Gender Studies

Die Gender-Verwirrung

Das Thema „Transgender-Identität“ wird für Christen auf absehbare Zeit von Bedeutung sein, sowohl in Fragen des öffentlichen Lebens als auch in der Seelsorge. Die aufgeregte Debatte um alles, was damit zu tun hat – von Unisex-Schultoiletten über Trans-Frauen im Sport bis hin zu Eltern- und Kinderrechten – wird dafür sorgen, dass die Thematik in der Politik präsent bleibt. Und die Tatsache, dass immer mehr Teenager angeben, von einer Geschlechtsidentitätsstörung betroffen zu sein, bedeutet, dass Gemeinden und Pastoren gut daran tun, sich damit zu befassen.

Carl Trueman hat in seinem dicken Buch The Rise and Triumph of the Modern Self: Cultural Amnesia, Expressive Individualism, and the Road to Sexual Revolution die kulturgeschichtliche Entwicklung analysiert. In einem Artikel, der bei E21 erschienen ist, gibt er Christen und Gemeinden konkrete Empfehlungen.

Ein Auszug:

Ein Mensch, der mit Geschlechtsdysphorie kämpft, ist per Definition jemand, der sich nicht einmal in seinem eigenen Körper zuhause fühlt. Dieses Gefühl des Unbehagens lässt sich nicht über Nacht beseitigen. Aber wir sollten uns daran erinnern, dass das gewissermaßen nur eine der aktuellen Ausdrucksweisen für das Unbehagen ist, das wir alle in einer Welt empfinden, die nicht so ist, wie sie sein sollte – die sozusagen aus den Fugen geraten ist. Und an dieser Stelle kommt der Gemeinde als einer bekennenden, Jüngerschaft lebenden und anbetenden Gemeinschaft eine entscheidende Bedeutung zu.

Die Gemeinde sieht sich heute einer Kakophonie der Identitäten ausgesetzt, die unsere Welt überfluten (dabei ist das Gender-Chaos nur ein Beispiel). Wenn sie sich dagegen behaupten will, dann muss sie eine starke Gemeinschaft sein, in der die Menschen ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit empfinden und in der deshalb ein tiefes Bewusstsein dessen, wer wir selbst sind, geformt und gefördert wird. Dazu gehören drei Dinge: ein klares Festhalten an der biblischen Lehre in den Bereichen Identität (wir finden unsere Identität in Christus) und Sexualität (sexuelles Verlangen oder innere Überzeugungen im Hinblick auf das Geschlecht machen nicht maßgeblich aus, wer wir sind); ein auf Nachfolge ausgerichteter Ansatz für den Gottesdienst, denn dort begegnet Gott seinem Volk und dort werden wir daran erinnert, wer wir sind; und eine liebevolle Gestaltung der Gemeinschaft, in der wir uns aufrichtig umeinander kümmern, einander Gastfreundschaft erweisen und die Lasten des anderen tragen. All diese Elemente sind notwendig, um unsere Identität zu prägen.

Die Gemeinde der Zukunft wird sich weitaus stärker dessen bewusst sein müssen, wer sie ist. Sie kann sich nicht länger darauf verlassen, dass das moralische Empfinden der Gesellschaft da draußen ihre grundlegendsten ethischen Prinzipien bestätigt. Ganz im Gegenteil: Geht es nach dem moralischen Empfinden der Gesellschaft, dann erscheinen die Standpunkte der Gemeinde in Bezug auf Gender und Sexualität als zutiefst unglaubwürdig.

Mehr: www.evangelium21.net.

Theologie goes Gender

Der DLF bringt immer wieder Beiträge rund um das Thema „Gender“. Letztes Jahr wurde Werbung für angeblich fluide Geschlechtervorstellungen in der Bibel gemacht. Diesmal kommen die Initiator*Innen der Ringvorlesung „Religion* Macht Sex*. Geschlechterbilder in den Religionen“ zu Wort. Wir bekommen Einblicke in die herausragenden Leistungen der Genderforscher*Innen. Sie sind sehr bemüht, die Bilder, die mit der „Gartenerzählung“ vermittelt werden, umzuschreiben. Da können wir vieles lernen, vor allem, dass die alten Texte völlig neu interpretiert werden müssen und dass das islamische Narrativ geschlechtergerechter ist als das jüdisch-christliche. Wenn die Wirkungsgeschichte eine andere war – ich empfehle, sich mit dem Thema „Frau im Islam“ zu beschäftigen – dann muss das wohl mit einer falschen Deutung zusammenhängen.

Übrigens: Aktuell gibt es an deutschen, österreichischen und Schweizer Hochschulen in 30 Fachgebieten 223 Professuren für Frauen- und Geschlechterforschung / Gender Studies. Von ihnen sind zehn mit Männern besetzt, schreibt news4teachers. Weiter:

Das geht aus einer aktuellen Erhebung der „Berliner Datenbank Genderprofessuren“ hervor, über die die Zeitschrift „Forschung & Lehre“ in ihrer November-Ausgabe berichtet. In Deutschland gibt es demnach 146 Genderprofessuren an Universitäten und 50 Genderprofessuren an Fachhochschulen. Das entspricht nahezu der Anzahl der Pharmazieprofessuren (191) und ist fast doppelt so hoch wie die Anzahl der Professuren in Altphilologie (113).

Hier der Beitrag des DLF:

Wage es nicht, dich genderkritisch zu äußern

Der Berliner Sozialphilosoph Robin Celikates ist Dauergast beim Deutschlandfunk und hat vor einigen Tagen davon gesprochen, dass in Deutschland selbst ernannte „Verteidiger der Wissenschaftsfreiheit ideologische Nebelkerzen werfen und vom vermeintlichen Siegeszug von Political Correctness, Cancel Culture und Identitätspolitik fabulieren“. Kurz: Wer an den Universitäten die Meinungsfreiheit bedroht sieht, „reproduziert ein gefährliches Muster“.

Leider liegt Celikates völlig daneben, wie ich hier im Blog schon oft belegt habe. Über ein jüngstes Beispiel informiert die heutige Ausgabe der FAZ. Die Verteidiger der Diversität haben eine Kampagne gegen die Philosophin Kathleen Stock gestartet, weil sie sich zusammen mit vielen anderen erlaubt zu behaupten, die trans­ak­ti­vis­ti­sche Vorstel­lung einer ange­bo­re­nen nichtbiologischen Geschlechts­iden­ti­tät sie falsch.

Die FAZ scheint (17.03.2021, Nr. 64, S. N4):

Denn derselbe Robin Celikates hat sich im Januar mit rund 600 anderen Dozenten aus dem In- und Ausland an einer privat orchestrierten Attacke beteiligt, die als „Offener Brief gegen Transphobie in der Philosophie“ euphemisiert war, sich aber einzig gegen eine Wissenschaftlerin richtete: die Britin Kathleen Stock. Die an der University of Sussex lehrende Professorin für analytische Philosophie gehört gemeinsam mit ihren Kolleginnen Sophie Allen, Mary Leng, Jane Clare Jones, Rebecca Reilly-Cooper und Holly Lawford-Smith zu den Protagonistinnen des genderkritischen Feminismus, der im akademischen Rahmen die Grundüberzeugungen des Gender-Paradigmas revidiert.

Die Denkerinnen widersprechen der transaktivistischen Vorstellung, dass es eine „angeborene Geschlechtsidentität“ gebe, der das biologische Geschlecht ohne medizinischen Befund anzupassen sei. Solche Einwände werden als „transphob“ abgetan, was in manchen Milieus als fast noch niederträchtiger als eine für „rassistisch“ befundene Aussage gilt. Um sich das Stigma der „Transphobie“ einzufangen, reicht es, die gegengeschlechtliche Hormoneinnahme bei Vierzehnjährigen oder die angeblich „inklusiv“ gemeinte misogyne Bezeichnung „Menstruierende“ für Frauen abzulehnen. Wer einmal als „transphob“ gescholten wurde, muss mit Dauerattacken und immensen Reputationsschäden rechnen.

Ein weiterer Absatz zeigt, wie schlimm es um die Wissenschaftsfreiheit bestellt ist:

Unter den Unterzeichnern des verleumderischen Schreibens finden sich nun zahlreiche Namen von Philosophie-Dozenten und -Doktoranden aus Deutschland. Tätig sind sie unter anderem an der FU und HU Berlin, der Ruhr-Universität Bochum, der LMU München, den Universitäten Augsburg, Bielefeld, Erfurt, Hannover, Köln, Konstanz, Leipzig, Münster, Potsdam, Tübingen sowie an der RWTH Aachen. Sie beteiligten sich an einer orchestrierten Aktion gegen eine Einzelne, was zugleich unmissverständlich kommunizierte: Wage es nicht, dich genderkritisch zu äußern, denn damit legst du dich mit Hunderten von uns an, quer durch ebenso viele Institutionen in mehreren Ländern.

Jede Zelle im menschlichen Körper hat ein Geschlecht

Jede Zelle im menschlichen Körper hat ein Geschlecht, was bedeutet, dass Männer und Frauen bis hinunter auf die zelluläre Ebene verschieden sind. Doch allzu oft ignorieren Forschung, Medizin und die Genderstudies diese Einsicht. Die Ärztin Paula Johnson hat vor einigen Jahren einen Vortrag gehalten, in dem es eigentlich um Depressionen geht. Aber quasi nebenbei erzählt sie, was es für Konsequenzen haben kann, wenn die Unterschiede ignoriert werden.

Warum Judith Butler Unterwerfung fordert

Marco Ebert hat für die FAZ einen gehaltvollen Beitrag über Judith Butler veröffentlicht. Während in den Gender Studies Butler bis heute die Rolle einer moralischen Instanz ausübt und ihre Unterscheidung zwischen Gender und Sex und damit ihr Konzept „Gender Doing“ weitestgehend unwidersprochen vermittelt wird (wir haben im Blog schon viel darüber diskutiert, siehe etwa hier und hier), ist kaum darüber reflektiert worden, dass sich die Philosophin von liberalen und linken Freiheitsvorstellungen entfernt hat und sich inzwischen den Positionen islamistischer Ideologien annähert. So ist auch Butlers Engagement gegen den jüdischen Staat verständlich. Bereits 2006 lobte die Professorin während einer Podiumsdiskussion in Berkeley die antisemitischen Terrororganisationen Hamas und Hizbullah als „soziale“ und „progressive“ Bewegungen und Teil einer „globalen Linken“.

Marco Ebert schreibt:

Dass es sich bei dem hier vertretenen Menschen- und Gesellschaftsbild nicht um einen radikalen Pazifismus oder um eine „Ethik der Gewaltlosigkeit“ handelt, wie Butler selbst behauptet, sondern um eine Ideologie, die überaus gewaltvolle Konsequenzen zeitigt, lässt sich ihren Schriften unmittelbar entnehmen.

Durch die radikale Ablehnung liberaler und linker Freiheitsvorstellungen samt deren Kernbegriffen Universalismus, Subjektivität und Individuum nähert sich Butler den Positionen islamistischer Ideologen an. Das tut sie, indem sie eine Neudefinition von Freiheit fordert, die nicht mehr auf Subjektivität, sexueller und künstlerischer Ausdrucksfreiheit beruht, sondern vom Begriff der Handlungsfähigkeit (agency) ausgeht: Agency „erlaubt diverse Praktiken als Ausdruck von Freiheit vorzustellen, die nicht unbedingt dem Individuum entspringen oder irgendeiner innerlichen Vorstellung von Selbstbestimmung“. Eine solche Praktik ist für Butler beispielsweise die „Freiheit, eine Burka zu tragen“.

Hier der Artikel, der allerdings hinter einer Bezahlschranke liegt: www.faz.net.

„Schwangerschaftskommunismus“

Wenn ich in den letzten Jahren mit Freunden und Bekannten über den erweiterten Ehebegriff diskutierte, haben einige unter ihnen mit der Einführung der „Ehe für alle“ (Efa) im Jahr 2017 die Hoffnung verknüpft, dass „das Thema gegessen sei“ und man sich wieder den wichtigen tagespolitischen Themen zuwenden werde. Ich hörte sogar das Argument, bei dem Theater gehe es im Kern darum, den Schutz der Familie zu festigen. Schutz eben unter neuen Bedingungen. Die Gesellschaft entwickele sich weiter. Das „Prinzip Ehe“ solle gerade unter den Wandlungen, die die Spätmoderne mit sich bringt, erhalten werden.

Ich war hingegen immer der Meinung, dass genau diejenigen kulturellen Strömungen, die im Streit um die Efa vor „Familienfreundlichkeit“ strotzen, bei genauer Betrachtung das Anliegen verfolgen, die Familie abzuschaffen. Die Efa war nur ein durchschlagender Etappensieg. Weil – um es mal mit dem Neomarxisten Max Horkheimer zu sagen – Familien die „Keimzelle des Faschismus“ sind, kann erst durch deren Abschaffung Ruhe einkehren und sich der Mensch in herrschaftsfreien Räumen natürlich entfalten (siehe a. hier).

Die Wochenzeitung DIE ZEIT macht uns in einem aktuellen Beitrag mit dem Ideal einer elternlosen Gesellschaft vertraut. Aber nicht nur das. Sie rückt unverhohlen die Verteidiger der Familie in eine rechtsradikale Ecke und schreibt ihnen erhebliche Gewaltbereitschaft zu. So entsteht der Eindruck, Anwälte der traditionellen Familie zwischen einem Mann und einer Frau und biologischen Kindern seien per se Feinde der offenen Gesellschaft.

Mit Rückgriff auf die Arbeiten der Britin Sophie Lewis heißt es etwa:

Lewis stellt sich vor, wie es wäre, wenn wir Familien nicht mehr bräuchten, weil die Gesellschaft ausreichend Fürsorge und Nähe spendete, sie schreibt von „Polymutterschaften“ und „Schwangerschaftskommunismus“. Und ihre Hauptforderung lautet: „Wir müssen Wege finden, um der Exklusivität und Vormachtstellung ‚biologischer‘ Eltern im Leben von Kindern entgegenzuwirken.“

Kern dieser Revolution ist die Überwindung der Familie, eine Forderung, mit der Lewis längst nicht allein ist. Sie bezieht sich auf eine Reihe junger queerer Theoretikerinnen, die dazu forschen und schreiben. Jules Joanne Gleeson und Kate Doyle Griffiths zum Beispiel, die 2015 einen Essay mit dem Titel Kinderkommunismus veröffentlichten, „eine Analyse der Beziehungen zwischen Familie, Gender und der Reproduktion des Kapitalismus“. Oder die in Sydney lehrende Professorin Melinda Cooper, die in ihrem Buch Family Values aufzeigt, wie zentral die „Kernfamilie“ nicht nur für „sozial Konservative“, sondern auch für Neoliberale sei (in der Boston Review erschien ein Essay, der aus dem Buch destilliert war). Im Mittelpunkt beider Ideologien stehe am Ende, wie Cooper erklärt, immer noch die weiße, heterosexuelle Familie, als moralische und ökonomische Norm.

Ich lege aufgeweckten Christen die Lektüre des Artikels sehr ans Herz. Der Text stimmt auf die Kulturkämpfe der nächsten Jahre ein. Jene, die meinen, mit Weltflucht oder Resignation reagieren zu müssen, sollten nicht stolz auf ihre Haltung sein. Unsere Kinder und Enkel müssen es ausbaden. 

Also: Wir brauchen in dieser wichtigen Debatte weder aggressive Kampfschriften noch Gesten der Kapitulation, sondern Mut und Hoffnung, die sich auch darin kundtun, dass wir uns gründlich, vernünftig und praktisch in die Kontroversen einmischen.

Hier der Artikel „Die elternlose Gesellschaft“: www.zeit.de.

Mannsein als Krankheit

Kürzlich habe ich darüber berichtet, dass gemäß einer neuen Richtlinie der American Psychological Association (APA) „traditionelle Männlichkeit“ für Männer und Jungen „schädlich“ ist. Es freut mich, dass ein linker Hegelianer diese Entscheidung ähnlich kritisch sieht wie ich.  Der Philosoph Slavoj Žižek fühlt sich an die totalitäre Psychiatrie der Sowjetunion erinnert:

Im Folgenden der exakte Wortlaut jener Aussage, die so schamlos an die Öffentlichkeit gebracht wurde: „Eigenschaften, die der sogenannten traditionellen Männlichkeit zuzuordnen sind, wie die Unterdrückung von Emotionen und das Verbergen von Schmerz, beginnen oftmals schon früh im Leben und stehen offenbar im Zusammenhang mit einer geringeren Bereitschaft von Jungen und Männern, sich Hilfe zu suchen, einem Hang zum Risiko und zur Aggression – wobei das Risiko besteht, dass sie sich selbst, oder jene mit denen sie interagieren, verletzen.“

Dem aufmerksamen Leser kann Ideologie, die klingen möchte wie nüchterne Expertise, kaum entgehen: eine starke ideologische Geste, die Phänomene, die sie als inakzeptabel definiert, als neutrale Beschreibung medizinischer Fakten maskiert und so pathologisiert. So wird unter dem Deckmantel medizinischer Beschreibung eine neue Normativität definiert, ein neues Feindbild entwickelt.

Der vollständige Artikel liegt hinter eine Paywall: www.welt.de.

Wie die Genderforschung Gewalt verharmlost

Einige Genderforscherinnen bringen die Gewalt durch Genitalverstümmelung oder Terrorismus mit ihren Sprachregelungen zum Verschwinden. Durch queere Rhetorik wird etwa der islamische Terrorismus verteidigt. Judith Basar schreibt für die FAZ am 22.11.2018 (im geschlossenen Bereich):

Auch Judith Butler legt sich in „Raster des Krieges“ mit der Moral an. Das Wort „Terrorist“ sei nur ein Produkt des westlichen Liberalismus, weswegen sie Wörter wie „terroristisch“ und „terroristische Gewalt“ konsequent in Anführungszeichen setzt. Auch die moralische Ablehnung des Terrors sieht Butler als Resultat unserer westlichen Überlegenheit an. Die Konsequenz: Nicht mehr islamistische Attentäter sind moralisch zu verurteilen, sondern die westliche Staatsgewalt. Sie schreibt: „Wenn wir erst einmal in der Lage sind, diese Formen der Gewalt vergleichend zu betrachten, das heißt sie als Bestandteil des heutigen Spektrums tödlicher Akte zu erkennen, wird auch sichtbar, dass die Zerstörungen und Übergriffe durch die Staatsgewalt weit schwerwiegender sind als die Wirkungen jener Akte, die in die Kategorie ‚terroristisch‘ fallen.“

Die Transgender-Ideologie sorgt für neue Probleme

Simon Marcus hat einen interessanten Artikel über den Zusammenhang zwischen der Transgender-Ideologie und der Krise der seelischen Gesundheit in Großbritannien verfasst. Dazu hat er aktuelle Studien ausgewertet und kommt zu dem Schluss, dass Fragen der Geschlechtsidentität viel zu schnell mit Hormonen und anderen Maßnahmen beantwortet werden. Den tiefer liegenden seelischen Konflikten wird viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.Das hilft den Menschen nicht wirklich weiter, sondern schafft neue Probleme.

Zweifellos hat es in den letzten Jahren einen kulturellen Wandel in der Geschlechterfrage gegeben. Was als Randbemerkung begann, dass es nämlich nur eine Idee ist, ein Junge oder ein Mädchen zu sein, bewegt sich in den Mainstream; heute will sogar die Regierung den Dreijährigen helfen, ihre Geschlechtsidentität zu erforschen und in Frage zu stellen. Dieser Wandel im Denken wird durch das versierte Marketing von Transgender-Wohltätigkeitsorganisationen unterstützt, die emotionale und kraftvolle Geschichten darüber erzählen, wie einfach und befriedigend der Übergang zwischen den Geschlechtern sein kann.

Hier der Artikel: blogs.spectator.co.uk.

Jordan Peterson

Der kanadische Psychologe Jordan Peterson, ein Intellektueller der bürgerlichen Mitte, hat es in die FAZ geschafft. Schon im Februar schrieb Caroline Wiedemann:

Peterson ruft auf zum Kampf gegen alles, was die Menschen angeblich gleich machen will. Die Geisteswissenschaften und Großteile der Sozialwissenschaften hätten sich in einen postmodernen, neo-marxistischen Spielplatz für Radikale verwandelt. „Sie alle hier finanzieren diese Agenda über Steuern“, ruft er dem Publikum entgegen. Gender Studies gehören abgeschafft! Das erziehungswissenschaftliche Institut von Ontario sei jenseits der Human Rights Commission die gefährlichste Institution in ganz Kanada!

Thomas Thiel schreibt nun (FAZ vom 04.04.2018, Nr. 78, S. N4):

Jordan Petersons Stern ging auf, als er sich im vergangenen Sommer öffentlich gegen ein Gesetz der kanadischen Regierung zur Wehr setzte, das vorschreibt, Menschen mit dem von ihnen bevorzugten Personalpronomen anzureden. Sein Protest richtete sich nicht gegen Transgender-Personen, sondern dagegen, sich die Wortwahl vom Staat vorschreiben zu lassen. In geschlechtsneutralen Kunstwörtern wie „zhe“ oder „zher“ sieht Peterson die Vorboten „einer postmodernen, linksradikalen Ideologie“, die seiner Ansicht nach erschreckend marxistischen Lehren ähnele, denen im vergangenen Jahrhundert mindestens hundert Millionen Menschen zum Opfer gefallen seien. Lieber würde er ins Gefängnis gehen für die Redefreiheit, sagte er, als sich dieser Ideologie zu unterwerfen.

Der Vergleich mit dem Marxismus ist Peterson durchaus ernst. Zwar hat der Postmodernismus keine Menschenleben gefordert. Ähnlich seien sich beide Denkweisen aber darin, Menschen allein durch ihre Gruppenzugehörigkeit zu definieren.

Peterson sieht im Postmodernismus – dem er relativ freihändig Kulturmarxismus, radikalen Feminismus und Transgender-Aktivismus zuordnet – eine von Neid und Selbstverachtung getragene Bewegung, die den westlichen Universalismus unterminiere: eine Kraft des Chaos.

Eine kritische Analyse zu Petersons Lebensphilosophie aus christlicher Perspektive hat Coe Carter verfasst: www.thegospelcoalition.org.

Wer Peterson mal hören möchte, kann sich diesen Vortrag über diesen Postmodernismus anhören (mit dt. Untertiteln):

 

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