Derzeit werden abendländische Traditionen und Werte in verschiedensten Bereichen radikal auf den Kopf gestellt. Menschliche Geschlechter sind keine natürlichen Tatsachen, sondern Phänomene, die in Alltagssituationen fortlaufend hergestellt werden („doing gender“). Die Ehe ist nicht mehr ein lebenslanger Bund zwischen einem Mann und einer Frau, sondern ein Vertrag, der zwischen Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht auf Zeit geschlossen wird. Für das Wohlergehen von Kindern – so wird behauptet –, mache es keinen Unterschied, ob sie von gleichgeschlechtlichen Paaren oder einem Mann und einer Frau aufgezogen werden. Und so geht es weiter.
Dass die von Gott eingerichteten Mandate und Ordnungen selbst in einer weitgehend säkularisierten Welt nicht völlig verdrängt werden, geht aus einem Zitat hervor, das ausgerechnet aus dem von mir scharf kritisierten Buch Unlearn Patriarchy stammt. Margret Rasfeld plädiert in ihrem Beitrag „Unlearn Bildung“ für die völlige Umkehrung der unter dem Einfluss von Männern entwickelten hierarchischen Bildungspolitik. „Die Schule fördert eher erlernte Ohnmacht als dass sie ein Ort erlebter Demokratie ist. Denn in der Schule haben Kinder und Jugendliche vor allem eine Aufgabe: Sie sollen die an sie gestellten Erwartungen erfüllen und gute Noten abliefern, also in ihrer Objektrolle funktionieren“ (S. 182).
Dann kommt allerdings ein recht schöner Abschnitt, der die stereotype Unterscheidung zwischen Mann und Frau geradezu einfordert. Im Abschnitt „Lehrende müssen ‚unlearnen‘“ heißt es nämlich (S. 192–193):
Dazu brauchen wir mehr stereotyp weibliche Qualitäten in unseren Schulen und unserem Bildungssystem. Dazu gehört die Hinwendung nach innen, zu innerem Wissen und innerer Weisheit. Das stereotyp männliche Prinzip sorgt dafür, dass wir dieses Wissen hinaustragen in die Gesellschaft und die Welt. Das ist natürlich ebenso wichtig. Doch ist das geschehen, brauchen wir wieder Zeit, um nach innen zu gehen. Beides muss sich abwechseln wie das Ein- und Ausatmen, wie das linke und rechte Bein beim Gehen – anders kommen wir nicht voran, sondern hüpfen auf der Stelle: Wer nur nach außen geht, wird orientierungslos. Wer nur nach innen schaut, wird handlungsunfähig. Deshalb brauchen die Erwachsenen genauso wie die Kinder ein Wechselspiel aus innerem und äußerem Wandel.
Ich möchte hinzufügen: So, wie es in der Bildung männliche und weibliche Qualitäten braucht, so brauchen wir sie für die Erziehung von Kindern ganz allgemein.