

Zweitens sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass die moderne Bewegung der sexuellen Befreiung in vieler Hinsicht ein Rückschritt ist. Sie dreht die Uhr zurück auf die zugrundeliegende Logik Roms. Die moderne Kultur hat die Verbindung zwischen Sex und Gott aufgehoben und Sex wieder mit der sozialen Ordnung verknüpft. Damit ist Sex wiederum losgelöst von der Forderung einer lebenslangen Bindung durch die Ehe. Erneut geht es beim Sex um Selbsterfüllung, nicht um Selbsthingabe. Doch wie Harper bemerkt, behält die moderne sexuelle Revolution einige der christlichen Gaben an die Welt bei: das Konzept der Einvernehmlichkeit und dass Sex etwas Gutes ist. Daher ist die heutige sexuelle Kultur zwar weniger brutal als die damalige heidnische Kultur (dank der verbliebenen christlichen Elemente), sie entpersonalisiert aber dennoch und macht zum Objekt. Es gibt zahlreiche Studien und Erfahrungsberichte, die zeigen, dass die Menschen deutlich einsamer sind, da Sex nun nicht nur von der Ehe abgekoppelt wird, sondern durch das riesige, raffinierte Reich der Pornografie von persönlicher Beziehung überhaupt. Im alten Rom gab es gewöhnlich einen Beteiligten – den mit der Macht –, der den anderen Beteiligten als Objekt benutzte, um seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Heute benutzen sich die Beteiligten oft gegenseitig, indem sie den anderen als Objekt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse gebrauchen – mit dem man nur so lange in Beziehung steht, wie diese Bedürfnisse befriedigt werden.

Das Bemühen der modernen Kultur, einige Teile der christlichen Sexualethik beizubehalten, aber andere nicht, hat enorme Spannungen erzeugt.

Der Gedanke der Einvernehmlichkeit passt am besten zu einem Bund, nicht zu sexuellen Abenteuern. Insbesondere Frauen können sich als Objekt missbraucht fühlen. Die frühen Christen wurden mit dem gleichen Vorwurf wie wir konfrontiert – dass unsere Sexualethik erdrückend, eine Spaßbremse, negativ, repressiv und unrealistisch sei. Doch sie wussten auch: Selbst wenn sexuelle Selbstbeherrschung auf kurze Sicht schwer ist, ist doch die christliche Sexualethik auf lange Sicht erfüllender und weniger entmenschlichend. Wir müssen auch heute Wege finden, um zuversichtlich über die revolutionär gute Nachricht des Christentums bezüglich Sex zu sprechen.

Mehr: www.evangelium21.net.

Seelsorge Aufbaukurs II (November 2021)

Vom 21.–26. November 2021 werden wir in Friedrichshafen am Bodensee einen Aufbaukurs zur „Christozentrischen Seelsorge“ anbieten. Folgende Themen sind geplant:

  • Seelsorge an Jugendlichen (Pfarrer Heinz Bogner)
  • Das seelsorgerische Gespräch (Ron Kubsch)
  • Seelsorge im Angesicht von Krankheit und Tod (Thomas Jeising)
  • Seelsorgerische Begleitung in Leidsituationen (Lilia Stromberger)
  • Wenn’s lange dauert: Anregungen für die Begleitung längerer Seelsorgeprozesse (Lilia Stromberger)

Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit gibt es hier: Seelsorge _ November 2021_a.pdf.

Bullinger: Dürfen Christen einen Arzt aufsuchen?

Heinrich Bullinger schreibt über die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe in seiner Unterweisung für den Umgang mit kranken und sterbenden Menschen (Schriften I, 2004, S. 115–117):

Es gibt viele Menschen, die sich so sehr dem Willen Gottes hingeben wollen, dass sie darüber alle Ärzte und Medikamente verachten und sich selbst dadurch des Öfteren vernachlässigen.

Sie sagen nämlich: »Ich habe mich nun einmal Gott hingegeben, er muss mein Arzt sein, und ich will von keinem Menschen Rat oder Medikamente annehmen.« Diese Menschen handeln zwar nicht falsch, wenn sie sich Gott vertrauensvoll ergeben. Dass sie jedoch nicht erkennen, wie Gott an allen seinen Geschöpfen durch angemessene natürliche Mittel handelt, ist ein Fehler und Missverständnis. Wir reden hier aber nicht von Wundern und Zeichen, sondern vom üblichen Lauf der Natur, wie ihn Gott eingepflanzt und erschaffen hat. Gott könnte alle Welt auf wundersame Weise speisen, wie er im Evangelium fünftausend Mann mit fünf Broten und danach viertausend mit sieben Broten speiste (vgl. Mt 14,13–21; 15,32–39). Aber er hat den Ackerbau eingesetzt, um die Welt zu ernähren. Wer nun sagen wollte: »Ich habe mich Gott hingegeben, der wird mich wohl speisen, ich muss weder säen noch ernten«, der würde nicht nur der Ordnung Gottes widersprechen und ihr zuwiderhandeln, sondern Gott versuchen. Ebenso hätte Gott das Rote Meer in einem Augenblick ohne Mitwirkung anderer Naturgewalten zerteilen können. Er ließ aber die ganze Nacht hindurch einen starken Wind wehen, um seinem Volk den Weg zu bereiten (vgl. Ex 14,21). Genauso könnte Gott auch in einem Augenblick alle Krankheiten über den Menschen ausschütten und sie in einem anderen Augenblick wieder von den Menschen fortnehmen. Gott verwendet aber passende Mittel und schickt den Menschen die Krankheiten durch schlechte und verdorbene Luft, durch Speise und Trank sowie durch Magenbeschwerden. Entsprechend nimmt er die Krankheiten durch Arzneien auch auf angemessene und natürliche Weise hinweg. Denn es kann doch niemand leugnen, dass Gott den Wurzeln und Kräutern eine besondere Kraft und Wirkung verliehen hat. Mein Lieber, warum sollte also niemand mehr als Arzt tätig sein?

Gott wollte König Hiskia von den Geschwüren der Beulenpest heilen und befahl ihm, Arznei für den Körper zu nehmen (vgl. Jes 38,21). Und der heilige König war nicht so ungefügig und widerspenstig, dass er geredet hätte: »Will Gott mich heilen, so kann er es wohl, was sollten da die Feigen auf dem Geschwür nützen?« Denn es steht im zweiten Buch der Könige, Kapitel 20, geschrieben [2Kön 20,7]: »Und Jesaja sprach: Bringt ein Feigenpflaster her. Und als sie es brachten, legten sie es auf das Geschwür, und er wurde gesund.«

Larry Crabb (1944–2021)

Ich war nicht immer seiner Meinung. Aber ich habe Larry Crabb als aufrichtigen Seelsorger sehr geschätzt und viel von ihm gelernt. Am 28. Februar ist der christliche Psychologe, Autor und Dozent im Alter von 76 Jahren verstorben.

Crabb lehrte auch an der Colorado Christian University (CCU) in Lakewood, Colo (USA). Die CCU veröffentlichte eine Erklärung zu Crabbs Heimgang, in der CCU-Präsident Dr. Donald W. Sweeting sagte,

Es hat uns das Herz gebrochen, vom Tod von Dr. Larry Crabb zu erfahren, einem unserer größten Fürsprecher und Freunde. Er war eine Führungspersönlichkeit, ein Pädagoge und ein geistlicher Berater für viele in der CCU-Gemeinschaft für eine Reihe von Jahren. Er hatte eine Leidenschaft für christuszentrierte, biblisch begründete Psychologie und dafür, zu sehen, wie solide christliche Seelsorge das Leben von Menschen verändert. Er wird von uns allen an der Colorado Christian University sehr vermisst werden.

Im Unterricht zitiere ich Crabb immer wieder mal. Besonders gern folgende Worte (Finding God, 1993, S. 18):

Uns besser zu fühlen ist wichtiger geworden, als Gott zu finden. Und noch schlimmer, wir sind überzeugt, dass Menschen, die Gott finden, sich immer besser fühlen.

Gott vertrauen, wenn deine Schmerzen sinnlos erscheinen

Sarah Taylor kämpft seit über zwei Jahrzehnten mit schweren, chronischen Schmerzen und es liegt ihr auf dem Herzen, andere Leidende darin zu ermutigen, trotzdem einem guten und gnädigen Gott zu vertrauen.

Sie schreibt:

Ich sehe auch eine Wahrheit in Sprüche 3,5–6: „Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen.“ Wenn ich mich auf meinen eigenen Verstand verlasse, dann scheint Leiden eine ziemlich armselige Art zu sein, einen Monat zu verbringen (oder ein Jahrzehnt).

Unsere Vorstellung eines ebenen Pfades wäre immer die, dass wir den Job und das Haus bekommen, uns den Traum-Mann angeln, gesunde und schöne Kinder haben, uns großartig fühlen, und glücklich und zufrieden leben bis an unser Lebensende. Unser Plan für uns selbst schließt niemals ein gebrochenes Herz mit ein, Krankheit, Verlust, nicht einmal die Unannehmlichkeiten des täglichen Lebens.

Aber wenn wir wirklich seinem Verstand vertrauen, dann denken wir daran, dass er unser guter Hirte ist (vgl. Joh 10,11), dass er uns mit ewiger und aufopferungsvoller Liebe liebt (vgl. 1Joh 4), dass er uns nur Gutes tut, auch wenn es sich nicht gut anfühlt (vgl. Röm 8,28), dass er Pläne und Absichten verfolgt, die über das hinausgehen, was wir uns vorstellen können (vgl. Eph 3,20), dass wir äußerlich aufgerieben, innerlich aber Tag für Tag erneuert werden (vgl. 2Kor 4,16), dass er unseren Glauben zu purem Gold läutert (vgl. 1Petr 1,7), dass er uns für die ewige Herrlichkeit vorbereitet (vgl. 2Kor 4,17).

Mehr: www.evangelium21.net.

Jay E. Adams 1929–2020

Jay Adams ist am 14. November 2020 in die ewige Ruhe bei seinem Herrn eingetreten. Er wurde 91 Jahre alt.

Adams war vor allem als Begründer der modernen biblischen Beratungsbewegung bekannt, die mit der Veröffentlichung seines bahnbrechenden Buches Competent to Counsel im Jahr 1970 ins Leben gerufen wurde. Er war ein Vorkämpfer für die Sache der biblischen Suffizienz in der Seelsorge und kämpfte gegen das Vordringen der säkularen Psychologie in die Beratungsräume von Pastoren und christlichen Laien an.

In den 80-er Jahren war die Seelsorge nach Adams in Deutschland recht verbreitet, da viele seiner Bücher übersetzt wurden. Seine Seelsorge musste allerdings auch sehr viel Kritik über sich ergehen lassen.

Jay Adams arbeitete zuletzt für das The Institute for Nouthetic Studies. Die Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF) hat viele Impulse von Adams aufgenommen und gründlich weiterentwickelt.

Hier ist ein Rückblick auf sein Leben zu finden: nouthetic.blog.

Heilige Sexualität

41tNFhR3axL SX327 BO1 204 203 200Jonathan Steinert hat für das christliche Medienmagazin pro das neue Buch Heilige Sexualität von Christopher Yuan vorgestellt. Yuan, selbst schwul und HIV-infiziert, hat ein tierschürfendes Buch über Sexualität verfasst. Er schreibt aber nicht nur über Sexualität, sondern über das, was einen Menschen coram Deo ausmacht, also über Identität.

Steinert:

Ausgangspunkt seiner Argumentation ist die Überzeugung, dass die Sexualität eines Menschen nicht sein Wesen, seine Identität bestimmt. „Bei den Kategorien heterosexuell und homosexuell wird aus Begierde eine Identität, aus Erfahrungen wird ein Sein.“ Das biblische Menschenbild sehe den Wesenskern des Menschen aber darin, dass er ein Geschöpf, ein Ebenbild Gottes ist. In der Schöpfung sei auch die Differenz der Geschlechter so angelegt, dass sie aufeinander bezogen sind. Für Yuan ist damit klar: „Geschlechterdifferenzierung ist kein soziales Konstrukt. Mann- oder Frausein ist ein uns innewohnender Bestandteil dessen, wer wir sind.“ Homosexualität ist für ihn eine Folge der Erbsünde, die mit Adam in die Welt gekommen sei. Psychologische Störungen oder äußere Umstände könnten höchstens sekundäre Auslöser dafür sein. Das klingt zunächst nach einer recht pauschalen Verurteilung Homosexueller, ist es aber im Zusammenhang von Yuans Ausführungen nicht. Denn Folge der Erbsünde sind demnach auch alle Begierden heterosexuell empfindender Menschen, die sich auf etwas anderes beziehen als auf „heilige Sexualität“. Konkret: dem biblischen Modell der Ehe von einem Mann und einer Frau, von Keuschheit als Single und Treue als Ehepartner.

Ich empfehle das Buch sehr gern!

Den Kranken muss das Evangelium erklärt werden

Heinrich Bullinger („Unterweisung der Kranken und wie man sich auf das Sterben vorbereiten soll“, Schriften, Bd. 1, Zürich: TVZ, 2006, S. 103–169, hier S. 131–132):

Daher muss den Kranken in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Menschwerdung und das Leiden Christi vor Augen geführt werden, und zwar zuerst mit der Frage, warum Christus Mensch geworden ist: Da nämlich Gott gut, treu und barmherzig ist, hat er dem Menschen seine Güte auf treueste Weise offenbaren wollen. Dies hat er nun auf keine kostbarere Weise tun können als durch die Menschwerdung Christi, seines Sohnes, der seiner Natur und seines Wesens ist. Denn indem er Mensch wurde, vereinigte er in sich die menschliche und die göttliche Natur in einer Person, wie geschrieben steht [Joh 1,14]: „Das Wort ward Fleisch.“ Durch dieses große Geheimnis gab er uns zu verstehen, dass er mit dem Menschen vereinigt sein, ja ich ihm zu eigen geben und ihn erhalten und erhöhen wollte, so wie er den Menschen Jesus Christus zu ewiger Freude und Seligkeit erhalten und erhöht hat. Da also Christus der Mittler ein sollte, musste er des Wesens und der Natur beider Teile, zwischen denen er vermitteln sollte, teilhaftig werden, damit er auch das an sich hätte, was er für unsere Sünden opfern konnte. Denn ohne Blut zu vergießen, geschah keine Verzeihung. Wenn er nun nicht wahres menschliches Wesen und wahre menschliche Natur angenommen hätte, wie hätte er sterben, sein Blut ‚ergießen und sich für unsere Sünden aufopfern können? Und hier offenbart sich uns die Frucht des Leidens und Sterbens Christi: dass wir durch seinen Tod Verzeihung der Sünden und ewiges Leben erlangen.

Aufbaukurs I:„Christozentrische Seelsorge“

Vom 17.–22. November 2019 werden wir in Friedrichshafen am Bodensee einen Aufbaukurs zur „Christozentrischen Seelsorge“ anbieten. Folgende Themen sind geplant:

  • Bildschirmfoto 2019 06 27 um 17 17 31Biblische Seelsorge I-III (Michael Martens)
  • Kommunikation I-II (Karsten Kranzmann)
  • Der ganze Mensch vor Gott: Leiblichkeit als vernachlässigte Dimension der Seelsorge (Thomas Jeising)
  • Die Gedanken- und Gefühlswelt als Thema in der Seelsorge (Lilia Stromberger)

Es sind noch einige Plätze frei. Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: Seelsorge Nov._2019.pdf

David Powlison (1949–2019)

David Powlison, der meiner Meinung nach größte Denker der „Biblische Seelsorge“-Bewegung, starb am Freitag, den 7. Juni 2019, friedlich in seinem Haus in Pennsylvania, nachdem er längere Zeit an Bauchspeicheldrüsenkrebs gelitten hatte. Er war ein großartiger Exeget der Menschen. Er las gern Sigmund Freud, liebte aber vor allem Gottes Wort. Er war ein dienender Meister einer evangeliumszentrierten Seelsorge. Wir werden ihn vermissen. Wie erfrischend radikal seine Sicht auf die Seelsorge war, zeigt dieses Zitat (Seelsorge im Lichte der Bibel, 2012, S. 208–209):

Das Leben des Christen ist ein großes Paradox. Wer seinem „Ich“ stirbt, findet es. Wer seinen Lüsten abstirbt, wird vielfältig wieder empfangen in dieser Zeit und in der zukünftigen Weltzeit das ewige Leben (s. Lk 18,29-30). Er wird neue Leidenschaften finden, für die es sich zu leben und zu sterben lohnt. Wenn ich nach Glück verlange, werde ich Elend finden. Wenn ich geliebt werden will, erlebe ich Ablehnung. Wenn ich bedeutend sein will, empfange ich Sinnlosigkeit. Wenn ich alles im Griff haben will, finde ich das Chaos. Wenn ich Ehre will, werde ich gedemütigt. Aber wenn ich mich nach Gott und seiner Weisheit und seinem Erbarmen sehne, dann werde ich Gott und Weisheit und Erbarmen empfangen. Und dabei werde ich, früher oder später, auch Glück, Liebe, Sinn, Ordnung und Ehre erhalten.

Justin Taylor hat wichtige Stationen seines Lebens nacherzählt: www.thegospelcoalition.org.

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