Mai 2016

Sterbehilfe: Ihr Wille geschehe

Anne ist 36 Jahre alt und will keine Halbwaise sein. Doch der Entschluss der Mutter steht fest: „Ich mag nicht mehr!“ Am Ende bleiben Wut und eine grosse Frage: Wem gehört das eigene Leben? Die NZZ erzählt einen Fall der Sterbehilfe und die damit verbundenen Nöte:

Als die letzte Stunde ihrer Mutter anbricht, zieht Anne ihren Mantel an und macht sich auf den Weg zum Bahnhof. In Kyoto wartet sie auf den Zug. Die Digitalanzeige am Gleis zeigt 17:34, die Uhr tickt. Um kurz nach sechs beginnt Annes Unterricht in der Shakuhachi-Flöte.

In einem kleinen Dorf am östlichen Rand der Schweiz, viele Flugstunden entfernt, liegt ihre Mutter Dora, die 75 Jahre alt ist, auf dem Sofa im Wohnzimmer. Zuvor hat sie ihren Sterbewunsch bekräftigt, eine Frau von der Sterbehilfeorganisation Exit filmte. Seit dem Aufstehen am Morgen ist Dora blendender Laune. Noch tags zuvor hat sie den Kühlschrank mit Lebensmitteln aufgefüllt. Es ist Kaffee und auch genug Kuchen da. Lange hat sie sich auf diesen Tag gefreut. 8 Uhr 30 Schweizer Zeit – sie telefoniert ein letztes Mal mit Anne, bei der es schon fast Abend ist. «Lustig, wie das schneit», sagt Dora. «Das gefällt mir. Genau so habe ich mir das vorgestellt.» Anne fühlt sich starr. Eigentlich will sie der Mutter noch alles sagen, was sie ihr die letzten Jahre nicht gesagt hat. Sie will nachher nicht bereuen, irgendetwas vergessen zu haben. Doch in ihr drin schreit es: «Das kann doch alles nicht sein!» Sie bleibt still. «Also dann, tschau», sagt Dora und hängt den Hörer auf. Anne mag nicht einfach nur dasitzen und der Zeit zuschauen. Wenig später steigt sie in den Zug. Der ist voller Menschen, einige sind in heiterer Stimmung, andere müde. Anne ist das heute alles egal. Gedanken an den baldigen Tod ihrer Mutter quälen sie.

Jetzt liegt sie wahrscheinlich schon auf dem Sofa. Sie wird es sich bestimmt nicht nochmals überlegen! Sie war schon immer eine starke Person – und stur. Der Zug hält, die Anzeige zeigt 17:44. Fast vergisst Anne auszusteigen. Sie geht durch eine dunkle Gasse. Noch acht Minuten bis zum Termin um sechs. Nieselregen, alles ist düster. Dann zeigt die Uhr 18:02 – ob es schon vorbei ist? Tränen strömen über ihr Gesicht, endlich kann sie weinen. Als sie beim Haus des Flötenlehrers ankommt, fällt ihr das Atmen schwer.

Es ist 18:10, und ihre Mutter ist tot.

Mehr: www.nzz.ch.

VD: FL

sbt Beatenberg: Wie wichtig ist Theologie für den Gemeindebau?

Das Schweizer Seminar für biblische Theologie in Beatenberg führt vom Freitag, den 24. Juni 2016, bis bis Sonntag, den 26. Juni 2016, öffentliche Studientage zum Thema „Wie wichtig ist Theologie für den Gemeindebau?“ durch.

Hauptreferent wird Wolfgang Wegert sein, Gründer und Pastor der Evangelisch-reformierten Freikirche Arche in Hamburg und Unterstützer des Netzwerks Evangelium21.

Mehr Informationen gibt es in diesem Flyer: 16_Studientage für Ehemalige_web.

Über die neuen Familienformen

Familie ist heute mehr als Vater, Mutter, Kind. So gibt es neben Patchwork- und Regenbogenfamilien Frauen, die ein Kind gebären, ohne leibliche Mutter zu sein. Noch ist nicht alles möglich, aber bald. Dann braucht es zum Elternwerden keinen Sex mehr. Freia Peters schreibt für DIE WELT:

Die Entwicklung auf dem Feld der neuen, alternativen oder nicht konventionellen Familienformen, wie die Forschung es nennt, ist rasant. Familie ist längst mehr als Vater, Mutter, Kind. Es gibt Stieffamilien, Adoptivfamilien, Pflegefamilien, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien, Kinder, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, etwa vier Millionen weltweit. Nicht jedes von ihnen lebt bei seinen leiblichen Eltern.

Es gibt das Modell des Co-Parenting, in dem sich Erwachsene zusammentun, die gemeinsam ein Kind bekommen und erziehen, obwohl sie keine Liebesbeziehung verbindet – unter ihnen Homo- und Heterosexuelle. Es gibt „Living-apart-together-Beziehungen“, von Eltern, die in getrennten Wohnungen leben.

Und in Deutschland gibt es eben seit Kurzem auch Frauen, die ein Kind geboren haben, obwohl sie nicht die leibliche Mutter sind: wenn ihr Baby durch eine Embryonenspende oder mit einer Eizellspende aus dem Ausland gezeugt wurde. Die Entkopplung von Zeugung und Empfängnis ist Realität geworden. Früher schliefen eine Frau und ein Mann miteinander, und manchmal entstand dabei ein Kind. Heute braucht man Sexualität nicht mehr.

Mehr: www.welt.de.

Event-Gottesdienste: „Gott, Sex und sowas“

Die westlichen Kirchen experimentieren mit neuen Gottesdienstformen, um Sinnsucher und kirchenferne Milieus anzusprechen. Ob Starwars oder Orgasmus – alle Themen sind kanzeltauglich geworden. Und Shakira singt dazu.

Was sagte einst Kurt Tucholsky über die Kirchen? „Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her, auf dass ihnen niemand entwische.“

Hier der DLF-Bericht über den Versuch der Kirchen, Menschen durch Niedrigschwelligkeit entgegenzukommen:

 

Interview mit Albrecht Hauser zur Lage in Aleppo

Kirchenrat i.R. Albrecht Hauser gehört zu den Theologen mit viel Expertise in der Missionswissenschaft, die zahlreiche Kontakte zu verfolgten Christen haben und sich immer wieder für die bedrängte Gemeinde stark machen. Noch gestern hat er mit Christen in Syrien telefoniert und sich ein Bild von der sich dramatisch zuspitzenden Lage gemacht.

Ich habe kurz mit ihm gesprochen:

TheoBlog: Herr Kirchenrat i.R., Sie haben gestern mit Christen in Aleppo telefoniert. Wie ist die aktuelle Lage in der Stadt?

Gestern Abend um 20 Uhr erhielt ich einen Not-Anruf, da seit dem frühen Morgen die noch von der Regierung gehaltenen Stadtteile Aleppos mit stündlich zwischen 20 bis 30 Geschossen von den Stellungen der Rebellen aus bombardiert wurden. Von den 134 Krankenhäusern der Stadt im Jahre 2011 waren bis jetzt nur noch 18 funktionsfähig. Gestern wurden zwei weitere Krankenhäuser getroffen und zerstört, darunter auch ein Mutter und Kind-Krankenhaus. Es wurde berichtet, dass es dort 35 Tote gab, Frauen und Kinder, zwei davon starben auf dem Operationstisch. Die Lage ist katastrophal, wie ein Vorgeschmack der Hölle. Angst und Schrecken und die Suche nach Schutz prägt augenblicklich den Alltag der Menschen.

TheoBlog: Es gibt das Gerücht, dass zum 101. Gedenktag des Armenischen Genozids, also am 24. April 2016, besonders viele Raketen in Aleppo eingeschlagen sind.

In Aleppo leben inzwischen weniger als 40.000 Christen, da viele in den letzten Jahren geflohen sind. Die Rebellen beschießen aber ganz gezielt die christlichen Stadtteile von Aleppo, weil sie die Christen vertreiben wollen. Am 101. Gedenktag des Armenischen Genozid, am 24. April, wurden 120 Raketen in den christlichen Stadtteil geschossen. Es gab über 60 Tote und etwas mehr als 130 Verletzte. Tags darauf trafen sogar 1.200 Geschosse die von der Regierung gehaltenen Stadtteile und mehr als die Hälfte davon seien gezielt auf die christlichen Viertel abgeschossen worden. Die Regierung habe daraufhin, wohl auch mit Hilfe der Russen, die Abschussstellen bombardiert, darunter auch das schon seit 2012 zerstörte Al Quds-Krankenhaus. Von dort aus seien mehr als 300 Raketen auf die christlichen Viertel abgeschossen worden. Die Regierung habe vor der Beschießung die Menschen mit Flugblättern gewarnt, doch die Rebellen würden gezielt Menschen als Schutzschilder zum Bleiben zwingen. Mein Gesprächspartner fragte, warum dies in der westlichen Presse nicht berichtet würde. Der dort getötete Arzt sei bekannt gewesen, aktiv auf der Seite der Rebellen mitzuwirken.

TheoBlog: Wie reagieren die Christen, die noch in der Stadt sind?

Die evangelischen, orthodoxen und katholischen Christen in Aleppo kommen an Christi Himmelfahrt, Donnerstag 5. Mai abends um 19.00 Uhr (18.00 Uhr bei uns), zu einer gemeinsamen Gebetszeit zusammen, um vor Gott in die Bresche zu treten und in dieser verzweifelten Lage in Fürbitte und Anbetung vor den erhöhten Herrn zu treten. Sie bitten die Mitchristen in aller Welt, mit ihnen zusammen in Fürbitte für ihre Situation einzustehen, dass doch bald Frieden geschaffen werde und dieses hölleninspirierte Treiben ein Ende nehme. Die Not Aleppos hat die christlichen Geschwister über Konfessionsgrenzen hinweg geistlich und in gemeinsamen Hilfsmaßnahmen zusammen gebracht.

TheoBlog: Was wünschen sich die Gläubigen in Syrien von uns Christen aus Europa?

Dass wir sie in ihrer Not nicht allein lassen und ihre Situation bekannt machen, ja dass wir für sie eintreten in Fürbitte und auf darauf drängen, dass der Westen nicht länger diejenigen Kräfte unterstützt, welche die Zerstörung der Kirche und Vertreibung der Christen als ihr oberstes Ziel sehen.

TheoBlog: Vielen Dank für das Gespräch!

 

„Facebook war Gift für mich“

Selbstmitleid, Neid, Gelähmtsein: Kati Krause erzählt wohltuend offen, wie ihr die Sozialen Netzwerke in einer Lebensphase, die von Depressionen geprägt war, überhaupt nicht gut getan haben.

Ein Symptom von Depression ist Energielosigkeit. Außerdem hat man eine sehr geringe Aufmerksamkeitsspanne. Ein Buch zu lesen, einen Film zu schauen, das ging alles nicht. Es gab nur den einen Gedanken: Ich brauche jetzt irgendwas. Und weil nichts anderes ging, war ich eben in sozialen Netzwerken unterwegs. Ich habe die App geöffnet und hatte die Hoffnung, im Netzwerk irgendetwas Positives zu erleben. Da kam dann aber nichts, sobald ich online war.

Facebook checken war für mich in der Depression ein Teufelskreis, aus dem ich nicht rauskam. Als gesunder Mensch sagt man sich irgendwann: Ich mache das jetzt zu. In der Depression ist das viel schwerer. Man kann keine Entscheidungen treffen, wie ein gesunder Mensch das tun würde. Das bezieht sich natürlich nicht nur auf meine Nutzung sozialer Medien, sondern alle Lebensbereiche. Die Apps sind auch so gebaut, Nutzer immer wieder anzulocken: Blinkt eine neue Nachricht auf? Habe ich einen neuen Follower? Die Vorfreude, der Dopaminausstoß, währte aber immer nur kurz.

Hier mehr: www.spiegel.de.

Was denken Studenten über „Identität“?

Joseph Backholm hat auf dem Campus der Universität Washington ein paar Leuten einfache Fragen gestellt. Die Studenten antworten so, wie sie es heutzutage im College erlernen und merken schließlich, dass es irgendwie nicht gut sein kann, wenn jeder denkt, was er fühlt. Lustig!

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