2018

Die RAF hat euch lieb

Jörg Thadeusz hat für WDR2 ein phantastisches Interview mit Bettina Röhl über ihr Buch Die RAF hat euch lieb geführt. Frau Röhl weist in ihrem Buch nach, dass es den 68ern nicht nur gelungen ist, einen Paradigmenwechsel in der deutschen Gesellschaft herbeizuführen. Die Linken haben auch die Deutungshoheit im Blick auf die „Revolution“ und die RAF an sich gerissen. Der „lange Marsch“ durch die Institutionen ist, so könnten wir sagen, gelungen.

Ich empfehle, mindestens das Interview von ca. 25 Minuten zu hören:

 

 

D.A. Carson: Christus im Mittelpunkt?

2018 Konferenz Banner Home 4e176b98Dr. D.A. Carson ist renommierter Neutestamentler und unterrichtet seit 1978 an der Trinity Evangelical Divinity School. Carson ist Gründungsmitglied der Gospel Coalition, einem reformierten Netzwerk in Nordamerika. Außerdem ist er weltweit als Gastdozent und Redner unterwegs. Dr. Carson ist Herausgeber der Pillar-Kommentarreihe über das Neue Testament sowie Autor zahlreicher anderer Bücher. Unter anderem hat er das empfehlenswerte Buch Herr, wie lange noch?!, verfasst.

Bei der diesjährigen E21-Hauptkonferenz wird er einer der Hauptredner sein. Er spricht etwa zu dem Thema „Christus-zentriert oder trinitarisch?“. In einer kurzen Videobotschaft erklärt er, womit er sich in seinen Vorträgen auf der Konferenz befasst. Das komplette Programm und die Anmeldung ist im Internet abrufbar unter URL: www.evangelium21.net/konferenz2018.

Siehe auch:

 

Quo vadis, EAD?

Jonas Erne hat die überarbeitete Glaubensbasis genau gelesen und seine Gedanken in einen Artikel gepackt. Sein Fazit:

Und jetzt … wie weiter? Diese Frage wird sich in den nächsten Jahren jede Gemeinde, jeder Gemeindebund, jedes christliche Werk stellen müssen. Es gibt starke Tendenzen an vielen Orten, welche in dieselbe Richtung weisen wie diese Neuverfassung der Glaubensbasis. Es ist mein Gebet, dass wir aufwachen mögen und uns ganz neu dem Herrn Jesus weihen, und Ihm furchtlos und mutig, aber kompromisslos und mit Klarheit der Wahrheit nachfolgen.

Hier der vollständige Text: Quo_vadis_EAD.pdf.

Sex und Fortpflanzung

Abigail Rine Favale hat das Buch Love Thy Body von Nancy Pearcey besprochen:

Love Thy Body ist ein verheißungsvolles Zeichen dafür, dass Christen effektiver auf beunruhigende kulturelle Trends reagieren, indem sie versuchen, eine teleologische Vision des Kosmos, der Sexualität und des Körpers wiederzugewinnen. Aber so eine eine Wiedergewinnung wird unvollständig bleiben, wenn Evangelikale nicht bereit sind, Praktiken wie Verhütung oder In-vitro-Fertilisation zu überdenken, die den Dualismus, auf den Pearcey hinweist, als selbstverständlich ansehen. Die Akzeptanz der homosexuellen Ehe gewinnt bei jungen Evangelikalen an Bedeutung. Wenn die Bezogenheit von Sex und Fortpflanzung schwach bleibt, ist es schwer zu erkennen, warum sich dieser Trend ändern sollte. Man kann sich leicht eine Zukunft vorstellen, in der die gleichgeschlechtliche Ehe so wie bereits die künstliche Empfängnisverhütung von den Evangelikalen begrüßt wird.

Mehr: www.firstthings.com.

 

Verleumdung und Niederbrüllen von Wissenschaft

Zara Riffler studiert an der Universität Frankfurt/Main Kunstgeschichte und Klassische Archäologie. Sie hat die Berichterstattung und Ereignisse rund um den Kongress „Familienkonflikt gewaltfrei austragen“ (siehe a. hier) genauer unter die Lupe genommen und hat dabei frappierende Entdeckungen gemacht:

Die Vorwürfe der Medien brachten es so weit, dass sogar zwei Demonstrationen an der Goethe-Universität stattfanden. Auch hier haben wir es bei „AStA“ und dem „Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt“ mit Veranstaltern zu tun, die nur abschreiben, ohne zu prüfen. Mehr noch. Das, was sie lesen, überspitzen sie mit dem Titel „Homosexuellen-Therapeut“: „Sie glauben Homosexualität ließe sich behandeln und möchten diese Vorstellung auf ihrer Konferenz […] verbreiten“. Wie weiland die berühmten Waschweiber am Dorfbrunnen, Gerüchte werden nicht nur unbesehen weiter verbreitet, sondern angereichert.

Aus Sicht der Jäger der verbotenen Forschung ist es also gelungen, eine „umstrittene Veranstaltung“ endgültig in eine „rechtsradikale“ umzuinterpretieren. Das ist ein klarer Fall von Rufmord und hat rein gar nichts mit dem Kongress zu tun. Auch hier versuchte ich mittels telefonischer Anfrage eine Stellungnahme des „Bündnisses für Akzeptanz und Vielfalt“ zu bekommen, welche ausblieb. Wer argumentiert verliert. Einschalten des Gehirns ist verboten.

Mehr: www.tichyseinblick.de.

Die „Weinerlichkeit“ in den Universitäten

Von 13.–14. April fand an der Universität Frankfurt ein Kongress zum Thema „Familienkonflikte gewaltfrei austragen” statt. Gegen das Auftreten des Soziologen Gerhard Amendt wurde – erwartbar – Stimmung gemacht. Allein die Tatsache, dass Amendt zu Fragen von Homosexualität oder Männerrechtsbewegungen eine Meinung vertritt, die sich vom Mainstream abhebt, gibt einigen die Legitimation, vor ihm zu warnen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung verbreitete Clara Mißbach vom Asta: „Homofeindliche und reaktionäre Positionen dürfen an der Universität keinen Raum bekommen, auch nicht unter einem vermeintlich wissenschaftlichen Deckmantel.“

Die Universität hat dem Druck nicht nachgegeben. Joybrato Mukherjee, Präsident der Uni Gießen und Sprecher der Konferenz hessischer Universitätspräsidien, hat erfreulicherweise erklärt, dass es im wissenschaftlichen Diskurs nicht nur um Befindlichkeiten gehen darf.

Die FAZ schreibt:

Der Uni-Präsident beteuert, er wolle solche Konflikte aushalten. Einen Hang zum Vermeiden von Auseinandersetzung durch Ausgrenzung sieht er nicht nur, wenn es um das Einladen umstrittener Gäste geht. Als Anglistikprofessor verfolgt Mukherjee aufmerksam die Entwicklungen an amerikanischen und englischen Universitäten. Kollegen haben ihm berichtet, in manchen Hochschulen bekämen die Dozenten Listen mit Wörtern, die im Umgang mit Studenten zu vermeiden seien, weil sich bestimmte Gruppen dadurch angegriffen fühlen könnten.

Mukherjee, in Deutschland geborener Sohn indischer Eltern und SPD-Mitglied, hält das für Irrsinn. Er beklagt eine zunehmende „Weinerlichkeit“ in den Universitäten, einhergehend mit dem Unwillen, Ansichten, die den eigenen entgegenstehen, überhaupt zur Debatte zuzulassen. Sein Kollege Dievernich hat überlegt, wie das zu erklären ist: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der ständig das Individuum angesprochen wird und Selbstinszenierung eine große Rolle spielt.“ Dadurch gerate die Fähigkeit zur Selbstkritik in Gefahr, meint der Betriebswirt und Soziologe. „Auf der anderen Seite gaukelt die Digitalisierung dem Menschen vor, er sei Herr seines Wissens, obwohl sie ihn in Wahrheit komplett überfordert. Das alles kann dazu führen, dass jemand sich nichts mehr sagen lassen will und sich von allem und jedem verletzt fühlt.“

Neuformulierte Glaubensbasis der Deutschen Evangelischen Allianz

Die Evangelische Allianz in Deutschland hat die Glaubensbasis überarbeitet. Der neue Text lautet wie folgt:

Wir glauben an den dreieinen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er hat die Welt erschaffen, er liebt sie und erhält sie. Darin zeigt er seine Souveränität und Gnade.

Der Mensch besitzt als Ebenbild Gottes eine unverwechselbare Würde. Er ist als Mann und Frau geschaffen. Er ist durch Sünde und Schuld von Gott getrennt.

Jesus Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes, ist stellvertretend für alle Menschen gestorben. Sein Opfertod allein ist die Grundlage für die Vergebung von Schuld, für die Befreiung von der Macht der Sünde und für den Freispruch in Gottes Gericht. Jesus Christus, durch Gott von den Toten auferweckt, ist der einzige Weg zu Gott. Der Mensch wird allein durch den Glauben an ihn durch Gottes Gnade gerecht gesprochen.

Durch den Heiligen Geist erkennen Menschen Gott. Der Heilige Geist schafft durch die Wiedergeburt neues Leben und befähigt die Gläubigen, nach Gottes Willen zu leben. Er schenkt ihnen Gaben zum Dienen.

Jesus Christus baut seine weltweite Gemeinde. Er beruft und befähigt die Gläubigen, das Evangelium zu verkündigen und liebevoll und gerecht zu handeln.

Jesus Christus wird für alle sichtbar in Macht und Herrlichkeit wiederkommen, die Lebenden und die Toten richten und das Reich Gottes vollenden. Er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.

Die Bibel, bestehend aus den Schriften des Alten und Neuen Testaments, ist Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung.

Hier zum Vergleich die 1972 überarbeitete Glaubensbasis:

Wir bekennen uns:

• zur Allmacht und Gnade Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in Schöpfung, Offenbarung, Erlösung, Endgericht und Vollendung;

• zur göttlichen Inspiration der Hl. Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung;

• zur völligen Sündhaftigkeit und Schuld des gefallenen Menschen, die ihn Gottes Zorn und Verdammnis aussetzen;

• zum stellvertretenden Opfer des menschgewordenen Gottessohnes als einziger und allgenugsamer Grundlage der Erlösung von der Schuld und Macht der Sünde und ihren Folgen;

• zur Rechtfertigung des Sünders allein durch die Gnade Gottes aufgrund des Glaubens an Jesus Christus, der gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist;

• zum Werk des Heiligen Geistes, welcher Bekehrung und Wiedergeburt des Menschen bewirkt, im Gläubigen wohnt und ihn zur Heiligung befähigt;

• zum Priestertum aller Gläubigen, welche die weltweite Gemeinde bilden, den   Leib, dessen Haupt Christus ist, und die durch seinen Befehl zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt verpflichtet ist;

• zur Erwartung der persönlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit; zum Fortleben der von Gott gegebenen Personalität des Menschen; zur Auferstehung des Leibes zum Gericht und zum ewigen Leben der Erlösten in Herrlichkeit.

Prof. Christoph Raedel hat den neuen Text kommentiert. Kritische Anfragen lauten:

Einige Anfragen an den neuen Text bleiben jedoch. So ist es zwar theologisch ganz richtig, den Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes wahrzunehmen, doch muss diese Aussage (wie die britische Fassung belegt) nicht durch Streichung von Aussagen zur Sündhaftigkeit des Menschen erkauft werden. Ist der Mensch, wie es auch weiterhin heißt, „durch Sünde und Schuld von Gott getrennt“, dann steht er unter „Gottes Zorn und Verdammnis“ – was nun nicht mehr gesagt wird. Problematisch ist dies vor allem in Verbindung mit der Beobachtung, dass von einem doppelten Ausgang der Weltgeschichte (also der Gemeinschaft mit oder Trennung von Gott) nicht die Rede ist. Doch wenn der Glaube an Christus rettet, dann hat es doch wohl auch Konsequenzen, nicht an ihn zu glauben.

Das Bekenntnis zur Bibel ist in der Neufassung ganz ans Ende gerückt. Damit durchbricht der Artikel zur Bibel nicht mehr die trinitarische Struktur am Anfang, wo er bisher zwischen dem Bekenntnis zum Vater und zum Sohn stand. Doch wäre das Bekenntnis zur Bibel an den Beginn und nicht, wie jetzt geschehen, ans Ende gerückt worden, würde vermutlich weniger Aufmerksamkeit finden, dass aus der „völligen Zuverlässigkeit“ ein „zuverlässig“ wurde. Auch hier wird ein Signalwort, das deutsch- und englischsprachige Fassungen bisher verband, aufgegeben.

Am heutigen Sprachempfinden gemessen, ist der neue Text sicherlich gelungen. Doch muss die Frage gestellt werden, ob der Maßstab einer Glaubensbasis sein kann, dass sie allgemein, also „auch von säkularen Menschen besser verstanden werden kann“. Wenn das tatsächlich so sein sollte, bleibt unklar, warum „Rechtfertigung“, „Heiligung“ und „Inspiration“ durch andere Formulierungen ersetzt werden, „Wiedergeburt“ oder „Opfertod“ dagegen nicht. Sprachlich verdichtete Grundüberzeugungen bedürfen doch grundsätzlich der näheren Erklärung, und zwar nach innen wie nach außen.

Fazit: Der Text verdeutlicht einige Anliegen der evangelikalen Bewegung stärker als vorherige Fassungen, während Punkte wie Gotteszorn und Verdammnis noch stärker zurücktreten. Zu bedenken bleibt: Sich am Sprachempfinden von Jugendlichen und säkularen Zeitgenossen zu orientieren, nötigt dazu, den Text der Glaubensbasis in immer kürzeren Abständen anzupassen. Das aber scheint mir als Form der Beschäftigung mit sich selbst wenig verheißungsvoll.

Der vollständige Kommentar kann bei IDEA abgerufen werden: www.idea.de.

– – –

Nachtrag: Moritz Vollmayr hat freundlicherweise die Dokumente von 1972, 2005 (England) und 2018 gegenübergestellt. Ich stelle das Dokument mit freundlicher Genehmigung hier zur Verfügung:Basis EA Vergleich.pdf.

Christus als Schlüssel zum Verständnis der Schrift

Augustinus beschreibt Christus als den hermeneutischen Schlüssel in seinem Traktat zum Johannesevangelium (zitiert aus: Michael Fiedrowicz, Handbuch der Patristik: Quellentexte zur Theologie der Kirchenväter,  Freiburg; Basel; Wien: Herder, 2010, S. 186–187, übrigens erhältlich in einer digitalen Ausgabe für die Logos Bibelsoftware):

Seht, was er sagt: dass in Christus erfüllt werden musste, was über ihn geschrieben steht (vgl. Lk 24, 25–27). Wo steht es geschrieben? „Im Gesetz“, sagt er, „in den Propheten und in den Psalmen“ (Lk 24, 27). Nichts von den alten Schriften ließ er aus. Das war Wasser; und deswegen wurden jene vom Herrn unverständig genannt, weil es ihnen noch als Wasser schmeckte, nicht als Wein. Wie aber machte er aus Wasser Wein? Indem er ihnen den Sinn erschloss und ihnen die Schriften auslegte, beginnend bei Mose durch alle Propheten hindurch. Daher sprachen sie, bereits trunken geworden: „Brannte nicht unser Herz auf dem Wege, da er uns die Schriften erschloss?“ (Lk 24,32). Denn sie verstanden Christus in diesen Büchern, in denen sie ihn nicht erkannt hatten. Es verwandelte also unser Herr Jesus Christus Wasser in Wein, und es schmeckt, was nicht schmeckte, es berauscht, was nicht berauschte.

 

Die Vertreibung der Zauberer aus der Universität

Bernhard Pörksen hat kürzlich bemerkt, die Geisteswissenschaftler in Deutschland seien viel zu sehr darauf fixiert, Aufsätze zu publizieren. Da hat er recht!

Der heimliche Lehrplan, der sich hier offenbart, lautet: Vergiss die Inhalte, investiere in Quantität! Und bediene die offiziellen Indikatoren im Dienste eines Selbstmarketings, das Erkenntnishunger lediglich simuliert.

Wie kommt man da raus? Vielleicht müssen die Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem Weg zu mehr Relevanz ihre opportunistische Imitation naturwissenschaftlicher Exaktheitsideale ablegen. Vielleicht müssen sie, wie beispielsweise Thea Dorn, Carolin Emcke, Manfred Geier und Rüdiger Sanfranski – allesamt im Übrigen außerhalb der Universität beheimatet – den Mut des Erzählens und die intellektuellen Produktivkräfte der Zuspitzung erst wieder entdecken.

Denn eines ist sicher: Die gegenwärtige Selbstabschottung der Geistes- und Sozialwissenschaften schadet nicht nur diesen selbst. Sie macht auch die öffentliche Welt blasser und ideenärmer.

Hier im O-Ton:

 

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