Vor rund 10 Jahren hatte ich in dem Beitrag „‚Fleisch‘ bei Paulus“ unter Inanspruchnahme von Herman Ridderbos darauf verwiesen, dass bei Paulus der Begriff „Fleisch“ oftmals nicht für eine Substanz oder den Leib, sondern für den der Macht der Sünde unterworfenen Menschen steht. Gerade habe ich entdeckt, dass das auch der Kirchenvater Augustinus so gesehen hat. In seinen Retractationen schreibt er rückblickend über seine Schrift „Der christliche Kampf“ (Retractationen, Ferdinand Schöningh, 1976, S. 153):
Das Buch „Christlicher Kampf“ ist in seiner sehr einfachen Sprechweise für die Brüder verfaßt, die in der lateinischen Sprache wenig bewandert sind. Es enthält die Glaubensregel und Lebensvorschriften. Ich schreibe darin: „Hören wir nicht auf jene, die die kommende Wiederauferstehung des Fleisches leugnen und sich dabei auf den Apostel Paulus berufen, der sagt: Fleisch und Blut werden das Reich Gottes nicht besitzen (1 Kor 15, 50), ohne zu verstehen, was der Apostel gleich danach sagt: Erst muß dieser vergängliche Leib sich mit der Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche das Unsterbliche anziehen (ebda 53). Denn wenn es einmal dazu kommt, wird es kein Fleisch und Blut mehr geben, sondern nur noch einen himmlischen Leib“ (32, 34).
Das ist nicht so aufzufassen, als ob die Substanz des Fleisches nicht mehr existieren sollte, sondern mit den Worten Fleisch und Blut will der Apostel die Verderblichkeit selbst von Fleisch und Blut bezeichnen, eine Verderblichkeit, die ganz sicher in jenem Reich nicht mehr existieren wird, wo das Fleisch unverderblich sein wird; obzwar es auch anders zu verstehen ist und man sagen könnte, daß der Apostel mit Fleisch und Blut die Werke von Fleisch und Blut bezeichnen will, und daß jene eben nicht das Gottesreich besitzen werden, die diese Werke geliebt haben und ihnen verfallen blieben.