Sibylle Lewitscharoff ist am 13. Mai 2023 69-jährig in Berlin ihrer schweren Krankheit erlegen. Viele werden sie vermissen, zählte sie doch zu jenen Intellektuellen, die eigenständig denken und sehr poientiert zu umstrittenen Themen Stellung beziehen. Sie hat den Schriftsteller-Aufruf gegen den „Gender-Unfug“ in der deutschen Sprache unterschrieben und in ihrer Dresdner Rede unvergesslich (und für manche unverzeihlich) die moderne Fortpflanzungsmedizin kritisiert. Übrirgens versuchte sie mal, mittels LSD ihr Bewusstein zu erweitern und hat diese Erfahrung interessanter Weise so beschrieben, dass es an Schattenwelten erinnert, die auch in der Bibel beschrieben werden.
Obwohl christlich erzogen, ist sie eine Zweiflerin geblieben. Die Kirche konnte sie dennoch wortstark ermahnen. Vor allem dafür, dass sie sich im Diesseits festgebissen hat. So erinnere ich hier noch mal an ihre Kritik der kirchlichen Predigt:
Die Kirchen sind ja so was von lendenlahm im Predigen. Die verstehen ja vom Tod eigentlich gar nichts mehr. Das ist ja schrecklich. Die sind ja so aufs Diesseits fixiert, die Protestanten noch schärfer als die Katholiken. Aber die Katholiken sind ganz auf diesem Wege auch. Im Grunde hat sich eine areligiöse Gesellschaft in den Kirchen breitgemacht, weil sie vom Jenseits überhaupt keine Vorstellung mehr haben.
Haben Sie mal eine Predigt gehört, die irgendwie von da oben überhaupt handelt? Also, ich wüsste nicht. Also, ich höre die im Radio immer an. Ich gehe manchmal auch in die Kirche, auch mal in katholische Kirche. Das kommt nicht vor. Es gibt die Hoffnung auf Erlösung nicht in irgendeiner Form – sei es wunschnaiv, sei es schönheitstrunken, sei es in Gedichtform irgendwie ausgekleidet. Das gibt es nicht.
Das Gottvertrauen wird beschworen. Ja. Aber worauf vertraut man denn, wenn es nicht ein wirkliches Leben und ein erfülltes Leben nach dem Tod gibt? Und was bedeutet überhaupt Erlösung? Das ist doch eine interessante Frage. Darüber kann man doch predigen.
Danke für diesen schönen Nachruf! Da ich manchmal längere Feuilleton-Fastenzeiten machen muss, habe ich erst durch Dich von ihrem Tod erfahren, der mich wirklich erschüttert, bzw. ihr Schicksal seit der Dresdner Rede. Danke für Deine Einordnung und Wertschätzung!