Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist am Sonntag in Timmendorfer Strand zu ihrer diesjährigen Tagung zusammengetreten. Das Treffen dient der inhaltlichen Vorbereitungen des Reformationsjubiläums 2017.
Eine Gelegenheit, Nikolaus Schneider zustimmend zu zitieren. Die FAZ schreibt (12.11.12, S. 4):
In seinem Bericht zeichnete der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider ein düsteres Bild der Situation der christlichen Kirchen in Deutschland. Es gebe mittlerweile eine „Unkenntnis Gottes in zweiter und dritter Generation“. Worte wie Gott, Glaube und Kirche seien in östlichen Bundesländern und manchen Stadtteilen westlicher Großstädte mittlerweile eine Fremdsprache „wie Mandarin und Kisuaheli“. Nicht nur die theologische Antwort, sondern schon die Frage nach Gott sei vielen Menschen schlicht unverständlich, sagte Schneider. Die Folgen seien eine „kulturelle Amnesie“ und eine „Totalität der Gegenwart“.
Auch die Kirchen trügen an diesen Entwicklungen eine Schuld. Wenn sie einen „immer freundlichen, nur harmlosen, kumpelhaften Gott“ verkündigten, bestehe die Gefahr der Selbstsäkularisierung. Eine Religion, die Gott nicht mehr nah und fremd, vertraut und verstörend zugleich sein lasse, verliere an Tiefe. Menschen würden so in den Krisen ihres Lebens „zweifeln und verzweifeln“. Die gegenwärtige Gotteskrise sei darum auch die Krise eines verharmlosenden Gottesbildes, sagte Schneider.
VD: JS
Nikolaus Schneider, offensichtlich Barthianer, möchte wohl gern weg vom kumpelhaften Wohlfühlgott, hat jedoch gewiss ebenso wenig Interesse daran, zum orthodox-protestantischen Theismus zurückzukehren. Somit wäre es nur ein Tausch des einen Übels gegen ein anderes.
Dabei waren wir schon zu Karl Heims Zeiten "gottesuntauglich" (vgl. "Glaube und Denken", was ja viel mehr ist als nur von einer Krise gezeichnet.
Gott ist in der tat substanzlos geworden in unserer Zeit, d. h. mit den Mitteln unserer Sprache nicht mehr mental repräsentierbar. Vielleicht ist er auch wirklich so fern, dass man ihn nicht erkennen kann?
Er ist derselbe wie eh und je. Man muss ihn nur predigen wie eh und je. Die Verrenkungen der kritischen und dialektischen Theologie erreichen doch niemanden.
p.s. Dein T-Shirt gefällt mir!
Er ist derselbe wie eh und je.
Seh ich auch so; er war schon immer ein kleinlicher, eifersüchtiger und rachsüchtiger Gott. Drohbotschaft ist angesagt, wie Sie völlig richtig schreiben.
Endlich mal jemand, der das rechte Wort zur rechten Zeit findet. Gott sei Dank!
In der Tat: Gott ist "rachsüchtig"! Er rächt sein Volk und die Elenden und Armen.
@Gast
Ah, dieser Einstellung wegen auch nur "Gast" im Himmel! 🙂 Ich hab mich immer gefragt, wer der ist, zu dem Jesus sagt: Freund, wie bist du hier hereingekommen? 😉
Und ja, auch ich glaube, dass Gott rachsüchtig ist in dem Sinne, dass er auf Erden so Fürchterliches geschehen lässt, wie es nie von einer Ethikkommission als "erlaubt" konzediert würde.
Eifersüchtig ist Gott sicher, aber kleinilich? Wenn, dann schon eher fuchtbar, schrecklich, entsetzlich.
@Christian
Tja, da hat mitunter auch ein Buch mit dem Titel "Die Hoffnung der Puritaner" dazu beigetragen …
Schandor, dafür liebe ich die Arbeit mit Büchern: Lange Zeit hört man gar nichts, und dann sieht man jemanden mit einem solchen T-Shirt 😉
Eifersüchtig ist Gott sicher, aber kleinilich?
Aber sicher! Schauen Sie doch nur was er zugelassen hat. Aus zehn Geboten wurde ein Vorschriftenbuch mit fast dreitausend Paragrafen auf über achthundert Seiten. Wenn er nicht kleinlich wäre, hätt er das den Verfassern um Schönborn etc. um die Ohren gehauen.
Brauchen Sie, oder ich oder sonst irgend jemand auf der Welt wirklich dreitausend Paragrafen, um Gut und Böse unterscheiden zu können? Nein und noch einmal nein! So etwas benötigt noch nicht einmal die miseseste Hinterhofversicherungsgesellschaft, die ihre Kunden mit schöner Regelmässigkeit übervorteilt und über den Tisch zieht.
Und Gott lässt so etwas zu. Wenn das nicht kleinlich ist, was dann?
@Gast Stimme Ihnen zu. Dahinter steckt ein gigantisches Machinarium zur geistigen Versklavung (ausgehend von der zweigesichtigen Fischreligion Roms). D' accord! Die Theodizee-Frage, die Sie angeschnitten haben ("Warum lässt Gott das zu"), ist ihrer Natur natürlich keine Frage, die so leicht zu beantworten ist. Ich bin indes der Letzte, der es sich einfallen lässt, Gott zu verteidigen. Das besorgt er nämlich lieber selbst. Aber man muss doch differenzieren, denke ich. Ich verbinde mit "Kleinlichkeit" eher ein geschöpflich-endliches Prädikat. Anthropomorphistische Fallen gibt es da freilich allzumal. Man muss da höllisch aufpassen, damit man keine kontraintuitiven Sätze aufstellt, denn es könnte sich bei genauerer Betrachtung herausstellen, dass Gott nicht kleinlich, sondern unendlich komplex ist. Ich kenne seine Gründe nicht. Aber mit Ihnen finde ich: Es passiert VIEL zu viel Grausames auf dieser gefallenen Welt. Und wir leben in einer gefallenen Welt — die leider manchmal auch auf uns fällt. Diese Welt ist die Zone, in der sich Himmel und… Weiterlesen »
@Gast auf …
Den letzten Satz von Schandor möchte ich unbedingt auch unterstreichen!!!!
Der Satz hat aber seinen eigenen gültigen Bezugsrahmen …
Wenn ich jetzt den „Rahmen“ wechsle, dann kann ich durchaus auch sagen:
„Kleinlich“ ist nicht negativ – sondern positiv, weil es „Detailverliebtheit“ oder „Genauigkeit“ suggerieren kann.
So kann man sich dann die Lebensumstände anschauen, die gewährleistet sein müssen, um überhaupt zu leben bzw. solche Beiträge zu schreiben, wie du oder ich oder …
So betrachtet wäre „kleinlich“ keine Beleidigung, sondern vermehrt Grund IHM sofort zu danken!!!
ich fasse es nicht: Nikolaus Schneider wird zustimmend zitiert?
das lässt hoffen… 😉 Aber prompt (@christian) wird spekuliert, dass er es sicher nicht so gemeint haben kann!
@ Gast etc.: Du gibst vor zu wissen wie er ist? Aaber wie kommst Du darauf? Das Beispiel mit den 3000§§ ist doch kläglich 😀
Und die "mieseste Hinterhofversicherungsgesellschaft, die ihre Kunden mit schöner Regelmässigkeit übervorteilt" ist sicher keinesfalls an der Unterscheidung von GUT oder BÖSE interessiert – aber deren ´Kleingedrucktes´ stellt vermutlich die alttestamentlichen Vorschriften (mal angenommen, Du meinst diese) mühelos in den Schatten…
Wie gesagt: "kleinlich" würde ich ihn nicht nennen, sondern eher "das Entsetzen" für all jene, die er richten wird.
Wie schön für uns, dass wir immer glauben, dass das immer die anderen, die mit dem falschen Glauben, der falschen Religion, der falschen Einstellung, den falschen Sünden, dem falschen Bekenntnis sein werden.
Ach wie einfach habens da die Atheisten. Die können einfach so gut sein. Ohne irgendeinen Gott, sei er nun richtend, rächend, kleinlich oder angeblich unser Ebenbild.
@ernst: Das wird wohl eine Ausnahme bleiben. Jemand, der das Sühneopfer von Jesus Christus so umdeutet wie Schneider, kann die Erhabenheit und Heiligkeit Gottes nicht erfasst haben. Immerhin scheint er wohl gemerkt zu haben, dass mit der Karnevalisierung der Kirchen nicht viel zu erreichen ist.
@Gast auf Erden und im Jenseits: Das Christsein setzt gerade damit ein, dass jemand seine eigene Sünde erkennt (also nicht die der anderen).
Das mit dem Gutsein der Atheisten ist so eine Sache. Ein ehrlicher Blick in das 20. Jh. dürfte ausreichen, um diese These zu relativieren. Die atheistischen Freunde können eben nicht einfach gut sein. In besinnlichen Minuten dürfte ihr Gewissen genau das bezeugen.
@ Ron: „Karnevalisierung der Kirchen“? 😀 Also, mal ehrlich, der Karneval geht doch eher bei Freikirchens ab… (zuweilen auch ´Lobpreis´ genannt).
@Ernst: 😉
Liebe Grüße, Ron
Zum Thema ein Zitat von Dorothy L. Sayers:
„Man versichert uns dauernd, die Kirchen seien darum so leer, weil die Prediger zu viel Gewicht auf die Lehre legten: auf das „langweilige Dogma“, wie man zu sagen pflegt. Man lasse mich einmal sagen, dass genau das Gegenteil wahr ist; es ist die Vernachlässigung des Dogmas, die die Predigten so langweilig macht. Der christliche Glaube ist das aufregendste Drama, das der menschlichen Eindbildungskraft je geboten wurde. Und gerade im Dogma ist er als dieses Drama verstanden und dargestellt!“
Aus: „Das größte Drama aller Zeiten“, übersetzt von Karl Barth
@Gast auf Erden und im Jenseits: Das Christsein setzt gerade damit ein, dass jemand seine eigene Sünde erkennt (also nicht die der anderen).
Na dann ist ja alles gut! Dann ist dieses ständige reden über die anderen, die ja alle so Unrecht haben … eben nur leeres Gerede. Sie tun mir richtig GUT!
Das mit dem Gutsein der Atheisten ist so eine Sache. Ein ehrlicher Blick in das 20. Jh. dürfte ausreichen,…
Ja, ich weiss, was Sie meinen: dass auf dem Koppelschloss meines Vaters bei der Belagerung Leningrads, Sie wissen schon, heute Sankt Petersburg, die schöne, atheistische Losung GOTT MIT UNS eingeprägt war. Ja, der Atheismus damals war wirklich schlimm in Deutschland; so schlimm. dass der Vatikan mit den gottlosen Nazis einen Vertrag schliessen musste, um die Kirche zu schützen. Aber das ist ja alles vorbei …
@Gast auf Erden: Dass der Herrgott des 3. Reiches nicht der Gott Abrahams war, wurde ja mehrmals erwiesen. Ich dachte aber auch an Lenin, Stalin, den Maoismus, die Roten Khmer in Kambodscha, …
@gast etc.: nicht nur der Vatikan ging vertragliche Bindungen mit dem dezidiert antichristlichen NS-System ein: Das Morgenrot der Welterlösung, die selbstverständlich atheistische UDSSR schloss sogar einen Nichtangriffspakt (nebst geheimem Zusatzprotokoll) mit Hitler, als dessen Folge u.a. zahlreiche geflüchtete deutsche Kommunisten [sic!] wieder an die NS-Schergen ausgeliefert wurden. Die bolschewistischen Atheisten waren menschenverachtend und zynisch: die Unterscheidung von GUT und BÖSE war ihnen gleichgültig, im doppelten Sinn des Wortes!
Anders war es z.B. bei Martin Niemöller oder Paul Schneider: nach anfänglicher Begeisterung erkannten sie, wes Geistes der Nat.Soz. war – weil sie fähig und willens waren, zwischen GUT und BÖSE zu unterscheidenc und die ethischen Konsequenzen zu ziehen! Ihr Glaube war die Grundlage dafür: Schneider hat dafür bereits 1939 in Buchenwald mit seinem Leben bezahlt, Niemöller wurde jahrelang eingekerkert.
@Gast auf Erden:
Schauen Sie sich doch bei Gelegenheit einmal die zweiteilige Doku „DIe wahre Macht des Vatikan“ an. Sie verhilft vllt. zu einer differenzierteren Geschichtsbetrachtung und zeigt, dass man den Auftstieg Hitlers und des NS im Vatikan wesentlich argwöhnischer betrachtet hat als es uns heute oft suggeriert wird. Auch auf das Konkordat wird im zweiten Teil eingegangen …
@gast etc.: nicht nur der Vatikan ging vertragliche Bindungen mit dem dezidiert antichristlichen NS-System ein: Das Morgenrot der Welterlösung, die selbstverständlich atheistische UDSSR schloss sogar einen Nichtangriffspakt (nebst geheimem Zusatzprotokoll) mit Hitler, …
Sie scheinen recht wenig Unterschiede zwischen dem Vatikan und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zu sehen.