Jörg Albrecht hat für die FAZ eine kleine Geschichte des Rorschach-Tests geschrieben.
Nachdem Rorschach den Kleckstest rund zweihundert Psychiatriepatienten vorgelegt hatte, war er überzeugt, ein System gefunden zu haben, mit dem sich das Wesen einer Person geradezu mathematisch beschreiben ließ. Hohe F-Werte verrieten demnach Intelligenz, aber auch Pedanterie. Lagen gar keine B-Deutungen vor, handelte es sich sehr wahrscheinlich um depressiv Verstimmte oder Debile. Hinter vergleichsweise wenigen Fb-Deutungen konnten sich Maniker, Labile oder Neurotische verbergen. Und so fort. Am Ende fällte Rorschach ein Gesamturteil: »Die Versuchsperson ist ein guter praktischer Arbeiter, stereotyp, aber strebsam.« Oder: »Vielseitig begabt, sehr gründlich in allem, was ihn interessiert, aber unstet und leicht zu anderem überspringend.«
… Der Kern des Ichs, dieses unfassbare Gebilde, schien auf einmal dingfest gemacht. Und das auch noch in Prozentsätzen und Zahlen. Rorschachs Schüler gingen alsbald daran, sein Formelwerk zu perfektionieren.
Warum der Test, der über das Leben so vieler Menschen mitentschieden hat, in Deutschland kaum noch angewendet wird, kann man hier erfahren: www.faz.net.