Im Fall gegen Päivi Räsänen und Bischof Juhana Pohjola wird morgen das Urteil erwartet

Das Berufungsgericht Helsinki urteilt morgen, dem 14. November 2023, im Fall gegen Päivi Räsänen und Bischof Juhana Pohjola. Beide standen wegen ihrer christlich geprägten Aussagen zu Ehe und Sexualität Ende August und Anfang September vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen „Hassrede“ vor. Die Gerichtsverhandlung im August fand vor dem Berufungsgericht statt, nachdem die Staatsanwaltschaft in Berufung ging als Räsänen im März 2022 vom Bezirksgericht einstimmig freigesprochen wurde.  

Räsänen, finnische Parlamentarierin und ehemalige Innenministerin, hatte ihre Überzeugungen zu Ehe und Sexualethik 2019 in einem Tweet und einer Radiodiskussion sowie einem kirchlichen Büchlein von 2004 geäußert. Bischof Pohjola ist wegen der Veröffentlichung von Räsänens Büchlein angeklagt. Der Fall erregte weltweite Aufmerksamkeit. Menschenrechtsexperten brachten ihre Besorgnis über die Lage der Meinungsfreiheit in Finnland und Europa zum Ausdruck. 

“In einer freien Gesellschaft sollte es jedem erlaubt sein, seine Überzeugungen friedlich und ohne Angst vor Strafverfolgung zu teilen. Das ist die Grundlage einer freien und demokratischen Gesellschaft. Wir hoffen, dass das Berufungsgericht in Helsinki diese Grundfreiheit aufrechterhalten wird, indem es den Freispruch von Räsänen durch das Bezirksgericht im vergangenen Jahr bestätigt. Die Kriminalisierung von Äußerungen durch so genannte ‘Hassreden’-Gesetze unterdrückt wichtige öffentliche Debatten und stellt eine ernste Bedrohung für unsere Demokratien dar”, sagte Paul Coleman, Geschäftsführer von ADF International, der Teil von Räsänens Verteidigungsteam ist.  

Mehr Informationen hier: adfinternational.org.

Warum Feministinnen armen Studentinnen „Sexarbeit“ empfehlen

Manche Studenten in Deutschland leben in Armut. Einige Feministinnen empfehlen Frauen daher den Verkauf ihres Körpers als Einnahmequelle und „Empowerment“. Das Feministische Referat der Universität Oldenburg plant für den 12. Januar 2024 sogar einen Workshop, in dem in die „Grundlagen zur Sexarbeit“ mit Fokus auf Pornografie eingeführt werden soll. Es geht dabei nicht – wie man vom Feminismus alter Schule erwarten könnte – um eine Kritik der Vermarktung weiblicher Sexualität, sondern im Gegenteil um eine „Handreichung, die das Produzieren von pornografischen Inhalten erklären und den Teilnehmern die Möglichkeiten des horizontalen Gewerbes näherbringen soll“, erklärt Ioannis Dimopulos für DIE WELT: 

Die Verherrlichung der „Sexarbeit“ als lässige und feministische Möglichkeit Geld zu verdienen und dabei gleichzeitig den meist männlichen Kunden das Geld abzunehmen, scheint dieser Sphäre unkritisch als erstrebenswert und selbstverständlich zu erscheinen. Das sollte entsetzen.

Die Aktivisten des Feministischen Referats Oldenburg reihen sich damit in eine innerhalb des Feminismus existierende Gruppe ein, die den Verkauf des eigenen Körpers zu sexuellen Zwecken als eine gleichartige Arbeit unter anderen umwerten. Damit sind sie weder in Deutschland noch im Rest der Welt allein. In Zürich etwa wurde die Veranstaltung „Sexarbeit: ein feministischer Widerspruch“ Anfang 2023 zu einer Relativierungsfeier der Kritik an Prostitution. Prof. Sabine Grenz, die an der Universität Wien im Bereich Gender Studies beschäftigt ist, wird von der Zürcher Studierendenzeitung etwa mit den Worten zitiert: „Jede Tätigkeit ist mit Feminismus vereinbar, weil es auf die politische Einstellung ankommt.“

Frauen mit Erfahrungen in der Realität der Prostitution sehen in dieser Relativierung eine erhebliche Gefahr. Doch ihre Kritik wird von den Sexarbeiter-Apologeten abgetan. Die Aktivistin und ehemalige Prostitutierte Huschke Mau durfte sich im April 2022 vom Allesbesserwisser Sascha Lobo erzählen lassen, wie falsch sie doch mit ihrer Kritik der Prostitution als Vergewaltigung läge.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

VD: BS

Warum Judith Butler ihre Perspektive auf Israel immer wieder vorträgt

Warum ist Judith Butler so sehr daran gelegen, die antisemitische Gewalt und den Israelhass der Hamas zu verstehen – den Staat Israel dagegen zu delegitimieren? Der Literaturwisschaftler Magnus Klaue meint, es habe etwas mit ihren Aversionen für das abendlänische Denken zu tun: 

Das Programm der postmodernen Performativitätstheorie lässt sich so zusammenfassen: Sie versucht die Probe aufs Exempel ihrer eigenen These zu machen, dass Lüge durch Wiederholung zur Wahrheit wird. Wahrheit, darin sind sich, bei aller Differenz ihrer philosophischen und politischen Anschauungen, Jacques Derrida, Michel Foucault und Gilles Deleuze mit der amerikanischen Philosophin Judith Butler einig, bezeichnet keine „Essenz“, wie Butler derlei metaphysische Restbestände abendländischen Denkens nennt, sondern eine arbiträre Vereinbarung, an die umso fester geglaubt wird, je häufiger man sie wiederholt.

Entsprechend rituell wiederholt Butler, seit sie im Nachgang von 9/11 ihre kaum verhohlene Sympathie mit dem islamistischen Terror von Hisbollah und Hamas zu legitimieren sucht, ihre Theorie der Anerkennung als Mittel zum Verständnis antisemitischer Gewalt.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Gott als der Ausgangspunkt

Robert L. Wilken schreibt (The Spirit of Early Christian Thought, 2003, P. 251):

In der Debatte zwischen christlichen Denkern und ihren Kritikern war die zentrale Frage, wo bei der Suche nach Gott die Vernunft ansetzen soll. Die Christen argumentierten, dass Christus etwas Neues gebracht habe; das Leben, das er gelebt habe, sei zwar ganz und gar menschlich, aber anders als das aller anderen, die zuvor gelebt hätten. Im „Antlitz Christi“ , so schrieb der heilige Paulus, sei die „Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes“ (2Kor 4,6) aufgeleuchtet. Wenn ein Mensch einen solchen Glanz gesehen hatte, „ist das, was einst Glanz hatte, nun gar kein Glanz mehr“ (2Kor 3,10). Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts hatte Ignatius von Antiochien geschrieben: „Das Evangelium hat etwas Bemerkenswertes: die Ankunft des Erlösers, unseres Herrn Jesus Christus, sein Leiden und seine.“ Und Jahrhunderte später, am Ende der prägenden Periode der christlichen Geschichte im siebten Jahrhundert, sagte Maximus der Bekenner, dass das Leben Christi „seltsam und wundersam“ war, denn es war „geprägt von der neuen Kraft eines Menschen, der das Leben auf eine neue Weise lebte“.

Nach dem Kommen Christi musste sich die menschliche Vernunft mit dem Neuen in der Geschichte befassen, mit der Person Jesu Christi. Für die Griechen war Gott die Schlussfolgerung eines Arguments, das Ende einer Suche nach einer endgültigen Erklärung, ein Rückschluss von der Struktur des Universums auf eine erste Ursache. Für die christlichen Denker war Gott der Ausgangspunkt, und Christus das Ikon, die das Antlitz Gottes zeigt. „Die Vernunft ist Mensch geworden und wurde Jesus Christus genannt“, schrieb Justin. Nun schloss man von Christus auf andere Dinge, nicht von anderen Dingen auf Christus. In ihm war die Vernunft zu finden, der Logos, die Logik, wenn man so will, die allen Dingen innewohnt.

Christicher Kulturprotest

Carl Trueman in Fremde neue Welt (2023, S. 223):

Viele Christen sprechen davon, der Gesellschaft zu begegnen. Tatsächlich
wird die Kultur am stärksten von der Kirche beeinflusst,
wenn sie ihr eine andere Kultur präsentiert, eine andere Form von
Gemeinschaft, die in ihrer gottesdienstlichen Anbetungspraxis
gegründet ist und sich in liebevoller Gemeinschaft zeigt, die auch
über den Gottesdienst hinausreicht. Viele sprechen vom Kulturkampf
(engl. culture war) zwischen Christen und Säkularismus und sicherlich verwendet die Bibel selbst eine kämpferische Sprache, um den gegenwärtigen geistlichen Konflikt zu beschreiben. Aber vielleicht lässt sich dieser Gedanke angesichts der Realität und Geschichte physischen Krieges in unserer Welt besser mit »Kulturprotest« in eine moderne Sprache übersetzen. Die Kirche protestiert gegen die breite Gesellschaft, indem sie eine echte Vision der Ebenbildlichkeit anbietet – was es heißt, als Mensch nach Gottes Bild geschaffen zu sein.

Der pädagogische Anspruch der Gendersprache

Gendern wird von vielen Menschen, die sich gegen staatliche Erziehungsübergriffe sträuben, als Vertreibung aus der Sprachheimat empfunden, meint Fabian Payr in einem Gastbeitrag für die NZZ:

Der gendergerechte Umbau der Sprache führt nach Ansicht von Kritikern auch zu einer erheblichen Beschädigung des Kommunikationsmittels Sprache. Zentrale Kritikpunkte sind: Verkomplizierung der Sprache, unnötige Aufblähung von Texten, Verlust an sprachlicher Prägnanz, ästhetische und stilistische Defizite, ungrammatische Formen (Arzt*in, Bauer*in), semantisch falsche Verwendung von Verlaufsformen (verstorbene Mitarbeitende / nicht wählende Wählende), Entpersönlichung der Sprache durch Neutralisierungstechniken (Kollegium statt Kollegen), Verwendung fremdartiger Neuformen (bergsteigende Person, Gästin, Vorständin), Erfindung falscher Neubildungen (Mitglieder:innen, Krankenschwester:innen, Interessiert:innen), unlesbare Sätze («Wir suchen eine*n interessierte*n Franzos*in für eine Umfrage»).

Gendersprache hat einen pädagogischen Anspruch. Sie möchte für die Geschlechterfrage sensibilisieren und folgt dabei der wissenschaftlich höchst umstrittenen Formel «Sprache schafft Wirklichkeit». Wer mit der erklärten Absicht, über das Denken der Sprachrezipienten die Wirklichkeit zu verändern, ins Sprachsystem eingreift, verfolgt unbestreitbar eine erzieherische Absicht.

Die Mehrheit der Leute empfindet diese Art des betreuten Sprechens als übergriffig, bevormundend, anmassend. Wenn Gendern in der Bevölkerung eine so breite und entschiedene Ablehnung erfährt, dann ist einer der Gründe hier zu suchen.

Mehr: www.nzz.ch.

Die Wiederentdeckung Gottes

617deM6mHlL SY522Daniel Singer hat das Buch Die Wiederentdeckung Gottes: Wie Kosmologie, Physik und Biologie einen Schöpfer erkennen von Stephen Meyer (Holzgerlingen, 2023, 784 S.) gelesen. Fazit:

Die Wiederentdeckung Gottes ist ein faszinierendes Buch. Es ist herausfordernd, was wohl in der Natur der Sache liegt, aber nicht überfordernd. Es tappt nicht in die Falle der allzu einfachen Antworten, sondern kann auf höchstem wissenschaftlichen Niveau gute Argumente für intelligentes Design und eine theistische Weltsicht vorlegen. Argumente, mit denen sich nicht nur der Normalverbraucher, sondern auch international anerkannte Forscher und Gelehrte auseinandersetzen müssen.

Die Fragen, auf die wir eine Antwort finden sollten, haben nicht nur akademische, sondern metaphysische, philosophische und letztendlich religiöse Konsequenzen. Stephen Meyer ist sich dieser Verantwortung bewusst und beschreibt eindrucksvoll und persönlich, wie sein Glaube an den Gott der Bibel nicht nur seinen Hunger nach Wissenschaft vergrößert, sondern auch seinen Hunger nach Lebenssinn und Geborgenheit gestillt hat.

Mehr: www.evangelium21.net.

EKD will Schwangerschaftsabbruch entkriminalisieren

Die Evangelische Kirche in Deutschland will den Schwangerschaftsabbruch entkriminalisieren, lehnt ihn ethisch aber weiter ab. Das ist widersprüchlich, meint der Theologe Ulrich Körtner aus Wien. Er geht mir in senier Kritik nicht weit genug, bringt aber doch einige katastrophale Positionen gut auf den Punkt.

Zum Beispiel hier:

Während das für die EKD unter anderem bedeutet, ihr Augenmerk auf eine strikte Beratungspflicht zu legen, bedeutet es für die Diakonie das Gegenteil. Ihr Argument: Frauen würden durch die Beratungspflicht im Grunde bevormundet. Genauso argumentiert auch die Evangelische Frauenarbeit Deutschland. Mit derart widersprüchlichen Wortmeldungen nimmt man sich politisch aus dem Spiel.

Am meisten hat aber die verblüffende Theologieabstinenz beider Papiere für Kritik und Irritationen gesorgt. Man kann den Stellungnahmen zu Gute halten, dass es sich nicht um kircheninterne Schreiben, sondern um Voten im rechtspolitischen Raum handelt. Aber auch zwischen den Zeilen ist selbst für Eingeweihte von theologischer Reflexion kaum etwas zu erkennen. Mehr noch: Die Diakonie kritisiert in ihrer Stellungnahme ausdrücklich, der jetzige § 218 entspreche „einer unausgesprochen religiösen Setzung“, die in einer pluralistischen Gesellschaft nicht verbindlich gemacht werden könne. Auch so kann eine Kirche dazu beitragen, ihren ohnehin schwindenden öffentlichen Einfluss weiter zu minimieren.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Judith Butlers philosophischer Ausfall

Die Philosophin Seyla Benhabib wirft dem Aufruf „Philosophy for Palestine“, der auch von Judith Butler und Nancy Fraser unterzeichnet wurde, intellektuelles Versagen vor. Christian Geyer-Hindemith hat sich das angeschaut und bringt es gut auf den Punkt: 

Benhabib, wie Butler und Fraser ausge­wiesen in sozialpolitischer Ideen­geschichte, feministischer Theorie und Kritischer Theorie, trägt als zentralen Einwand gegen den Text ihrer Kolleginnen vor, „dass er den Konflikt zwischen Israel und Palästina nur durch die Linse des ,Siedlerkolonialismus‘ sieht und die Gräueltaten der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu einem Akt des legitimen Widerstands gegen eine Besatzungsmacht erhebt“.

Die Yale-Professorin nennt es einen „kolossalen Fehler“ des von ihr kritisierten Textes, dass er für die Beschreibung der Hamas den falschen Kontext aufmache. Gestärkt werde nämlich die propagandistische Selbstbeschreibung der Hamas, als angebliche Avantgarde des palästinensischen Befreiungskampfes zu agieren. Stattdessen handelt es sich – so die kühle Analyse Benhabibs von Akteur und Aktion – um eine nihilistische Organisation, welche die Geiselnahme Palästinas und die Ermordung jüdischer Menschen von der Dschihad-Ideologie her begreift, die in der Pornographie der Gewalt schwelgt. Ja, es stimme, wenn Amnesty International erkläre: „Gaza ist das größte Freiluftgefängnis der Welt“, aber das liege auch daran, dass die Hamas eine Vernichtungsagentur sei, deren Charta die Zerstörung des Staates Israel befürworte.

Welch ein monströser philosophischer Ausfall, wenn ebendiese nihilistische Eigenart der Hamas im Aufblättern von Kontexten verwischt wird, wenn Gewalt in Gewaltgeschichte versandet, unförmig wird. In den Worten von Benhabib nicht nur an Butler und Fraser: „Welche moralische und politische Logik leitet Ihre Argumentation?“ Es ist ein intellektuelles Versagen, das hier als rhetorische Frage namhaft gemacht wird, aus berufenem Mund sozusagen.

Hier: www.faz.net.

Der Antisemitismus der künftigen Elite

Amerika wird nicht nur von rechts bedroht. An den Hochschulen führt eine woke Studentenschaft das Wort und trägt dazu bei, dass der Meinungskorridor immer enger wird – auch hinsichtlich der Krise im Nahen Osten. 

Majid Sattar schreibt:

Nicht jeder Demonstrant mit Palästinensertuch ist von Judenhass getrieben. Mancher folgt einfach dem linken Zeitgeist und solidarisiert sich mit dem Underdog, ungetrübt von Kenntnis über den Nahostkonflikt. Neu ist nur das Etikett: Was heute akademisch verschwiemelt Siedlungskolonialismus genannt wird, hieß nach dem Sechs-Tage-Krieg bei linken Studenten schlicht Imperialismus. Damals wie heute galt: Die Bewegung ist von Antisemitismus durchzogen, was spätestens mit der Gleichsetzung von Zionismus und Rassismus klar wird. Antisemitismus war auch in Amerika nie nur rechts beheimatet. In Teilen afroamerikanischer Organisationen gibt es ebenfalls eine Kontinuität. So wie einst bei den „Black Panthers“ erklären nun Vertreter der „Black Lives Matter“-Bewegung ihre Solidarität mit dem „Widerstand“ gegen den Unterdrücker.

Das liberale Amerika wird nicht nur von rechts bedroht. Die aufgeheizte Atmosphäre an den Universitäten wirft ein Licht darauf, dass nach dem Vertrauensverlust staatlicher Institutionen, der auf das Konto der Rechtspopulisten ging, auch zivilgesellschaftliche Leuchttürme bröckeln. Seit Jahren arbeiten eine links-woke Studentenschaft und ihre akademischen Förderer daran, den zulässigen Meinungskorridor einzuengen, Gastvorträge nicht genehmer Wissenschaftler zu sabotieren, politisch korrekte Sprachkodizes durchzusetzen – und am Ende auch zu definieren, wer Opfer und wer Täter ist. Die Diversity-Behörden wirken dabei nicht selten als ihre Verbündeten. Liberale und konservative Wissenschaftler beklagen mitunter, die Diskurswächter wirkten einschüchternd.

Mehr: www.faz.net.

Die Tage Noahs werden am Ende wiederkehren

Hermann Bavink sagt über das Ende der irdischen Zeit (Dogmatik, Bd. 4, S. 674):

Die Gläubigen, von denen nicht viele weise, mächtig oder von edler Geburt sind (1Kor 1,26), haben auf Erden nichts anderes zu erwarten als Leid und Unterdrückung (Röm 8,36; Phil 1,29). Sie sind Fremdlinge und Fremde (Hebr 11,13); ihr Bürgerrecht ist in den Himmeln (Phil 3,20); sie schauen nicht auf das Sichtbare (2Kor 4,18), sondern auf das, was droben ist (Kol 3,2). Sie haben hier keine bleibende Stadt, sondern warten auf die künftige Stadt (Hebr 13,14). Sie sind in Hoffnung gerettet (Röm 8,24) und wissen, dass sie, wenn sie mit Christus leiden, auch mit ihm verherrlicht werden (Röm 6,8; 8,17; Kol 3,4). Deshalb warten sie mit der ganzen seufzenden Schöpfung sehnsüchtig auf die Zukunft Christi und auf die Offenbarung der Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8,19.21; 1Kor 15,48ff.), eine Herrlichkeit, mit der die Leiden der gegenwärtigen Zeit nicht zu vergleichen sind (Röm 8,18; 2Kor 4,17). Nirgendwo im Neuen Testament gibt es einen Hoffnungsschimmer, dass die Kirche Christi wieder zu Macht und Herrschaft auf Erden kommen wird. Sie darf höchstens darauf hoffen, dass sie unter Königen und allen, die ein hohes Amt bekleiden, ein ruhiges und friedliches Leben in aller Frömmigkeit und Würde führen kann (Röm 13,1; 1 Tim 2,2). Deshalb empfiehlt das Neue Testament nicht in erster Linie die Tugenden, die den Gläubigen befähigen, die Welt zu erobern, sondern nennt als Früchte des Geistes die Tugenden „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Großzügigkeit, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Gal 5,22–23; Eph 4,32; 1Thess 5,14ff.; 1Petr 3,8ff.; 2Petr 1,5–7; 1Joh 2,15; usw.).

Es ist eine ständige neutestamentliche Erwartung, dass in dem Maße, in dem das Evangelium vom Kreuz in der Welt verbreitet wird, auch die Feindseligkeit der Welt zum Ausdruck kommen wird. Christus ist dazu bestimmt, viele aufzurichten, aber auch dafür, viele zu Fall und ihre feindseligen Gedanken an den Tag zu bringen. Er ist zum Gericht (κρισις, krisis) in die Welt gekommen, damit die, die nicht sehen, sehen und die, die sehen, blind werden (Mt 21,44; Lk 2,34; Joh 3,19–21; 8,39; Röm 9,32–33; 1Kor 1,23; 2Kor 2,16; Hebr 4,12; 1Petr 2,7–8). In der Endzeit, der Zeit vor der Wiederkunft Christi, wird die Bosheit der Menschen ein furchtbares Ausmaß annehmen. Die Tage Noahs werden wiederkehren. Wollust, Sinneslust, Gesetzlosigkeit, Habgier, Unglaube, Hochmut, Spott und Verleumdung werden in furchtbarer Weise ausbrechen (Mt 24,37ff.; Lk 17,26ff.; 2Tim 3,1ff.; 2Petr 3,3; Judas 18). Auch unter den Gläubigen wird es zu einem weitreichenden Glaubensabfall kommen. Die Versuchungen werden so stark sein, dass, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten zu Fall gebracht würden. Die Liebe vieler wird erkalten, und die Wachsamkeit wird so weit nachlassen, dass die klugen wie die törichten Jungfrauen einschlafen werden. Der Abfall wird so allgemein sein, dass Jesus fragen kann, ob der Menschensohn bei seinem Kommen noch Glauben auf der Erde finden wird (Mt 24,24.44ff.; 25,1ff.; Lk 18,8; 1Tim 4,1).

Das Herrsein des Christus

Emil Brunner beschreibt das Thema des Römerbriefes anhand von Röm 1,1–7 mit folgenden Worten (Der Römerbrief, 1959, S. 9): 

Damit ist bereits das Thema des ganzen Briefes angegeben. Von Gott aus:
das Herrsein des Christus, des Offenharers der Gottesliebe; vom Menschen aus: der „Gehorsam des Glaubens“. Daß Christus wirklich mein Herr wird: das ist der Glaube; und nicht anders kann Christus mein Herr sein als dadurch, daß ich in ihm den erkenne und anerkenne, indem Gott mich zu seinem Eigentum macht.

#DuBistEinMann

Mit einem Eilverfahren wollte eine Transperson den Slogan #DuBistEinMann unterbinden. Allerdings ist sie damit gescheitert, weil die Gerichte in Deutschland die Meindungsfreiheit schützen möchten. Die NZZ schreibt: 

Was war passiert? Im März dieses Jahres rief die Transperson Monro auf der Plattform X, vormals Twitter, dazu auf, den Deutschen Frauenrat zu unterstützen. Auf dessen Onlineprofil tummelten sich laut Monro viele «Terfs». «Terfs» bedeutet «trans-exclusionary radical feminists» und wird als Schimpfwort für Frauen verwendet, die davon ausgehen, dass es zwei biologische Geschlechter gibt. Daraufhin antwortete eine Vertreterin von Radfem Berlin Richtung Monro: «Times changed! #DuBistEinMann».

Monro empfand dies offenbar als verletzend. Per Eilantrag auf Unterlassung wollte sie den Feministinnen diese Äusserung gerichtlich untersagen lassen. Das blieb in erster und zweiter Instanz erfolglos. Monro zog den Eilantrag schliesslich zurück.

Sowohl das Landgericht als auch das Oberlandesgericht Frankfurt am Main bewerteten das Recht der Feministinnen, ihre Meinung frei zu äussern, höher als den Schutz der Persönlichkeitsrechte der Transperson. Eine richtige, aber keine selbstverständliche Stärkung der Meinungsfreiheit.

Mehr: www.nzz.ch.

Freuden und Herausforderungen eines Pastors

Was macht ein Brite als Pastor in Leipzig? Und wie kann Gemeindebau im Osten Deutschlands gelingen? Darüber (und über einige andere Fragen) haben Samuel Wiebe und ich mit Larry Norman für Evangelium21 gesprochen.

Hier der Mitschnitt (der E21-Podcast kann auch auf Spotify oder iTunes abonniert werden.):

Die Postmoderne verfängt sich in ihren eigenen Logiken

Anna Mayr beschreibt in dem Artikel „Warum sich die postmoderne Linke soschwertut, den Terror gegen Israel zuverurteilen“, wie sich die Postmodernen angesichts der Krise im Nahen Osten selbst zerlegen. Die Theoretiker der Postmoderne von gestern haben den Diktatoren von heute einen roten Teppich ausgelegt. Wenn sich Probleme nicht mit vernünftigen Argumenten lösen lassen, werden die Säbel gezogen. 

Mayr schreibt: 

Es gibt ein Video im Internet, das ganz gut erklärt, warum diese Positionierung vielen nicht gelang. Darin sitzt die Sängerin Achan Malonda neben dem Autor Fabian Wolff, der sich jahrelang als Jude ausgegeben hatte, auch als jüdischer Autor bei ZEIT ONLINE Texte veröffentlichte, ohne wirklich Jude zu sein. Die beiden sprechen über die Solidarität zwischen People of Color und Juden. Malonda fragt darin Wolff, den sie zu dem Zeitpunkt wohl für einen Juden hält: „Denkst du, dass sie euch im Prinzip whiteness ge-offered haben?“ Übersetzung: Denkst du, Juden können sich aktiv dafür entscheiden, Weiße zu sein? Er stimmt ihr zu. Juden hätten die Wahl, ob sie zu den Diskriminierten gehören wollten oder nicht.

Wenn man das weiterdenkt, können Juden alles nur falsch machen: Werden sie zu Weißen, sind sie Teil der Mehrheitsgesellschaft. Lassen sie sich unterdrücken, sind sie selber schuld, denn sie hätten sich anders entscheiden können.

Judith Butler, postmoderne Vordenkerin, hat vor einigen Tagen einen Essay veröffentlicht, in dem nichts drinsteht. Eigentlich hat Butler die Hamas einst unterstützt, als Freiheitskämpfer für die Palästinenser. Doch in ihrem neuen Essay steht zig Absätze lang immer wieder das Gleiche: Die Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen, und man muss dennoch die Gewalt der Besatzungsmacht Israel sehen. Es wird deutlich, dass sie(nachvollziehbarerweise) nicht weiß, wohin sie noch denken soll. Von radikalen angloamerikanischen Postmodernen wird sie bereits geächtet; sie sei wohlauch nur eine reaktionäre, weiße Progressive, schreibt einer auf Twitter. Butler ist jüdisch.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.zeit.de.

VD: JL

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