Jihadismus in Frankreich

Der Schriftsteller und Philosoph Pascal Bruckner lebt in Paris und beobachtet mir großer Sorge, wie sich der Islamismus in Frankreich ausbreitet und die linken Eliten nicht nur zuschauen, sondern sich sogar unheilige Allianzen bilden. Er baut seinen Kommentar, der in der NZZ in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, um die Roubaix-Affäre auf. Im Januar hatte der Fernsehsender M6 eine Reportage ausgestrahlt, die sich dem radikalen Islam befasst und zu Teilen in Roubaix gedreht wurde. Der Beitrag sorgte für Furore. Die Moderatorin und ein Jurist, der sich zu den Zuständen in Roubaix äußerte, stehen inzwischen unter Polizeischutz. 

Pascal Bruckner schreibt: 

Schockierend an der Roubaix-Affäre sind nicht zuletzt auch die lauen Reaktionen. Es ging zehn Tage, bis sich 160 Persönlichkeiten entschlossen, eine Petition in der Zeitung «Le Figaro» zu publizieren und ihre Empörung zum Ausdruck zu bringen. Ein Teil der Linken wiederum hat es vorgezogen, den «unseriösen» Charakter (Jean-Luc Mélenchon) der M6-Reportage anzuprangern. Diese Haltung ist inzwischen bekannt: Nachdem die Linke alles verloren hat – die Arbeiterklasse, die UdSSR, China, die Dritte Welt –, meinen heute manche ihrer Vertreter, dass der Islam, und sei es der extremste, das neue Proletariat verkörpere. Aus dieser Warte tragen nunmehr die Muslime, und sie alleine, das revolutionäre Versprechen, von dem die Arbeiter nichts mehr wissen wollen.

Die unheilige Allianz zwischen Trotzkisten, Ökologisten oder Neo-Feministen auf der einen und Islamisten auf der anderen Seite ist verblüffend, denn die Linke muss ihre eigenen Werte mit Füssen treten, um diese Verbindung aufrechtzuerhalten. Der Islam gilt als «Religion der Unterdrückten», und folglich hütet man sich vor jeder Kritik an ihm, um nicht als «islamophob» oder «rassistisch» zu gelten. Gewisse linke Strömungen verfallen gar in eine veritable Vergötterung des Kopftuchs oder des Hijabs – auch dann, wenn ihn Mädchen ab sieben Jahren tragen müssen.

Seit 200 Jahren ist die Kritik an religiöser Eiferei und Intoleranz ein Kernanliegen der laizistischen Linken. Aber mit dem Islam macht sie heute eine Ausnahme. Auf dem Katholizismus und dem Protestantismus darf man nach Belieben herumtrampeln, doch wenn es um die Religion des Propheten geht, werden die Münder geschlossen, die Blicke wenden sich ab.

Mehr: www.nzz.ch.

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4 Kommentare
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Helge Beck
2 Jahre zuvor

Seit 200 Jahren ist die Ausgrenzung und Diskriminierung vermeintlich exotischer religiöser Minderheiten Echokammer der nationalen Rechten. Deutschland ist einfach dumm geboren und hat nichts dazu gelernt, und die christlichen Fundis immer vorne weg dabei.

Stephen
2 Jahre zuvor

Seit 200 Jahren ist die Ausgrenzung und Diskriminierung vermeintlich exotischer religiöser Minderheiten Echokammer der nationalen Rechten. Nur von ihnen? Die Bekennende Kirche freut sich als „exotische religiöse Minderheit“ bezeichnet zu werden, aber sind es wirklich nur die nationalen Rechten, die in den letzten 200 Jahren ausgrenzen und diskriminieren? Oder wollen wir die Regierungen in China (Christen und auch andere Religionen) und Saudi Arabien zu den „nationalen Rechten“ zählen? Vielleicht schon – kann man bestimmt argumentieren. Ausgrenzung und Diskriminierung: als Lehrer muss ich zwischen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 täglich diskriminieren – auf Grund sachlicher Bewertungsgrundlagen. Diese Form von Diskriminierung ist gut und richtig. Der Verfassungsschutz muss auch diskriminieren, und auf Grundlage einer sachlichen Bewertung für die Ausgrenzung bestimmter Bewegungen sorgen. Dazu gehören auch gewalttätige islamistische, linke und rechte Bewegungen, und kein „Fundi“ hier steht dagegen. Die Gefahr, auf die auch hier hingewiesen wird, ist die Unfähigkeit, Widersprüche in der eigenen Stellung zu erkennen. Wenn Linke sich mit Islamisten… Weiterlesen »

Lars
2 Jahre zuvor

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Udo
2 Jahre zuvor

Islam und Kulturmarxismus, in der Tat eine merkwürdige Koalition, wohl getrieben durch den gemeinsamen Wunsch nach einer anderen Gesellschaftsordnung und beide geschickt darin, ihr krankhaftes Bild von Toleranz und Freiheit zu kaschieren.
Ansonsten möchte ich auf Rons Beitrag „Der Islam und die Gewalt“ hinweisen.
Ein Zitat aus dem Buch von Eberhard Troeger (S. 83): „Werden Islamisten (und ich ergänze „Kulturmarxisten“) überzeugten Christen begegnen? Christen sollten nicht bei einer angstvollen Abgrenzung gegen den Islamismus stehenbleiben, sondern die Not in den Herzen sehen und die persönliche Begegnung suchen. Auch Islamisten können sich zu Jesus bekehren.“ (siehe auch das Buch von Yassir Eric: Hass gelernt, Liebe erfahren, Adeo Verlag, 2017)

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