Lausanner Bewegung

The Seoul Statement

Im Rahmen des 4. Lausanner Kongresses, der Südkorea veranstaltet wurde, ist ein theologisches Statement veröffentlicht worden. Wie angekündigt, sind zwei Abschnitte zur Medienkritik enthalten, die ich hier in einer provisorischen Übersetzung wiedergebe: 

91. Wir erkennen an, dass Medientechnologien die Leichtigkeit, mit der Menschen getäuscht werden können, erhöht haben. Wir bedauern die Tatsache, dass Christen bei der Nutzung dieser Technologien nicht immer „auf geheime und schändliche Wege verzichtet“ oder der Versuchung widerstanden haben, ihr Publikum zu täuschen oder die Botschaft des Evangeliums zum persönlichen Vorteil zu verfälschen. Stattdessen müssen Christen die Menschen an die erste Stelle setzen und ihre Geschichten wahrheitsgemäß erzählen und so die Kraft des Evangeliums in ihrem Leben bezeugen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass ein solcher Einsatz von Medien und Kommunikationstechnologien durch die Wahrhaftigkeit untermauert wird, die in dem Evangelium selbst zu finden ist, das weitergegeben wird (2Kor 4,2).

92. Wir sind uns bewusst, dass viele Christen, insbesondere junge Menschen, von sozialen und digitalen Medien abhängig sind und von ihnen regelrecht „gejüngert“ werden, weil sie unverhältnismäßig viel Zeit mit der Nutzung solcher Technologien verbringen. Wir erkennen auch an, dass digitale Technologien zwar oft für das Wachstum der Kirche und für evangelistische Zwecke genutzt wurden, die Bemühungen, dasselbe für die Jüngerschaft zu tun, jedoch hinterherhinken. Wir rufen daher alle Kirchen und Führungskräfte dazu auf, Technologien des digitalen Zeitalters für die Jüngerschaft zu einzusetzen. Wir fordern eine treue Präsenz in digitalen Räumen, eine treue Kontextualisierung durch vernetzte Geräte, eine treue Vermittlung digitaler Kompetenzen und eine treue Praxis der Gastfreundschaft, um gesunde Nutzungsgewohnheiten zu fördern.

Hilfreich. Gerade die Betonung der Wahrhaftigkeit gefällt mir. Und doch fehlt mir eine Beschreibung der Grenzen, die uns die Technik beim Jüngerschaftstrainig setzt. Meine Meinung: Technologien können nur sehr bedingt das Jüngerschafttraining fördern. Viel wichtiger sind die Begegnungen von Angesicht zu Angesicht. Hilfreich kann dazu die Anklageschrift Wir amüsieren uns zu Tode: Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie von Neil Portman sein. Er hat schon 1985 die Grenzen der Medientechnologien deutlich benannt. 

Hier kann das gesamte The Seoul Statement eingesehen werden: lausanne.org/statement.

Francis Schaeffer in Lausanne 1974

Auf dem Internationalen Kongress für Weltevangelisation hielt Francis Schaeffer 1974 einen Vortrag von historischer Tragweite (erschienen als: Francis A. Schaeffer, Unsere Welt soll sein Wort hören, 1975, Original: Two Contents, Two Realities, 1974). Schaeffer klagte einerseits über das sich damals schon schwindende Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift, andererseits über den Lebensstil der Mittelklasse, der so etwas wie eine Norm innerhalb der evangelikalen Szene geworden ist.

Hier ein kurzer Mitschnitt:

VD: JO

Die Kapstadt-Verpflichtung

Passend zur Diskussion über den „Evangelikalismus“ hier der Verweis auf eine deutsche Übersetzung der so genannten Die Kapstadt-Verpflichtung: „Ein Bekenntnis des Glaubens und ein Aufruf zum Handeln“. Im Vorwort heißt es:

Beim Dritten Lausanner Kongress über Weltevangelisation (Kapstadt, 16. – 25. Oktober 2010) kamen 4,200 evangelikale Leiter aus 198 Ländern zusammen und weitere Hunderttausende nahmen in Meetings rund um die Welt sowie online daran teil. Das Ziel? Eine neue Herausforderung darzulegen und Zeugnis zu geben von Jesus Christus und seiner Lehre, in jeder Nation, in jeder Gesellschaftsschicht und in allen Ideenbereichen der globalen Gemeinde,

Die Frucht dieses Unterfangens ist die Kapstadt-Verpflichtung. Sie ist Teil einer historischen Reihe, indem sie auf den Lausanner Bund und das Manifest von Manila aufbaut. Die Kapstadt-Verpflichtung besteht aus zwei Teilen. Teil I beschreibt die biblischen Überzeugungen, die uns in den Schriften weitergegeben werden und Teil II ruft auf zum Handeln.

Wie wurde Teil I zusammengestellt? Zum erstenmal diskutierte man darüber in Minneapolis im Dezember 2009, als 18 eingeladene Theologen und evangelikale Leiter aus allen Kontinenten zusammenkamen. Eine kleinere Gruppe, geleitet von Dr. Christopher J. H. Wright, Vorsitzender der Lausanner Theologischen Arbeitsgruppe, wurde gebeten, ein Schlussdokument zusammenzustellen, um es dem Kongress vorzulegen.

Wie wurde Teil II zusammengestellt? Mehr als drei Jahre vor dem Kongress begann ein aufwendiger Prozess des Zuhörens. Jeder der Internationalen Stellvertretenden Direktoren der Lausanner Bewegung organisierte Informationsgespräche in seiner Region und christliche Leiter wurden gebeten, die großen Herausforderungen, denen die Gemeinde gegenübersteht, zu ermitteln. Daraus entwickelten sich sechs Kernpunkte. Sie bestimmten erstens das Kongressprogramm und formten zweitens den Rahmen für den Aufruf zum Handeln. Der Prozess des Zuhörens ging weiter beim Kongress, als Chris Wright und die Arbeitsgruppe, die den Bericht zusammengestellt hatte, alle Beiträge genauestens aufzeichneten. Es war eine Herkules-Aufgabe und eine enorme Anstrengung.

Während der nächsten zehn Jahre wird die Kapstadt-Verpflichtung der „Fahrplan” der Lausanner Bewegung sein. Ihr prophetischer Aufruf zur Arbeit und zum Gebet wird, so hoffen wir, Gemeinden, Missionsorganisationen, Seminare, Christen am Arbeitsplatz und Studentengemeinschaften auf dem Campus einbeziehen und jeden veranlassen, seinen Teil zur Verwirklichung beizutragen.

Viele Lehraussagen bestätigen, was die Gemeinde glaubt. Doch wir wollten weitergehen und den Glauben mit der Praxis verbinden. Unser Vorbild war der Apostel Paulus, dessen theologische Lehre durch praktische Instruktionen mit Leben erfüllt wurde. Im Kolosserbrief zum Beispiel, geht seine tiefgründige und wunderbare Darstellung der Vorherrschaft Christi über in eine realistische, gemeinverständliche Lehre, was es bedeutet, in Christus verwurzelt zu sein.

Wir erkennen, was der Kern des christlichen Evangeliums ist, nämlich die grundlegenden Wahrheiten, über die Einigkeit bestehen muss. In zweitrangigen Fragen hingegen können echte Christen unterschiedlicher Meinung sein, wie in der Interpretation dessen, was die Bibel lehrt oder verlangt. Wir haben daran gearbeitet, Lausannes Prinzip der „Breite innerhalb Grenzen“ zu entwickeln, und im Teil I sind die Grenzen klar definiert.

Es hat uns gefreut, während dieses ganzen Prozesses mit der Weltweiten Evangelischen Allianz zusammenzuarbeiten, die uns in jeder Phase ein guter Partner war. Die Leiter der WEA sind in voller Übereinstimmung mit dem Bekenntnis des Glaubens und dem Aufruf zum Handeln.

Während wir in der Lausanner Bewegung über die evangelikale Tradition sprechen und schreiben, bestätigen wir die Einheit des Leibes Christi und freuen uns, dass es innerhalb anderer Traditionen viele Nachfolger Jesu Christi gibt. In Kapstadt durften wir führende Vertreter aus verschiedenen historischen Kirchen mit anderen Brauchtümern als Beobachter willkommen heißen, und wir vertrauen darauf, dass die Kapstadt-Verpflichtung auch eine Hilfe für alle Kirchen und Gemeinden sein wird, gleich welcher Überlieferungen. Wir bieten dies an in einem Geist der Demut.

Was sind unsere Hoffnungen für die Kapstadt-Verpflichtung? Wir vertrauen darauf, dass man darüber spricht, diskutiert, und dass ihr, als eine vereinigte Erklärung von Evangelikalen in der ganzen Welt, ein bestimmter Stellenwert zugesprochen wird; dass sie entscheidende Impulse im christlichen Dienst setzt; dass sie führende Denker in der Öffentlichkeit stärkt; und dass mutige Initiativen und Partnerschaften daraus hervorgehen.

Möge das Wort Gottes Licht auf unserem Weg sein, und möge die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit jedem Einzelnen von uns sein.

Hier die Erklärung: www.lausanne.org.

Wörter, wenn nötig

Der presbyterianische Pastor J. Ligon Duncan twitterte aus Cape Down:

Wer sagt: »Predigt das Evangelium täglich, wenn nötig, verwendet Wörter«, ist wie jemand, der sagt: »Nahrung für Hungrige, und wenn nötig, gebt ihnen etwas zu essen«.

China: Pastoren Teilnahme am Lausanner Kongress verweigert

Der DLF berichtet über die Ausreiseverweigerung für chinesische Christen, die als Delegierte vom Lausanner Kongress in Kapstadt eingeladen wurden. Die Behörden haben ca. 200 Christen unabhängiger Gemeinden die Reise verweigert und bei Missachtung der Anweisung harte Strafen angekündigt.

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2010/10/20/dlf_20101020_0936_1ac4d44c.mp3[/podcast]

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