John Stott

Zitate

Die tiefere Gerechtigkeit

John Stott zu Matthäus 5,19–20 (Die Botschaft der Bergpredigt, 2010, S. 79)

Die Pharisäer meinten, es sei genug, nach außen hin mit dem Gesetz übereinzustimmen. Der „Lehrer der Gerechtigkeit“, der in den Schriftrollen vom Toten Meer auftaucht, war strenger, wie Davies erklärt: „Hier wurde das Gesetz noch verzweifelter’… als bei den Pharisäern interpretiert und ernst genommen … Das ,ganze’ Gesetz sollte so, wie es in der Tradition der Sekte (der Essener von Qumran) interpretiert wurde, gehalten werden.“

Aber Jesus ist noch radikaler, denn wo die Essener nach immer mehr Gehorsam verlangen, erwartet er immer noch tieferen. Dieser tiefe Gehorsam ist es, der Gerechtigkeit des Herzens bedeutet und nur in demjenigen möglich ist, der durch den Heiligen Geist erneuert worden ist. Darum ist der Eintritt ins Reich Gottes also unmöglich ohne eine „bessere (d. h. tiefere) Gerechtigkeit“ als die der Pharisäer: Weil solch eine Gerechtigkeit die Wiedergeburt belegt, ohne die niemand ins Reich Gottes kommt.

Bücher, Neues Testament

Die Botschaft der Bergpredigt

511bq0BbSvL SX360 BO1 204 203 200John Stotts Auslegung der Bergpredigt ist eine fantastische Hilfe zum besseren Verständnis ihrer Botschaft. Die wunderbare Frauke Bielefeld hat das Buch meisterhaft in die deutsche Sprache übersetzt, sodass die Lektüre inhaltlich und sprachlich ein Vergnügen ist.

Hier eine Kostprobe:

So wie beim Salz wird auch beim Licht eine Bedingung eingeführt: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten.“ So wie das Salz seinen Salzgehalt verlieren kann, so kann das Licht in uns dunkel werden, wie wir auch später in 6,23 sehen werden. Aber das Licht Christi in uns soll von uns ausstrahlen, sodass die Menschen es sehen können. Kein Dorf, das sich in eine Talmulde schmiegt, sodass seine Lichter in der Senke verschwinden, sondern wie eine „Stadt auf einem Berge“, die „nicht verborgen sein“ kann und deren Lichter meilenweit zu sehen sind. Oder wie eine brennende Lampe, „ein brennendes und scheinendes Licht“ (Joh 5,35) wie Johannes der Täufer, die an zentraler Stelle im Haus auf einen Leuchter gesetzt wird, damit sie weithin Licht gibt, anstatt unter einen Eimer oder Topf [Luther. „Scheffel“], wo sie nichts Gutes mehr tun kann.

Das bedeutet, dass wir als Jünger Jesu weder die Wahrheit, die wir kennen, noch die Wahrheit darüber, wer wir selbst sind, verbergen sollen. Geben wir nicht etwas anderes vor, als wir sind, sondern stehen sichtbar zu unserem Christsein! „Flucht in die Unsichtbarkeit ist Verleugnung des Rufes. Gemeinde Jesu, die unsichtbare Gemeinde sein will, ist keine nachfolgende Gemeinde mehr“ (Bonhoeffer).

Seien wir unser echtes christliches Selbst, leben wir nach den Seligpreisungen und schämen wir uns nicht für Christus! Dann werden andere uns und unsere Werke sehen und den Vater preisen, weil es nicht ausbleiben kann, dass sie erkennen, dass wir durch Gottes Gnade sind, was wir sind, dass unser Licht sein Licht ist und er seine Werke in und durch uns tut. So werden sie das Licht ehren, nicht die Lampe – unseren Vater im Himmel, nicht die Kinder, die er in die Welt gesetzt hat und die eine gewisse Familienähnlichkeit mit ihm aufweisen. Selbst diejenigen, die uns schlecht machen, werden ihren Teil dazu beitragen, wenn sie uns um eben dieser Gerechtigkeit willen verfolgen (V. 10-12).

Es sind nicht mehr viele Exemplare auf dem Markt. Noch ist das Buch hier günstig zu erwerben.

– – –

Nachtrag vom 04.04.2017: Das Buch ist inzwischen ausverkauft.

Zitate

John Stott: Die Toleranz des Bösen

John Stott:

„Die Toleranz [des Bösen] ist keine geistliche Gabe; es ist das entscheidende Kennzeichen des Postmodernismus, und es ist traurig, dass sie die Substanz des Christentums durchdrungen hat.“

Zitate

„Es gibt keinen christlichen Geist mehr“

John Stott schreibt (Es kommt auch auf den Verstand an, Hänssler, 1975, S 23–24):

Obwohl der menschliche Verstand verdunkelt und die menschlichen Augen blind sind, obwohl der Nichtwiedergeborene von sich aus die Dinge des Geistes nicht empfangen und verstehen kann, „weil sie geistlich begriffen sein wollen“, wendet sich das Evangelium doch an ihren Geist, ihren Verstand, weil das der von Gott gewählte Weg ist, ihre Augen zu öffnen, ihren Geist zu erleuchten und sie zu erretten. Zu diesem Punkt wird noch mehr zu sagen sein, wenn wir zum Thema Evangelisation kommen.

Die Erlösung des Menschen bringt die Erneuerung der Gottebenbildlichkeit, die durch den Sündenfall verzerrt wurde, mit sich. Dies schließt den Verstand ein. Paulus beschreibt aus dem Heidentum Bekehrte so: „Und zieht den neuen (Menschen) an, der da erneuert wird zu der Erkenntnis nach dem Ebenbilde des, der ihn geschaffen hat“ (Kolosser 3,10). Oder: „… die ihr erneuert seid im Geist eures Gemüts“ (Epheser 4, 2310). Er konnte noch weiter gehen: Ein geistlicher Mensch, ein Mensch, der unter der Leitung des Heiligen Geistes steht, hat eine neue Fähigkeit, geistlich zu differenzieren. Man kann sogar von ihm sagen, dass er den „Sinn Christi“ hat.

Diese Überzeugung, dass Christen einen neuen Geist haben, befähigte Paulus, sich voller Zuversicht an seine Leser zu wenden: „Als mit den Klugen rede ich; richtet ihr, was ich sage“ (1. Korinther 10, 15). Ich frage mich, wie der Apostel wohl reagieren würde, wenn er die westliche Christenheit heute besuchen würde. Ich glaube, er würde – genau wie Harry Blamires – den Mangel an Geist in der Christenheit beklagen [Harry Blamires, geb. 1916, ist ein anglikanischer Theologe und Literaturkritiker. Er war mit C.S. Lewis gut befreundet. Anm. R.K.]. Blamires beschreibt den Geist des Christen als „geschärft, informiert, fähig, Kontroversargumente aus dem säkularen Raum auf dem Hintergrund christlicher Gegebenheiten zu beantworten“. Christliche „Gegebenheiten“ wären zum Beispiel: die übernatürliche Wirklichkeit, die alles durchdringende Macht des Bösen, die Wahrheit, die Autorität und den Wert des Menschen. „Der christliche Denker“, so fährt er fort, „fordert die Vorurteile seiner Zeit heraus … stört die Selbstgefälligen … hindert die geschäftigen Pragmatiker … stellt alles um sich herum in Frage und … ist unbequem.“ Aber er sagt auch, dass christliche Denker mit einem christlichen Verstand heute nicht vorhanden zu sein scheinen. Im Gegenteil:

„Der Verstand der Christen hat sich dem Trend der Zeit gebeugt. Er ist so schwach und rückgratlos geworden wie nie zuvor in der Geschichte der Christenheit. Es ist schwer, den völligen Verlust intellektueller Standhaftigkeit in der Kirche des 20. Jahrhunderts in Worte zu fassen. Man kann das nicht beschreiben, ohne sich einer Sprache zu bedienen, die hysterisch und melodramatisch erscheinen würde. Es gibt keinen christlichen Geist mehr. Natürlich gibt es noch eine christliche Ethik, eine christliche Praxis und eine christliche Frömmigkeit … aber als denkendes Wesen hat sich der moderne Christ dem Säkularismus gebeugt.“

Dies ist eine traurige Verleugnung unserer Erlösung durch Christus, von dem es heißt, dass er uns „von Gott gemacht ist zur Weisheit“.

Feuilleton

Paul Simon trifft John Stott

CT hat kürzlich über ein Zusammentreffen von Paul Simon mit John Stott berichtet. Kim Lawton schreibt:

Simon wurde von Stott sehr beeindruckt. „Ich mochte ihn ungeheuer“,, erzählte er mir. „Ich hatte das Gefühl, dass ich ein größeres Verständnis dafür bekam, wo Glaube herkommt, …“ „Es veränderte mein Denken nicht“,“ ergänzte er, „aber ich schätze sehr, dass wir fähig waren, miteinander zu sprechen und einen Dialog zu haben“.

Hier mehr: www.christianitytoday.com.

Allgemein, Bücher, Rezensionen

Das Kreuz: Zentrum des christlichen Glaubens

John Stott: Das Kreuz, BuchErfreulicherweise hat die SMD anlässlich ihres 60. Geburtstages im Jahr 2009 John Stotts wichtigstes Buch in deutscher Sprache bei der Francke-Buchhandlung publiziert. Das von Christian Rendel hervorragend übersetzte Werk:

  • John Stott: Das Kreuz: Zentrum des christlichen Glaubens, Francke-Buchhandlung, 2009, 528 S., 14,95 Euro

kann ich allen TheoBlog-Lesern (also nicht nur den theologisch versierten) von Herzen empfehlen. Eine Kostprobe:

Die Vision

… von Gottes heiliger Liebe wird uns davor bewahren, ihn in karikierter Form zu sehen. Wir dürfen uns ihn weder als einen nachsichtigen Gott vorstellen, der seine Heiligkeit kompromittiert, um uns zu verschonen und zu verwöhnen, noch als einen harten, rachsüchtigen Gott der seine Liebe unterdrückt, um uns zu zermalmen und zu vernichten. Wie aber kann Gott seine Heiligkeit ausdrücken, ohne uns zu verzehren, und seine Liebe, ohne unsere Sünden zu dulden? Wie kann Gott seiner heiligen Liebe Genüge tun? Wie kann er gleichzeitig uns retten und sich Genugtuung geben? Wir antworten an dieser Stelle nur, dass er, um sich Genugtuung zu geben, sich selbst für uns opferte – ja an unsere Stelle trat.

 

Allgemein, Missiologie, Zitate

Stott: Die Gabe des einen Evangeliums

In den letzten Wochen wurde sehr viel über John Stott geschrieben (vgl. a. hier). Davon animiert, habe ich auch das ein oder andere Buch von Stott aufgeschlagen und dabei ein sehr schönes Zitat über das Evangelium und dem davon abgeleiteten Missionsauftrag gefunden (Die Autorität der Bibel, Hänssler, 1977, S. 45–46):

Unsere heutige Welt befindet sich in einem Zustand großer Verwirrung und Dunkelheit, und Angst hat die Menschen herzlos gemacht. Hat die christliche Kirche ein Wort des Zuspruchs, ein Licht, eine Hoffnung für den Menschen in seiner Verwirrung, in seiner Dunkelheit, in seiner Angst? Es ist eine der größten Tragödien unserer Zeit, dass die Gemeinde Jesu in dem Augenblick an ihrem Missionsauftrag zu zweifeln beginnt, in dem der Ruf der Welt nach dem Wort Gottes immer lauter wird. Der Grund für den nachlassenden Missionseifer liegt allein in dem schwindenden Vertrauen in die christliche Botschaft. Wir Christen sollten aus fester Überzeugung bekunden, dass Jesus unser Herr ist, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben wurde, und der uns auffordert, alle Völker zu seinen Jüngern zu machen und sie zu lehren, was er gelehrt hat (Matth. 28, 18. 19). Er gab uns den Auftrag, seinen Namen als den des gekreuzigten und auferstandenen Retters zu predigen. Er hat uns gesagt, das allen, die Buße tun und an ihn glauben, Vergebung und ein neues Leben geschenkt wird (vgl. Luk. 24, 44–49). Wir haben kein Recht, die Richtlinien, die Christus seiner Gemeinde gegeben hat, auch nur geringfügig zu verändern. Es gibt nur ein Evangelium. Wir dürfen es niemals in irgendeiner Weise ausschmücken, abwandeln oder nach unserem Belieben auslegen. Unsere Aufgabe ist es, Verkündiger der Frohen Botschaft Gottes zu sein, unsere Stimme mit Macht zu erheben, uns nicht zu fürchten und die Erlösung durch unseren Herrn überall bekannt zu machen (Jes. 40, 9; 52, 7). Die Botschaft ist uns gegeben, wir haben sie nicht erfunden. Wir sollen nur unsere Stimme, unser Leben und unsere Liebe einsetzen, um das Evangelium zu verbreiten. In dieser Hinsicht gleicht jeder Christ Johannes dem Täufer. Jeder von uns soll eine Stimme in der Wüste der Welt sein, die von Christus zeugt; jeder von uns soll abnehmen, damit er wachsen kann (Mark. 1,2. 3; Joh. 1, 6–8; 19–23; 3, 30).

Allgemein

John Stott (1921–2011)

Ich habe ihn zweimal vom Frankfurter Flughafen abgeholt und einige unvergessliche Gespräche mit ihm gehabt (siehe hier). Nun ist John Stott bei seinem Herrn. Auch wenn ich ihm nicht in allen Punkten folgen konnte und kann, war und bleibt er für mich ein großes Vorbild.

Stott sagte über sich selbst:

As a typical adolescent, I was aware of two things about myself, though doubtless I could not have articulated them in these terms then. First, if there was a God, I was estranged from him. I tried to find him, but he seemed to be enveloped in a fog I could not penetrate. Secondly, I was defeated. I knew the kind of person I was, and also the kind of person I longed to be. Between the ideal and the reality there was a great gulf fixed. I had high ideals but a weak will. . . . [W]hat brought me to Christ was this sense of defeat and of estrangement, and the astonishing news that the historic Christ offered to meet the very needs of which I was conscious.

Siehe dazu auch den Nachruf von CT (Nachtrag vom 28.07.2011: auch die idea Meldung). Hier noch ein kurzes Video über sein Leben:

Nachtrag vom 29.07.2011: Was denken bekannte amerikanische Persönlichkeiten über J. Stott.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner