2012

Präsident Mursi will „Islamische Republik Ägypten“

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) befürchtet, dass Ägyptens Präsident Mursi auf eine „Islamische Republik Ägypten“ zusteuert. In den vergangenen Tagen sind in Kairo die Anhänger der Mursi nahestehenden Moslem-Bruderschaft erstmals gemeinschaftlich und mit intensivem Gewalteinsatz gegen liberale und säkulare Demonstranten vorgegangen. Hunderte sind dabei verletzt worden, mehrere verloren ihr Augenlicht. Könnte diese Entwicklung nicht mehr aufgehalten werden, seien nach Einschätzung der IGFM die christliche Minderheit und die Frauen Ägyptens am härtesten getroffen.

Gegenwärtig befinden sich die christlichen Kirchen Ägyptens in einer Art „Schreckstarre“. Der Widerstand und die Proteste gegen eine neue Diktatur unter islamischen Vorzeichen ist vor allem von liberalen und säkularen Jugendbewegungen getragen, die bereits die Initiatoren der Revolution gegen das Mubarak-Regime waren. Die Kopten schweigen bisher.

Widerstand gegen Mursi erwacht nach Beobachtungen der IGFM inzwischen auch in einigen Regionen Oberägyptens. Die Enttäuschung darüber, dass sich Präsident Mursi außenpolitisch profiliere aber darüber die zahlreichen Probleme im Inneren ignoriere, ist groß. Nach einem katastrophalen Zugunglück der völlig vernachlässigten ägyptischen Bahn am 17. November ist die Stimmung in Teilen der Bevölkerung gegen Mursi umgeschlagen.

Die wichtigsten Säulen des alten Mubarak-Regimes – Polizei, Geheimdienst und Militär – sind nach wie vor nicht unter der Kontrolle der Muslimbruderschaft. Es scheint, dass die maßgeblichen Entscheidungsträger sich entschlossen hätten, auf der „Seite der Macht zu bleiben“ und sich mit Präsident Mursi arrangiert hätten. Gleichzeitig seien Kompetenzstreitigkeiten zwischen Militär und Polizei aufgebrochen, die in mindestens einem Fall auch mit Waffengewalt ausgetragen wurden, so die IGFM weiter. Die wichtigsten verbliebenen Machtfaktoren würden sich so gegenseitig binden. „Gerade durch diese Situation ist die drohende Gefahr noch größer geworden, dass Mursi eine unter der Scharia stehende Islamische Republik tatsächlich durchsetzten kann, so wie sie von Salafisten und weiten Teilen der Muslimbrüder gefordert werden“, beton IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin.

Jede zweite Ehe zerbricht in Deutschland

In Deutschland wird bereits jede zweite Ehe geschieden, sagen die Statistiker. Damit ist die Scheidungsrate höher als je zuvor. Wer heute überhaupt noch heiratet, wird stark von romantischen Motiven zum Altar getrieben und später bitter enttäuscht.

Allerdings:

Die Vorstellung, in der nächsten Ehe werde alles besser, ist übrigens ein Trugschluss. Zwei Drittel aller Geschiedenen fragen sich rückblickend, ob es all das Geld und den Stress wert war, sich zu trennen – das jedenfalls schätzen Paartherapeuten.

Mehr hier: www.welt.de.

Abraham Kuyper (Teil 2)

Abraham Kuyper: Der Prediger, Journalist und Politiker

Zunächst bemühte sich Kuyper darum, die im Traditionalismus erstarrte „Hervormde Kerk“ zu erneuern. Die Kanzel war ein geeigneter Ort, um durch leidenschaftliche Predigten die Kirchgänger zum geistlichen Leben anzuspornen. „Kuyper übte auf seine Zuhörer einen magischen Einfluss aus. Der Zulauf war enorm: Bisweilen riefen seine Predigten einen regelrechten Volkslauf hervor“ (C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 293). Allerdings gab sich Kuyper mit der Kanzel nicht zufrieden. Er engagierte sich in der Politik und übernahm 1871 das in Schwierigkeiten geratene Wochenblatt „Der Herold“ (holländ. „De Heraut“). Schnell stellte sich heraus, dass Kuyper ein begnadeter Kolumnist war. Zu seinen Lebzeiten galt er als der bedeutendste Journalist der Niederlande und übernahm für einige Zeit den Vorsitz der Journalistenvereinigung. „Kuyper erweist sich mit seinem präzisen und zugleich bildhaften Schreibstil als ein Meister der Sprache“ (D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 344). Ein Jahr später gründete er zusätzlich die Tageszeitung „Der Standard“ (holländ. „De Standaard“) und wurde ihr Chefredakteur. Kuyper schrieb nicht nur über theologische oder kirchenpolitische Themen, sondern – und das sollte typisch für ihn werden –, zu Fragen aller Lebensbereiche auf der Grundlage einer christlichen Weltsicht. C. Augustijn schreibt über diese Zeit (Abraham Kuyper“, S. 293):

Im Mittelpunkt von ‚De Standaard‘ standen die Politik und das ganze gesellschaftliche Leben. In allen Bereichen, sei es Staatspolitik, Schule oder [sic! die] Soziale Frage, wollte Kuyper die Prinzipien des Calvinismus zur Geltung bringen. Mit seinen eigenen Worten: „Es gibt auf dem ganzen Hof unseres menschlichen Lebens nicht eine winzige Ecke, wo nicht der Ruf Christi, der der Souverän aller Menschen ist, erschallt: Mein.“

Kuyper fragte nicht nur nach der angemessenen Gestalt der Kirche, sondern schenkte auch den christlichen Schulen verstärkte Aufmerksamkeit. Die reformierten Schulen wurden 1806 in öffentliche Einrichtungen umgewandelt. „In ihnen sollte die Erziehung ‚zur Bildung aller christlichen und gesellschaftlichen Tugenden‘ dienen“, wie es das Schulgesetz von 1857 später formulierte (C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 293). Kuyper nahm an der Verchristlichung staatlicher Schulen Anstoß und plädierte für die Errichtung konfessioneller Schulen. Neben den staatlichen wurden so auch protestantische und katholische Schulen eingerichtet, die freilich erst ab 1920 im Rahmen der „Gleichstellung“ fiskal den staatlichen Schulen gleichgestellt wurden.

Durch sein Interesse an der Schulpolitik lernte Kuyper den von ihm sehr geschätzten niederländischen Historiker Guillaume Groen van Prinsterer persönlich kennen und wurde von ihm in die Politik eingeführt. 1874 erfolgt die Wahl als Abgeordneter in die zweite Kammer des niederländischen Parlaments. Da Geistliche keine Parlamentsmitglieder sein durften, musste er seinen Pastorenberuf aufgeben. Groen und Kuyper machten sich für eine Reformierung der niederländischen Gesellschaft im calvinistischem Sinne stark und bekämpften gegen den als Übel ihrer Zeit angesehenen Geist der Französischen Revolution. Auf diese Weise entstand die „erste wirklich organisierte politische Partei der Niederlande, die ‚Antirevolutionäre‘ oder ‚Christlich-Historische Partei‘, deren Grundsätze Kuyper 1878 mit dem Manifest ‚Ons Program‘ aufstellte und durch ausführliche Erklärungen erläuterte“ (C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 295). Kuyper wollte die katholischen und liberalen Einflüsse in den Niederlanden keinesfalls leugnen, stellt aber den durch die Reformation erlangten besonderen Charakter im Volke heraus.

Zu seiner großen Enttäuschung konnte er allerdings als Parlamentsmitglied nur wenig bewirken. Die Aufgaben im Parlament und die große publizistische Aktivitäten überforderten ihn. Er erlitt 1876, – wie schon 1862 –, wegen Überarbeitung einen dramatischen Schwächeanfall und musste sich für ein Jahr bei einem Auslandsaufenthalt in der Schweiz, in Italien und in Frankreich regenerieren. Er selbst schrieb, dass er in dieser Zeit der Krise „zur Entschiedenheit der entschiedenen und tiefgreifenden Religion“ seiner Vorfahren geführt wurde (C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 296). Später, in den Jahren 1901 bis 1905, wurde er allerdings Ministerpräsident der Niederlande und griff so nochmals aktiv in die Politik ein.

Abraham Kuyper (Teil 1)

Kuyper.jpgHeute starte ich eine kleine Reihe über das Leben von Abraham Kuyper. Teil 1 der vierteiligen Reihe ist seiner Jugend und Ausbildung gewidmet.

Abraham Kuyper: Der Meisterschüler

Im Europa des 19. Jahrhunderts erwachte ein neuerliches Interesse am reformierten Glauben. Der sogenannte „Neo-Calvinismus“ spielte dabei eine maßgebliche Rolle. Der „Neo-Calvinismus“ als Bezeichnung für eine reformierte Weltanschauung ist unlösbar mit dem Namen des Niederländers Abraham Kuyper (1837–1920) verbunden.

Abraham Kuyper wurde am 29. Oktober 1837 als Sohn des reformierten Pfarrers Jan Fredrik Kuyper und von Henriette Huber, die schweizerische Vorfahren hat, in Maassluis (Südholland) geboren. Obwohl in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Niederlanden die meisten Pfarrhäuser wohlhabend waren, wuchs er in eher bescheidenen Verhältnissen auf. Um das Schulgeld zu sparen, wurde der Grundschulunterricht zu Hause erteilt. Als Abraham mit zwölf Jahren das erste Mal eine Schule betrat, zählte er schnell zu den besten Schülern.

Ab 1855 studierte er in Leiden Theologie und Sprachwissenschaften. Er galt als exzellenter Akademiker mit großem Interesse für systematische und historische Theologie. Die Universität war zu jener Zeit eine Hochburg der liberalen Theologie. Ihr prominentester Gelehrter an der theologischen Fakultät, der Systematiker J.H. Scholten (1811–1885), gilt als Mitbegründer des Modernismus.

In den Jahren 1859/60 befasste sich Kuyper akribisch mit dem Kirchenbegriff des polnischen Reformators Johannes a Lasco (1499–1560) und verglich ihn mit dem Kirchenverständnis bei Calvin (1509–1564). Anlass war ein Preisausschreiben der Universität Groningen. Kuypers Untersuchung mit dem Titel „Commentatio“ erhielt den Siegespreis. Der erster Teil dieser Schrift wurde 1862 von der Universität Leiden als Dissertation mit „summa cum laude“ angenommen.

1863 heiratete Abraham seine langjährige Verlobte Johanna Hendrika Schaaij. Das frisch vermählte Paar zog in das kleine Dorf Beesd in der Betuwe, wo Kuyper eine Pfarrerstelle innerhalb der Reformierten Kirche antrat. Die Abkehr vom liberalen Modernismus und Hinwendung zum Calvinismus fallen mutmaßlich in diese Schaffensperiode. Die genauen Vorgänge lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kuyper übertrieb, wenn er seinen Aufenthalt in Beesd als Wendepunkt für seine theologischen Entwicklung herausstrich (Dirk van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, in: Marco Hofheinz, Wolfgang Lienemann u. Martin Sallmann (Hg.), Calvins Erbe: Beiträge zur Wirkungsgeschichte Johannes Calvins, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, S. 338–359, hier S. 341–342. ). Wahrscheinlich geht sein Sinneswandel auf den Einfluss der ungebildeten aber gottesfürchtigen Dame Pietje Baltus zurück (Cornelius Pronk, „Neo-Calvinism“, Reformed Theological Journal, Nov. 1995, S. 45–46).

„Bei den sehr einfachen Leuten in der Gemeinde auf dem Lande“ begegneten Kuyper Ideen, „die ihm zwar durch seine Calvinstudien geläufig waren, die aber in der damaligen Kirche kaum noch lebten“ (C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 291.) Vier Jahre nach seinem Pfarrdienst in dem Dorf Beesd wird Kuyper nach Utrecht berufen. Obwohl diese reformierte Kirche als orthodox galt, ist der junge Pfarrer von der oberflächlichen Volksfrömmigkeit sehr enttäuscht. Er spricht von der „Lüge in der Kirche“ und hat „tiefgreifende Bedenken und formuliert ernsthafte theologische Einwände gegen die institutionalisierte Volkskirche“ (D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 342). Hier festigt sich sein Augenmerk für eine Bekenntniskirche, die sich an die reformierten Bekenntnisse des 16. und 17. Jahrhunderts bindet. Schon nach drei Jahren verlässt Kuyper Utrecht und nimmt eine Amsterdamer Pfarrstelle in der größten reformierten Gemeinde des Landes an (ca. 130.000 Mitglieder). Spätestens ab 1876/77 ist Kuyper ein durch und durch überzeugter Calvinist (vgl. C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 291).

AKREF-Nachrichten

AKREF steht für den „Arbeitskreis Religionsfreiheit – Menschenrechte – Einsatz für verfolgte Christen“ der Deutschen Evangelischen Allianz. Ulrike C. Nyboer stellt seit vielen Jahren Nachricht über Christenverfolgung und entsprechende Gebetsanliegen zusammen. Diese Meldungen können regelmäßig per E-mail empfangen werden.

Wer den Newsletter bestellen möchte, findet hier weitere Informationen: www.ead.de.

Das ist Gott!

41OxMk+mBZL._SL110_.jpg DIE ZEIT hat einen Auszug aus dem Buch Die Verteidigung des Menschen: Warum Gott gebraucht wird von Jan Roß abgedruckt. Bezeichnenderweise spürt man dem Text ab, dass er nicht von einem Theologen, sondern von einem klassischen Philologen geschrieben wurde. Roß nimmt den „Befund“ und die Radikalität der Kreuzesbotschaft ernst. Für viele Verteidiger des Kruzifixes und Theologen ist das Kreuz dagegen nicht mehr als ein Kultursymbol.

Hier ein Zitat aus dem „Anti-Nietzsche“:

Der gekreuzigte Christus steht für einen Alternativentwurf. Die Gegner des Christentums halten das für eine Perversion. In ihren Augen ist das Kreuz ein Symbol des Masochismus. Die ganze Kritik am Christentum als einer welt- und sinnenfeindlichen Veranstaltung, sexuell verklemmt und in dunklen Katakomben zu Hause, hat ihr Zentrum in der Empörung über das Kreuz. Das Hässliche auf Kosten des Schönen zu verherrlichen, das Schwache lieber als das Starke, das Nein statt des Ja, das hat nur das Christentum gewagt.

Das Kreuz, eine Perversion? Eine Werteumkehr bedeutet es in der Tat. Es stellt die Werte des Erfolgsmenschentums infrage, und wenn solche Werte »natürlich« sind, dann ist das Christentum »unnatürlich«. Nur ist dieses Unnatürliche zugleich das Humane; es ist der diametrale Gegensatz zum Recht des Stärkeren und zur Tyrannei der Normalität. »Was ihr dem geringsten unter meinen Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan«, erklärt Jesus seinen Jüngern, als er ihnen die Idee der Nächstenliebe beibringt. Selbst Kirchenfeinde bestreiten nicht, dass das Christentum eine Geschichte der Güte und Menschlichkeit hat, des Engagements für die Bedürftigen. Man muss sich allerdings klarmachen, dass dahinter mehr als nur eine Moral steht.

Mehr: Gottesbuch-Abdruck.pdf.

VD: CF

Wer und was dominiert die Sozialwissenschaften?

Heute habe ich in einer sozialwissenschaftlichen Datenbank mit Werken aus den Jahren 1915 bis 2012 nach dem Schlagwort „Michel Foucault“ recherchiert. Ich fand 2529 Quellen. Karl Popper ist 134 Mal, Jürgen Habermas gleich 3586 Mal verschlagwortet. Eine Anfrage zu Bonhoeffer in der gleichen Datenbank lieferte dagegen nur eine Quelle. Das Schlagwort „Realismus“ war 491 Mal, „Konstruktivismus“ dagegen 1648 Mal indexiert.

Vieles, was in diesen Werken steht, ist allerdings nur Hirngespinst, wie sich leicht mit einem Zitat von Michel Foucault beweisen lässt (Michel Foucault, Der Mensch ist ein Erfahrungstier, 1996, S. 28):

Das Problem der Wahrheit dessen, was ich sage, ist für mich ein sehr schwieriges, ja sogar das zentrale Problem. Auf diese Frage habe ich bisher niemals geantwortet. Gleichzeitig benutze ich jedoch ganz klassische Methoden: die Beweisführung oder zumindest das, was in historischen Zusammenhängen als Beweis gelten darf – Verweise auf Texte, Quellen, Autoritäten und die Herstellung von Bezügen zwischen Ideen und Tatsachen; Schemata, die ein Verständnis ermöglichen, oder Erklärungstypen. Nichts davon ist originell. Insoweit kann alles, was ich in meinen Büchern sage, verifiziert oder widerlegt werden, nicht anders als bei jedem anderen historischen Buch.

Trotzdem sagen die Leute, die mich lesen, und besonders diejenigen, die von meiner Arbeit etwas halten, oft lächelnd: „Im Grunde weißt du genau, daß alles, was du sagst, nur Fiktion ist.“ Ich antworte stets: „Natürlich; daß es etwas anderes wäre, davon kann gar keine Rede sein.“

Also: Was dominiert die Sozialwissenschaften? Schimäre!

Ältestenschaft

In den allermeisten Kirchen sind Älteste (oder Presbyter) Laien. So ergeben sich viele Frage. Z.B.

  • Was muss ein Ältester können?
  • Was sind seine wichtigsten Aufgaben?
  • Wie viel Zeit sollte ein ehrenamtlicher Ältester in den Gemeindedienst investieren?
  • Wie können Älteste für ihre Aufgaben geschult und zugerüstet werden?

Auf diese und andere Fragen gibt die aktuelle Ausgabe des 9Marks Journals (11–12/2012) einige Antworten. Zwei interessante Buchbesprechungen gibt es noch dazu. Dies alles hier: ejournal201296novdec.pdf.

 

Warum Mutter Staat uns die Luft zum Atmen nimmt

„Zettel“ bloggt anonym über alles, was Aufklärung verdient: vom Dosenöffner bis zum Islam. Kürzlich hat er Cora Stephan erklärt, weshalb er ein Bürgerrechtsliberaler ist. Ein Interview über Medien, Liberalismus und einen fürsorglichen, immer mehr ideologisch gefärbten Staat:

Ich bin vor allem ein Bürgerrechtsliberaler. Im 19. Jahrhundert stand man als Liberaler vor allem gegen den Polizeistaat und trat für größere Befugnisse der Parlamente ein. Es war der strenge, der oft autoritäre „Vater Staat“, gegen den man bürgerliche Freiheiten zu erkämpfen und zu sichern trachtete. Heute aber werden unsere Freiheiten durch „Mutter Staat“ bedroht – durch den fürsorglichen, den auch immer mehr ideologisch gefärbten Staat, der in alle Lebensbereiche hineinregieren will. Der uns Bürger vielleicht nicht mehr als Untertanen sieht, aber als Unbeholfene. Denen also geholfen werden muss; von der Wiege bis zur Bahre und in allen Bereichen ihres Denkens, Wertens und Verhaltens.

Dazu wurden zwei Instrumente geschaffen, gewissermaßen Passepartouts: Schutz der Umwelt und Förderung der Gesundheit. Was immer jemand in seinem persönlichen Bereich tut – es wird sich meist irgendwie auf die Umwelt und/oder seine Gesundheit beziehungsweise die anderer auswirken. Also kann man stets dort ansetzen; mit Verboten wie beim Rauchen über die Steuerpolitik wie bei der Ökosteuer und der EEG-Umlage. Vor allem aber mit „Erziehung“. Jetzt sollen ja die Dicken erzogen werden. Die Herrschenden sind heute nicht mehr die Unternehmer oder die „Reichen“; sie haben wenig zu melden. Beherrscht wird unsere Gesellschaft immer mehr von der Schicht der Ideologen, der Berater, der Multiplikatoren, Helfer und Erzieher.

Mehr: www.welt.de.

Ein evolutionsbiologisches Dogma wankt

Zum ersten Mal haben Forscher ein Gen entdeckt, das einzig und allein beim Menschen auftaucht. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des Gehirns – und widerspricht einem Dogma der Evolutionsbiologen.

FOCUS-Redakteur Michael Odenwald schreibt:

Das Gen – oder besser: sein Produkt, eine kurze so genannte Mikro-RNA, die nur wenige Nukleotide enthält – ist in zwei Gehirnregionen stark aktiv, nämlich im präfrontalen Cortex, einem Teil der Großhirnrinde, sowie im Kleinhirn. Dort kontrolliert es Prozesse der Entscheidungsfindung und steuert unsere Sprachfähigkeit, indem es die Funktion weiterer Gene reguliert.

Damit, sagen Taylor und seine Kollegen, wirke es sich an entscheidender Stelle auf die hoch entwickelten Gehirnfunktionen aus, die uns zu Menschen machen. Dabei weist es eine bislang einzigartige Entwicklungsgeschichte auf. Bislang galt es in der Evolutionsbiologie als eine Art Dogma, dass die Unterschiede zwischen den Arten aus Veränderungen bereits vorhandener Gene resultierten. Diese konnten mutieren, im Erbgut plötzlich doppelt auftauchen, Teile verlieren oder sogar ganz aus dem Genom entfernt werden.

Anders bei miR-941: Das Gen erschien laut Taylor sozusagen mit einem Schlag und voll funktional im menschlichen Genom.

Mehr: www.focus.de.

VD: TS

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