Meinhard Miegel schreibt in seinem Buch Die deformierte Gesellschaft: Wie die Deutschen ihre Wirklichkeit verdrängen (Berlin-München 2002, S. 21–22):
Nüchtern betrachtet, ist die niedrige Geburtenrate jedoch darauf zurückzuführen, dass Kinder in Wohlstands- und erwerbsarbeitsorientierten, kollektiv rundum abgesicherten und hochgradig individualistischen Gesellschaften oft weniger attraktiv sind als andere Lebensoptionen … Die Investition in Kinder rentiert sich allenfalls noch emotional. Der wirtschaftliche Aufwand, den sie erfordern, wird gegenüber den Eltern nur selten zum Ausgleich gebracht. Ihre Wirtschaftskraft ist fast vollständig vergemeinschaftet … Mitunter mag die Entscheidung zwischen den Optionen konfliktträchtig und schwierig sein. Die Lebenswirklichkeit zeigt jedoch, dass sie nicht mehr mit einer gewissen Selbstverständlichkeit zugunsten von Kindern fällt. Hierüber sollte es keine Illusionen geben: Die Kinderarmut individualistischer Wohlstandsgesellschaften ist nicht die Folge unbeabsichtigter Fehlentwicklungen, die sich durch zusätzliche Kindergartenplätze oder höhere steuerliche Freibeträge beheben ließen. Vielmehr ist sie Ausdruck des Wesenskerns dieser Gesellschaft.
VD: Den Hinweis auf nachfolgendes Zitat verdanke ich Jürgen Liminski vom Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie.