John Feinberg (Light in a Dark Place, 2018, S. 389):
Für Barth leitet sich die Autorität der Bibel allein aus ihrer Funktion ab. Diese Funktion besteht darin, auf Gott selbst hinzuweisen, auf jenen „Anderen“, mit dem Barth die Offenbarung meinte (für Barth ist Gott in der persönlichen Begegnung mit uns durch Jesus Christus Offenbarung), die die wahre Autorität ist. Die Schrift an sich hat keine Autorität. Es ist leicht, zu verstehen, warum Barth diese Ansicht vertreten hat. Wenn die Schrift Autorität an sich hat, muss es einen Grund dafür geben. Der Grund, auf den sich Evangelikale immer berufen haben, ist, dass sie Gottes Wort ist. Aber wenn die biblische und historische Kritik mit all den behaupteten Fehlern in der Schrift Recht hat, wie können dann die Worte der Schrift göttliche Offenbarung sein? Gott würde doch nicht lügen, noch könnte er sich in irgendeiner Sache irren. Für die Neo-Orthodoxen kann die Schrift also nicht Gottes Wort sein und daher kann sie nicht an sich autoritativ sein.