Seelsorge

Den Kranken muss das Evangelium erklärt werden

Heinrich Bullinger („Unterweisung der Kranken und wie man sich auf das Sterben vorbereiten soll“, Schriften, Bd. 1, Zürich: TVZ, 2006, S. 103–169, hier S. 131–132):

Daher muss den Kranken in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Menschwerdung und das Leiden Christi vor Augen geführt werden, und zwar zuerst mit der Frage, warum Christus Mensch geworden ist: Da nämlich Gott gut, treu und barmherzig ist, hat er dem Menschen seine Güte auf treueste Weise offenbaren wollen. Dies hat er nun auf keine kostbarere Weise tun können als durch die Menschwerdung Christi, seines Sohnes, der seiner Natur und seines Wesens ist. Denn indem er Mensch wurde, vereinigte er in sich die menschliche und die göttliche Natur in einer Person, wie geschrieben steht [Joh 1,14]: „Das Wort ward Fleisch.“ Durch dieses große Geheimnis gab er uns zu verstehen, dass er mit dem Menschen vereinigt sein, ja ich ihm zu eigen geben und ihn erhalten und erhöhen wollte, so wie er den Menschen Jesus Christus zu ewiger Freude und Seligkeit erhalten und erhöht hat. Da also Christus der Mittler ein sollte, musste er des Wesens und der Natur beider Teile, zwischen denen er vermitteln sollte, teilhaftig werden, damit er auch das an sich hätte, was er für unsere Sünden opfern konnte. Denn ohne Blut zu vergießen, geschah keine Verzeihung. Wenn er nun nicht wahres menschliches Wesen und wahre menschliche Natur angenommen hätte, wie hätte er sterben, sein Blut ‚ergießen und sich für unsere Sünden aufopfern können? Und hier offenbart sich uns die Frucht des Leidens und Sterbens Christi: dass wir durch seinen Tod Verzeihung der Sünden und ewiges Leben erlangen.

Christuslose Seelsorge

Rudolf Bohren schreibt über die christuslose und damit ohnmächtige Seelsorge (Dem Worte folgen, 1969, S. 103):

Wenn Christus nicht wirkt, nicht handelt, dann ist unsere Seelsorge eine taube Nuß, ein ausgesogenes Ei. Man braucht sie nicht, wirft sie weg. Hier hegt die Not unserer Seelsorge, daß sie so oft herrenlose, christuslose, geistlose Seelsorge ist Hier hegt die Kraftlosigkeit und Ohnmacht unserer heutigen seelsorgerlichen Bemühung, die durch keine Psychologie und keine Methodik zu beheben ist. Damit stellt sich das Problem, wie unsere Seelsorge wieder Seelsorge Jesu Christi wird. – Ist Christas real präsent in unserer Seelsorge? Oder ist es so, daß unsere Seelsorge zwar noch von Jesus Christas redet, daß er selber aber nichtmehr in ihr redet und wirkt? – Es wird in Pfarrerkreisen oft Klage erhoben, daß der moderne Mensch von der kirchlichen Seelsorge abgewandert ist zum Psychiater, zum Graphologen, zum Briefkastenonkel, zum Pendler und Hellseher. Mit dieser Klage deuten wir einmal an, daß wir Pfarrer uns als die allein legitimen Seelsorger betrachten, verraten damit aber gleichzeitig, daß vorher im geheimen ein ganz anderer aus der kirchlichen Seelsorge abgewandert ist. – Und hier bricht nun die ganze Krisis unserer landeskirchlichen – und wohl auch freikirchlichen – Seelsorge auf. Ist das, was wir mit der Etikette »Seelsorge« überkleben, ist das Seelsorge Jesu Christi selber? Inwiefern ist unsere Seelsorge echt und also Seelsorge Jesu Christi? Ist unser Mund Christi Mund, unsere Hand Christi Hand, unser Fuß Christi Fuß? Hat Christas Gestalt angenommen in uns? Haben wir den Heiligen Geist? Ist das, was wir Gemeinde nennen, ist das Leib Christi? Ist unsere Seelsorge die Seelsorge Jesu Christi selber? Ist in unserer Seelsorge der am Werk und am Sprechen, der gekommen ist, die Mühseligen und Beladenen zu sich zu rufen, und der wiederkommen wird, alle Tränen abzuwischen? Ist unsere Seelsorge vollmächtig oder ohnmächtig?

Aufbaukurs II: „Christozentrische Seelsorge“

Vom 22.–27. März 2020 werden wir in Friedrichshafen am Bodensee den Aufbaukurs II zur „Christozentrischen Seelsorge“ anbieten. Folgende Themen sind geplant:

  • Das seelsorgerliche Gespräch (R. Kubsch)
  • Gesprächsführung und Fallbeispiele (R. Kubsch & Drs. Th. Jeising)
  • Wenn’s lange dauert: Anregungen für die Begleitung längerer Seelsorgeprozesse (L. Stromberger)
  • Seelsorgerliche Begleitung in Leidsituationen, in der Trauer (L. Stromberger)
  • Seelsorge im Angesicht von Krankheit und Tod (Drs. Th. Jeising)
  • Seelsorge an Jugendlichen I & II (Pfarrer Heinz Bogner)

Es sind noch einige Plätze frei. Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: Seelsorge März 2020.pdf. Gedruckte Flyer können via persönliche Nachricht angefordert werden.

Aufbaukurs I:„Christozentrische Seelsorge“

Vom 17.–22. November 2019 werden wir in Friedrichshafen am Bodensee einen Aufbaukurs zur „Christozentrischen Seelsorge“ anbieten. Folgende Themen sind geplant:

  • Bildschirmfoto 2019 06 27 um 17 17 31Biblische Seelsorge I-III (Michael Martens)
  • Kommunikation I-II (Karsten Kranzmann)
  • Der ganze Mensch vor Gott: Leiblichkeit als vernachlässigte Dimension der Seelsorge (Thomas Jeising)
  • Die Gedanken- und Gefühlswelt als Thema in der Seelsorge (Lilia Stromberger)

Es sind noch einige Plätze frei. Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: Seelsorge Nov._2019.pdf

Die Bibel als Seelsorgerin

Nach fast neun Jahren ist es geschafft. Annette Hesmert hat die Bibel in Luthers revidierter Fassung vollständig abgeschrieben. Wort für Wort. Damit möchte sie keine Rekorde einheimsen, sondern Menschen ermutigen, die Bibel wieder selbst in die Hand zu nehmen. Das finde ich klasse!

Tiefe Spuren hinterließen bei Hesmert auch die Psalmen. Vielleicht, weil die Verfasser genau ihre Fragen stellten: „Und wir dürfen sie auch stellen“, sagt sie. Gemeinsam mit Zachäus erlebte sie, dass sie auch alle Belastungen bei Jesus abladen kann und dieser jedem Menschen Vergebung schenkt, der sich auf ihn einlässt. An manchen Passagen biss sie sich die Zähne aus und verstand sie nicht. Aber auch aus den trockenen Geburtsregistern konnte sie etwas mitnehmen. „Kein Volk der Erde hat eine so detaillierte Beschreibung seiner Historie wie Israel.“ In den Schreibphasen konnte Hesmert zur Ruhe kommen, auch wenn es manchmal recht monoton war: „Gerade in Krisenzeiten war der Schreibtisch mein Zufluchtsort.“

Hier mehr: www.pro-medienmagazin.de.

Einführung in die „Christozentrische Seelsorge“

Csm 2019 1 Seelsorge ed47f3db38Vom 10.–15. März 2019 werden wir in Friedrichshafen am Bodensee einen Einführungskurs zur „Christozentrischen Seelsorge“ anbieten. Folgende Themen sind geplant:

  • Einführung in die christozentrische Seelsorge (I bis V)
  • Sei ein Friedensstifter: Konfliktlösungen in der Gemeinde

Der Einführungskurs wurde für den Einstieg in die „Christozentrische Seelsorge“ entwickelt. Es geht um Grundlagen, auf die in den Aufbaukursen und Vertiefungskursen immer wieder zurückgegriffen wird. Ergänzt wird das Angebot durch eine Einführung in das Modul „Seelsorge an der eigenen Seele“ (SaS) sowie die „Gesprächsdokumentation“ (Ron Kubsch, Thomas Jeising. Lilia Stromberger). Eric Sollberger aus der Schweiz wird einen Tag zum Thema „Konfliktlösungen in der Gemeinde“ gestalten.

Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: www.bucer.de.

DCTB-Tagung Norddeutschland: Glaube in stürmischen Zeiten

Die Bibelkritik hat die Verkündigung des Evangeliums enorm geschwächt. Viele Prediger glauben nicht mehr an die Kraft des göttlichen Wortes und verkündigen deshalb ihre eigenen Gedanken und zielen auf Weltverbesserung, Lebenshilfe und billigen Trost ab. Sogar in christlichen Kreisen wird der Zweifel inzwischen zelebriert. Nur verhältnismäßig wenige Verkündiger glauben noch daran, dass Gottes Wort vertrauenswürdig ist und die Verkündigung des Evangeliums zu den vorrangigen Aufgaben der Gemeinden gehört.

Muss das so sein? In mehreren Vorträgen auf der DCTB-Tagung in Norddeutschland werde ich für die damit verbundenen Probleme sensibilisieren und dazu ermutigen, trotz Gegenwinds in Kirche und Gesellschaft an der Guten Nachricht festzuhalten. Das Evangelium von Jesus Christus trägt, auch in stürmischen Zeiten.

Die Tagung wir in der Zeit vom 26. Oktober bis 28. Oktober im Geistliches Rüstzentrum in Krelingen veranstaltet. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten sind hier zu finden: 2018_ndt_flyer_digital-1.pdf.

Seelsorge ist Gebet

Rudolf Bohren (Dem Worte folgen, 1963, S. 111):

Will unsere Seelsorge die Seelsorge Gottes sein, dann ist sie die Seelsor­ge der geistlich Armen, die nichts können als schreien, rufen, betteln. Sie ist Gebet. So wird unsere Seelsorge zur Seelsorge Jesu Christi selber, daß unser erstes und letztes Werk in der Seelsorge das Gebet ist.

Zweifelhafte Therapeutisierung

Es gibt sie, die unglaublich umsichtigen und klugen Psychologen, die mit bewundernswerter Menschenkenntnis und -liebe Erschöpfte oder Traumatisierte begleiten. Heute las ich den Bericht eines Psychologen, der als Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ in Kriegsgebieten und Krisenregionen Menschen mit enormen psychischen Beschwerden unterstützt hat (Krieg, Kultur und Psyche, NERVENHEILKUNDE 6/2016, S. 375–377).

Unumwunden beschreibt er die Folgen von Kriegsstress:

Die Folgen des Krieges sind häufig belastender als die Erfahrung selbst. Krieg kann Flucht, Vertreibung und den Verlust der Heimat bedeuten; ein jahrelanges Dahinvegetieren in Flüchtlingslagern, ohne Beschäftigung und ohne eine vernünftige Perspektive für das weitere Leben. Krieg reißt Familienverbände auseinander, die für Schutz, Versorgung und Identität standen. Krieg bedeutet Armut, Zunahme von sexueller und häuslicher Gewalt sowie Betäubung mit Alkohol und Drogen – manchmal mit billigen und giftigen Haushaltschemikalien wie Klebstoffen oder Schuhputzmitteln. Traumatisierung als punktuelles Ereignis ist nicht das Hauptproblem. Weit mehr Menschen leiden unter dem scheinbar niemals endenden Stress des Überlebens unter widrigen Bedingungen, der sich in Form von Angst, Misstrauen, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Grübeln, Schlafstörungen und Schmerzen zeigt.

Wahrscheinlich muss man es selbst durchgemacht oder eben in diesen Gebieten gearbeitet haben, um zu verstehen, was für Qualen das sind. Das ist mit vielen seelischen Wehwehchen, die wir hier haben, nicht vergleichbar.

Besonders interessant finde ich, was für persönliche Konsequenzen der Psychologe aus seinen Erfahrungen gezogen hat. Er musste feststellen, dass die klassischen diagnostischen Kriterien und Krankheitsbilder (ICD/DSM) in diesen Gebieten nicht mehr greifen. Sein Fazit:

Durch meine Arbeit in Krisengebieten hat sich mein Leben verändert. Meine langjährige Begeisterung für Psychotherapie ist weitgehend erloschen. Manche unserer Probleme erscheinen mir nicht mehr so bedeutsam. Seelisches Leiden bei uns zuhause sehe ich jetzt oft als Epiphänomen der Postmoderne mit ihrem nicht einlösbaren Versprechen von Glück, Authentizität und Selbstverwirklichung. Unendliche, Wahlmöglichkeiten in fast allen Lebensbereichen und die Angst vor falschen Entscheidungen fördern Selbstzweifel und Ambivalenz. Die zunehmende Therapeutisierung der Gesellschaft in unserer Kultur erlebe ich als problematisch. Zwischen Mobbing, Burnout Trauma, Anpassungs-, Bindungs- und Persönlichkeitsstörungen, Depression und Suchtverhalten, scheint der Lebensraum für Normalität immer geringer zu werden. Zum Leben gehörende Krisen und Konflikte erfahren durch Diagnosen, neue Krankheitsmodelle und der Interaktion mit Behandlern eine professionalisierte Aufwertung, die vielleicht nicht immer hilfreich ist.

Das Verständnis psychiatrischer Kränkheitsbilder erscheint mir – ohne Berücksichtigung des soziokulturellen Hintergrundes – unvollständig. Werte und Normen, Individualisierung, Wohlstand, Religiosität sowie soziale Strukturen einer Gesellschaft bilden nicht nur den Kontext in dem psychiatrischer Erkrankungen klassifiziert werden, sondern sie sind auch Teil ihrer Entstehung.

Einfach klasse!

VD: CJ

Seelsorge Aufbaukurs II (3/2017)

Im Seelsorge Aufbaukurs II vom 12.-17. März 2017 am Bodensee sind folgende Themen geplant:

  1. Das seelsorgerliche Gespräch (Referent: Ron Kubsch)
  2. Gesprächsführung und Fallbeispiele (Referenten: Thomas Jeising u. Ron Kubsch)
  3. Resilienz und Stresskompetenz (I u. II) (Referentin: Rahel Sondheimer)
  4. Seelsorge im Angesicht von Krankheit und Tod (Referent: Thomas Jeising)
  5. Seelsorge an Jugendlichen (I–III) (Referent: Pfarrer Heinz Bogner)

Den Flyer gibt es hier: Aufbau_maerz2017.pdf

Noch sind ein paar Plätze frei.

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