Vor einigen Wochen hat Pastor John F. MacArthur öffentlich behauptet, dass es so etwas wie psychische Erkrankungen nicht gibt. Er nannte konkret die „Aufmerksamkeitsdefizit-Störung mit Hyperaktivität“ (ADHS) oder die „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS). Als jemand, der sich gegen die Psychologisierung der Seelsorge gestellt hat und stellt und der sich dafür ausspricht, sich kritisch mit den Ansichten und Einsichten der Psychologie auseinanderzusetzen, widerspreche ich in diesem Punkt. Ein Seelsorger, der die Existenz von psychischen Erkrankungen leugnet, wird die Dynamik von psychischen Erkrankungen nicht verstehen können. Ratsuchenden hilft das nicht.
Ich empfehle dazu einen Videokommentar von Gavin Ortlund:
Absolut. Insbesondere was PTBS bei ehemaligen Soldaten angeht – es gab vor einigen Jahren einen faszinierenden (und traurigen) Artikel in National Geographic, der das Phänomen thematisiert hatte (es ging vor allem um die Erkenntnisse mit den US-Soldaten aus dem Irak-Krieg, ist aber generell gültig). Dort wurde berichtet, dass es u.a. mit mikroskopischen Schäden im Gehirn zu tun hat, welche durch Druckwellen von den Explosionen verursacht und (überraschenderweise) durch die moderne Schutzausrüstung sogar begünstigt werden. Sie schützt zwar vor Splittern etc. aber verstärkt den negativen Effekt durch plötzliche Druckgefälle. Das Gehirn ist ein Organ, und kann wie jedes andere Organ auch physische Schaden erleiden, mit entsprechenden Effekten. Das ist – zumindest zu einem bedeutenden Teil – ein absolut klares medizinisches Thema. Das ist jetzt ein akutes Problem im Ukraine-Krieg, was leider noch lange danach nachwirken wird. Das Ganze einfach so vom Tisch zu wischen, finde ich verantwortungslos und einfach unweise, bei allem Respekt zu John MacArthur.
Man müsste jetzt einmal genau wissen, was McArthur gesagt hat. Wenn er das so formuliert hat, ist das unzutreffend, und er hat sich in der Sackgasse der Umbarmherzigkeit verlaufen. Vorgänge im ZNS sind komplex. Es gibt hier viele Faktoren, die zu akuten und chronischen psychischen Erkrankungen führen können. Bei der Diagnose und Therapie gibt es sicher, gerade auch durch mangelndes Wissen und mangelnde Sorgfalt, bei Ärzten und Psychiatern Fehlentscheidungen. In den Schubladen ADS und ADHS lässt sich z. B. vieles unterbringen, was dort nicht hingehört und dann auch falsch therapiert wird. Wenn McArthur so etwas meint, trifft er ins Schwarze. Alles andere wäre Unsinn. Wie würde er das große Feld der depressiven Erkrankungen einordnen wollen? Auch wenn hier die Therapie nicht selten einer „trial and error“ Vorgehensweise gleicht, wird hier deutlich, dass es sich um Erkrankungen mit einer Auswirkung auf die Psyche handelt, der man medikamentös und verhaltenstherapeutisch begegnen kann. Ein anderes Thema wären Traumafolgestörungen, für die es auch viele… Weiterlesen »