Johannes Calvin

Calvin: Kennzeichen echter Frömmigkeit

Der Reformator Johannes Calvin beschreibt in seiner Auslegung von Psalm 1 ein bedeutsames Kennzeichen echter Frömmigkeit:

Im zweiten Vers [von Psalm 1] preist [der Psalmist] nicht einfach, wie sonst, die Gottesfürchtigen glücklich, sondern macht die intensive Beschäftigung mit dem Gesetz zum Kennzeichen der Frömmigkeit. Daraus sollen wir lernen, dass Gott nur dann so verehrt wird, wie es ihm zusteht, wenn man seinem Wort gehorcht. Deshalb darf sich auch nicht jedermann die Religion nach seinem eigenen Belieben zurechtlegen, sondern der Maßstab der Frömmigkeit muss aus Gottes Wort erhoben werden.

Logos Advent Calendar

Anwender der Bibelsoftware Logos können täglich ein Buch gratis erhalten, wenn sie den Adventskalender öffnen. Heute gibt es den Doppelband Calvin’s Calvinism von Johannes Calvin. In der Beschreibung heißt es:

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No theologian has been so widely acclaimed and assailed as John Calvin. His teachings have spawned movements and sparked controversy throughout the centuries. Wars have been fought both to defend and to destroy what has become known as Calvinism, a system of thought that Calvin’s followers used as a foundation for political and theological revolutions in Western Europe and America. The breadth and depth of the global engagement with Calvin’s works since they first appeared four centuries ago—and their continuous publication since then—testify to Calvin’s importance and lasting value for the church today.

This bundle contains a translated version of Calvin’s treatise on predestination, clearly outlining his teaching and defense of the sovereignty of God in predestination and providence, as well as 14 further articles regarding predestination.

The Logos edition of Calvin’s Calvinism contains extensive tagging and linking. All Scripture references appear on mouse-over, and each reference links to the original language texts and English Bible translations in your library. With Logos, you can perform comprehensive searches by topic or Scripture reference—finding, for example, every mention of “eternal predestination” or “providence.” That makes the Logos edition of Calvin’s Calvinism easily accessible for scholars and laity alike.

Hier mehr: www.logos.com.

Ohne Auferstehung wäre alles eitel Stückwerk.

Calvin zur Auferstehung (Institutio, II, 16, 13):

Nun folgt im Glaubensbekenntnis: „Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten …“ Ohne die Auferstehung wäre alles, was wir bisher gesagt haben, eitel Stückwerk. Denn in der Kreuzigung, im Tode, im Begräbnis Christi wird ja lauter Schwachheit offenbar, und der Glaube muss also über das alles hinwegkommen, um zu rechter Kraft zu gelangen. Wir haben in seinem Tode wahrhaftig bereits die ganze Erfüllung des Heilswerks, weil wir durch ihn mit Gott versöhnt sind, weil durch ihn Gottes gerechtem Urteil genuggetan, der Fluch aufgehoben, die Strafe getragen ist. Und doch heißt es in der Schrift nicht, dass wir durch seinen Tod, sondern „durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ „wiedergeboren“ sind „zu einer lebendigen Hoffnung!“ (1Petr. 1,3). Denn wie er in seiner Auferstehung als der Sieger über den Tod hervorkam, so beruht auch der Sieg unseres Glaubens letztlich auf seiner Auferstehung. Wie das zugeht, lässt sich besser mit den Worten des Paulus ausdrücken: „Er ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt“ (Röm. 4,25). Damit will er doch wohl sagen: Durch seinen Tod ist die Sünde abgetan, aber durch seine Auferstehung ist die Gerechtigkeit uns erworben und wiederhergestellt. Wie aber hätte er uns im Tode vom Tode freimachen können, wenn er ihm selbst unterlegen wäre? Wie hätte er uns den Sieg erringen können, wenn er selbst den Kampf verloren hätte? Unser Heil ist also auf Tod und Auferstehung Christi gleichermaßen begründet, und zwar so: Durch den Tod ist die Sünde abgetan und der Tod überwunden, durch die Auferstehung ist uns die Gerechtigkeit wiedererworben und das Leben geschenkt. Dabei ist aber zu beachten, dass uns erst durch die Gabe der Auferstehung die Kraft und Wirkung seines Todes zukommt. Deshalb betont auch Paulus, dass Christus durch seine Auferstehung „kräftig erwiesen“ sei als „Sohn Gottes“ (Röm. 1,4); denn erst da hat er erstmalig seine himmlische Macht bewiesen, die der klare Spiegel seiner Gottheit ist und auf der unser Glaube sicher ruhen kann. Auch an anderer Stelle lehrt Paulus: „Und ob er wohl gekreuzigt ist in der Schwachheit, so ist er doch auferstanden in der Kraft des Geistes“ (2. Kor. 13,4; nicht Luthertext). Im gleichen Sinne redet er an anderer Stelle von der Vollkommenheit: „… zu erkennen ihn und die Kraft seiner Auferstehung.“ Da schließt er denn freilich gleich an: „… und die Gemeinschaft seiner Leiden, auf dass ich seinem Tode ähnlich werde“ (Phil. 3,10). Dazu passt ganz ausgezeichnet das Wort des Petrus: „Gott hat ihn auferweckt von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, auf dass ihr Glauben und Hoffnung an Gott haben möchtet“ (1Petr. 1,21); das bedeutet nicht, dass der Glaube, der sich auf Christi Tod verlässt, etwa wanke, sondern es hat seinen Grund darin, dass die Kraft Gottes, die uns im Glauben bewahrt, sich in der Auferstehung am deutlichsten geoffenbart hat. Deshalb müssen wir im Auge behalten: Wo vom Tode allein die Rede ist, da ist zugleich auch die Kraft der Auferstehung mit einbegriffen; dieses gleiche Miteinbegreifen findet statt, wo von der Auferstehung ohne ausdrückliche Nennung des Todes gesprochen wird: Auch da sind die Wirkungen des Todes mit bedacht. Aber in der Auferstehung hat er die Palme erstritten, so dass er „die Auferstehung und das Leben“ geworden ist; deshalb sagt Paulus, der Glaube sei abgetan, eitel und trügerisch sei das Evangelium, wenn wir die Gewissheit der Auferstehung nicht fest im Herzen tragen dürften (1. Kor. 15,17). An anderer Stelle preist er den Tod Christi als festes Bollwerk gegen alle Schrecken der Verdammnis, und fährt dann doch, um den Lobpreis zu erhöhen, fort: „der gestorben ist, ja vielmehr, welcher auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns“ (Röm. 8,34).

Supplementa Calviniana

Rob Bradshaw hat einen schwer zugänglichen Vortrag zur Reihe Supplementa Calviniana online gestellt:

  • SUPPLEMENTA CALVINIANA: AN ACCOUNT OF THE MANUSCRIPTS OF CALVIN’S SERMONS NOW IN COURSE OF PREPARATION by The Rev. T. H. L. PARKER, M.A., D.D. Vicar of Oakington, Cambridge, 1962

Hier: calviniana_parker.pdf.

Calvin: Nicht mein Wille

Als die Reformation in Genf zu scheitern drohte, wurde Calvin gebeten, erneut in der Stadt zu arbeiten. Der Rat beauftragte am 21. September 1540 Calvins späteren Feind Ami Perrin, alles zu versuchen, um den Theologen aus Straßburg zurückzuholen. Auch von anderen Seiten wurde Calvin bedrängt. Er wollte aber nicht nachgeben, da ihn die Arbeit in der Stadt während seines ersten Aufenthaltes an seine Grenzen geführt hatte. Er schrieb: „Ich möchte lieber hundert andere Tode sterben als dieses Kreuz, an dem ich tausendmal untergehen würde“ (CO 11,30). Und: „Muss ich einen Weg suchen, um in die Hölle zurückzukehren?“ (CO 10,271).

Der Reformator hoffte, zusammen mit Martin Bucer für einige Wochen nach Genf zu reisen, um dort die nötigsten Dinge zu regeln. Da jedoch Straßburg Bucer nicht ziehen ließ, reiste Calvin schließlich allein und traf am 13. September 1541 in Genf ein. Seinem Freund Farel schrieb er dazu: „Wenn ich wählen könnte, täte ich alles andere lieber, als dir hierin zu Willen zu sein. Aber weil ich weiß, dass ich nicht mir selbst gehöre, biete ich dem Herrn mein Herz als Opfer an.“

Calvins Ehe

Willem Van’t Spijker schreibt über Calvins Ehefrau Idelette von Buren (Calvin, Göttingen, 2001, S. J152):

Calvin hatte Anfang August 1541 Idelette van Buren geheiratet, die Witwe des ehemaligen Wiedertäufers Jean Stordeur, der sich der Gemeinde wieder angeschlossen hatte. Schon vorher hatte Calvin eine Eheschließung ernsthaft erwogen. Der Antrieb dazu wurde aber gedämpft durch Gedanken recht rationaler Art: „Ich gehöre nicht zu jener törichten Art von Liebhabern, die, wenn die Gestalt einer Frau es ihnen einmal angetan hat, sogar noch ihre Fehler verniedlichen. Die einzige Schönheit, die mich anzieht, ist, wenn sie bescheiden ist, willig, nicht hochmütig, sparsam, geduldig, und wenn ich hoffen darf, daß sie um meine Gesundheit besorgt ist.“ Verschiedene Pläne, mit von seinen Freunden ersonnen, schlugen fehl. Idelette lernte er kennen, als ihm die Seelsorge für ihren Mann oblag, der 1540 an der Pest starb. Er hatte eins ihrer Kinder getauft. Die Verbindung mit ihr scheint ihn zu einer anderen Sicht der Bedeutung der Ehe geführt zu haben. Als sie 1549 starb, betrauerte Calvin den schmerzlichen Verlust seiner besten Lebensgefährtin. Er war überzeugt, daß sie mit ihm willig Armut und Verbannung und selbst den Tod hätte teilen wollen. Ihre gemeinsamen Kinder starben kurz nach der Geburt. Als Calvin deswegen verspottet wurde, konnte er schreiben, er habe tausende von Kindern in der ganzen christlichen Welt. In seinen Briefen aus Regensburg zeigte Calvin sich sehr besorgt um sie und ihre Kinder. Das wird seine Rückkehr nach Straßburg beschleunigt haben.

Calvins Freundschaft mit Bucer

Willem Van’t Spijker schreibt über Calvin und Bucer in Straßburg (Calvin, Göttingen, 2001, J146-J146f):

In einem Brief an Farel berichtete er einen Monat nach seiner Ankunft in Straßburg von der großen Vorsicht, mit der Bucer und seine Kollegen bei der Einführung der Kirchenzucht vorgingen. Er hatte dafür um so mehr Verständnis, als es dabei auch um die Freiheit der Gemeinde gegenüber der Obrigkeit ging – eine Frage, die bei seiner Verbannung aus Genf eine wichtige Rolle gespielt hatte. Mit Interesse verfolgte Calvin laut seiner Briefe an Farel die Bemühungen der Straßburger Pfarrer. Besonders mit Bucer verband ihn mehr und mehr eine warme Freundschaft, was besonders bemerkenswert ist im Vergleich mit dem Brief, den er noch Anfang 1538 mit starken Vorwürfen und in reichlich großer Offenheit an Bucer geschrieben hatte. Der regelmäßige Umgang mit ihm und das persönliche Interesse, das Bucer für Calvin zeigte, haben dazu beigetragen, daß ihre Beziehung zu einem Vater-Sohn-Verhältnis wurde. Calvin hat sich ihm sein Leben lang verbunden gewußt. Dazu wird vor allem auch ihre Kongenialität in der Theologie und in ihrer Sicht der Kirche und deren Praxis beigetragen haben. Von Bucer wurde Calvin erheblich beeinflußt, und das hat auch zur Bildung seines Charakters beigetragen, während umgekehrt Calvin auch seinerseits seinem väterlichen Freund ein Vorbild war. Vor allem in der Auffassung der Kirchenzucht kann von gegenseitiger Beeinflussung gesprochen werden.

Vom Reichtum des Evangeliums

Johannes Calvin schreibt 1535 in seiner Vorrede zur Olivetanbibel über die Schönheit und den Reichtum des Evangeliums (Calvin-Studienausgabe, Bd. 1, 1994, S. 49):

Ohne das Evangelium sind wir alle unbrauchbar und nichtig; ohne das Evangelium sind wir keine Christen; ohne das Evangelium ist aller Reichtum Armut, unsere Weisheit Torheit vor Gott, alle menschliche Gerechtigkeit von Gott verdammt. Aber durch die Kenntnis des Evangeliums werden wir Kinder Gottes (Gal 4,6), Brüder Jesu Christi, Mitbürger der Heiligen (Eph 25 2,9), Bürger des Himmelreiches (Phil 3,20), Erben Gottes zusammen mit Jesus Christus (Röm 8,17), durch welchen die Armen reich, die Schwachen mächtig, die Törichten weise, die Sünder gerecht, die Verzweifelten getrost, die Zweifler gewiß und die Unfreien frei gemacht worden sind. Das Evangelium ist das Wort des Lebens und der Wahrheit, die Macht Gottes zum Heil allen Glaubenden (Röm 1,16) und der Schlüssel zur Gotteserkenntnis, der den Gläubigen die Tür zum Himmelreich öffnet, indem es sie von den Sünden freispricht, und es den Ungläubigen verschließt, indem es sie in ihren Sünden festhält (Mt 18,18). Selig sind alle, die es hören und bewahren (Lk 11,28); denn dadurch zeigen sie, daß sie Gottes Kinder sind.

Calvin: Die letzten 15 Jahre

Nach dem Tod seiner Frau stürzte sich Johannes Calvin noch mehr in die Arbeit. Dazu zählte vor allem die Durchsetzung seiner Lehre in Genf. In der letzten Folge der DLF-Serie über Calvin rückt die Auseinandersetzung mit Michael Servet in den Vordergrund. Der Arzt Servet leugnete die Dreieinigkeit und wurde deshalb zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Dieses Vorgehen entsprach dem damaligen Reichsrecht (Codex Justianus), das die Todesstrafe sowohl für das Leugnen der Trinität als auch der Taufe vorsah. Außerhalb von Genf wäre Servet deshalb ebenso verurteilt worden.

Trotzdem bin ich dankbar, dass die reformierten Kirchen sich später für die Religionsfreiheit geöffnet und die Zuständigkeit von staatlicher Obrigkeit und Kirchen noch schärfer auseinandergehalten haben. So wurde beispielsweise unter dem Einfluss von Abraham Kuyper und anderen 1905 der Artikel 36 des Niederländischen Glaubensbekenntnisses (Confessio Belgica von 1561) geändert. Früher hieß es dort:

Deshalb hat er die Obrigkeiten selbst mit dem Schwerte bewaffnet, damit sie die Bösen strafen, die Guten aber schützen. Ihres Amtes ist es ferner, nicht nur für die bürgerliche Verfassung besorgt zu sein, sondern auch, sich zu bemühen, dass der Gottesdienst erhalten werde, aller Götzendienst und falscher Gottesdienst entfernt werde, das Reich des Antichrists zerstört, Christi Reich aber ausgebreitet werde. Endlich ist es ihres Amtes zu bewirken, dass das heilige Wort des Evangeliums überall gepredigt werde und dass jeder Gott auf reine Weise nach Vorschrift seines Wortes frei verehren und anbeten könne.

Hier der die Folge:

Die reformierte Kirchenordnung in Genf

„Dieser Mann ist, wie du weißt, von tiefer Bildung und reicher Kenntnis verschiedener Wissenszweige, von durchdringendem Geist, großer Belesenheit und er hat viele Tugenden“, schrieb Calvin in einem Brief an einen Freund.  Bucer, der ehemalige Dominikaner, war nach Luther und Melanchthon der bedeutendste Reformator im deutschen Sprachraum. Neben Wittenberg und Zürich hatte er Straßburg, das mit etwa 25.000 Einwohnern zu den größten Städten im Römischen Reich Deutscher Nation gehörte, zum dritten Zentrum der Reformation gemacht.

Nachdem Calvin Genf verlassen musste, hatte Bucer ihn nach Straßburg geholt. Dort betreute Calvin die französischsprachige Gemeinde und wurde für seine Rückkehr nach Genf zugerüstet.

Hier der freilich recht kritische DLF-Bericht über Calvins Zeit in Straßburg und die erneute Berufung nach Genf:

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