Allgemein

Sämtliche allgemeinen Beiträge.

Frohe Weihnachten!

Damit war die Distanz, die Sünde zuvor zwischen dem schuldigen Mensch und seinem heiligen Gott geschaffen hatte FÜR IMMER überwunden. Ein Schuldloser war an die Stelle des Schuldigen getreten, um dessen Urteil anzunehmen. Jetzt ist der Schuldige – ich und du – frei. Aus Gnade.

Ich wünsche allen frohe Weihnachten! 

Weihnachten 2024

Wir nähern uns der Adventszeit 2024. Schon in wenigen Wochen feiern wir wieder Weihnachten. Vielleicht sogar bewusster, als in den letzten Jahren. Denn die Krisen im Land und in der Welt lassen besser erahnen, wie verloren die Welt ist und wie sehr wir auf einen Retter angewiesen sind. Auch wenn die Finsternis es nicht ergreift – das Licht scheint.

Ich möchte mich auch in diesem Jahr bei allen TheoBlog-Lesern für das Interesse, die Dialoge sowie die vielen anregenden Kommentare bedanken! Schön, dass sich so viele Leute hier Anregungen und Denkanstöße einholen.

In diesem Jahr gibt es leider keine Weihnachtsaktion mit einer Verlosung der Bibelsoftware Logos. Wie viele Leser gewiss mitbekommen haben, hat die Firma Faithlife auf eine Abo-Modell umgestellt. In Zukunft werden also keine Versionen mehr angeboten, sondern verschiedene Abonnements angeboten. Weitere Informationen dazu gibt es hier: de.logos.com.

Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass die Arbeit für den TheoBlog Zeit und auch Geld kostet. Besonders seit der Verabschiebung der Europäischen Datenschutzverordnung sind die Kosten für datenschutzkonforme Dienste in die Höhe geschossen. Auch Abos für Zeitschriften etc. haben ihren Preis. Daher bin ich dankbar für jeden, der mit einer Spende dem TheoBlog „unter die Arme greift“. Dafür gibt es eine Bankverbindung oder ein Paypal-Formular.

Vielen Dank für Deine Unterstützung!

John Warwick Montgomery (1931–2024)

Am 25. September 2024 ist John Warwick Montgomery heimgegangen. Montgomery war nicht nur ein exzellenter Anwalt, er war vor allem ein scharfsinniger, lutherischer Apologet des christlichen Glaubens. Hohe Bekanntheit erlangte er innerhalb der christlichen Szene durch seine Konfrontationen mit Cornelius Van Til. Während Van Til als Pionier der tranzendentalen Apologetik gilt, machte sich Montgomery einen Namen als evidenzbasierte Apologet (vgl. hier).

Vor etlichen Jahren habe ich Montgomery bei der Realisation einiger seiner Buchprojekte unterstützt, darunter der Tractatus logico-theologicus, Christ as Centre and Circumference und Christ Our Advocate [#ad]. In der Zusammenarbeit mit ihm konnte ich viel lernen, vor allem Akribi.

In Erinnerung an John Warwick Montgomery möchte ich nochmals veröffentlichen (vgl. hier), wie er sich an eine Vorlesung von Karl Barth erinnerte:

Barth in Chicago

Als ehemaliges Mitglied der theologischen Fakultät der Universität von Chicago besuchte ich vom 23. bis zum 27. April 1962 die Vorlesungen und Diskussionen von und mit Karl Barth. Ich hatte beträchtliche theologische Erwartungen, verließ die Veranstaltung jedoch auf sehr zwiespältige Weise bewegt.

Positiv betrachtet kann man Barth die stärkste, klarste Darstellung des Evangeliums zuschreiben, die es an der Universität von Chicago je gegeben hat. Ohne jegliche Entschuldigung oder anspruchsvolle Sinnverschleierung predigte Barth eine treffende, auf objektive Weise Christus in den Mittelpunkt stellende Botschaft von Gottes barmherziger Annahme des sündigen Menschen durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes.

Eine solche Botschaft hätte in keinem größerem Kontrast zu Chicagos theoogischer Fakultät stehen können, die ihrer „Divinity School“ schon in frühen Zeiten der Universitätsgeschichte durch ihre sozialgeschichtliche Interpretationsmethode des Christentums einen Namen gemacht hatte. Diese Methode wurde hauptsächlich von Shailer Mathews, Shirley Jackson Case, G.B. Smith, und J.M.P. Smith entwickelt und vertritt im wesentlichen die Meinung, dass
„Religion vor allem ein Phänomen des sozialen Erlebens eines bestimmten kulturellen Zeitalters“ ist, so die Bescheibung eines derzeitigen Mitgliedes des theologischen Fachbereiches, Bernard Meland. Barths Auffassung zufolge, die sich durch seine Kirchliche Dogmatik hindurch zieht, dürfe man das Christentum nie als „Religion“ in diesem Sinne bezeichnen, denn letztendlich ist es nicht das Produkt sozialer Erfahrungen des Menschen, sondern vielmehr das Ergebnis des offenbar gewordenen Wirkens des Wortes Gottes. Als Antwort auf eine Diskussionsfrage, gestellt von Schubert Ogden (ehemals tätig an der SMU und nun ebenfalls an der Universität von Chicago), entgegnete Barth:

Es ist stets eine meiner primären Absichten gewesen, die Eigenständigkeit der Theologie gegenüber der Philosophie und somit auch gegenüber dem zugehörigen Feld der Religion deutlich zu machen.

In einem theologischen Umfeld, das beständig von einer Verwirrtheit im Bezug auf besondere und allgemeine Offenbarungen geprägt ist, erschien Barth wie ein wiedererstandener George Fox, der ausruft „Wehe dir, elende Stadt Chicago“.

Doch unglücklicher Weise scheint die Wirkung der Verkündigung Baths durch seine andauernde Vernachlässigung angemessener erkenntnistheoretischer Theologie teilweise zunichte gemacht. Dieses Problem wurde von Jakob Petuchowski, einem Mitglied des „Hebrew Union College“, aufgegriffen, der in aller Aufrichtigkeit fragte, ob das Herantragen des christlichen Evangeliums an die Juden nicht das Einbeziehen eben jener textuellen und historischen Annahmen fordere, die Barth für gewöhnlich als irrelevant in Bezug auf die zentrale Verkündigung des Christus abwertet. Dieser Sachverhalt wurde umso schmerzhafter deutlich, als Edward John Carnell, ein neo-evangelikaler Vertreter, folgende Frage an Barth richtete: „Inwiefern bringt Dr. Barth seinen Standpunkt, dass die Schrift das objektive Wort Gottes ist, mit seiner Annahme, dass die Schrift mit Fehlern besudelt ist, theologisch, historisch oder sachlich in Einklang?“ Barth verbat sich zu Recht den Gebrauch des Ausdruckes „besudelt“ im Bezug auf seine Position, seine Antwort griff jedoch nicht den Kern der Frage auf, nämlich den Gegenstand angeblicher „theologischer Fehler“ in der Schrift. Dass Barth genau das frei heraus anerkennt, wurde in seiner Antwort auf eine andere Frage Carnells deutlich. Carnell stellte Barths Ablehnung, die ontologische Existenz des Teufels anzuerkennen, in Frage, und bezog sich in diesem Zusammenhang auf das bekannte Zitat Billy Sundays: „Aus zwei Gründen glaube ich daran, dass der Teufel existiert: Erstens, weil die Bibel es sagt, und zweitens, weil ich schon mit ihm zu tun hatte“. Barth konterte, dass die Einstellung Jesu und der Schreiber der Evangelien hinsichtlich der Existenz des Teufels nicht Grund genug sei, diese zu bejahen; eine Aussage die ihm Applaus von Seiten der Divinity School einbrachte.

Keine 20 Minuten später jedoch stellte Barth eine sehr detaillierte (und tadellose) Analyse der exakten Bedeutung des griechischen Ausdrucks „hypotassesthai“ in Römer 13,5 vor, und deutete an, dass dieser Abschnitt das „bewusste Mitwirken an gesellschaftlichen Ordnungen“ für den Christen zur Pflicht mache. Aber wieso sollte man sich bemühen, irgendein neutestamentliches Wort auf seine vollständige theologische Bedeutung hin auszulegen, wenn die eindeutige Position des Evangeliums zur Existenz des Satans schlichtweg abgetan werden kann? In gleicher Weise bot Barth in seinem abschließenden Vortrag über den Heiligen Geist keine Erörterung der Gegenwart des Geistes dar, sondern lediglich das vage Bild „menschlicher Freiheit“, denn „der Wind weht, wo er will“. Doch der Gebrauch der physischen Analogie erfordert die Fähigkeit, objektiv zwischen einer mit Kohlenstoffdioxid durchdrungenen Atmosphäre und einer, die mit Kohlenstoffmonoxid verunreinigt, ist zu unterscheiden.

Nicht-Christen auf der Suche nach Wahrheit, die sich im akademischen Publikum befanden, konnten nicht viel anders, als daraus zu schließen, dass es letztendlich Barths persönliche Vorliebe ist, die für ihn theologische Wahrheit ausmacht – und, dass sie somit jedes Recht dazu hatten, „seine“ Theologie lediglich als eine weitere Möglichkeit unter den zahlreichen existierenden Behauptungen unserer Zeit, von Alan Watts Zen hin zu Satres Existenzialismus, zu sehen.

Barths Vorträge in Chicago wiesen dieselben Stärken und Schwächen auf, die sich auch in seinem epochalen Kommentar zum Römerbrief von 1919 wiederfinden: starke Verkündigung, aber die Weigerung, die Quelle dieser Verkündigung erkenntnistheoretisch zu rechtfertigen. Aber in einer Zeit, in der ein Mangel an mutiger, kerygmatischer Verkündigung herrscht, sollte Barths Einsatz nicht abgewertet werden. Die Hymne Mozarts, die für die Eröffnungsfeier der Vortragsreihe ausgesucht worden war, hatte einen passenden Liedtext: „Laudate Dominum, Quoniam confirmata est supernos misericordia ejus, et veritas Domini manet in aeternum …“ [„Lobet den Herrn, denn seine Barmherzigkeit ist befestigt über uns und die Wahrheit des Herrn bleibt in Ewigkeit …“].

Prof. Dr. Dr. John Warwick Montgomery

Die Übersetzung und Wiedergabe des Beitrages erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Autors. Übersetzt wurde der Text freundlicherweise von Daniela Stöckel. Der originale Beitrag stammt aus dem Buch: John Warwick Montgomery, The Suicide of Christian Theology, Newburgh, IN: Trinity Press, 7. Aufl. 1998, S. 191–193.

Der verirrte Westen

Laut Benedict Neff ist das Hauptproblem des Westens der Selbstzweifel. Der Westen glaube nicht mehr an seine eigene Erzählung. Ich würde da weitergehen: Das Hauptproblem des Westens ist die Gottvergessenheit. Trotzdem empfehle ich „Der grösste Feind des Westens ist der Westen“, schon allein wegen dem folgenden Abschnitt: 

Heute leidet der Westen nicht an einer auf die Antike fixierten Selbstüberhöhung, sondern an Selbstzerfleischung: Unter dem Eindruck des Postkolonialismus steht das gesamte westliche Erbe unter Anklage. Die Selbstkritik des Westens droht in einer Weise pervertiert zu werden, dass sie in Richtung Selbstzerstörung weist. Federführend dabei, und das verspricht nichts Gutes, sind die Universitäten. Unter dem Eindruck des Gaza-Krieges solidarisieren sich progressive Studenten, Professoren und Intellektuelle weltweit mit der Hamas. Es scheint, als sei im Westen der Sinn für Freiheit und Unfreiheit abhandengekommen.

Niall Ferguson schreibt: «Vielleicht ist die wirkliche Bedrohung gar nicht der Aufstieg Chinas und des Islam oder der Anstieg der CO2-Emissionen, sondern unser eigener verlorener Glaube an die Zivilisation, die wir von unseren Vorfahren ererbt haben.» Die Ablehnung der Erzählung des Westens, mit allen kritischen Punkten und Ambivalenzen, ist das Ende des Westens. Dem Kampf der Kulturen entkommt man nicht.

Mehr: www.nzz.ch.

Ray Ortlund: Keller war öffentliche Stimme für Christus

Ray Ortlund hatte viele bekannte Vorbilder, darunter seinen Vater, J.I. Packer, John Stott und Francis Schaeffer. In einem Artikel zum Tod von Tim Keller beschreibt er, wie der Pastor aus New York sein Leben beeinflusst hat. Darin heißt es: 

In unserem Zeitalter des Hasses war Tim bekannt für sein faires und respektvolles öffentliches Zeugnis. Er wusste, wie man „in Weisheit denen gegenüber [wandelt], die außerhalb [der Gemeinde] sind“ (Kol 4,5). Er dachte tiefschürfend über Evangelisation und Jüngerschaft nach. Und durch Gottes Gnade war er darin großartig. Ich frage mich, ob gerade seine Besonnenheit der Grund dafür war, warum einige Leute Tim nicht mochten.

Ich erinnere mich an einen brillanten Vortrag, den er vor Jahren hier in Nashville hielt und aus dem schließlich sein Artikel „Post-Everythings“ hervorging. Sein Argument war, dass wir unsere mutigen theologischen Überzeugungen nicht aufgeben müssen, um nicht-traditionelle Menschen anzusprechen. Stattdessen sollten wir unsere Überzeugungen klüger nutzen und mit einem einfühlsamen Bewusstsein für die in ihnen steckenden Reichtümer „post-everything“-Menschen zu Christus rufen. In seinem Vortrag zählte Tim einige ihrer Anliegen auf und zeigte gleichzeitig, dass unsere eigene reformierte Theologie relevante Antworten parat hat.

Mehr: www.evangelium21.net.

 

Tim Keller: „Ich kann es nicht erwarten, Jesus zu sehen.“

Michael Keller hat vor wenigen Stunden die Öffentlichkeit in den Sozialen Netzwerken über den Gesundheitszustand seines Vaters Tim Keller veröffentlicht (siehe auch hier):

Heute wird Papa aus dem Krankenhaus entlassen und wird Hospizbetreuung zu Hause zu erhalten. In den letzten Tagen hat er uns gebeten, oft mit ihm zu beten. Im Gebet hat er oft seinen Wunsch geäußert, nach Hause zu gehen und bei Jesus zu sein. Seine Familie ist sehr traurig, weil wir uns alle mehr Zeit gewünscht haben, aber wir wissen, dass er jetzt nur noch sehr wenig Zeit hat. Im Gebet sagte er vor zwei Tagen: „Ich bin dankbar für all die Menschen, die im Laufe der Jahre für mich gebetet haben. Ich bin dankbar für meine Familie, die mich liebt. Ich bin dankbar für die Zeit, die Gott mir gegeben hat, aber ich bin bereit, Jesus zu sehen. Ich kann es nicht erwarten, Jesus zu sehen. Schick mich nach Hause.“

 

Gemeinsam unterm Regenbogen

51QJvZo 3FL SX369 BO1 204 203 200

Da die Verlagsgruppe SCM inzwischen Regenbogenliteratur für die Kinder- und Jugendarbeit verkauft (siehe hier), möchte ich einen Beitrag, den ich erstmals 2022 veröffentlicht habe, hier nochmals – leicht überarbeitet – posten. Denn es gibt auch gute Regenbogenliteratur!

Wenn wir einen Regenbogen oder eine Regenbogenfahne sehen, denken wir heute so gut wie selbstverständlich an die LGBTQ+-Community. Der amerikanische Aktivist Gilbert Baker kam 1978 nämlich auf die geniale Idee, ein Symbol, das eigentlich für die Bundestreue Gottes oder den Frieden steht, leicht abzuwandeln und daraus ein Symbol der sexuellen Vielfalt zu machen (seine Regenbogenfahne hat nur sechs Streifen).

Wiebke Klassen hat ein Buch geschrieben, dass sich sehr gut dafür eignet, mit Kindern im Alter von 4 bis 10 Jahren über die eigentliche Bedeutung des Regenbogens zu sprechen. Geschildert wird der Dialog zwischen einem großen und einem kleinen Regenbogen. Der kleine Regenbogen ist unglücklich und weiß gar nicht so richtig, wofür er da ist. Doch nach und nach wird ihm klar, was für eine Aufgabe er hat. Er zeigt den Menschen, dass Gott seiner Schöpfung eine gute Ordnung eingestiftet hat und es wunderbar ist, sein konkretes Geschöpfsein zu bejahen.

Wir sollten uns den Regenbogen nicht kapern lassen, sondern mit unseren Kindern darüber reden, welche Bedeutung er aus biblischer Sicht für uns Menschen hat.

Gemeindegründung im Rhein-Sieg-Kreis

Ich freue mich über ein neues Gemeindegründungsprojekt im Rhein-Sieg-Kreis. Auf der Internetseite zu der Initiative heißt es:

Das biblische Evangelium ist auch im 21. Jahrhundert Gottes Kraft, die an uns wirkt, uns Rettung schenkt und unser Leben verändert. Diese Botschaft erfüllt Christen mit einer tragfähigen Hoffnung sowie überwältigenden Freude an Gott und gehört in das Zentrum aller Gemeindearbeit.

Die Grundüberzeugungen der Reformation sind in unseren Augen unverzichtbar für ein gesundes Gemeindeleben. Ein umfassendes theologisches Bekenntnis braucht aber eine gelebte Gemeinschaft, in der die persönliche und gemeinsame Nachfolge Jesu im Zentrum stehen. Dadurch werden auch nachfolgende Generationen ausgerüstet, selbst Salz und Licht in ihrer gesellschaftlichen Situation zu sein.

Zukunftsgerichtet bedeutet für uns darüberhinaus, dass wir von Anfang an eine gemeindegründende Gemeinde sein wollen. Auf unterschiedlichen Ebenen wollen wir uns mit verschiedenen Organisationen und Gemeinden vernetzen und mit ihnen zusammenarbeiten: Wir freuen uns über die Assoziation mit der Arche Gemeinde in Hamburg. Darüberhinaus werden wir uns sicherlich in der Evangelischen Allianz Rhein-Sieg beteiligen und wir sind freundschaftlich verbunden mit ACTS29 Europe, deren Werte wir teilen. Neue Gemeinden: aus Gottes Wort, durch Gottes Wirken, zu Gottes Ehre. Hier ein orientierungsgebendes Interview mit Michael Wiche, das Pastor Peter Krell von der Hoffnungskirche in Kaiserslautern geführt hat.

Ich danke den Verantwortlichen des Gründungsprojekts für ihren Mut und wünsche Gottes reichen Segen!

Warum finde ich in der Gemeinde keine Freunde?

Tiefe Freundschaften sind sehr kostbar. Manche wäre froh, wenn sie überhaupt Freunde hätten; sogar in der Gemeinde. Andreas Dück, Pastor in der Freien Kirchengemeinde Warendorf, hat einen sehr hilfreichen Artikel zum Thema „Warum finde ich in der Gemeinde keine Freunde?: Wie das Evangelium unseren Blick auf Freundschaft prägt“ verfasst. Darin heißt es:

Den ersten Entwurf eines Artikels über Freundschaften in der Gemeinde schrieb ich 2010. Wir waren damals eine Gemeinde mit ca. 80 Mitgliedern – die meisten zwischen 20 und 40 Jahre alt. Ich nahm wahr, dass nicht gelingende Freundschaften immer wieder zu Reibungen und Konflikten führten. Als ich meinen Artikel einigen Testlesern zuschickte, bewogen ihre Rückmeldungen mich dazu, ihn nicht zu veröffentlichen. Es war ein zu heißes Eisen. Mein Entwurf schien nicht geeignet zu sein, das Thema in rechter Weise anzupacken. Die Sehnsucht nach Freundschaften ist tief im Herzen verankert und ähnlich wie die Sehnsucht nach ehelicher Partnerschaft mit vielen Erwartungen beladen.

Dabei scheint die Gemeinde der ideale Ort für Freundschaften zu sein. Das Liebesgebot, die Anweisung, den anderen höher zu achten als sich selbst, die Aufforderung zur Vergebung, das Vorbild der Selbstaufgabe und die Voraussetzung eines bekehrten Herzens sind doch ideale Voraussetzungen für neue tiefe, persönliche und erfüllende Freundschaften. Wenn Grenzen der Kultur, des Alters, der Herkunft und der sozialen Schichten fallen, dann müssten aus zugewucherten Trampelpfaden des Miteinanders doch recht schnell breite Autobahnen von Herz zu Herz entstehen.

Stattdessen wird aus der Hoffnung auf Freundschaft zu oft eine Erfahrung der Einsamkeit. Nicht selten verlassen Menschen die Gemeinde mit dem Urteil, dort von Heuchlern umgeben zu sein – oder bestenfalls von Menschen, die von einem hohen Anspruch der Liebe sprechen, aber den Einsamen nicht beachten. In der Gemeinde bleiben ein betretenes Schweigen und der Eindruck zurück, den Menschen nicht gerecht geworden zu sein. Kann es denn so schwer sein, in einer christlichen Gemeinde Freunde zu finden?

Mehr: www.evangelium21.net.

Themelios 47 (3/2022)

In der aktuellen Ausgabe von THEMELIOS gibt es wieder viele gute Aufsätze und Buchbesprechungen. Dabei sind mehrere Beiträge zu J.I. Packer. Die Ausgabe kann als PDF oder im LOGOS-Format hier bezogen werden: www.thegospelcoalition.org.

Themelios 47 3 Seite 001

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner