Bei Evangelium21 wurde Tim Keller Rezension des Buches Herrschaft von Tom Holland veröffentlicht. Darin ist zu lesen:
Grundsätzlich gilt, dass sich die Relevanz von Hollands neuem Buch Herrschaft: Die Entstehung des Westens kaum überschätzen lässt. Holland argumentiert gut lesbar und außerordentlich gut dokumentiert, dass die zentralen Werte und Prioritäten der modernen, westlichen, säkularen Kultur tatsächlich dem Christentum entstammen. Und selbst in der heutigen Zeit, in der der Großteil der gebildeten Schichten das Christentum aufgegeben hat und die Religiosität auch in der Bevölkerung stark rückläufig ist, hat das Christentum einen so anhaltenden und durchdringenden Einfluss, dass wir die Kirche nicht für ihr Versagen verurteilen können, ohne uns dabei auf christliche Lehren und Überzeugungen zu berufen.
In einer langen, aber zugänglichen Darstellung entfaltet Holland einen Grundgedanken, der erstmals von Friedrich Nietzsche (1844–1900) formuliert wurde. Nietzsche sah, wie die Gebildeten Europas dem Christentum den Rücken kehrten und sich als wissenschaftliche Freidenker stilisierten, die angeblich ohne Gott lebten. Allerdings, argumentierte Nietzsche, glaubten sie immer noch an Menschenrechte, die Würde eines jeden Menschen, den Wert der Armen und Schwachen und an die Notwendigkeit, sich um sie zu kümmern und für sie einzutreten. Sie glaubten immer noch, dass Liebe ein großer Wert ist und wir unseren Feinden vergeben sollten. Sie glaubten immer noch an moralische Absolute – dass manche Dinge gut und andere Dinge böse sind – und insbesondere daran, dass es falsch ist, die Machtlosen zu unterdrücken.
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In einem Interview sagt Tom Holland, er habe seinen Glauben verloren. Sein Buch kann man als sein Sich-Ausweinen darüber lesen. Er wirkt ein wenig so, als habe ihm jemand als Kind eröffnet: Nein, die Erde ist nicht flach, sie ist eine Kugel. Der Schock sitzt tief. Man spürt, dass er das Christentum nicht wie ein KH-Deschner hasst, aber zwischen den Zeilen merkt man ihm durchaus an, wie stark er den christlichen Vorstellungswelten auch die Verbrechen unserer Blutgeschichte anlastet. Man sollte die Geschichte übrigens schon kennen, sonst tut man sich stellenweise etwas schwer, denn der Autor führt seine Figuren oft nur mit dem Vornamen ein und erwähnt bekannte Größen nicht, die man an der jeweiligen Stelle erwarten würde, aber das dürfte der Kürze des Werks geschuldet sein und tut seinem Ansatz keinen Abbruch. „Herrschaft“ ist eine Ideengeschichte. Tom Holland ist ehrlich und glaubt an seine Ideenwelt. Ist der hohe Blutzoll der Geschichte wirklich dem Christentum anzulasten, ja? Nach der Lektüre wird… Weiterlesen »
Erstaunlicher, als dass es säkulare Menschen gibt, die an Menschenrechte, die Würde eines jeden Menschen, den Wert der Armen und Schwachen und an die Notwendigkeit, sich um sie zu kümmern und für sie einzutreten glauben, sowie dass es falsch ist, die Machtlosen zu unterdrücken ist doch die Tatsache, dass es selbsternannte Christen gibt, die mit ihrer Politik genau das Gegenteil tun – Nietzscheaner im Schafspelz sozusagen. Was Nietzsche wohl dazu sagen würde?