Die Gemeinde ist kein Unternehmen, sondern der Leib Christi

Zwei starke Zitate aus Brad Edwards’ Buch The Reason for Church, das bei CT zum Buch des Jahres gekührt wurde (Zondervan, 2025, S. xvi u. 14):

Zu Beginn meiner Tätigkeit als Pastor dachte ich, dass es am schwierigsten sein würde, Nichtchristen davon zu überzeugen, dass Gott existiert. Es war jedoch um ein Vielfaches schwieriger, jemanden davon zu überzeugen, dass die Kirche etwas Gutes und Schönes ist. Ein Teil unserer Skepsis rührt von schlechten Erfahrungen mit der Kirche her, aber dies ist eher ein kulturelles Phänomen als ein individuelles oder persönliches. Misstrauen ist heute in unserer Gesellschaft die vorherrschende Haltung gegenüber allen Institutionen (einschließlich der Kirche). Da ich die Kirche nicht einmal als „Institution” wahrnahm – geschweige denn mir meiner eigenen Vorurteile gegenüber Institutionen bewusst war –, war ich völlig unvorbereitet darauf, unsere Gemeinde durch eine Zeit zu führen, die ich heute als den Beginn eines Zeitalters verstehe, das von unzähligen und oft widersprüchlichen Formen radikalen Individualismus geprägt ist. Obwohl es den Anschein hatte, als sei dieser Wandel während der Pandemie allmählich und dann plötzlich eingetreten, hatten sich die Anzeichen und Symptome der Veränderung bereits seit mehreren Jahren ausgebreitet. Ich habe sie nur nicht als solche erkannt.

Die Bestrebungen hinter der Seeker-Sensitivität waren zwar edel, doch ein Pragmatismus nach dem Motto „Was auch immer nötig ist“ erwies sich als Trojanisches Pferd. Wenn eine Institution (z.B. eine Kirche) unkritisch aktuelle kulturelle Normen und Moden übernimmt oder sich daran anpasst, kann sie unbeabsichtigt andere Annahmen einschleusen, die zunächst harmlos erscheinen, sich aber mit der Zeit als gefährlich erweisen. Ich habe mir große Mühe gegeben, den historischen Hintergrund, die wirtschaftlichen Kräfte und die Generationsdynamik zu beschreiben, um zu erklären, warum der Pragmatismus der Babyboomer natürlich zu Unternehmenswachstumsstrategien tendierte, ohne jedoch die nachgelagerten Konsequenzen vorherzusehen. Dieselben pragmatischen Strategien, die mehrere Jahrzehnte lang für explosives Wachstum sorgten, schmuggelten auch die Marktlogik in die Kirche.

Als nahezu perfekte Illustration dieses blinden Flecks soll Bill Hybels angeblich ein Zitat des Management-Gurus Peter Drucker direkt vor seinem Büro in der Willow Creek Community Church aufgehängt haben: „Was ist unser Geschäft? Wer ist unser Kunde? Was schätzt der Kunde?“ Eine solche Marktlogik ist für ein Unternehmen oder eine gewinnorientierte Gesellschaft völlig angemessen. Aber Kirchen sollten sich an der Logik des Reiches Gottes orientieren. Die Fragen, die vor Hybels Büro hingen, hätten lauten müssen: „Wer ist unser König? Was schätzt er? Wer müssen wir werden, um unseren Nächsten zu lieben?“

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner