Glauben und Denken heute 1/2012

gudh_1_2012_i_f44028d438.jpgDie Ausgabe 1/2012 der Zeitschrift Glauben und Denken heute ist soeben (zusammen mit dem Release der neuen Website www.bucer.de) erschienen und enthält folgende Beiträge:

ARTIKEL

  • Christoph Renschler: Editorial
  • Ron Kubsch: Liebe und tue, was Du willst
  • Olga und Bernd Friedrichs: Ein Heilsarmeeoffizier dankt
  • Dr. Lydia Jaeger: Als Mensch in Gottes Welt: Gott segnet

REZENSIONEN

  • Prof. Dr. Thomas K. Johnson: Natural Law and the Two Kingdoms Living in God‘s Two Kingdoms (David Van Drunen)
  • Dr. Daniel Facius: Mythos und Wahrheit: Himmel und Hölle (Kenneth Boa, Robert Bowman)
  • Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher: The German Evangelical Alliance and the Third Reich
  • Titus Vogt: Griechische Grammatik zum Neuen Testament (H. v. Siebenthal)
  • Ron Kubsch: Gottesbeweise von Anselm bis Gödel (Joachim Bromand, Guido Kreis)
  • Dr. Daniel Facius: Hölle light: Was Gott über die Hölle sagt … (Francis Chan, Preston Sprinkle)

Die Ausgabe 1/2012 Nr. 9 kann hier herunter geladen werden: www.bucer.de.

Murks am Kind

Aus „schulreif“ wurde „schulfähig“. „Schulfähig“ sind früh eingeschulte Kinder jedoch oft noch nicht. Der „Pisa-Schock“ von 2006 führte zu überhasteten Reformen, besonders in Berlin. Regina Mönch vermutet, dass die Kinder der Reformexperimente von heute die Verlierer von morgen sein könnten. Sie dürfte damit richtig liegen.

Nirgendwo in Deutschland werden Kinder so früh eingeschult wie in Berlin. Sind sie fünfeinhalb Jahre alt, gilt die Schulpflicht. Früher mussten Kinder vor allem „schulreif“ sein, eine Eigenschaft, die ersetzt wurde durch den Begriff „schulfähig“, als handle es sich um etwas, was man herstellen könnte. Klappt das nicht, weil die Kleinsten eigentlich doch noch in den Kindergarten gehörten, gibt es ja noch die (Fehl-)Diagnose ADHS und Ritalin. Und sie können „verweilen“, wenn sie nicht mitkommen. Früher hieß das Sitzenbleiben. Diese Reform – eine von über zwanzig, die innerhalb sehr weniger Jahre über Berlins Schulkinder hinwegrollten – hat neue Probleme geschaffen.

Mehr: www.faz.net.

Probleme mit dem inkarnatorischen Dienstverständnis

J. Todd Billings (vgl. hier) beschreibt in einem Beitrag für CT Problemzonen des so genannten inkarnatorischen Dienstverständnisses (gelegentlich wird dazu auch „missionaler Ansatz“ gesagt). Kurs gefragt: Was, wenn es gar nicht zu unserem Auftrag gehört, Jesus für (andere) Kulturen zu sein? Seine Analyse ist übrigens nicht polemisch, sondern ausgewogen:

Viewing the Incarnation as a model for ministry leads to a dangerous imbalance in two ways. The problem is not the doctrine of the Incarnation, which is central to Christian faith. Rather, the problem results from a distortion of that belief—turning the uniquely divine act of the Word becoming incarnate in Christ into a „method for ministry“ that is repeated in our own lives. Let me offer two examples of this distortion—one more common in mainline Christian circles, the other more common among conservative evangelicals.

At a two-hour workshop on urban ministry, leaders began by quoting Eugene Peterson’s artful rendering of John 1:14, which describes the incarnation of Jesus Christ: „The Word became flesh and blood, and moved into the neighborhood.“ If moving into the neighborhood and immersing oneself among the people is God’s strategy for ministry, I was told, then certainly it must be ours. Throughout the workshop, I heard many techniques for adopting a second culture, listening to others, and immersing myself in an urban neighborhood. But there was apparently no need to mention Jesus any further. Jesus provided the model for how to immerse oneself in another culture, but the specific content of his life and teaching, and his death and resurrection, were beside the point.

The workshop’s approach—seen in other segments of the church—reduced „incarnational ministry“ to its core metaphor: The point is to identify with another culture rather than to testify to the life, death, and resurrection of Jesus. Indeed, at a recent missions conference for a mainline denomination, missionaries claimed they did not need to bear witness to Christ. Instead, they were simply called to become „incarnate“ in the second culture. The slogan in these circles is to „live the Good News rather than preach the Good News.“ Surely it’s important to offer a ministry of presence to those in need. But when the gospel is reduced to identifying with others, the uniqueness of Christ’s incarnation becomes an afterthought, and the Good News becomes merely a personal ethic.

Mehr: www.christianitytoday.com.

Die Axt an die Wurzel

Die Bagatellisierung der Ehe schreitet voran. Daniel Deckers kommentiert in der FAZ das Gedrängele der Parteien um eine Neudefinition von Familie und Ehe mit klaren Worten:

Stellten die Parteien den Bundestagsabgeordneten eine Entscheidung in der Sache frei, würden beide Wünsche eher morgen als übermorgen Wirklichkeit. Denn wer nicht ohnehin davon überzeugt ist, dass weder Ochs und Esel den Lauf der Emanzipationsgeschichte aufhalten, der möchte am Ende nicht auf der falschen Seite der Barrikade gekämpft haben. Welches diese Seite ist, lässt sich nicht überhören. Wer es wagt, die Lebenslügen einer Gesellschaft mit spitzfindigen Unterscheidungen oder grundsätzlichen Erwägungen zu stören, der kann sicher sein, wegen „Diskriminierung“ und „Homophonie“ an den Pranger gestellt zu werden.

Ob das Grundgesetz als letzte Barriere gegen eine Bagatellisierung der Ehe („Verantwortung übernehmen“) und eine weitere Entleerung des Familienbegriffs taugt, steht vor dem Hintergrund der bisherigen Entscheidungen der obersten Bundesgerichte dahin. Doch bis zu einer letztlich konsequenten Abschaffung des Grundgesetzartikels sechs Absatz eins sollte nicht der als begründungspflichtig gelten, der auf der besonderen Schutzwürdigkeit von Ehe und Familie besteht, sondern der, der sie bestreitet.

Die Verfasser des Grundgesetzes hatten mit eigenen Augen gesehen und mitunter am eigenen Leib erfahren, wie die Nationalsozialisten Ehe und Familie in den Dienst völkischer Ideologie nahmen und zu zersetzen versuchten. In der DDR vollzog sich Ähnliches wenig später im Namen des Sozialismus.

Die besondere Schutzpflicht des Staates ist eine ebenso logische wie erfahrungsgesättigte Folge der besonderen Schutzbedürftigkeit von Ehe und Familie. Wer diese bestreitet, legt die Axt an die Wurzel des Staates und der Gesellschaft. Eine reale wie eine symbolische Ordnung würde zerstört, die auch von den meisten Zeitgenossen noch immer als Ideal angesehen wird.

Das Bild mit der Axt hatte übrigens auch Martin Rhonheimer bemüht.

Hier: www.faz.net.

Timotheus: Magazin für junge Christen

timo2012.pngDie aktuelle Ausgabe des Magazins Timotheus liegt auf meinem Tisch. Die wie immer ästhetisch gestaltete Publikation ist dem Thema „Demut“ gewidmet. Autoren sind bist auf Iain H. Murray junge Christen aus Deutschland. Murray ist Engländer und Mitbegründer des Verlags „Banner of Truth“. Bekannt wurde er durch seine Biografien über C.H. Spurgeon, Jonathan Edwards, A.W. Pink u.a. Kürzlich erschien seine Biografie über John MacArthur in deutscher Sprache beim Bethanien Verlag.

Mir hat besonders der Artikel „Spurgeons Demut“ von Simon Schuster gefallen, zeigt er doch, was für harte Lektionen der große Prediger zu durchleben hatte. Die vollmächtige Predigt ist nicht nur eine Frage der guten Hermeneutik, sorgfältigen Exegese und gewinnenden Rhetorik, sondern auch die Frucht der gehorsamen Hingabe an seinem HERRN. Was für ein Bekenntnis hat der noch junge Spurgeon nach der „Feuer-Krise“ gegenüber seiner Frau abgelegt: „Wenn Christus erhöht ist, so soll er mit mir machen, was ihm gefällt. Mein einziges Gebet soll es sein, dass mein Ich sterben möge und ich vollkommen für ihn und zu seiner Ehre lebe.“

Übrigens: Wie Waldemar Dirksen in seinem Beitrag „Mahnung zur Demut“ schreibt, soll Spurgeon einmal gesagt haben: „Es ist für uns von allergrößter Wichtigkeit, dass wir demütig gehalten werden.“ Lesen wir hier nicht: „dass wir für demütig“ gehalten werden. Hinter der gespielten Demut steckt meist nichts anderes als Stolz.

Das Magazin Timotheus braucht dringend weitere Abonnenten. Es kann für nur € 13,35 (inkl. Versandkosten) pro Jahr hier bestellt werden. Wer selbst keine Zeit zum Lesen findet, kann Timotheus gern als Geschenk-Abo unters Volk bringen.

Interview mit Bob Kauflin

Nicht nur die jungen wilden Reformierten kennen den Komponisten Bob Kauflin (eine Produktion von Bob habe ich 2008 kurz vorgestellt). Bob gehört zu den Musikern, die für eine Wende in der „Szene“ verantwortlich sind, denn – so sagen sie – das Evangelium gehört ins Zentrum der Kirchenmusik.

In dem nachfolgenden Interview, in dem ich übrigens erfahren habe, dass Bob mal ein Punk war, spricht er wichtige Punkte im Blick auf die christliche Musik an.

VD: JT

JESOT

JESOT-1.1.jpgBei Rob Bradshaw habe ich erfahren, dass es ein neues Journal für das Studium des Alten Testaments gibt, nämlich das Journal for the Evangelical Study of the Old Testament (JESOT).

Zum Journal schreiben die Herausgeber:

Scope

Journal for the Evangelical Study of the Old Testament (JESOT) is a peer-reviewed journal devoted to the academic and evangelical study of the Old Testament. The journal seeks to fill a need in academia by providing a venue for high-level scholarship on the Old Testament from an evangelical standpoint. The journal is not affiliated with any particular academic institution, and with an international editorial board, online format, and multi-language submissions, JESOT cultivates and promotes Old Testament scholarship in the evangelical global community. The journal differs from many evangelical journals in that it seeks to publish current academic research in the areas of ancient Near Eastern backgrounds, Dead Sea Scrolls, Rabbinics, Linguistics, Septuagint, Research Methodology, Literary Analysis, Exegesis, Text Criticism, and Theology as they pertain only to the Old Testament. The journal will be freely available to the scholarly community and will be published bi-annually online. Hard copies will be produced by request. JESOT also includes up-to-date book reviews on various academic studies of the Old Testament.

Doctrinal Position

The editorial staff and board of Journal for the Evangelical Study of the Old Testament endorses the following doctrinal statement which has been adapted from the internationally oriented Lausanne Covenant:

1. The belief in the one eternal God who exists in three persons as Father, Son, and Holy Spirit, and who creates and governs all things in accordance with his will.

2. The belief that the Old and New Testament Scriptures are divinely inspired, without error in all that they affirm, the only infallible rule of faith and practice, and able to accomplish God’s purpose of salvation.

3. The deity of Jesus Christ, his substitutionary death on the cross as the necessary means for the redemption of the world, and his bodily resurrection and return.

4. The work of the Holy Spirit in granting new life to the believer and bearing witness to the Truth through the study and proclamation of the Word of God.

Die Herausgeber sind Stephen J. Andrews, William R. Osborne, Russell L. Meek. Zu den Mitarbeitern gehören Größen wie Walter C. Kaiser Jr., James K. Hoffmeier oder George Athas.

JESOT 1.1 kann hier heruntergeladen werden: JESOT-1.1-internal-linked.pdf.

Aufklärung in Sachen Europa

Otfried Höffe, emeritierter Philosophieprofessor aus Tübingen, plädiert in seinem FAZ-Beitrag „Souverän ist, wer über Verstand verfügt“ (10.08.2012, Nr. 185, S. 33) für mehr Aufklärung „in Sachen Europa“. Ein wohltuender Ruf nach mehr Ehrlichkeit und Klarheit, besonders angesichts der Verneblung der Debatten mit „Generalfloskeln wie ‚alternativlos‘“.

Bei der Frage: Was eint Europa?, verweist Höffe exemplarisch auf die Aufklärung im Kantschen Sinne. Damit aber leider auch nur auf eine Seite der Medaille. So wichtig es ist, Klarheit ins Denken und in die Argumente zu bringen (und hier sehe auch ich ein Verdienst der kritischen Philosophie), so schade ist es doch, wenn wir vergessen, dass es ohne Christentum ein freiheitliches Europa nicht geben würde. Der säkulare Staat ist zwar in mancherlei Hinsicht eine Antwort auf den christlichen Glauben und damit das Produkt der Emanzipation des Weltlichen vom Geistlichen. Trotzdem ist ein modernes Europa ohne Christentum undenkbar, ja das moderne Staatsverständis einschließlich der Trennung von weltlicher und geistlicher Macht hat selbst christliche Wurzeln (genauer wahrscheinlich reformatorische). Der Rechtsphilosoph und ehemaliger Verfassungsrichter Böckenförde hat es prägnant formuliert: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“ (E.-W. Böckenförde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation, S. 60).

412gU4hcxNL._SL500_AA300_.jpgIch lese gerade ein faszinierendes Buch des katholischen Philosophen Martin Rhonheimer mit dem Titel Christentum und säkularer Staat: Geschichte – Gegenwart – Zukunft, Herder Verlag, 2012, 473 S.). Der Schweizer Rhonheimer geht in seiner ausgesprochen soliden Untersuchung der Frage nach, ob Aufklärung und Moderne auf dem Humus einer vom christlichen Glauben geprägten Zivilisation erwachsen sind. Das Bild, welches er zum Einstieg verwendet, ist eindrücklich (S. 15):

Stellen wir uns vor: Wir sitzen auf der Spitze eines Baumes mit wunderbaren Ästen und Früchten, genießen den Blick in die Weite. Dann wandert unser Blick hinab. Wir sehen andere, wunderbare und auch weniger wunderbare Äste, die dem Stamm entsprießen. Der Blick nach unten ist ein Blick in die Geschichte des Baumes. Wir erblicken da auch eine Menge knorriges, verwachsenes Geäst und am Boden einige herabgefallene, bereits angefaulte Früchte. Und nun – so stellen wir uns vor – rufen wir empört: „Was doch dieser Stamm nicht alles an Unrat hervorgebracht hat! Er taugt zu nichts mehr und muss umgehauen werden!“ Natürlich wäre dies ein höchst törichtes Unterfangen. Der Sturz aus der Höhe wäre die unausweichliche Folge. Aber nicht nur den Stamm umhauen wäre töricht, auch das Urteil über ihn ist es, und noch törichter erscheint es, dass wer so urteilt, übersieht, wem er seine Höhenposition und die frische Luft, die er atmet, verdankt: eben diesem Stamm, den er umhauen lassen will.

Doch solche Torheit gibt es. Sie ist Menschen eigen, die ein demokratisches, pluralistisches, säkulares Europa wollen, in dem die Freiheit eines jeden anerkannt wird, seiner religiösen und moralischen Überzeugung gemäß zu leben, ein Europa, in dem Frieden, Rechtssicherheit und Wohlstand herrschen, in dem die Wissenschaft blüht, das sozial und zukunftsorientiert ist. Als geistige Wurzeln einer solchen Welt anerkennen sie, neben dem aus der Antike stammenden Kulturerbe, die europäische Aufklärung, nicht aber das Christentum, die von ihm geschaffene Zivilisation und ihr soziales, rechtliches, politisches und religiöses kulturelles Erbe.

 

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