September 2010

John Piper: Rechtfertigung und Heiligung

John Piper hat sich für acht Monate aus dem öffentlichen Dienst zurückgezogen. Kurz bevor er seinen Urlaub antrat, produzierte er drei Videoclips. Das erste Video ist der Rechtfertigungslehre gewidmet. Ausgezeichnet!

Hier:

Hotels bibeln

Der ORF hat einen Beitrag über die Gideons mit dem lieben Franz Seiser ausgestrahlt.

Die ist auch in österreichischen Hotels anzutreffen: die Bibel im Hotelzimmer. Nicht nur Hotels, sondern auch Altersheime, Krankenhäuser und das Bundesheer kostenfrei mit Bibeln auszustatten, das ist das Ziel des überkonfessionellen Gideonbundes. Diese Vereinigung vorwiegend evangelischer oder evangelisch-freikirchlicher Geschäftsleute, gegründet 1899 in den USA, ist seit 1957 in Österreich tätig und verteilt laut eigenen Angaben weltweit rund 80 Millionen Bibeln pro Jahr.

Hier: tvthek.orf.at.

Türkei: Festnahme und Anklage des Menschenrechtlers Dogan Akhanli

Im 10. August 2010 wurde der Kölner Schriftsteller und Menschenrechtler Doğan Akhanlı bei der Einreise in die Türkei auf einem Istanbuler Flughafen festgenommen; die Reise galt dem kranken Vater D. Akhanlıs. Nach Auskunft seines Anwaltes Haydar Erol wird Doğan Akhanlı seit dem 20. August in einem Gefängnis in der Provinz Tekirdağ unter dem Vorwand festgehalten, er sei 1989 an einem Raubüberfall auf eine Wechselstube in Istanbul beteiligt gewesen. Diese Anklage stütze sich auf Zeugenaussagen, von denen eine unter Folter gemacht worden sei, erklärte Erol. Der vermeintliche zweite Zeuge – der Sohn des Getöteten – habe später bestritten, Akhanli jemals auf einem Foto identifiziert zu haben. „Dieses Szenario hat die Polizei produziert“, meint Rechtsanwalt Erol. Es handele sich um den Versuch einer späten Abrechnung mit der politischen Linken. Trotz der Entlastungsbeweise, die Anwalt Erol bei den bisherigen zwei Haftprüfungsterminen erbringen konnte, hat ein Staatsanwalt gegen Doğan Akhanlı Anklage wegen Raubes und Totschlags erhoben. Drei Haftbeschwerden sind bisher gescheitert.

Zu vermuten ist, dass die Festnahme D. Akhanlıs und die zweifache Ablehnung seiner Freilassung durch die Staatsanwaltschaft auch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Engagement des Autors für die Anerkennung des offiziell noch immer in der Türkei bestrittenen Genozids an Christen steht.

Für Bemühungen um eine Freilassung von Dogan Akhanli werden hier Unterschriften gesammelt: www.aga-online.org.

Wer hat Angst vorm Zündelmann?

Die Erregung über die geplante Koran-Verbrennung zeigt, wie schnell die global vernetzte Medienöffentlichkeit aus Angst vor islamistischem Terror zum Spielball von Extremisten wird (siehe dazu auch hier). Islamisten nutzen diese Vernetzung der Welt dafür aus, um Gesellschaften zu spalten. Dabei muss niemand vor dem obskuren Pastor Terry Jones Angst haben, denn es gibt unter den Fundamentalisten eine Asymmetrie der Gewalt.

Reinhard Mohr hat für den SPIEGEL die Frage gestellt, was wohl passieren würde, wenn ein obskurer Mullah irgendwo eine öffentliche Bibelverbrennung ankündigte:

Wie sähen die weltweiten Reaktionen wohl aus, wenn ein fanatischer Mullah irgendwo in der arabischen Welt ankündigen würde, er wolle einen Haufen Bibeln verbrennen?

Sicher, die Kirchen würden protestieren, der Papst, ein paar zweit- und drittrangige Politiker. Aber gewiss nicht der US-Präsident oder die Bundeskanzlerin. Eher riefe Margot Käßmann zur »interkulturellen Verständigung« und zum »religiösen Dialog« auf, Feuilletonisten würden an den österreichischen Provokationskünstler Hermann Nitsch erinnern, dessen Blutorgien- und Mysterientheater schon viel schlimmere Blasphemien im Angesicht des christlichen Kreuzes hervorgebracht hat, oder Historiker würden das Ganze als späte Reaktion auf die Kreuzzüge des elften und zwölften Jahrhunderts deuten. Motto: So was kommt von so was.

Man könnte sich jedenfalls darauf verlassen, dass keine christlichen Selbstmordkommandos losziehen würden. Es gäbe keine Massendemonstrationen wütender Gläubiger, keine Botschaften würden gestürmt und keine Flaggen verbrannt. Es gäbe auch keine Boykottaufrufe und keine Fatwa. Niemand müsste sich fürchten vor den Gewalttaten radikaler Christen.

Hier der vollständige Artikel: www.spiegel.de.

Lloyd-Jones: Die enge Pforte

Gott hat Martyn Lloyd-Jones zum Predigtdienst berufen (zur Biographie siehe hier). Ich habe seine Predigtlehre Mitte der 80er Jahre gelesen und wollte ihn anschließend unbedingt auch einmal hören. Also habe ich mir in England mühsam MC-Kassetten mit Predigten dieses großen Verkünders besorgt. Seine Predigten haben mich »umgehauen«. Der Doktor soll ein unglaublich liebenswürdiger Mensch gewesen sein. Auf der Kanzel war er ein Löwe.

1969 reiste Lloyd-Jones ein letztes Mal in die Vereinigten Staaten und hat in Pensacola eine Predigtreihe gehalten. Diese neun Predigten wurden nun digitalisiert und können gratis hier heruntergeladen werden. Wer heute den Doktor hören möchte, braucht keine Bestellungen im Ausland aufgeben.

Als ich mir die Predigt »The Narrow Way« über Mt 7,13–14 anhörte, hat es mich wieder »umgehauen«. Da predigt Martyn Lloyd-Jones 1969 (!) in den USA eine dreiviertel Stunde über die weite und die enge Pforte und ich habe den Eindruck, er predigt zur Kirche der Gegenwart und zu mir.

O Herr, schenke deiner Kirche Prediger des Evangeliums!

Die Predigt über Mt 7,13–14 gibt es hier:
[podcast]http://www.mlj.org.uk/mlj.nsf/f/Pensacola%209/$file/MLJ5791.mp3[/podcast]

»Werke des Gesetzes« im Galaterbrief

Joseph B. Tyson hat Anfang der 70er Jahre, also lange vor dem Rummel um die »Neue Paulusperspektive«, einen Aufsatz über die Werke des Gesetzes (griech. erga nomou) im Galaterbrief publiziert. Tyson nimmt die Forschungsarbeiten von Ernst Lohmeyer auf. Rob Bradshaw hat den Beitrag digitalisiert. Also kann:

  • Joseph B. Tyson, »Works of law‘ in Galatians,« Journal of Biblical Literature 92.3 (Sept. 1973): 423–431

hier gratis heruntergeladen werden kann: 1973_tyson.pdf.

VD: RB

Kohlbrügge: Heiligung

201009092051.jpgHermann Friedrich Kohlbrügge (1803–1875) war ein niederländischer Theologe und Pastor an der Niederländisch reformierten Gemeinde in Elberfeld. In einer Predigt über Röm 7,14 wies er auf »die Radikalität der Sünde des Menschen auch und gerade in seinem Bemühen um Heiligung hin und betonte, daß Gott Gottlose und nicht Heilige gerecht macht« (Quelle hier). Über die Heiligung schrieb er einmal (Licht und Recht, Heft 12, S. 55)

Der Heilige Geist kann es nicht lieben, dass man sagt: »Ich bin heilig in Christo Jesu«, und dass man zu gleicher Zeit ein Sklave des Sichtbaren ist und der verborgenen Lust, wer Vater und Mutter, Rind oder Weib, die Welt und das Durchkommen durch die Welt und Ehre bei den Menschen lieber hat als den Herrn, von dem sagt der Herr selbst: »Er ist meiner nicht wert«, und wiederum: »Habe abgehauen, was dich ärgert«. Eben so wenig kann der Heilige Geist es lieben, daß man gleichsam zwischen Himmel und Erde schwebt, um eine Notwendigkeit der Heiligung als Lehrbegriff zu behaupten und dann wiederum solche Notwendigkeit für sich selbst wegzuwerfen und sich vor dem Richterstuhl Gottes hinter die Gerechtigkeit Christi zu verkriechen, als wäre die Heiligung für diese Erde da und die Gerechtigkeit Christi, um in den Himmel zu kommen.

Nun meine Frage: Was meint Kohlbrügge mit »als wäre die Heiligung für diese Erde da und die Gerechtigkeit Christi, um in den Himmel zu kommen«?

Emergentes Glaubensbekenntnis

Donald Carson hat kürzlich ein emergentes (ist nicht ganz ernst gemeint) Glaubensbekenntnis vorgelegt (Quelle ist eine Buchempfehlung für: Andreas J. Kostenberger u. Michael Kruger: The Heresy of Orthodoxy: How Contemporary Culture’s Fascination with Diversity Has Reshaped Our Understanding of Early Christianity):

Im Anfang war die Vielfalt und die Vielfalt war bei Gott und Gott war die Vielfalt. Ohne die Vielfalt ist nichts gemacht, was gemacht ist. Es begab sich aber, dass grantige alte ›rechtgläubige‹ Leute die Vielfalt einengten und sie schließlich ausgrenzten und als Häresie ablehnten. Doch in der Fülle der Zeit (die natürlich unsere Zeit ist) erstand die Vielfalt und zerschmetterte die Rechtgläubigkeit. Und nun, die Vielfalt sei gebenedeit, als einz’ge Häresie bleibt – die Rechtgläubigkeit.

VD: AW

Veräppelung

Über den Wortakrobaten Bodo Wartke staune und schmunzle ich immer wieder gern. Kennengelernt habe ich ihn durch unsere Kinder, die seinen Humor und seine Sprachkompetenz schätzen. Mit welchem Betriebssystem Wartke wohl seine Texte schreibt?

Das Lied PCdenzfall gibt vermutlich die Antwort:

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