Ray Ortlund

Ray Ortlund: Keller war öffentliche Stimme für Christus

Ray Ortlund hatte viele bekannte Vorbilder, darunter seinen Vater, J.I. Packer, John Stott und Francis Schaeffer. In einem Artikel zum Tod von Tim Keller beschreibt er, wie der Pastor aus New York sein Leben beeinflusst hat. Darin heißt es: 

In unserem Zeitalter des Hasses war Tim bekannt für sein faires und respektvolles öffentliches Zeugnis. Er wusste, wie man „in Weisheit denen gegenüber [wandelt], die außerhalb [der Gemeinde] sind“ (Kol 4,5). Er dachte tiefschürfend über Evangelisation und Jüngerschaft nach. Und durch Gottes Gnade war er darin großartig. Ich frage mich, ob gerade seine Besonnenheit der Grund dafür war, warum einige Leute Tim nicht mochten.

Ich erinnere mich an einen brillanten Vortrag, den er vor Jahren hier in Nashville hielt und aus dem schließlich sein Artikel „Post-Everythings“ hervorging. Sein Argument war, dass wir unsere mutigen theologischen Überzeugungen nicht aufgeben müssen, um nicht-traditionelle Menschen anzusprechen. Stattdessen sollten wir unsere Überzeugungen klüger nutzen und mit einem einfühlsamen Bewusstsein für die in ihnen steckenden Reichtümer „post-everything“-Menschen zu Christus rufen. In seinem Vortrag zählte Tim einige ihrer Anliegen auf und zeigte gleichzeitig, dass unsere eigene reformierte Theologie relevante Antworten parat hat.

Mehr: www.evangelium21.net.

Das Evangelium

Harry Enns stellt für E21 das neue Buch Das Evangelium von Ray Ortlund vor. In der Besprechung schreibt er:

9 merkmale das evangelium 01In den letzten drei Kapiteln geht es dann konkreter darum, eine Evangeliumskultur konkret zu entwickeln. Warum ist das oft so schwierig? „Eines der größten Hindernisse für das Wirken des Evangeliums in unseren Gemeinden ist Unglaube unter uns Gemeindemitgliedern“ (S. 75). Das Evangelium stellt Christus ins Zentrum; wir hingegen neigen dazu, uns selbst ins Zentrum zu rücken, auch wenn wir theoretisch bekennen, dass Christus im Zentrum ist – diese Neigung macht es so schwierig, eine Evangeliumskultur zu etablieren. Gelingt es durch Gottes Gnade allerdings doch, können wir mit zwei Dingen rechnen: mehr Frucht (Freude, Bekehrungen, Einfluss), aber auch mehr Widerstand. Anhand von 2. Korinther 2,15 zeigt Ortlund, dass das Evangelium immer etwas bewirkt: Es ist entweder ein „Duft zum Tode“ oder ein „Duft zum Leben“. Im letzten Kapitel zeigt Ortlund dann den „Weg nach vorne“: Wir brauchen die Kraft der Gnade Christi (und wem das „zu einfach“ ist, muss wohl einfach gründlich versagen, um das zu erkennen); wir brauchen Mut (den wir bekommen, wenn wir die Herrlichkeit Christi nicht aus dem Blick verlieren); und schließlich Liebe (wenn diese nicht da ist, kann die Welt mit Recht unser Zeugnis Jesu infrage stellen).

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Rechtfertigung oder Selbstrechtfertigung?

Ray Ortlund schreibt in der neuen Ausgabe von Glauben und Denken heute über die „Selbstrechtfertigung“:

Wir verlangen zutiefst danach, uns selbst zu schützen. Gleichzeitig hüllt sich unsere Sünde in einen unsichtbaren Schleier, der verhindert, dass wir sie klar sehen. Martyn Lloyd-Jones beschreibt unsere Unfähigkeit zur Selbstwahrnehmung so: „Sie werden nie spüren, dass Sie ein Sünder sind, denn aufgrund Ihrer Sünde wird etwas in Ihnen Sie stets gegen jede Anklage verteidigen. Wir stehen alle auf gutem Fuß mit uns selbst und finden auch stets gute Gründe zu unserer Verteidigung. Selbst wenn wir den Versuch unternehmen, zu spüren, dass wir Sünder sind – spüren werden wir es nie. Es gibt nur einen einzigen Weg, zu erkennen, dass wir Sünder sind: Wir müssen wenigstens eine trübe, verschwommene Vorstellung von Gott haben.“

Die Geisteshaltung blinder Selbstrechtfertigung lässt den Brief des Paulus an die Galater von unendlicher Bedeutung für uns Christen werden. Wir werden den „Fehler der Galater“ nicht los, indem wir einfach die Rechtfertigung aus Gnade annehmen. Wenn wir sie allerdings wirklich annehmen, erlangen wir ein Heilmittel gegen unsere zwanghaften Bemühungen, uns selbst zu rechtfertigen. Der Puritaner William Fenner lehrt uns, die Rechtfertigung aus Glauben allein als beständige Quelle zu sehen: „So, wie wir täglich sündigen, so rechtfertigt er uns täglich, und wir müssen ihn auch täglich darum bitten. Die Rechtfertigung ist eine endlos sprudelnde Quelle, daher können wir nicht erwarten, das ganze Wasser auf einmal trinken zu können.“

Die Rechtfertigung aufgrund eigener Gerechtigkeit ist nicht nur ein Problem der Galater oder der Katholiken – es ist ein allgemein menschliches Problem, ein Problem des Christen. Sie und ich sind bestenfalls einen Zentimeter von seinen dunklen Mächten entfernt. Es ist ohne weiteres möglich, die Lehre von der Rechtfertigung aus Gnade aus ganz selbstgerechten Beweggründen zu predigen und zu verteidigen und somit deren bittere Früchte zu ernten. Zu dieser Art von Diskrepanz kommt es, wenn sich in protestantischen Kirchen, die den Herrn sonst aufrichtig lieben, negative Einflüsse geltend machen.

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