Francis Schaeffer: Wenn der Heilige Geist den Finger auf mein Leben legt

Francis Schaeffer sagt über die progressive Heiligung (Geistliches Leben – was ist das?, 1972, S. 99):

Je mehr der Heilige Geist den Finger auf mein Leben legt, je tiefer er in mein Leben eindringt, desto mehr begreife ich, daß es in meinem Wesen tiefe Abgründe gibt. Die moderne Psychologie befaßt sich in der Begrifflichkeit von Unter- und Unbewußtem damit. Wenn auch die philosophischen Voraussetzungen der modernen Psychologie oft grundfalsch sind, hat sie doch sicher recht, wenn sie darauf hinweist, daß wir mehr sind als wir oberflächlich zu sein scheinen. Wir sind wie ein Eisberg: ein Zehntel ist sichtbar an der Oberfläche, und neun Zehntel sind uns selbst und anderen verborgen. Deshalb geschieht es so leicht, daß wir uns über uns selbst täuschen, und darum müssen wir dieses Wort „wissentlich“ in Frage stellen. Wenn ich behaupte, daß ich von aller „wissentlichen“ Sünde frei sein kann, muß ich mich der berechtigten Frage stellen: Was weiß ich denn überhaupt? Bevor ich diese Frage nicht beantworten kann, ist es doch sinnlos, weiterzufragen, ob ich von „wissentlicher“ Sünde frei sein kann. Je mehr der Heilige Geist im Laufe der Jahre an mir gearbeitet hat, desto mehr bin ich mir der Abgründe meines eigenen Wesens bewußt geworden. Ich bin mir als Mensch selbst entfremdet.

Das Buch gibt es als Logos-Version unter: www.logos.com.

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6 Kommentare
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Matze
1 Monat zuvor

Richtig, aber ohne das Wissen um die Vergebung der bewussten oder unbewussten Sünden muss man aufpassen, dass dies dann nicht in einer selbst zerfleischenden Nabelschau endet und die betroffenen dann nicht auf der Hohen Mark oder ähnlichen Orten landen und seelische Krankheiten bekommen die es laut McArthur angeblich nicht gibt.

Deshalb: klare Lehre was Sünde ist, klare über Busse, klare Lehre über Vergebung und Heilsgewissheit.

Schandor
1 Monat zuvor

@Matze

Prädikat: Gut gebrüllt, Löwe!

Stephan
1 Monat zuvor

Ich verstehe Schaeffers Worte etwas anders:
Als Christ weiß ich, dass ich Sünder bin. Ein Teil sind „wissentliche“ Sünden, die bewußt oder unbewußt begangen werden bzw. wurden, und ob letztere mir bewußt werden ist schon mal fraglich. Dann gibt es aber noch die Sünden, die mir als solche nicht bewußt sind und zu Lebzeiten vielleicht auch nie werden.
Von daher ist es wohl angebracht, die eigene (Tendenz zur) Sündhaftigkeit als permanent gegeben anzunehmen, zu akzeptieren, dass man aus eigenem Vermögen nicht sündenfrei vor Gott werden kann, aber gleichzeitig dankbar anzunehmen, dass uns die Sünde aufgrund Jesu Erlösungswerk nicht angerechnet wird.

Alin
1 Monat zuvor

Ist es nicht eher so, dass das NT schon grundsätzlich zu einem sündlosen Leben aufruft, da die Christen ja gerade nicht mehr nach dem Fleisch leben müssen – Vgl. Röm. 8, 1-17.

Stephan
1 Monat zuvor

@Alin Gerade im Hinblick auf Vers 6 (und 7), den ich für zentral halte an der von Dir aufgeführten Stelle, sehe ich den Schwerpunkt dieser Bibelstelle etwas anders. Wir sind sicherlich aufgerufen, ein Leben nach Gottes Willen zu führen. Gleichermaßen wissen wir um die Schwachheit und Verführbarkeit des „Fleisches“ (also der natürliche Mensch), und sofern es an uns liegt, gehen wir als Christ daher Versuchungen bewußt aus dem Weg – aber die tauchen trotzdem auf. Zu einem Leben in der Nachfolge Christi gehört auch die Selbstprüfung anhand der Schrift, ob denn meine Lebensführung, meine Ideen, Ideologien, …, in Übereinstimmung mit Gottes Willen stehen. Ich denke, da hat jeder einzelne immer mal wieder Korrekturbedarf. Und manches erkennt man erst nach Jahren. Und die Korrektur muss man zulassen (Vers 13). *) Dazu kommt, wenn wir mal am Ende eines Tages in uns gehen und den Revue passieren lassen, die Frage: habe ich diesen Tag sündlos (in Worten, Taten, Gedanken) überstanden? Ich kann… Weiterlesen »

Alin
24 Tage zuvor

@Stephan
Das klingt jetzt alles „ganz einfach“ – aber wenn das Fleisch das Ego befeuert, dann ist der Weg zur Sündenerkenntnis doch mitunter steinig und lang, und es dauert, bis man dem Heiligen Geist an diesen dunklen Ecken wirken läßt.“

Diese Zeit für eine langwierige, persönliche Innenschau gab es für die NT-Schreiber nicht mehr…siehe Naherwartung.

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