John Owen

Was ist unsere Rechtfertigung oder Gerechtigkeit vor Gott?

Das Verhältnis zwischen Richard Baxter (1615–1691) und John Owen (1616–1683) war durch gegenseitigen Respekt, aber auch sehr kontroverse Auseinandersetzungen geprägt. Beide gehörten zu den bedeutendsten puritanischen Theologen des 17. Jahrhunderts in England, standen jedoch bei gewichtigen Punkten gegeneinander. Ein besonderes Kampffeld war die Rechtfertigungslehre. Baxter wollte zwischen Positionen des Calvinismus, des Arminianismus und des Katholizismus vermitteln. Seine Sichtweise lässt sich als eine moderat synergistische Form der Rechtfertigungslehre beschreiben. Die Lehre von der imputatio iustitiae Christi (dt. Zurechnung der Gerechtigkeit Christi im juristischen Sinne), wie sie von vielen reformorierten Theologen vertreten wurde und wird, lehnte Baxter ab (vgl. hier).

Owen war sehr besorgt über diese Form der Vermittlungstheologie und hat sie als semi-pelagianisch oder neonomistisch kritisiert. In The Doctrine of Justification by Faith through the Imputation of the Righteousness of Christ; Explained, Confirmed, and Vindicated (erschienen 1677) warf er Baxter vor, eine neue Form der Gerechtigkeit durch Werke unter dem Mantel des Evangeliums vermitteln zu wollen. Positiv und kompakt formulierte Owen die reformierte Position in seinem Kurzen Katechismus. Im Kapitel XIV ist über die Rechtfertigung zu lesen (John Owen, The Works of John Owen, Bd. 1 (Edinburgh: T&T Clark, o. J.), S. 487):

Frage 1: Sind wir aufgrund unseres Glaubens gerecht und errettet, wenn wir frei erwählt sind?

Antwort: Nein, sondern allein durch die Zurechnung der Gerechtigkeit Christi, die durch den Glauben erfasst und angewendet wird; allein dafür nimmt uns der Herr als heilig und gerecht an. Jes 43,25; Röm 3,23–26; 4,5.

Frage 2: Was ist dann unsere Rechtfertigung oder Gerechtigkeit vor Gott?

A. Die gnädige, freie Handlung Gottes, die einem gläubigen Sünder die Gerechtigkeit Christi zurechnet und ihm dafür Frieden mit seinem Gewissen in der Vergebung seiner Sünden zuspricht – ihn für gerecht und vor ihm angenommen erklärt. 1Mo 15,6; Apg 13,38.39; Lk 18,14; Röm 3,24.26.28; 4,4–8; Gal 2,16.

Frage 3: Sind wir dann nicht durch unsere eigenen Werke vor Gott gerecht?

Antwort: Nein, denn aus sich selbst heraus können sie weder seine Gerechtigkeit befriedigen, noch sein Gesetz erfüllen, noch seiner Prüfung standhalten. Ps 130,3.4; 143,2; Jes 64,6; Lk 17,10.

Das alte Evangelium neu entdecken

Das alte Evangelium neu entdecken CoverDas Booklet Das alte Evangelium neu entdecken enthält das Einführungsessay von Dr. J.I. Packer, das der Neuherausgabe des Originalwerks von John Owen, The Death of Death in the Death of Christ, vorangestellt war. Das Essay ist einer der meistgelesenen Texte Packers und hat – obwohl die Erstveröffentlichung schon über 60 Jahre zurückliegt – seine Aktualität nicht verloren. Es enthält eine pointierte Darstellung und Verteidigung des „alten“ Evangeliums und lässt sich unabhängig vom Werk Owens lesen. Packer beleuchtet sehr klar die Folgen für den Glauben und die Predigt, wenn das „alte“ durch ein anderes, „neues“ Evangelium ersetzt wird.

Das Booklet kann hier als PDF-Datei heruntergeladen oder als Druckversion bestellt werden: www.evangelium21.net.

Von der Abtötung der Sünde

Owen Von der AbtoetungSebastian Götz stellt ein bedeutendes Werk zur Sündenlehre vor, nämlich John Owens Buch Von der Abtötung der Sünde. Er schreibt:

Wie werde ich die Sünde los? Jeder aufrichtige Christ wird sich diese Frage von Zeit zu Zeit stellen. Der eine geht mit eiserner Disziplin gegen einzelne Sünden vor und schafft es vielleicht, die eine oder andere Sünde unter dem Deckel zu halten. Falls es gelingt, steht aber oft schon die nächste Sünde vor der Tür, im Zweifel der Stolz über das Erreichte. Ein anderer gibt möglicherweise frustriert auf, weil er denkt, dass er keine Chance hat, siegreich zu sein. Er hofft, dass Gott ihm irgendwie gnädig sein wird. Trotzdem schlägt ihn die Sünde immer wieder zu Boden. J.I. Packer beschreibt im Vorwort des hier besprochenen Buches, welche „Kampfmethode“ er selbst als junger Christ kennengelernt hat. Er dachte, er müsse einfach alles loslassen und es dem Christus in ihm überlassen, zu kämpfen. Zu dieser Zeit wusste er allerdings noch nicht, dass ein bekannter Pastor, der diese Strategie lebte und lehrte, sich völlig verausgabt und einen vollständigen Nervenzusammenbruch erlebt hatte.

Gibt es  noch einen anderen Weg, mit der Sünde umzugehen? Hilft nur eiserne Selbstdisziplin, Frustration oder das höhere, geistliche Leben? Der englische Puritaner John Owen beschreibt, wie Nachfolger von Jesus Christus Sünde Stück für Stück abtöten können. Sein Buch Von der Abtötung der Sünde ist eigentlich eine ausgearbeitete Zusammenstellung von seelsorgerlichen Predigten zu Römer 8,13. Dort steht: „Wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet ihr leben“. Die Predigten wurden ursprünglich in Oxford gehalten und erstmalig 1656 veröffentlicht. Obwohl das Buch nicht einfach zu lesen ist, wurde das Werk sehr bekannt. J.I. Packer, der die oben beschriebenen Verirrungen am eigenen Leib erfahren hat, bekennt sogar: Owen „half mir, mich als Christ selbst zu verstehen und vor Gott demütig und aufrichtig zu leben, ohne vorzutäuschen, entweder jemand zu sein der ich nicht bin, oder nicht zu sein, was ich bin“ (S. 16).

Mehr: www.evangelium21.net.

Das Buch kann beim 3L Verlag bestellt werden.

John Owen als christlicher Psychologe

Owen on the christian life verschobenCarl R. Trueman schreibt in seinem Vorwort zur einem neuen Buch über John Owen:

We live in an age when the challenges to Christianity, theological and practical (if one can separate such), are pressing in from all sides. Perhaps the most obvious challenge is the issue of homosexuality. Given the high pastoral stakes in this matter, it is important that we make the right decisions.What has this to do with the thought of a man who died nearly 350 years ago? Simply this: in our era much practical thinking is driven by emotions. Emotions are enemies of fine distinctions. And yet the ethical and practical issues facing the church today demand precisely such fine distinctions if we are to do our task as pastors and church members: comfort the brokenhearted and rebuke those at ease in their sin. And John Owen was of an era when fine distinctions were part of the very fabric of practical theology.

Like one of his great theological heroes, Augustine, Owen was an acute psychologist of the Christian life. Further, as part of the great post-Reformation elaboration and codification of Reformed orthodoxy, he was adept at careful distinctions and precise argument. Finally, as a pastor and preacher, he constantly brought these two things together in practical ways in his congregation. We might add that the pastoral problems in the seventeenth century—greed, sex, anxiety, marital strife, petty personal vendettas — have a remarkably familiar and contemporary feel.

Hier eine Leseprobe zu Owen on the Christian Life-owen-on-the-christian-life.pdf.

John Owen: Versuchung überwinden

Ich lese derzeit den sechsten Band der Werke von John Owen. Nebenbei habe ich herausgefunden, dass Kelly Kapic und Justin Taylor wichtige Texte von Owen zum Thema „Sünde und Versuchung“ vor neun Jahren in einem Band zusammengestellt und erläutert haben. Kelly Kapic schreibt dort – und das ist für die Seelsorge sehr wichtig:

OvercomingSinAndTemptation  verschoben

The goal of the Christian life is not external conformity or mindless action, but a passionate love for God informed by the mind and embraced by the will. So the path forward is not to decrease one’s affections but rather to enlarge them and fill them with “heavenly things.” Here one is not trying to escape the painful realities of this life but rather endeavoring to reframe one’s perspective of life around a much larger canvas that encompasses all of reality. To respond to the distorting nature of sin you must set your affections on the beauty and glory of God, the loveliness of Christ, and the wonder of the gospel: “Were our affections filled, taken up, and possessed with these things . . . what access could sin, with its painted pleasures, with its sugared poisons, with its envenomed baits, have unto our souls?” Resisting sin, according to this Puritan divine, comes not by deadening your affections but by awakening them to God himself. Do not seek to empty your cup as a way to avoid sin, but rather seek to fill it up with the Spirit of life, so there is no longer room for sin.

Das Buch Overcoming Sin and Temptation von John Owen kann hier heruntergeladen werden: OvercomingSinAndTemptation.pdf.

John Owen: Die gesammelten Werk

Der britische Puritaner John Owen (1616–1683) ist in Deutschland leider kaum bekannt. Der Theologe und Prediger, der nach der Wiederherstellung der Monarchie unter Karl II. aus der Staatskirche ausgeschlossen wurde, gilt nach wie vor als eine wertvolle Quelle für geistliche Inspirationen.

Hier Verweise auf seine Werkausgabe in 16. Bänden, hrsg. von William H. Gold, die inzwischen legal um Netz angeboten wird:

The Works of John Owen

VD: theessentialowen.com.

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Der 3L-Verlag hat übrigens ein Buch von John Owen in deutscher Sprache herausgegeben: Die Herrlichkeit Chrisi.

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