Gottesdienst

Die Heilige Schrift im Gottesdienst

51RpUg8sIcL SX308 BO1 204 203 200Michael Lawrence schreibt in  Biblische Theologie für die Gemeinde über die Wortzentriertheit christlicher Gottesdienste:

Nicht jeder ist damit einverstanden, den Schwerpunkt [im Gottesdienst; Anm. R.K.] derart auf das Wort Gottes zu legen. Kürzlich hatte ich die Möglichkeit, einen Beitrag zu einem Buch über den Gottesdienst zu schreiben, in dem verschiedene Autoren eine von fünf Ansichten über den Gemeindegottesdienst beisteuerten. Außerdem hatte jeder von uns die Möglichkeit, den anderen Autoren zu entgegnen, worin man mit ihnen übereinstimmt oder nicht. In dem Kapitel, das ich zusammen mit Mark Dever schrieb, betonten wir, dass das Wort Gottes in den wöchentlichen Versammlungen der Gemeinde im Mittelpunkt stehen muss. Alles, was wir in unseren Gemeindeversammlungen sagen, singen, beten und tun, muss, so argumentierten Mark und ich, aus der Bibel abgeleitet sein.

Einer der anderen Verfasser meinte in seiner Entgegnung auf unser Kapitel, wir würden die Rolle des Wortes Gottes überbetonen. Er schreibt wortwörtlich, er glaube nicht, dass „das klassische ‚predige das Wort‘ die einzige (geschweige denn vorrangige) Weise sei, wie Menschen zum Glauben kommen und darin erbaut werden.“ Wachstum, so schreibt er, geschehe nicht vorrangig durch das Hören, sondern durch das Sehen: „zu beobachten, wie andere ihren Glauben durch ihr tägliches Handeln ausleben, ist das Hauptmittel zur Transformation.“ Die Ansicht, dass Menschen dadurch verändert werden, dass sie das gesprochene oder gepredigte Wort hören, mache aus der Predigt des Wortes, so sagt er, „etwas Magisches“.

Nun hoffe ich sehr, dass dieser Bruder Gottes Wort wertschätzt und in seinem Dienst anwendet, und ich kann nur zustimmen, wie wichtig es ist, dass die Gemeinde ihre Worte auch durch ihre Taten unterstreicht. Dennoch fürchte ich, dass er übersieht, was die Bibel über sich selbst bezeugt. Gott sagt uns, sein Wort werde „bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe“ (Jes 55,11). Es ist nicht allein so, dass sein Wort ins Dasein „ruft, was nicht ist, als wäre es da“ (Röm 4,17), sondern anschließend erhält es auch alles (Hebr 1,3). Michael Horton fasst dies sehr treffend zusammen: Gottes Wort enthält nicht nur Informationen, sondern schafft vielmehr Leben. Es ist nicht nur beschreibend, sondern auch wirksam. Wenn Gott redet, dann heißt dies: Gott handelt.

Evangelikale haben den Lehrcharakter des Wortes Gottes gegenüber Modernisten und liberalen Theologen verteidigt, die die Glaubwürdigkeit der Bibel untergraben. Was aber ist mit dem Pragmatismus in unserem eigenen evangelikalen Lager, der die Allgenugsamkeit der Schrift untergräbt? Wir müssen nicht nur betonen, dass das Wort Gottes belehrend ist, sondern auch mächtig und wirksam, weil der Geist Gottes das Wort benutzt, um genau das auszuführen, was er damit beabsichtigt. Die ganze Schöpfung ist „durch Gottes Wort bereitet worden“ (Hebr 11,3; vgl. Ps 33,6), und durch eben dieses Wort sind wir eine neue Schöpfung (Röm 10,17; 2Kor 4,6). Wir wurden „wiedergeboren … durch das lebendige und bleibende Wort Gottes“ (1Pet 1,23). Aus diesem Grund sprechen die Apostel, wenn sie zu den Gemeinden reden, von dem Wort, „das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten“ (Jak 1,21), von dem Wort, „das in euch bleibt“ (1J0h 2,14) und das „reichlich unter euch wohnen“ soll (Kol 3,16).

Was Lobpreisleiter wissen sollten …

Der erfahrene Musiker Bob Kauflin hat ein paar Tipps für die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten:

Gottes Wort an uns ist wichtiger als unsere Worte an Gott (Jes 66, 2; Ps 19, 7-11).

Der Musikdienst in der Gemeinde ist ein Wort-Dienst. Wir dürfen den Wert einer leidenschaftlichen Wortverkündigung nicht unterschätzen. Versuchen Sie deshalb, die Bibel besser zu kennen als ihr Instrument. Suchen Sie Lieder so aus, dass die Gemeinde das Wort Gottes singt, hört, sieht und betet.

Wir sind, was wir singen. Treffen Sie deshalb weise Entscheidungen bei der Auswahl der Lieder (Kol 3, 16).

Wir führen die Gemeinde durch die Auswahl der Lieder und Worte geistlich. Es kann sogar dazu kommen, dass unsere Gemeinden sich mehr Worte aus den gesungenen Liedern merken als aus den gehörten Predigten. Bauen Sie ein Repertoire an Liedern auf, die es ermöglichen, die verschiedenen Aspekte der Herrlichkeit Gottes hervorzuheben und als angemessene Antwort darauf dienen können.

Gebete im Gottesdienst sind gemeinschaftliche Gespräche mit Gott und keine Lückenfüller.

Beten Sie nicht einfach, weil Ihnen danach ist oder weil Sie nicht wissen, was Sie sonst tun sollen. Nutzen Sie diese Gebete, um für die Gemeinde zu sprechen und nicht nur für Sie selbst. Versuchen Sie, der Gemeinde zu zeigen, wie theologisch tiefgehende, Christus-verherrlichende Gebete aussehen können. Bringen Sie nicht die Personen der Dreieinigkeiten durcheinander und beten Sie nicht so als habe Gott seinen Namen vergessen.

Ihre Aufgabe ist es, den gemeinsamen Gesang zu unterstützen, und nicht, ihn zu ersetzen (Eph 5, 18-19; Offb 5, 9-10).

Stellen Sie sicher, dass der Verantwortliche für die Technik den Wert des gemeinsamen Gesangs kennt. Wenn das Lobpreisteam durchgängig vierstimmig singt, wird es schwer für die Gemeinde, die Melodie kennenzulernen. Glauben Sie auch nicht, die Instrumentalisten müssten die ganze Zeit spielen. Legen Sie zwischendurch die Mikrophone zur Seite, hören Sie auf zu spielen und lassen Sie die Gemeinde a Capella singen.

Mehr bei Evangelium21: www.evangelium21.net.

Gemeinsam singen im Gottesdienst

choir-306766_640Im Beitrag „Gemeinsam singen im Gottesdienst“ (STHPerspektive August 2015) gibt Stefan Schweyer folgende Tipps für die Liederauswahl:

1) Gottesdiensttaugliche Lieder auswählen

2) Lieder am richtigen Ort einplanen

3) Instrumentalmusik und Liedvorträge gezielt einsetzen

4) Lieder singfördernd begleiten

5) Ein begrenztes Repertoire mit einem breiten Spektrum pflegen

6) Konflikte um Singen und Musik von der Gottesdiensttheologie her angehen

Der Artikel kann hier heruntergeladen werden: Theologische-Beilage-zu-4.2015_Web.pdf.

VD: FL

Erotische Gottesdienste

Sex verkauft sich – auch im Gottesdienst. Da wird in der Kirche der Playboy verteilt oder auf dem Kirchentag ein erotischer Gottesdienst angeboten. Pfarrer Ralf Schmidt will besonders „cool“ auftreten und bot einen geiles Event an, einen erotischen Abendmahlsgottesdienst.

„Die Kirche ist nicht sexualfeindlich, nicht leibfeindlich“, sagte Ralf Schmidt, evangelischer Pfarrer der Erlösergemeinde Mainz-Kastel. Auch in der Sexualität sei Gott gegenwärtig. Doch die Kirche habe in der Vergangenheit die Themen Sex und Erotik vernachlässigt.

Der Gottesdienst soll mit Musik, Tänzen und Düften alle Sinne ansprechen. Außerdem sollen rote Rosenblätter von der Empore regnen und ein erotisches Bild an die Wand projiziert werden, kündigt der Pfarrer an. Eintritt ist erst ab 16 Jahren.

Abfällige, vulgäre Reden über Sexualität will er nicht aussparen: „Alle Welt, auch meine Schüler, redet von „Poppen“ und „Ficken“, und diese Worte kommen auch in der Predigt vor.“ Er wolle diesen Begriffen aber „gute Worte, um Sexualität zu beschreiben“ entgegensetzen. Innerhalb der Kirche sorgt die Ankündigung von Schmidt für Neugierde. Ein Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sagte: „Wir sind gespannt auf den Gottesdienst. Grundsätzlich betrifft das Evangelium aber alle Lebensbereiche, auch Sexualität und Erotik.“

Journalisten des STERN waren dabei und meinen, die Besucher gehörten mehrheitlich zu den Leuten jenseits der 70. Da fällt mir wieder ein, was Kurt Tucholsky über die Kirchen schrieb:

Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her, auf dass ihnen niemand entwische.

Theologe kritisiert „Geschwätzigkeit“ in Gottesdiensten

Endlich benennt hier mal jemand einen weit verbreiteten Notstand. Rolf Sons beanstandet „zugetextete“ Gottesdienste (die ja Neudeutsch sogar „Moderatoren“ benötigen):

Gegen eine „Geschwätzigkeit“ in evangelischen Gottesdiensten hat sich der Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses in Tübingen, Rolf Sons, gewandt. Es bereite ihm Sorge, dass Pfarrer und Liturgien „den Redefluss nicht mehr stoppen können“, schreibt Sons in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Theologische Orientierung“, die vom Bengel-Haus herausgegeben wird. Durch ausschweifende Begrüßungen, lange Vorreden zur Predigt oder umfassende Erklärungen von Amtshandlungen würden die Menschen „zugetextet“.

Mehr: www.epd.de.

»Pop« im Gottesdienst

D.H. Williams, Professor für die Theologie der Kirchenväter an der Baylor University (USA), hat einen ausgezeichneten Artikel über die wachsende Konsumkultur in den evangelikalen Gemeinden bei CT veröffentlicht:

Our consumerist culture has co-opted many churches, creating a mall-like environment marked by splashiness and simplistic messages. When the church becomes essentially a purveyor of religious goods and services, it reinforces the believer’s own consumerist habits, allowing him to pick and choose according to taste or functionality. Inhaling from the cultural atmosphere a mania for unlimited choice, churches breathe out as many different programs as possible, looking to accommodate as many different believers as possible. Perhaps unintentionally, this approach treats personal liberty and the inalienable »right« to choose as the highest goods of life.

Ironically, the weight placed on personal experience and freedom from conventional beliefs is reminiscent of early-20th-century Protestant liberalism. Updating their theology for modern fashions, the heirs of Schleiermacher and Hegel emphasized the primacy of the individual’s experience of God, setting aside complicating issues of doctrine as divisive, latently authoritarian, or just plain irrelevant. Despite many important differences between this sort of liberalism and the contemporary evangelical megachurch, there are striking similarities in their approaches to individual experience, popular culture, and socially uncomfortable doctrines.

But the big question remains: In what direction are such churches taking their members? What kind of Christianity will emerge from an overemphasis on appealing to anyone who might attend a church service for any reason? When the apostle Paul became »all things to all people so that by all possible means I might save some« (1 Cor. 9:22), he did not reinvent or re-orient the faith of which he said, »I delivered to you as of first importance what I also received« (1 Cor. 15:3, ESV). The kind of transformation Paul experienced and tried to ignite in the early church was grounded in a tradition that made Christian faith, hope, and love starting points for the believer’s growth. If our post-denominational (or post-Protestant) era continues to elevate personal freedom of choice, the stability of the church’s historical wisdom will be desperately needed.

At the very least, the mere entertainment techniques will never substitute the hard work of teaching believers to acquire the divine life of the Father by the Son through the Holy Spirit. This kind of life may well entail sacrificing certain pleasures of one’s former life or rejecting certain elements of Western culture. And the church that would foster it must have goals that eclipse inclusiveness.

Hier: www.christianitytoday.com.

Space Church

Ich mag Filme. Und ich baue ab und an auch Bezüge zu Filmen in meine Predigten ein. Trotzdem würde ich nicht empfehlen, auf der Grundlage von Kinofilmen im Gottesdienst zu predigen. Die Aufgabe des Predigers ist die Verkündigung des Wortes von Christus (vgl. Röm 10,17). Punkt.

Eine Gemeinde in den U.S.A. startet demnächst eine Predigtreihe zu Kinofilmen und bewirbt das Programm mit einem originellen Trailer. Der Trailer zeugt von der Kreativität der Gemeindemitarbeiter, ist wirklich gut gemacht. Zugleich offenbart er, sicher völlig ungewollt, eine gewisse Tragik: Auf das Popkorn kommt es an.

Ich habe nichts gegen gute Unterhaltung. Aber Gottesdienste wie Unterhaltungsprogramme zu gestalten, immer mehr an die Konsum- und Erwartungshaltung der »Zuschauer« anzupassen, scheint mir ein gut gemeinter, aber kein guter Weg zu sein.

Hier der Trailer:

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner