Tim Keller hat kürzlich in Berlin auf einer Konferenz gesprochen und am 23. Oktober über das Thema »Die Schönheit Gottes: Veränderung durch Gnade« (Psalm 27) im »Berlinprojekt« gepredigt.
Hier ein Mitschnitt der Predigt (leider ohne Übersetzung):
[podcast]http://www.berlinprojekt.com/downloads/2011-10-23_ps27_veraenderung_t-keller.mp3 [/podcast]
Danke für den Link … es ist immer „schön“ Keller zu hören, … was ich mich aber schon öfter gefragt habe: Wenn er von „Schönheit“ (NIV: beauty) spricht, warum steht in meiner ELB „Freundlichkeit“? Deckt der hebräische Begriff beides gleichermaßen ab? Wie kommt es, dass im Englischen nicht z.B. „kindness“ verwendet wird? (Wenn ich in seiner Predigt „kindness“ statt „beauty“ einsetze klingt vieles nicht mehr so anziehend für mich … liegt das an mir?)
lG Martin
@Martin: Halte Dich an die King James und alles in in Ordnung. 😉
Da steht ’nozam‘, kann wohl mit pleasantness, beauty, kindness, favor übersetzt werden. M.W. kommt das Wort in dieser Form nur in Ps 27,4 vor, so dass eine genauere Übersetzung schwer zu ermitteln sein dürfte. Aber es wird Untersuchungen dazu geben. Ich glaube, Schönheit passt gut.
Die letzte Frage wirst Du Dir selbst beantworten müssen: Warum kannst Du mit Schönheit mehr anfangen als mit Freundlichkeit?
Liebe Grüße, Ron
Das Wort kommt auch in den Sprüchen und bei Sacharia noch vor – alelrdings nicht mit derselben Präposition wie in Ps 27, 4.
@ Ron – steht bei dir ein „z“ (tsadhe) im Wort? Warum glaubst du, dass Schönheit [in dem besagten Vers] gut passt? (Falls dir eine diesbezügliche Untersuchung unterkommt, wäre ich für einen Hinweis wirklich dankbar.) Was ist mit Ps 90,17 / Spr 3,17 (wo nichtmal KJ „beauty“ verwendet) / Sach 11,7+10? Aber eigentlich habe ich aus meiner Not heraus gefragt, weil ich mir auf der einen Seite soo wünsche, dass Gott schön (so wie wir den Begriff im Deutschen verwenden) ist, und dass ich mich daran erfreuen kann … auf der anderen Seite die Bibelstellen das aber nicht so leicht hergeben – viele Illustrationen, die Keller verwendet hat, passen einfach nur zum Begriff „Schönheit“ und überhaupt nicht zu „Freundlichkeit“ (So, das dringende Bedürfnis, es jemand anderem mitzuteilen, wenn man etwas Schönes sieht, oder der Begriff der „weiblichen Schönheit …. ich befürchte, du hast die Predigt evt. selber gar nicht gehört 🙁 ) Genau deshalb kann ich mir aber die Frage… Weiterlesen »
@Martin: Ich habe tatsächlich nicht die ganze Predigt gehört. 😉
Leider habe ich nicht so viele AT-Kommentare hier. Vielleicht kann ja Christoph mal in der FTH nachschauen. Dort dürfte eine kaum überbietbare Sammlung von Kommentaren und Wörterbüchern zur Verfügung stehen.
Ohne das ich mir die Predigt nun noch anhöre: Ich kann mir vorstellen, dass Keller von C.S. Lewis inspiriert ist. Es gibt von ihm ein Essay: „The Fair Beauty of the Lord“. Vielleicht wäre das mal was für Dich? Müsste in diesem Buch enthalten sein:
Liebe Grüße, Ron
Falls das Bedeutungsspektrum des Wortes tatsächlich Schönheit und Freundlichkeit umfasst, scheint mir Schönheit sprachlich besser zu passen, da das Wort das Objekt zu „sehen“ ist und „Freundlichkeit“ weniger natürlcih Sichtbarkeit umfasst als „Schönheit“. Vielleicht könnte man so sagen: es geht um n’m Gottes an sich, und nicht n’m Gottes für/gegenüber/gerichtet auf jemand anderen (was dann eher Freundlichkeit wäre, etwa eventuell in Sacharja).
Im Ugaritischen scheint der Stamm auch vorzukommen mit ähnlcihem Bedeutungsspektrum, und als Adjektiv mit der Bedeutung „schön“ insbesondere in Verbindung mit Göttern oder ganz besonderen Menschen/Helden (DUL2 S. 613f).
Word Biblical Commentary übersetzt auch mit „to gaze upon the beauty of the Lord“ und legt es dann aus: „not to be interpreted literally, but as implying the the extraordinary experience of God‘s beauty and glory as symbolized in the temple, specifically in the Ark.“
Das Theologische Wörterbuch des Alten Testaments (TDOT) schreibt, dass die Bedeutung „Freundlichkeit Gottes“ höchst zweifelhaft ist („highly dubious“ – ich habe das TDOT nur auf englisch). Ausserdem zeigt TDOT auf, dass die Verbalform und Adjektivform von
no´am nämlich na´am bzw. na´im mehrere Male in der Liebesdichtung und da vor allem im Hohelied der Liebe vorkommen, z.B. Hohelied 7:7: „Wie schön bist du…“. Darum scheint mir Tim Kellers Vergleich mit der Schönheit einer Frau berechtigt.