Familienpolitik

»Männer werden benachteiligt«

Monika Ebeling hat ihren Job als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar verloren, weil sie sich zu sehr für Männer einsetzte. Doch die Zeiten der Frauenförderung mit »feministischen Scheuklappen« seien vorbei, meint sie. In der SZ sagt sie:

Die Linke ist noch immer sehr im Feminismus verhaftet, die Grünen ebenso. Die Frauen dieser Parteien sind nicht damit einverstanden, dass ich eine etwas liberalere Haltung zur Gleichstellungsarbeit habe. Ich habe mich für beide Geschlechter eingesetzt, so wie es der Gesetzgeber vorsieht.

Hier mehr: www.sueddeutsche.de.

Serielle Monogamie als Trend

Regenbogenfamilien, Alleinerziehende, Patchworkhaushalte – sie konkurrieren mit der traditionellen Familie. Sollten sie die gleichen Rechte erhalten?

Viele Feministinnen, Grüne und Linke verunglimpften früher die traditionelle Familie als Hort der Unterdrückung und Rückständigkeit. Heute bekämpft man nicht länger die Ehe, sondern verlangt stattdessen eine bessere Förderung aller anderen Familienformen. Diese Strategie ist wirksamer.

Wer will nicht den Alleinerziehenden durch mehr Unterstützung das Los erleichtern? Wer möchte sich schon dem Vorwurf der Schwulenfeindlichkeit aussetzen, wenn er argumentiert, dass die Natur und weniger das Gesetz den Weg zum Nachwuchs versperre? Doch Familienexperte Fuchs warnt: »Wer alles fördert, fördert am Ende nichts.«

Hier mehr: www.welt.de.

VD: EP

Die Quote

Die Frauenquote soll Gleichberechtigung im Beruf bringen. Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Frauen und Familie muss stattfinden, doch die Quote berücksichtigt nicht die unterschiedlichen Lebensvorstellungen der Betroffenen.

Reinhard Müller hat einen so guten Kommentar zu Quotendiskussion geschrieben, dass mir vom ersten bist zum letzten Satz das Schmunzeln nicht verging. Beide Absätze:

Es gibt tatsächlich junge Frauen, die nicht verstehen, warum eine Mutter auf den Gedanken kommt, Teilzeit zu arbeiten: Am Tag der Geburt, gewiss, da könne man wohl nicht zur Arbeit erscheinen – danach aber doch sofort. So redet, wer eine gute Ausbildung, aber selbst noch keine Kinder hat. Wer jung, ungebunden, flexibel ist und dazu auch noch gut aussieht, der lebt tatsächlich in einer anderen Welt. In dieser Lebensphase wird in der Regel niemand diskriminiert. Selbst in Branchen, die als frauenfeindlich gelten, werden Männer und Frauen zu gleichen Teilen eingestellt.

Im Übrigen ist es bezeichnend, dass es nicht einmal im Staatsdienst gelingt, wichtige Positionen mit Frauen zu besetzen – was bei politischen Stellen ein Leichtes wäre. Das gilt nicht zuletzt für das Bundesfamilienministerium, in dem es unter der jungen, jetzt schwangeren Ministerin nur eine weibliche Abteilungsleiterin gibt. Und dann soll der Staat privaten Unternehmen vorschreiben, wie sie ihre Führungsgremien zu besetzen haben? Nein, die Forderung nach einer Quote kann nicht ernst gemeint sein.

Hier: www.faz.net.

Bündnis für Familie

Was für ein Satz: »Die meisten Eltern müssen sich am Nachmittag selbst um ihre schulpflichtigen Kinder kümmern, weil Alternativen fehlen. Das hat dramatische Folgen.« Das Programm, das Mütter wieder »in Arbeit« bringen soll (Mütter, die sich um ihre Kinder kümmern, arbeiten also nicht) soll unter dem Namen »Bündnis für Familien« vermarktet werden. Geht’s noch?

Rund 6,9 Millionen Frauen in der Bundesrepublik sind berufstätig und gleichzeitig Mutter. Beides unter einen Hut zu bekommen, ist für viele ein Kraftakt. Das gilt insbesondere, sobald die Kinder in die Schule kommen und die Eltern sich um eine Anschlussbetreuung kümmern müssen. Der Mangel an Hortplätzen und an Schulen, die ein Nachmittagsprogramm anbieten, hält insbesondere Mütter davon ab, in den Beruf zurückzukehren. Das haben Berechnungen im Auftrag des Bundesfamilienministeriums ergeben, die der »Welt am Sonntag« vorab vorliegen. Bei einem entsprechenden Ausbau der Nachmittags- und Ferienbetreuung würden demnach bis zu 500.000 Frauen zusätzlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Hier mehr: www.welt.de.

Generation Vaterlos

Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst bei nur einem Elternteil auf. Knapp 1.500.000 Kindern fehlt der Vater. Das hat Konsequenzen für ihre seelische Entwicklung. So ist beispielsweise die Anzahl hyperaktiver Jungs bei Alleinerziehenden doppelt so hoch als bei Jungs, die in einer Familie aufwachsen.

Hier ein sehr interessanter DLF-Beitrag zum Thema:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/01/21/dlf_20110121_0953_56792253.mp3[/podcast]

Ich bin eine sexistische Stereotype

Auch wenn Birgit Sauer in ihrem Aufsatz »Die Allgegenwart der ›Androkratie‹: feministische Anmerungen zur ›Postdemokratie‹« darüber klagt, dass die Gesellschaft weitgehend entpolitisiert wurde und Bürgerinnen und Bürger zu bloßen Konsumentinnen und Konsumenten (Ist das nicht eine wunderbare Sprache?) degradiert werden (siehe APuZ 1–2/2011 vom 3. Januar 2011), können sich die Feministinnen und Gender-Ideologen derzeit recht gut in Szene setzen. Der Europarat berät seit Längerem die Beschlussvorlage 12267 (hier: EDOC12267.pdf). Hinter dem Dokument steckt der Versuch, die Verwendung des Begriffs »Mutter« als ein sexistisches Stereotyp zu bekämpfen. Durch die mediale Meidung von binären Geschlechterrollen soll die Gender-Gleichheit gefördert werden. Es heißt:

When they are not under-represented or invisible, women are often represented in the media in roles traditionally assigned by society, portrayed as passive and lesser beings, mothers or sexual objects. These sexist stereotypes in the media perpetuate a simplistic, immutable and caricatured image of women and men, legitimising everyday sexism and discriminatory practices and establishing a barrier to gender equality.

Emphasizing the positive role that the media can play in promoting gender equality, the Parliamentary Assembly should invite member states to promote training, education and awareness-raising action and to strengthen women’s visibility in the media. It should invite national parliaments to reinforce their legislation on combating sexist stereotypes and penalise sexist offences. Media should favour a more balanced and non- stereotyped representation of women and men in the media and promote the gender equality dimension in their regulatory and self-regulatory authorities and training programmes.

Furthermore, the Assembly should invite the Committee of Ministers to draft a European code of good practice for member states and a handbook for the media on strategies to combat gender stereotypes in the media and incorporate, in the future Council of Europe convention on preventing and combating violence against women and domestic violence, the fight against gender stereotypes as a means to prevent gender- based violence. Finally, the Assembly could invite the Committee of Ministers to draft a new protocol to the European Convention on Human Rights, establishing gender equality as a fundamental human right.

Birgit Kelle, von 2005 bis 2008 Herausgeberin der christlichen Monatszeitung VERS1, schreibt in ihrem Kommentar zu dieser absurden Agenda:

Wenn es nicht so bitterer Ernst wäre, könnte man darüber lachen. Das Problem ist jedoch, dieser Irrsinn wird Stück für Stück gesetzlich verankert. Nicht nur in Bern oder in der Schweiz, sondern überall. Wenn wir zulassen, dass uns Bürokraten vorschreiben, wie wir zu sprechen haben, dann lassen wir zu, dass sie unser Denken steuern. Diese ganze Entwicklung erinnert beängstigend an die einstigen Zukunftsvisionen von George Orwell in seinem Roman »1984«. Wir sind dabei ein europäisches »Neusprech« einzuführen. Zuerst waren es so lächerliche Begriffe wie Mohrenkopf, die als politisch unkorrekt aussortiert wurden. Und ich bin nicht ganz sicher, wie ich angesichts der bevorstehenden Fußball-WM derzeit einen Menschen mit afrikanischen Wurzeln bezeichnen darf, »Farbiger«? «Schwarzer«? Bin ich weiß? Was ist mit Sonnenbrand? Man taumelt förmlich zwischen den Fettnäpfchen. Darf ich meinen Kindern das Lied »Lustig ist das Zigeunerleben« noch beibringen oder ist es jetzt das »Lustige Leben der fahrenden, ethnischen Minderheiten?« Faria, Faria, Ho! Mal davon abgesehen, dass dieses Leben vermutlich alles andere als lustig ist, also ein doppelter Fauxpas.

Ich glaube, das Problem beginnt erst dann, wenn sich Frauen tatsächlich durch die Ansprache oder die Darstellung als Mutter diskriminiert fühlen. Dann hätte das »Neusprech« ganze Arbeit geleistet. Noch sind wir nicht soweit. Ich kenne nur stolze Mütter und Väter. Und schön, dass meine Kinder immer noch »Mama« zu mir sagen. Oder wird das demnächst auch verboten?

Übrigens sollen in den USA die Begriffe »Vater« und »Mutter« in den Pässen durch »Elter Eins» und »Elter Zwei« ersetzt werden. Wer es nicht glaubt, hier: www.foxnews.com.

Der Kommentar von Frau Kelle ist hier zu finden.

VD: HB

Zukunftsmodell Patchworkfamilie?

Ob glücklich oder nicht: Die traditionelle Familie ist lebendig und alternativlos. Und die Gesellschaft ist auf sie angewiesen. Christine Brinck plädiert in der FAZ vernünftig und leidenschaftlich für »die Familie«:

»Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche ist auf ihre Art unglücklich.« Mit diesem berühmten Satz beginnt Tolstois »Anna Karenina«. Nabokov hat tückisch mit der Verdrehung dieses Satzes seine »Ada« beginnen lassen und ihn dennoch »einem großen russischen Dichter« in den Mund gelegt: »Alle glücklichen Familien sind einander mehr oder weniger unähnlich, alle unglücklichen sind mehr oder weniger gleich.« Wer hat recht, was stimmt?

Die Institution Familie wurde in den letzten fünfzig Jahren mindestens so oft totgesagt wie der Roman, und doch lebt sie und hat einen weit besseren Ruf bei ihren Mitgliedern und Nutznießern, als man nach ihrer schlechten Presse vermuten würde. Glaubt man den Überschriften selbst in konservativen Zeitungen, röcheln Ehe und Familie einem unvermeidlichen Ende entgegen.

Und:

Wer die Texte der wildesten Hip-Hop-, Rap-, Punk- oder Rock-Musiker aufmerksam liest, wird ihnen kaum ein Plädoyer für die Patchworkfamilie, Alleinerziehung und Fremdbetreuung entnehmen können. Ganz im Gegenteil sind viele ihrer Texte ein Hilfeschrei nach der intakten, zuverlässigen Familie, nach Vätern, die sie nicht verlassen (»Daddy, don’t leave, don’t leave us here alone« von Pink: »Papa, geh nicht fort, lass uns nicht hier allein«), und Müttern, die sie nicht vernachlässigen (»My father left me, my mother neglected me, I’ll never abandon my own child the way my parents did me« von Eminem: »Mein Vater hat mich verlassen, meine Mutter mich vernachlässigt, ich werde mein Kind niemals alleinlassen, wie es meine Eltern mit mir getan haben«).

Hier: www.faz.net.

Die missbrauchte Republik

Vor einigen Wochen ist das Buch:

  • Andreas Späth u. Menno Aden (Hg.): Die missbrauchte Republik: Aufklärung über die Aufklärer, London/Hamburg, Verlag Inspiration Un Limited, 2010, 168 S.

erschienen.

Prof. Dr. Menno Aden schreib in seinem Geleitwort:

Die in diesem Buch gesammelten Aufsätze handeln von Sexualität. Sexuelle Übergriffe von Pädagogen, Erziehern und sogar kirchlichen Amtsträgern haben uns in letzter Zeit in vielfacher Weise empört. Eklig, widerwärtig, unverständlich, beschämend ist das alles, und wohl nur das Wenigste von dem, was ans Licht kommt, wird man leugnen können.

Mancher wünscht sich daher wohl, der Schleier des Nichtwissens wäre nicht gehoben worden. Es werden ja nicht nur die jeweils individuell Schuldigen benannt, vor allem werden die Einrichtungen, für welche sie tätig waren, auch dann bloßgestellt, wenn sie besseres verdient hätten. In der Tat ist zu fragen, ob die Wahrheit ein so hohes Gut ist, dass es den gesellschaftlichen Schaden, der sich aus ihrer Aufdeckung auch ergibt, ausgleicht. Wäre es nicht doch besser zu schweigen, als dass legitime Autoritäten beschädigt und sogar die ehrwürdigste Institution unserer Kultur, die Kirche, niedergezogen wird? Irritierend ist, dass oft gerade solche Personen in diesem Zusammenhang rigorose Aufklärung fordern, welche sonst Werte wie Treue, Liebe, Ehe, Keuschheit oder gar Glaube als Reminiszenzen einer vergangenen Zeit verhöhnen. Staat und Gesellschaft akzeptieren offenbar, dass sexuelle Aktivität vor allem dem Vergnügen dient.

Das Geleitwort mit dem Inhaltsverzeichnis gibt es hier: Missbrauchte Republik.pdf.

Der Mythos »frühkindliche Bildung«

Das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie schreibt über die »Kinderbetreuungswelle« im aktuelle Rundbrief:

Kinderbetreuungsinfrastruktur ist teuer: Ein Krippenplatz kostet in Westdeutschland mindestens 1.200. Politiker wollen diese Ausgaben als Investitionen in frühkindliche Bildung“ verstanden wissen. Je früher die Bildung von Kindern beginne, desto mehr steigere sie ihre Arbeitsfähigkeit als Erwachsene und desto höher sei längerfristig die Rendite der Bildungsausgaben für den Staat. Sie berufen sich auf bildungsökonomische Modellrechnungen der Wirtschaft und der OECD. Ihre Kalkulationen setzen folgenden Wirkungszusammenhang voraus: Institutionelle Förderung verbessert die Kompetenzen junger Mensch in Mathematik, Naturwissenschaften und Textverständnis und damit ihre Chancen, höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben. Die höhere Qualifikation wiederum steigert ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In der Folge sinkt die strukturelle Arbeitslosigkeit, was einerseits die Sozialsysteme entlastet und anderseits die Einnahmen von Staat und Sozialversicherungen steigert. Mehr Kinderbetreuung bringt mehr Wohlstand, lautet also das Versprechen.

Diese Gedankenketten setzen unabdingbar voraus, dass institutionelle Betreuung tatsächlich die schulischen Leistungen steigert. Überprüfen lässt sich dies nur durch aufwendige (Langzeit)Studien, die bisher nur in geringer Zahl und fast ausschließlich für den anglo-amerikanischen Raum vorliegen. Zentraler Gewährsmann der Befürworter institutioneller Frühförderung ist der amerikanische Bildungsökonom James Heckman. Seine Argumentation stützt sich auf die Evaluation amerikanischer Frühförderprogramme (early childhood intervention“) aus den 1960er und 70er Jahren. Hauptzielgruppe dieser Projekte waren Kinder aus benachteiligten afroamerikanischen Familien mit zusätzlichen „Handicaps“: Sie wiesen eine intellektuelle Minderbegabung auf, lebten in Risikolagen oder sozialen Brennpunkten. Es überrascht kaum, dass früh einsetzende Förderprogramme die Lebenschancen dieser Kinder nachhaltig verbesserten. Mit deutscher Kindertagesstätten-Pädagogik haben diese Programme allerdings wenig gemeinsam; viel eher sind sie Elterntrainings und Familientherapien vergleichbar, wie sie hierzulande die Psychotherapie und Klinische Sozialarbeit anwendet. Heckman überzeugen diese Programme gerade deshalb, weil sie nicht alle (nicht einmal alle sozio-ökonomisch benachteiligten) Kinder, sondern besonders vernachlässigte Kinder avisieren: Kinder, die in ihren ersten Jahren kaum Zuwendung ihrer Eltern erhalten. Aus seinen Erkenntnissen auf das Förderpotential deutscher Kindertagestätten zu schließen zeugt entweder von methodischer Willkür oder aber von einem zutiefst kulturpessimistischen Generalverdacht der Erziehungsinkompetenz von Eltern.

Hier geht’s weiter: idaf_-_woche_41-42_-_2010.pdf.

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