Zeitgeist

Prozess der Entwirklichung

Die FAZ hat einen guten Beitrag über den Einfluss des Smartphones publiziert. Das Smartphone bringt unser Leben zum Leuchten, jeder wird zum Regisseur und spinnt sich sein Netz der Anerkennung. Ein Artikel über die Psychologie einer großen Illusion.                                         

Die Bilder, die von ihren Freundinnen bei Whatsapp täglich auf sie einprasseln, seien eine „Beschränkung der Freiheit“, schrieb die Schweizer Autorin Claudia Mäder kürzlich in der „Neuen Zürcher Zeitung“. Das klang nach einer großen These, war aber ganz einfach gemeint: Sie wolle sich lieber einen schönen Garten vorstellen, als Bilder von kümmerlichen Pflänzchen zu sehen, und auch auf die Impressionen von kaffeetrinkenden Freundinnen oder bergsteigenden Kollegen auf weißen Gipfeln könne sie verzichten. All diese Bilder empfindet sie als „Eindringlinge in die Sphäre der mentalen Imagination“.

Daniel Salber erkennt in dem Prozess der Entwirklichung, den die sozialen Netzwerke mit sich bringen, eine Strukturanalogie zur Spekulationsblase der Finanzkrise von 2008. Der Wunsch, ohne Aufwand reich und glücklich zu werden, werde durch die Struktur der sozialen Medien befördert: Keine Anstrengung, kein Scheitern, permanente Selbstmaximierung und Perfektion nach außen – erwünscht ist das makellose Dasein in einer glatten Welt, die nichts mehr dem Zufall überlässt.

Ich bin, was ich erlebe. Ich zeige, was ich erlebe. Ich erlebe, was ich kaufe.

Hier: www.faz.net.

Die totalitäre Linke in den USA

University 105709 1280ZEIT Campus liefert in einer sehr umfangreichen Reportage Einblicke in die US-amerikanische Bewegung der „Neuen Radikalen“. Diese junge Bewegung versucht über Paradigmen der Kulturwissenschaft und Genders Studies einen Gerechtigkeitswahn zu etablieren, der an etlichen Universitäten bereits zu einem Klima des Misstrauens geführt hat. Es gibt nicht nur gnadenlose Reglementierungen, sondern Maßnahmen, die an eine Hexenjagd erinnern.

Die drei ZEIT-Reporter schreiben über Ryan Wilson, eine Führerpersönlichkeit unter den radikalen Gleichmachern:

Um sie zu bekämpfen, will er Ethnologie zum Pflichtfach für alle erheben und Dozenten zwingen, den Kontext eines Werkes stets mitzuliefern. Er könne sich auch ein System vorstellen, das Studenten erlaube, einen „auffälligen“ Lehrer bei der Universität zu „melden“. „Ein Befangenheits-Melde-System, das die Verfehlung des Lehrenden als Akte anlegt.“ Wenn die Akte dann zu dick sei, würde der Dozent von der Uni überprüft. Und dann? „Muss man sehen.“ Ryan Wilson spricht leise. Doch manche Menschen müssen nicht laut sein, um bedrohlich zu klingen.

Schon an fast 100 Universitäten des Landes kursieren Forderungskataloge, mit denen die Radikalen Gleichheit herstellen wollen: mehr Mitarbeiter mit fremdem ethnischen Hintergrund, safe spaces – Räume, in denen sie vor Angriffen geschützt sind. Trigger warnings vor verstörendem Inhalt auf den Kurs-Lektüren. Sanktionen für sogenannte microaggressions, also Äußerungen, die subtile oder unbewusste rassistische Botschaften aussenden. Die University of California zählt dazu sogar Sätze wie „Amerika ist ein Schmelztiegel“, da solche Aussagen die Erfahrungen von Minderheiten ignorierten.

Die Wut der Studenten reicht bis hinein in die Inhalte ihrer Vorlesungen und Seminare: In Yale verlangen sie ein Verbot des Kurses „Wichtige englische Poeten“, er behandle nur weiße männliche Autoren wie Shakespeare und T. S. Eliot. An der New Yorker Columbia University bestehen Aktivisten auf Warnhinweisen auf griechischen Klassikern wie Ovids Metamorphosen, Grund: Der Inhalt sei „verstörend“. Die Uni lehnte ab, doch ein Schulbuchverlag hat schon Konsequenzen gezogen. Auf der Titelseite einer neuen Ausgabe von Kants Kritik der reinen Vernunft heißt es: „Bevor sie ihnen erlauben, dieses klassische Werk zu lesen, sollten Eltern mit ihren Kindern besprechen, wie sich die Sicht auf Themen wie Rasse, Geschlechterrolle, Sexualität, Ethnizität und interpersonelle Beziehungen verändert hat, seit dieses Buch geschrieben wurde.“

„Das ist die größte und weitreichendste Studentenbewegung seit 1968“, sagt Jonathan Haidt. Der amerikanische Professor für Sozialpsychologie ist einer der schärfsten Kritiker der Studenten. Er hält sie für Vertreter einer aufkommenden totalitären Linken.

Mehr: www.zeit.de.

Theologin kämpft für das Gender-Konzept

Die Kritiker des Gender-Mainstreaming gerieren sich gern als Opfer. Dabei sind sie doch Täter, die ausschließen wollen, sagt Ruth Hess. Die Theologin und Gleichstellungsbeauftragte der – Achtung – Bremischen Evangelischen Kirche, erklärt in der TAZ den Gender-Kritikern ihre Phobien und Antagonismen. Denn: „Das Geschlecht, nicht die Religion, ist das Opium des Volkes.“

Diese Leute wettern gegen einen angeblichen „Gender-Wahn“, gegen eine „Gender-Ideologie“. Dabei sind sie es, die fanatisch „gendern“, die Rollenklischees und Geschlechtsidentitäten ideologisch festschreiben wollen.

Ich glaube, dass der Streit um Sprache, diese polemisch bis hasserfüllte Auseinandersetzung um Gender nur ein Vehikel ist, um ein reaktionäres politisches Projekt voranzubringen: Dem, dass Antidiskriminierung und Gleichstellung vehement zurückgedrängt werden sollen. Diese Leute wollen einfach nicht, dass es mehr lebbares Leben für möglichst viele Menschen gibt. Sie wollen bestimmte Lebensformen bevorzugen, andere benachteiligen. Das ist der politische Antagonismus, um den es geht. Man muss jenseits der Reflexe viel mehr deutlich machen, was tatsächlich auf dem Spiel steht. Und alle müssen sich fragen: In welcher Gesellschaft wollen wir leben – in einer offenen oder einer ausgrenzenden?

Na dann. Hier mehr: www.taz.de.

In den Köpfen Ramsch und Flickwerk

Für den Philosophen Matthias Gronemeyer ist von der vielbeschworenen Wissensgesellschaft nicht viel übrig geblieben. Er prognostiziert: Künftig haben immer mehr Menschen einen Hochschulabschluss, jeder weiß mit einem Klick alles, aber keiner kann mehr etwas. Zitat aus dem Beitrag für das Deutschlandradio:

Die Logik der Politik tendiert immer zur Vereinfachung: Wer den Menschen etwas abverlangt, macht sich unbeliebt.

Reinhören:

 

Vom Kult der Selbstinszenierung

Essens O’Neil hat Jahre damit verbracht, sich selbst im Internet zu inszenieren. Bis zur Erschöpfung veröffentlichte sie Fotos, die so aussahen, als seien sie rein zufällig entstanden. Tatsächlich waren die Bilder „gestellt“ und enthielten oft versteckte Botschaften. Botschaften, für die eine finanzkräftige Werbebranche genug zahlte. Jetzt ist sie ausgestiegen und erzählt die Geschichte ihrer Abkehr auf der Internetseite: www.letsbegamechangers.com.  Hoffen wir, dass es kein virtueller Ausstieg ist und sie zu dem findet, der/was wichtig ist.

Tatsächlich schwappt die Kultur der Selbstinszenierung leider auch in die christlichen Gemeinden hinein. Erik Raymond hilft uns dabei, diesen Trend wahrzunehmen und „Selfie“-Prediger zu durchschauen:

Es gibt jedoch einiges, was uns Sorgen bereiten sollte in unserem fotografierwütigen Zeitalter. Das eine ist die Häufigkeit. Eine Studie hat festgestellt, dass junge Frauen durchschnittlich eine Stunde pro Tag damit verbringen, sich selbst zu fotografieren. Das weist auf eine ungesunde Beschäftigung mit sich selbst hin. Eine andere Sache ist, dass man sich mehr und mehr in eine Scheinwelt flüchtet. Selfies scheinen die Macht zu haben, eine neue Realität für den zu schaffen, der sich hinter der Kamera befindet. Sie haben die Verantwortung dafür und auch die Macht darüber, was andere sehen. Es geht nur noch darum, eine Sichtweise zu kreieren, die uns im besten Licht darstellt, so dass wir davon profitieren. Wir umgehen die reale Welt. In der realen Welt sieht man auch unsere Fehler und wir werden mit fortschreitendem Alter auch immer weniger fotogen.

Mir geht es in diesem Artikel aber nicht in erster Linie um Selfie-machende Teenager. Ich mache mir vor allem um die Selfie-Kultur auf unseren Kanzeln Sorgen. Der Apostel Paulus fordert uns auf, sich nicht dieser Welt gleichzustellen (Röm 12,2). Wenn es ein Wort gibt, das zusammenfasst, was mit unserer Welt nicht in Ordnung ist, dann ist es wohl Egoismus. Stolz ist die Mutter jeder Sünde. Deshalb müssen wir gerade in Bezug auf unsere Persönlichkeit darauf achten, dass wir uns nicht der Welt gleichstellen. Und gerade in den Ohren von Predigern sollte die Warnung vor Selbstbezogenheit immer wieder laut erschallen. Ich möchte mich vor dem „Selfie-Prediger“ in Acht nehmen.

Mehr bei Evangelium21: www.evangelium21.net.

Die Infantilisierung der amerikanischen Universitäten

An den amerikanischen Universitäten wird die postmoderne politische Korrektheit allmählich zu einer gnadenlosen Ideologie, die die Meinungsfreiheit bedroht. Verantwortlich sind neben einer linken Politik auch die sozialen Medien. Um Fühlen geht es, nicht mehr um Denken oder Wissen. Anstatt etwas Objektives zu lernen, suchen Studierende Aussagen ihrer Professoren, die emotional verletzen könnten. Lehrende und Kommilitonen werden wegen sogenannter „Mikroaggressionen“ sogar denunziert. Hier ein Beispiel:

Lukianoff und Haiti berichten von einem Fall an der Indiana-Perdue University in Indianapolis. Dort hatte ein weißer Student ein Buch über einen Studentenaufstand gegen den Ku Klux Klan 1924 in Notre Dame gelesen; auf dem Einband war ein Foto einer Klan-Versammlung. Dies glaubte ein Kommilitone nicht ertragen zu müssen. Das „Affirmative Action“-Büro der Universität gab dem vorgeblich Beleidigten recht. Das Buch kam auf den Index.

Uwe Schmitt kommt in seinem außergewöhnlich guten Artikel zu dem Schluss:

Es ist schwer zu verstehen, warum die US-Bundesregierung die massive Einschränkung von freier Meinung und Lehre durch dünnhäutige, gefühlige Studenten an Hochschulen nicht nur duldet, sondern fördert. Darauf laufen jedenfalls die seit 2013 gültigen Antidiskriminierungs-Statuten hinaus, die Belästigung und ungleiche Behandlung wegen dem Geschlecht, der Rasse, der Religion oder der Nationalität an Hochschulen unter Strafe stellen.

Sie bringen die Universitäten unter noch größeren Druck und spielt denen in die Hände, die den Campus als realitätsbereinigte Schutzzone für sensible Seelen verstehen.

Wie diese behüteten Eliten, die gewöhnt sind, stets Recht zu haben und zu bekommen, sich in Amerikas rauer Arbeitswelt zurechtfinden sollen, ist offen. Nicht nur Greg Lukianoff und Jonathan Haidt sollte das Sorgen machen. In anderen Ländern der freien Welt, die Amerikas akademischen Trends traditionell folgen, lohnte es sich, in den eigenen Hochschulen nach neuen Sprech- und Denkverboten zu forschen. Es wäre ein Wunder, gäbe es sie nicht.

Hier mehr: www.welt.de.

Jetzt kommt die Sprachpolizei

Redner werden ausgeladen, Wörter verbannt, Ideen unterdrückt: An amerikanischen Universitäten grassiert eine beängstigende Form politischer Korrektheit. Sie ist – zum Beispiel von Obama – gewollt. Letztlich ist es aber ein schwerwiegender Eingriff in die Freiheit und leider eben auch eine Steilvorlage für Leute wie Donald Trump.

Martin Killan schreibt für den schweizer TAGESANZEIGER:

Bestimmte Bücher werden als verletzend empfunden und aus den Seminaren verbannt. Die Sprachpolizei patrouilliert den Campus und registriert selbst kleinste «Mikroaggressionen». Lehrende sollen vorsorglich «vor Auslösern» warnen, wenn in Vorlesungen Stoffe behandelt werden, die bei Studenten psychologische Traumata hervorrufen könnten. Und Identitätspolitik wie politische Korrektheit, beides eigentlich alte Hüte, sind wieder da. «Etwas Merkwürdiges passiert an amerikanischen Universitäten und Colleges», melden der Sozialpsychologe Jonathan Haidt und der Anwalt Greg Lukianoff in einem kürzlich im «Atlantic Monthly» publizierten Artikel.

Ideen werden verboten, weil sie womöglich verletzend sind, Professoren beschuldigt, keine Rücksicht auf das emotionale Wohlbefinden ihrer Studenten zu nehmen: Im amerikanischen Elfenbeinturm kracht es vernehmlich. Immer lauter werden die Beschwerden derjenigen, die an den Hochschulen eine gefährliche Mischung von Identitätspolitik und politischer Korrektheit beobachten. Ziel der neuen Bewegung sei es, «den Campus in eine Sicherheitszone zu verwandeln, wo junge Erwachsene vor Ideen und Wörtern geschützt werden, die ihnen Unwohlsein bereiten», so Lukianoff und Haidt.

Mehr: www.tagesanzeiger.ch.

Wie diskutieren Christen in einem säkularisierten „Klima“?

Ravi Zacharias geht in 10 Minuten auf einige Fragen ein, die viele Christen bewegen: Wir können wir in einer Kultur leben, die sich nicht nur von ihren christlichen Wurzeln löst, sondern sich sogar gegen sie auflehnt. Wie können wir so debattieren, dass wir respektvoll miteinander umgehen und zugleich leidenschaftlich für den Wahrheitsanspruch der eigenen Sichtweise eintreten?

Devolution

Jesus Christus:

Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie von Anfang an als Mann und Frau geschaffen hat? Und dass er gesagt hat: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die beiden werden ein Fleisch sein.

Wolfhart Pannenberg:

Denn eine Kirche, die sich dazu drängen ließe, homosexuelle Betätigung nicht mehr als Abweichung von der biblischen Norm zu behandeln und homosexuelle Lebensgemeinschaften als eine Form persönlicher Liebesgemeinschaft neben der Ehe anzuerkennen, eine solche Kirche stünde nicht mehr auf dem Boden der Schrift, sondern im Gegensatz zu deren einmütigem Zeugnis. Eine Kirche, die einen solchen Schritt tut, hätte darum aufgehört, evangelische Kirche in der Nachfolge der lutherischen Reformation zu sein.

Heinrich Bedford-Strohm:

Für mich ergibt sich aus zentralen biblischen Geboten der Impuls zu einer Öffnung der Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

Fragen & Antworten mit Francis und Edith Schaeffer

Der christliche Apologet Francis Schaeffer starb am 15. Mai 1984. Jetzt sind Videoaufnahmen vom März 1984 aufgetaucht und zur Verfügung gestellt worden. Schaeffer spricht in dieser Runde mit  Fragen & Antworten über seine schwere Erkrankung, über den Niedergang des Evangelikalismus (vgl. Die große Anpassung) und die Notwendigkeit der Evangelisation. Edith spricht zum Beispiel über die Wichtigkeit, die Kinder gut zu unterweisen.

Was Schaeffer über den Evangelikalismus sagt, ist so unvorstellbar aktuell, dass ich es erst nicht glauben wollte. Besonders seine Anmerkungen zur Methodologie und zum – wie wir heute sagen würden – postmodernen Wahrheitsverständnis, sind auffallend gegenwartsnah.

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