Sühnetheologie

Biblische Theologie, Neues Testament

Warum der Neue Bund die Vergebung der Sünden ermöglicht

Joel R. White schreibt in „Der eine Bund hinter den Bünden“ über die Wirkung des stellvertretenden Sühneopfers (Armin Baum u. P.H.R. van Houwelingen (Hrsg.), Kernthemen neutestamentlicher Theologie, Giessen: Brunnen, 2022, S. 41–57, hier S. 51–52):

Der entscheidende Impuls dafür, dass sich die neutestamentliche Gemeinde als Gottesvolk im neuen Bund verstand, kam nicht von Paulus, sondern von Jesus. Seine Worte beim Abschiedsmahl sind in den synoptischen Evangelien (Mt 26,2629; Mk 14,22–25; Lk 22,14–20) und bei Paulus (1 Kor 11,23–26) überliefert worden. 30 Sie liegen in zweifacher Gestalt vor, einer markinisch-matthäischen und einer paulinisch-lukanischen. Alle vier Berichte belegen, dass Jesus in seinen Einsetzungsworten von einem Bund sprach. Paulus und Lukas machen explizit, dass es sich dabei um den neuen Bund handelt: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (vgl. Lk 22,20; 1 Kor 11,25). Dass hier auf Jer 31,31–34 angespielt wird, liegt auf der Hand. Markus (Mk 14,24), gefolgt von Matthäus (Mt 26,28), fügt der Aussage Jesu hinzu, dass sein Blut „für viele” vergossen wird. Er greift damit Jesu Aussage in Mk 10,45 auf, dass er sein Leben als Lösegeld „für viele“ gibt. Dadurch wird eine konzeptuelle Verbindung zur jesajanischen Vorstellung von einem leidenden Gottesknecht hergestellt, der als Sühneopfer dargebracht wird und „viele” gerecht macht (Jes 53,10–11), 31 Jesus selbst deutete an, wie einer der rätselhaften Aspekte des neuen Bundes in Erfüllung gehen sollte. Wie wir oben bereits gesehen haben, lässt Gottes Verheißung an Jeremia an eine einmalige Vergebung der grundsätzlichen „Sünde“ des Bundesbruchs denken. Das ist im Kontext des alten Bundes mit seinen sich ständig wiederholenden Versöhnungsriten geradezu unvorstellbar. Aber indem Jesus die Verheißung Jeremias mit der Konzeption vom leidenden Gottesknecht in Verbindung bringt, macht er deutlich, wie diese Vergebung geschehen kann: Er selbst wird das Opfer, das den Bruch des Bundes bzw. die Unfähigkeit des Volkes Gottes, den Bund einzuhalten, sühnt. Er begründet den neuen Bund durch seinen Tod am Kreuz.

So versteht es jedenfalls der Autor des Hebräerbriefs, der sich in Hebr 8,1–10,18 intensiv mit der Thematik des neuen Bundes auseinandersetzt. Er argumentiert, dass der Sinaibund eine Art Abbild eines besseren Bundes war (Hebr 8,5). Die Tatsache, dass von Jeremia ein neuer Bund angekündigt wurde (Jer 31,31–34 LXX wird in Hebr 8,8–12 in seiner Gesamtheit zitiert), impliziert, dass dem Sinaibund ein Defekt anhaftete – sonst bräuchte man keinen neuen Bund (Hebr 8,7) – und dass der erste Bund nach dem Kommen Christi ausgedient hat (Hebr 8,13). Der Hebräerbrief fährt fort, indem er die Kultstätte und die dort zu verrichtenden Opfervorgänge (Hebr 9,1–10) und im Kontrast dazu das Opfer Christi (Hebr 9,11–14) beschreibt. Unter Verweis auf Ex 24,8 betont er, dass ein Bund nur durch Blutvergießen geschlossen wird, weil es nur so Vergebung der Sünden geben kann (Hebr 9,15–28). Der alte Bund konnte diese Vergebung nur provisorisch erreichen; Christus hat sie ein für alle Mal bewirkt (Hebr 10,1–14). Somit erfüllte sich in ihm der neue Bund (Hebr 10,15–16), insbesondere die Verheißung Gottes, der Sünde des Volkes nicht mehr zu gedenken (Hebr 10,17–18).

[#ad]

Syst. Theologie

J.G. Machen: Lehre vom Kreuz wird lächerlich gemacht

J. Gresham Machen schreibt über die verdeckte Kritik an der Sühnetheologie (Christentum und Lieberalismus, Waldems: 3L, 2013, S. 142): 

Moderne Liberale werden niemals müde, ihrem Hass und ihrer Verachtung gegenüber der christlichen Lehre vom Kreuz freien Lauf zu lassen. Und doch führt selbst an diesen Punkt die Hoffnung auf Konfliktvermeidung gelegentlich zu Verschleierungen. Worte wie „stellvertretender Sühnetod“ – inhaltlich natürlich mit einer Bedeutung belegt, die von der christlichen vollkommen abweicht – werden immer noch von Zeit zu Zeit gebraucht. Trotz der Verwendung solcher traditioneller Begrifflichkeiten machen es liberale Prediger ganz deutlich, was sie eigentlich denken. Mit Abscheu sprechen sie von denen, die glauben, dass „das Blut unseres Herrn, vergossen in einem stellvertretenden Tod, dazu dient, einen entfremdeten Gott versöhnlich zu stimmen, und es möglich macht, dass er den zurückkehrenden Sünder willkommenheißt“. Jede verfügbare Waffe, Karikatur wie Verunglimpfung, wird gegen die Lehre vom Kreuz in Stellung gebracht. Und damit schütten sie ihren Zorn und ihre Verachtung auf etwas aus, das so heilig und wertvoll ist, dass sich in seiner Gegenwart die Herzen von Christen in einer Dankbarkeit auflösen, für die es keine Worte gibt. Es scheint modernen Liberalen nie bewusst zu werden, dass sie auf Menschenherzen herumtrampeln, wenn sie die christliche Lehre vom Kreuz verspotten. 

Zitate

Melanchthon: Vergebung ist unentgeltliche Wohltat Christi

Phlipp Melanchthon (Loci praecipui theologici 1559, Bd. 2, 2020, S. 173):

So also muss man denken: Die Vergebung der Schuld und die Vergebung des ewigen Todes sind verbunden. Dies nämlich ist die eine und dieselbe unentgeltliche Wohltat Christi, und die Schuld wegnehmen heißt den Zorn Gottes besänftigen, und nichts anderes ist der ewige Tod, als den fürchterlichen und den unsäglichen, andauernden Zorn Gottes zu spüren, so wie Johannes sagt: „Der Zorn Gottes bleibt üiberihm. Wir sollen also wissen, dass die Schuld und der ewige Tod zugleich weggenommen werden wegen Christus, nicht wegen irgend ciner Aufrechnung von uns. Deshalb sagt Paulus: „Der Stachel des Todesist die Sünde, Gott [sei) der Dank, der uns den Sieg gibt durch unsernHerrn Jesus Christus.“ Und Römer 6: „Das Geschenk Gottes [ist] das ewigeLeben durch Jesus Christus.“ Und Hosea 13: „Ich werde dein Tods sein,Tod, und dein Verderben, Hölle.“ Deswegen muss im Glauben erkannt werden,dass wir wegen Christus gnadenhalber befreit werden von Schuld und vom ewigen Tod. So wie Paulus sagt: „Gerechtfertigt durch den Glauben haben wir Frieden bei Gott.“ Die Wohltaten Christi sind die folgenden: Die Schuld wegzunehmen und den ewigen Tod, das heist, den gewaltigen Zorn Gottes zu besänftigen. Deshalb beleidigt einer Christus, wenn er den Erlass des ewigen Todes unserer Erstattung überträgt.

Bücher, Syst. Theologie

Craig: Sühne und der Tod Christi

Craig AntonementDonald Macleod hat William Lane Craigs Buch Atonement and the Death of Christ: An Exegetical, Historical, and Philosophical Exploration gelesen. Er schreibt:

Zudem betont Craig die Tatsache, dass es innerhalb der göttlichen Regierung keine solche Gewaltenteilung gibt, wie wir sie in modernen westlichen Demokratien kennen. Gott übt selbst die drei Funktionen des Gesetzgebers, des Richters und der Exekutive aus. Daher besitzt er das Vorrecht, zu verkündigen, was Gesetz ist, über Verstöße gegen das Gesetz zu richten und Gesetzesbrecher zu bestrafen. An keiner Stelle haben wir das Recht, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Und am allerwenigsten haben wir ein Recht, von ihm zu fordern, er müsse Sünde einfach so vergeben. Worauf Craig hier nicht eingeht: Letzteres würde auf einen Schlag jedes menschliche Rechtssystem zunichtemachen und zu dem absurden Schluss führen, dass zwar Gott kein Recht hätte, ein Geschöpf zu bestrafen, während ein Geschöpf aber durchaus berechtigt wäre, ein anderes zu bestrafen.

Menschlich gesprochen stand Gott vor einem Dilemma: Sünde straflos durchgehen zu lassen würde bedeuten, das Universum an das uneingeschränkte Böse auszuliefern. Dem Gesetz strikt zu folgen würde bedeuten, die gesamte Menschheit zum ewigen Tod zu verurteilen. Die einzige Möglichkeit, um diesem Dilemma zu entkommen, bestand darin, eine Lockerung des Gesetzes zuzulassen. Im Rahmen der christlichen Versöhnungslehre bedeutet Lockerung, dass Gott dem Einen (Christus) erlaubt, den Platz der Vielen einzunehmen. Mit anderen Worten: die Strafe stellvertretend auf sich zu nehmen, stellvertretende Sühne zu leisten.

Mehr: www.evangelium21.net.

Bücher, Theologie

Das alte Evangelium neu entdecken

Das alte Evangelium neu entdecken CoverDas Booklet Das alte Evangelium neu entdecken enthält das Einführungsessay von Dr. J.I. Packer, das der Neuherausgabe des Originalwerks von John Owen, The Death of Death in the Death of Christ, vorangestellt war. Das Essay ist einer der meistgelesenen Texte Packers und hat – obwohl die Erstveröffentlichung schon über 60 Jahre zurückliegt – seine Aktualität nicht verloren. Es enthält eine pointierte Darstellung und Verteidigung des „alten“ Evangeliums und lässt sich unabhängig vom Werk Owens lesen. Packer beleuchtet sehr klar die Folgen für den Glauben und die Predigt, wenn das „alte“ durch ein anderes, „neues“ Evangelium ersetzt wird.

Das Booklet kann hier als PDF-Datei heruntergeladen oder als Druckversion bestellt werden: www.evangelium21.net.

Praktische Theologie, Akzente

Anselm Grün: Gott braucht keine Sühne

Manche Leute meinen, Pater Dr. Anselm Grün würde das christliche Evangelium sanft umdeuten. Wer den Vortrag „Tod und Auferstehung Jesu als Bild christlicher Hoffnung“ gehört hat, sollte verstehen können, dass er das Evangelium nicht sanft, sondern wesentlich umdeutet. Verlorengehen heißt für ihn, sich selbst verlieren, Tod und Auferstehung ist das Geheimnis unseres Lebens, Golgatha befreit mich von den Erwartungen anderer, erlaubt, dass ich „Ich“ sein kann.  Ostern heißt, dass wir aufstehen aus dem Grab unserer Angst und Zuschauerrolle. Und so weiter. Nach Anselm Grün ist der Tod am Kreuz keine stellvertretende Sühne, sondern Veranschaulichung und Vollendung der Liebe Gottes. Leider muss man es so sagen: Was Grün verkündigt, ist ein Pseudoevangelium.

Musste Jesus sterben, um uns Rettung zu bringen? Die Schrift sieht das anders als Pater Grün.

Während wir daran gewöhnt sind, davon zu sprechen, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat (vgl. Apg 4,10; 5,30), macht es uns gewisse Schwierigkeiten, zu akzeptieren, dass die Kreuzigung ebenso Gottes Bestimmung war. Dabei spricht die Bibel durchaus davon, dass in der Kreuzigung Gott seinen Sohn in den Tod gegeben hat und er sterben musste. Während wir auf der einen Seite daran festhalten, dass die Menschen durch ihre Sünde den unschuldigen Sohn ans Kreuz gebracht haben, halten wir Golgatha zugleich auch für ein Heilstat Gottes.

Einige Beispieltexte. Ein sehr starker Text ist Röm 8,32:

Er [Gott, vgl. V. 31], der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?

Apg 2,23 spricht davon, dass Jesus von Nazareth gemäß Gottes „unumstößlichem Ratschluss“ (griech. ὡρισμένῃ βουλῇ, ōrysmenē boulē) getötet werden musste. Jesus starb folglich, weil Gott es so geplant hat. In Apg 2,22–24 lesen wir:

Israeliten, hört diese Worte: Jesus von Nazaret, einen Mann, der sich vor euch als Gesandter Gottes ausgewiesen hat durch machtvolle Taten und Wunder und Zeichen, die Gott – wie ihr selbst wisst – mitten unter euch durch ihn getan hat, ihn, der nach Gottes unumstößlichem Ratschluss und nach seiner Voraussicht preisgegeben werden sollte, habt ihr durch die Hand gesetzloser Menschen ans Kreuz geschlagen und getötet. Ihn hat Gott auferweckt und aus den Wehen des Todes befreit, denn dass er in dessen Gewalt bleiben könnte, war ja unmöglich.

In Apg 4,28 erklärt gemäß dem lukanischen Bericht die Gemeinde in einem gemeinsamen Gebet, dass Herodes und Pontius Pilatus zusammen mit den Heiden und dem Volk Israel getan haben, was Gottes Hand und „Ratschluss zuvor bestimmt hatte, damit es geschehen sollte“.

Auch die Leidensankündigungen in den Evangelien sprechen davon, dass Jesus leiden musste. In Mk 8,31 schreibt der Evangelist über Jesus:

Und er begann sie zu lehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten und den Hohen Priestern und den Schriftgelehrten verworfen und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.

Markus gebraucht für das „Muss“ seines Totes das griechische δεῖ (dei), welches eine Notwendigkeit bezeichnet. Das Verbum steht für eine göttliche, unabwendbare Bestimmung (vgl. Bauer, WB6, Sp. 343 u. EWNT, Bd. 1, Sp. 668–671. Siehe auch die Untersuchung: W. J. Bennett, „The son of man must …“, in: Novum Testamentum 17 (1975), Nr. 2, S. 113–129). In den dann folgenden Leidensankündigungen gebraucht Markus das passivum divinum und drückt damit aus, dass Jesus von Gott dahingeben wurde (vgl. Mk 9,31; 10,33).

Bei Lukas ist die Rede von der Notwendigkeit des Leidens und Sterbens Jesus ebenfalls zu finden. Bevor der Menschensohn wiederkommt, „muss [griech. δεῖ, dei] er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht“ (Lk 17,25). „Der Menschensohn muss [griech. δεῖ, dei]“ – lesen wir in Lk 24,7 – „in die Hände von sündigen Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.“

Im Johannesevangelium ist ähnlich von einem „Muss“ des Erhöhtwerdens des Menschensohnes die Rede. Joh 3,13–15 sagt beispielsweise:

Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Menschensohn. Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss [griech. δεῖ, dei] der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.

Dass die Erhöhung die Kreuzigung einschließt, wird anhand von Joh 12,32–33 offensichtlich. Der Evangelist zitiert und kommentiert dort eine Rede Jesu:

Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt, jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich von der Erde weggenommen und erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das aber sagte er, um anzudeuten, welchen Tod er sterben sollte.

Dieses „Muss“ des Sterbens erschließt sich uns noch tiefer, wenn wir erkennen, dass hier an die alttestamentliche Leidensapokalyptik angeknüpft wird. Jesu Tod ist schriftgemäß, da er schon im Alten Testament ankündigt ist. So spricht Mt 26,24 davon, dass der Sohn des Menschen dahingeht, „wie von ihm geschrieben wird“. Bei seiner Verhaftung begründet Jesus gegenüber den Jüngern die Gewaltlosigkeit mit der Aussage: „Doch wie würden dann die Schriften in Erfüllung gehen, nach denen es so geschehen muss?“ (Mt 26,54).

Lukas berichtet in seinem Evangelium, das schon im Gesetz, bei den Propheten und in den Psalmen darüber geschrieben ist, dass der Menschensohn sterben muss. In Lk 24,44–48 ist zu lesen (vgl. 9,22–23):

Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch mit euch zusammen war: Alles muss erfüllt werden, was im Gesetz des Mose und bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. Dann öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften und sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Gesalbte wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird allen Völkern Umkehr verkündigt werden zur Vergebung der Sünden – in Jerusalem fängt es an –, und ihr seid Zeugen dafür.

Den Jüngern von Emmaus erklärte der auferstandene Christus (Lk 24,25–27):

Da sagte er zu ihnen: Wie unverständig seid ihr doch und trägen Herzens! Dass ihr nicht glaubt nach allem, was die Propheten gesagt haben! Musste der Gesalbte nicht solches erleiden und so in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften über ihn steht.

Als Paulus und Silas auf der zweiten Missionsreise in Thessalonich ankamen, predigte der Apostel auf der Grundlage alttestamentlicher Schriften und sagte (Apg 17,2–3):

Er öffnete ihnen die Augen und legte ihnen dar, dass der Gesalbte leiden und von den Toten auferstehen musste, und er sagte: Dieser Jesus, den ich euch verkündige, ist der Gesalbte!

Auf welche alttestamentlichen Ankündigungen beruft sich Jesus hier? Der Befund ist so umfangreich, dass ich nur einige wenige Stellen nennen kann. Im Blick auf das Leiden es Menschensohnes am Kreuz ist Ps 22 sehr bedeutsam. In Psalm 22,2–3 lesen wir als Ankündigung der Gottesferne bei der Kreuzigung (vgl. Mt 27,46; Mk 15,34):

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meiner Rettung, den Worten meiner Klage? Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du antwortest nicht, bei Nacht, doch ich finde keine Ruhe.“

Schon im Gesetz, also bei Mose, sind Hinweise auf den Tod des unschuldigen Menschensohnes zu finden. In Gal 3,13 teilt Paulus uns mit, dass Christus, obwohl unschuldig, den Tod eines Verbrechers am Holz starb. Hier erfüllt sich, was wir schon in 5Mose 21,22–23 vernehmen:

„Und wenn jemand ein todeswürdiges Verbrechen begeht und er getötet wird und du ihn an einen Pfahl hängst, darf sein Leichnam nicht über Nacht am Pfahl hängen bleiben, sondern du musst ihn noch am selben Tag begraben. Denn ein Gehängter ist von Gott verflucht, …“

Jesu Tod ist also kein „Zufall, Missgeschick oder Betriebsunfall“, sondern in den Schriften angekündigte Tat Gottes. Deshalb schreibt Paulus den Korinthern in 1Kor 15,3:

Denn ich habe euch vor allen Dingen weitergegeben, was auch ich empfangen habe: dass Christus gestorben ist für unsere Sünden gemäß den Schriften, …

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner