Ethik

Beiträge aus dem Bereich Ethik.

Gesetz und Evangelium

Frei nach Luther stelle ich fest (vgl. Galaterbriefauslegung zu 3,19):

Es breitet sich ein wundersames Schweigen über den Unterschied von Gesetz und Evangelium in vielen Schulen und Gotteshäusern aus. Diese Tatsache bringt die Gewissen in die größte Gefahr. Wenn nämlich Gesetz und Evangelium nicht klar unterschieden werden, kann die christliche Lehre nicht unverletzt behalten werden. Wenn aber diese Unterscheidung erkannt ist, wird die wahre Art der Rechtfertigung erkannt. Dann ist es leicht, den Glauben von den Werken zu unterscheiden, Christus von Mose, auch von Obrigkeit und allen zivilen Gesetzen.

Pädophilie im linksliberalen Milieu

Alice Schwarzer hat kürzlich in der taz erklärt, weshalb sie in den 80ern gemeinsam mit dem bekennenden Schwulen Günter Amendt engagiert gegen die Legalisierung der Pädophile vorging. In dem Magazin Cicero wurde nun ein Beitrag gedruckt, der ursprünglich in der EMMA erschienen ist und noch detaillierter auf die Verharmlosung von Pädophile und Prostitution eingeht. Die These: Die gleiche Ideologie, die in den 70er- und 80er-Jahren für die Legalisierungsversuche von Sex Erwachsener mit Kindern verantwortlich ist, wirkt bis heute weiter und fördert die kulturelle Blindheit im Blick auf die Wirkungen von Pornographie und Prostitution.

So waren und sind die Grünen weiterhin gegen jegliche Einschränkung von Pornografie. Und sie sind die Vorreiter einer Verharmlosung von Prostitution, für sie „ein Beruf wie jeder andere“. Das passt zur Verharmlosung des Missbrauchs von Kindern: Die herrschenden Alt-Grünen sind gegen Herrschaftsverhältnisse im gesellschaftlichen Bereich, leugnen jedoch die Machtverhältnisse im Privaten. Das gilt für das Machtgefälle zwischen Freiern und Prostituierten ebenso wie für das zwischen Erwachsenen und Kindern. – Dürfen wir also auch bei der Prostitution, diesem „Beruf wie jeder andere“, nun 30 Jahre warten, bis ihre Verharmlosung und Akzeptanz als Skandal empfunden wird?

Übrigens gleicht sich die Argumentation frappant: Ganz wie die Kinder mit den Pädophilen machen es die Frauen mit den Freiern angeblich „einvernehmlich“ und „freiwillig“ – und es ist doch auch eigentlich nichts dabei, oder? Noch 1988 forderte der heutige parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, in einem Beitrag für die Pädosexuellen-Streitschrift „Der pädosexuelle Komplex“ eine „Entkriminalisierung der Pädosexualität“. Und heute? Er distanziert sich inzwischen davon. Doch propagiert er nun im gleichen Geist die Verharmlosung und Akzeptanz der Prostitution. Beck wörtlich: „Wenn Leute etwas anbieten, andere es kaufen wollen und es keine ökologischen oder sozialen Nebenwirkungen gibt, die man dringend unterbinden muss, dann nehme ich das zur Kenntnis und störe mich nicht weiter daran.“ Das erklärte Volker Beck jüngst apropos der Prostitution. – Sexualität als Ware. Man kann einen solchen Grad an Zynismus kaum fassen.

Mehr: www.cicero.de.

VD: MM

Für ein selbstbestimmtes Leben

Für den von mir schon mehrmals zitierten Psychoanalytiker Rainer Funk ist die Ich-Orientierung das herausragende Kennzeichen des postmodernen Menschen. Funkt schreibt (Ich und Wir, S. 55):

Der postmoderne Ich-Orientierte strebt leidenschaftlich danach, frei, spontan, unabhängig und ohne Begrenzungen durch Vor- und Maßgaben selbst bestimmen zu können. Das entscheidende Movens ist die postmoderne Lust an der selbstbestimmten, ich-orientierten Erzeugung von Wirklichkeit, und zwar der den Menschen umgebenden Wirklichkeit, die er sich selbst schafft, ebenso wie der Wirklichkeit, die er selbst ist, indem er sich selbst erschafft – nach dem Motto: „Nur wenn du etwas aus dir machst, bist du was!“ … Die Grundüberzeugung postmoderner Ich-Orientierung lautet: „Lass dir von niemandem sagen, wer du bist. Du bist der, der du bist.“

Soweit klar?

Nun empfehle ich einen Werbespot der „Jungen Grünen“ aus Österreich:

VD: HS

Weder Mann noch Frau

Der sympathische Heinz-Jürgen Voß beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Dekonstruktion binärer Geschlechterdifferenz und möchte den postmodernen Gendertheorien eine biologische Verankerung zuschreiben. Kurz: Judith Butler geht mit ihrer Konstruktion des sozialen Geschlechts nicht weit genug. In einem Beitrag für die marxistisch–feministisch–linksradikale Zeitschrift ak – analyse & kritik, die Zeitung für linke Debatte und Praxis schreibt Voß (Nr. 547 vom 19.2.2010):

Die im folgenden dargelegte Kritik an Butlers Ansatz bezieht sich jedoch darauf, dass er nicht weitreichend genug ist. Butler verblieb auf der Ebene von „Erscheinungen“, auf der Ebene performativer Herstellung. Butler führte exzellent aus, dass Merkmale, dass Körper erst in Gesellschaft gelesen werden und dass damit geschlechtliche Deutungen auch gesellschaftliche sind. Diese These ist durch die historischen Arbeiten von Thomas Laqueur, Londa Schiebinger und Claudia Honegger gut belegt – so wandelten sich zeitlich die körperlichen (physiologischen und anatomischen) Merkmale, die als geschlechtlich gelesen wurden. Lange Zeit wurden weibliche und männliche Zeugungsstoffe gleichermaßen als „Samen“ beschrieben, z.T. mit Unterscheidung der Qualität; sie wurden allerdings nicht als binär und gegensätzlich wahrgenommen, wie es heute oftmals geschieht.

Mit der Betonung performativer Akte erscheinen Deutungen als gesellschaftlich, allerdings bleiben Körper und Organe – vermeintlich vorhandene Materialität, die anfassbar sei – unangetastet. Auch mit Butlers Ausführungen bleiben in der öffentlichen – populären und wissenschaftlichen – Debatte „Gebärmutter“, „Vagina“, „Klitoris“, „Eierstock“, „Penis“, „Hodensack“, „Hoden“ Bezeichnungen für scheinbar sichere, tatsächlich vorhandene Organe, die zur gut begründeten Einteilung von Menschen in „Frauen“ und „Männer“ bei wenigen „Abweichungen“ herangezogen werden könnten. Die derzeitige gesellschaftliche Deutungsweise von körperlichen Merkmalen als binär-geschlechtliche erscheint als selbstverständliche, die sich beim Lesen der „natürlichen Vorgegebenheiten“ aufdränge.

Die Entwicklung der Geschlechterdifferenz wird von Voß marxistisch als ein „gesellschaftliches Produkt“ interpretiert. Die binäre Unterscheidung von männlich und weiblich dient der Verfestigung von kapitalistischen Unterdrückungsstrukturen. Sie gaukeln uns Menschen Sicherheit und Eindeutigkeit vor, stehen jedoch tatsächlich der Wahrnehmung ureigenster Bedürfnisse im Weg. Also (Heinz-Jürgen Voß: „Biologisches Geschlecht ist ein Produkt von Gesellschaft!“, Soziologie Magazin, 1/2013, Jg. 6, S. 87–91, hier S. 88–89):

Produkte, Institutionen, Kategorien führen bereits von eigentlichen Bedürfnissen von Menschen weg – und führen letztlich dazu, dass wir als Menschen gar nicht (mehr) in der Lage sind, unsere Bedürfnisse außerhalb von Produkten, Institutionen und Kategorien zu formulieren. Bezogen auf Geschlecht heißt dies, dass wir gar nicht in der Lage sind, unsere Begehrensweisen, unsere vielfältigen Bedürfnisse auf Menschen zu richten, ohne diese Menschen zuvor in ein Korsett „weiblich“ oder „männlich“ zu zwängen.

Für die Befreiung des Menschen ist die Entkategorisierung des Geschlechts damit ein Politikum (Heinz-Jürgen Voß: „Biologisches Geschlecht ist ein Produkt von Gesellschaft!“, S. 91):

„Geschlecht“, auch „biologisches Geschlecht“ wird damit einmal mehr als gesellschaftliches Produkt augenscheinlich. „Geschlecht“, auch „biologisches Geschlecht“ ist wandelbar und es rückt so auch die Möglichkeit einer Gesellschaft ohne „Geschlecht“ in den Bereich des Denkbaren. Zumindest gibt es keinen, aber auch gar keinen Grund an „Geschlecht“, dieser gesellschaftlichen Kategorie/Institution, mit der historisch so viel Diskriminierung, Benachteiligung, Bevorteilung, Leid verknüpft war, weiterhin festzuhalten! Und ein Abgehen von „Geschlecht“ ermöglicht uns, Wahrnehmungen und Begehren vielfältiger auszurichten …

Der Sozialwissenschaftler ist inzwischen auch in der Evangelischen Kirche angekommen. In der aktuellen Ausgabe von Chrismon ist zu lesen, dass die Theorie der biologischen Zweiteilung auf die Nazis zurückgeht und unsere Welt viel schöner wäre, gäben wir diese Unterscheidung auf. Voß: „Das Geschlecht hätte einen Stellenwert wie heute das Sternzeichen oder ob ich Tiere mag. Man kann danach fragen, aber es ist nicht wirklich von Bedeutung“ (Chrismon, September 2013, S. 7).

Da wir nun schon mal bei dem Thema „Geschlechterkonstruktion“ sind, empfehle ich den Beitrag „Das Tabu der Gender-Theorie – Geisteswissenschaftliche Geschlechterforschung und die Biologie“ von Ferdinand Knauß (aus: Helmut Fink und Rainer Rosenzweig (Hg.): Mann, Frau, Gehirn: Geschlechterdifferenz und Neurowissenschaft, 2011, S. 115–132). Der Aufsatz, der online einsehbar ist und übrigens auch kurz das Voß-Argument kritisiert, zitiert im Epilog eine renommierte Philosophin mit folgenden Worten:

„’Naturalismus’, ‚Ontologisierung’, ‚Essentialismus’ und ‚Biologismus’ … fungieren inzwischen geradezu als Denkverbote. Jeder Versuch, anthropologische Konstanten auch nur als Grenzwerte für Transformationsprozesse zu bestimmen, jeder Versuch zu reflektieren, was es für Menschen bedeutet, sich ebenso wie Tiere fortpflanzen zu müssen (wenn sie sich denn überhaupt fortpflanzen wollen), und jeder Versuch, die Geschlechterdifferenz philosophisch zu reflektieren, ohne sie vorab als reines Konstrukt zu setzen, kann damit bereits unter Ideologieverdacht gestellt werden.“

VD: JS

Offener Brief von Wilfried Härle

Der evangelische Dogmatiker Prof. Dr. Wilfried Härle hat einen Offenen Brief an den Ratsvorsitzenden der EKD zur Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ verfasst.

Ich zitiere aus dem mir vorliegenden Schreiben:

Die evangelische Kirche ist von ihrem Ursprung her bestimmt von der Grundüberzeugung, dass ihr die Offenbarung Gottes, die sie in dieser Welt zu bezeugen hat, auf keinem anderen Weg überliefert ist als durch die Bibel. Deshalb gewinnt die Kirche ihre Orientierung aus der Heiligen Schrift, die aus sich selbst auszulegen ist. Dieser Grundüberzeugung setzt der EKD-Text (S. 13) die These entgegen: „Angesichts der Vielfalt biblischer Bilder und der historischen Bedingtheit des familialen Zusammenlebens bleibt entscheidend, wie Kirche und Theologie die Bibel auslegen und damit Orientierung geben“. Damit wird die Orientierungsfunktion der Bibel für Kirche und Theologie ersetzt durch die Orientierungsaufgabe, die Kirche und Theologie durch die Art ihrer Auslegung der Bibel wahrnehmen sollten. Und woran orientiert sich diese Auslegung, wenn nicht am Wortlaut der Bibel und damit an dem durch ihn bezeugten Inhalt der Schrift? In der vorliegenden Orientierungshilfe ist es offensichtlich die „historische Bedingtheit des familialen Zusammenlebens“, wie die Verfasser dieses Textes sie sehen. Eine Folge dessen ist, dass die schöpfungstheologische Aussage über das Zusammenleben von Mann und Frau (Gen 2,24), die im Neuen Testament, insbesondere von Jesus, so oft zitiert wird, wie kein anderer Text, faktisch auf die mehrfach zitierte Formel reduziert wird: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“. Und der EKD-Text versteigt sich sogar zu der Behauptung, ein normatives Verständnis der Ehe als göttliche Stiftung entspreche nicht dem biblischen Zeugnis. Und das nennt er selbst „Theologische Orientierung“.

Der zweite Bruch mit einer evangelischen Grundüberzeugung findet dort statt, wo der EKD-Text sein erweitertes Familienverständnis gegen alle normativen Aussagen über (geschlechtsbedingte) Lebensformen in Stellung bringt: „Wo Menschen auf Dauer und im Zusammenhang der Generationen Verantwortung füreinander übernehmen, sollten sie Unterstützung in Kirche, Gesellschaft und Staat erfahren. Dabei darf die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden, nicht ausschlaggebend sein. Alle familiären Beziehungen, in denen sich Menschen in Freiheit und verlässlich aneinander binden, füreinander Verantwortung übernehmen und fürsorglich und respektvoll miteinander umgehen, müssen auf die Unterstützung der evangelischen Kirche bauen können.“ (S. 141) Wenn man diese Aussagen ernst nimmt, heißt das, dass die evangelische Kirche in Zukunft Bigamie, Polygamie, sexuelle Dauerbeziehungen in Kommunen, inzestuöse Lebensverhältnisse etc. tatkräftig unterstützen muss, wenn diese Lebensformen in Freiheit, Verlässlichkeit, Verantwortung, Fürsorge und Respekt eingegangen und geführt werden.

Sollte dies tatsächlich die Meinung (des Rates) der EKD sein, dann folgt daraus u. a., dass auch für Pfarrerinnen und Pfarrer künftig die Form, in der sie Familie und Partnerschaft leben, nicht ausschlaggebend sein darf. Sollte man dem Rat der EKD empfehlen, diese beiden fatalen Brüche mit den normativen Grundlagen der evangelischen Kirche nachträglich aus dem Text herauszunehmen und den Rest zu erhalten? Bei diesem Versuch würde sich voraussichtlich zeigen, dass genau dies in methodischer Hinsicht die beiden tragenden Pfeiler des ganzen Textes sind, ohne die er in sich zusammenbräche. Aber ich fände: immer noch besser, der Text bräche zusammen, als dass die evangelische Kirche theologisch den Boden unter den Füßen verliert.

VD: EP

Sexualdarwinismus

Alice Schwarzer wurde von der taz gefragt, weshalb sie in den 80ern gemeinsam mit dem bekennenden Schwulen Günter Amendt engagiert gegen die Legalisierung der Pädophile vorging. In ihrer Antwort vergleicht sie die damalige Blindheit gegenüber dem Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern mit der heutigen Einstellung zur Prostitution:

Die Grünen verstehen sich als die Erben der 68er. Aber ob zum Beispiel der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, 52, überhaupt ahnt, was Amendt damit gemeint haben könnte? Beck kann sich nicht auf die Gnade der späten Geburt zurückziehen. Er war Mitte der 80er Jahre in der SchwuP aktiv (Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle) beziehungsweise ist „ein-, zweimal da gewesen“, wie er heute sagt. Die SchwuP war die Speerspitze im Kampf um die Liberalisierung der Pädophilie. Beck forderte noch 1988 in einem Text die Entkriminalisierung der Pädosexualität. Und heute? Heute sagt derselbe Beck über Prostitution, für ihn „ein Beruf wie jeder andere“, wörtlich: „Wenn Leute etwas anbieten, andere es kaufen wollen und es keine ökologischen oder sozialen Nebenwirkungen gibt, die man dringend unterbinden muss, dann nehme ich das zur Kenntnis und störe mich nicht weiter dran.“ Sexualität als Ware. Der schlimmste Albtraum aufrichtiger AufklärerInnen ist wahr geworden. Und die Parallelen im Diskurs um die Pädophilie und dem über die Prostitution drängen sich regelrecht auf: Auch die heute über 90 Prozent Armuts- und Zwangsprostituierten in Deutschland werden geleugnet, und es ist von „Einvernehmlichkeit“ und „Freiwilligkeit“ die Rede.

Mehr: www.taz.de.

Ferner Spiegel

Professor Dr. Franz Walter erforscht zusammen mit Dr. Stephan Klecha auf Bitte von Bündnis 90/Die Grünen „Umfang, Kontext und Auswirkungen pädophiler Forderungen in den Milieus der Neuen Sozialen Bewegung sowie der Grünen“. In der FAZ ist heute unter dem Titel „Distanzierungstango in der Pädofrage“ eine Art Zwischenbericht erschienen (12.08.2013, Nr. 185, S. 7). Demnach war die „Entgrenzung“ in den 70ern Programm, nicht nur bei den GRÜNEN:

Die pädophile Zuwendung avancierte zum Ferment einer Umwälzung des Alltags, des Zusammenlebens, der befreienden Liebe. So war es in Frankreich. So erlebte man es, ganz besonders, in den Niederlanden. Und so entwickelte sich auch ein Teil der deutschen „Neuen Linken“.

„Darum weg mit dem Scheißsystem, auf zur sexuellen Revolution! Fang heute damit an. Die stillen Revolutionen sind oft die wirkungsvolleren.“ So lautete der Schlachtruf eines der führenden PolitPädophilen, Olaf Stüben, in der linksalternativen „taz“ vom 16. November 1979. Schon im Januar 1977 war während eines Teach-in in der Universität Frankfurt vor Hunderten Zuhörern offen für Sex zwischen Erwachsenen und Kindern plädiert worden. Einige aus dieser Szene sollten bald ihren Marsch durch die Institutionen antreten – in der neuen Partei „Die Grünen“, aber nicht nur darin.

Daniel Deckers kommentiert treffend (FAZ vom 12.08.2013, Nr. 185, S. 1) :

Das Antidiskriminierungspathos der siebziger und achtziger Jahre, das mit der Pädophilie-Debatte einen perversen Höhepunkt erlebte, ist noch längst nicht verhallt. Mittlerweile hat es selbst das Bundesverfassungsgericht erfasst. Umso aktueller ist die Frage, ob das, was einer Minderheit nützt, immer auch dem Wohl der Allgemeinheit dient – die Umwertung des Ehebegriffs lässt grüßen. Wäre die Pädophilie-Debatte auch nur ein ferner Spiegel, in dem die Gefahr kollektiver Verblendung zu erkennen wäre, es wäre viel gewonnen.

Der kollektiven Verblendung werden wir nur entkommen, wenn wir uns mit geistigen Vätern und Müttern dieser Revolution kritisch auseinandersetzen. Solange Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir oder Michel Foucault besonders im universitären Umfeld und in der Pädagogenausbildung wie Heilige verehrt werden, bleibt das Spiegelbild unscharf.

Sie dazu auch: Die Kollateralschäden der sexuellen Revolution.

Feministischer Zeitgeist in der EKD

In einem Leserbrief schreibt W.N. zum EKD-Familienpapier (FAZ vom 07.08.2013, Nr. 181, S. 30):

„Die EKD droht im Strudel des Relativismus zu versinken. Sie ist führungslos. Mit Nikolaus Schneider steht ein Zeitgeist-Theologe an der Spitze, der den Überblick verloren hat … Ich habe jetzt nach 58 Jahren die evangelische Kirche verlassen. Eine solche Kirche ist nicht mehr meine Kirche. Und wenn sie diesen Weg fortsetzt, wird sie nicht mehr lange Kirche sein.“

Der Systematiker Horst Georg Pöhlmann hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet. IdeaOnline meldet:

„Pöhlmann zufolge ist die Ehe – entgegen der Darstellung in der Orientierungshilfe des Rates der EKD – eine „göttliche Stiftung“. Das werde mehrfach in der Bibel bezeugt. Pöhlmann gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Jesus sagt ausdrücklich von der Ehe, Gott hat die beiden Ehepartner zusammengefügt“ (Matthäus 19,6).“

Das kolossale Vorurteil

Gegen das Primat der gängigen Zerstreuungskultur setzt der Schriftsteller Mario Vargas Llosa Anspruch und Wertebewusstsein. In seinem Buch Alles Boulevard: Wer seine Kultur verliert, verliert sich selbst argumentiert der Peruaner gegen die grassierende Beliebigkeit und fordert eine Idee des Kanons. Es ist ein kolossales Vorurteil, zu meinen, alle Kulturen seien als gleichwertig anzusehen.

„Die Political Correctness hat uns irgendwann eingebläut, dass es anmaßend, borniert, kolonialistisch und eben gar rassistisch sei, von höheren und niederen Kulturen zu sprechen und selbst von mordernen und primitiven. Nach dieser erzengelhaften Auffassung sind alle Kulturen, auf ihre Weise und in je ihrer Welt, gleich, gleichwertige Manifestationen der wunderbaren menschlichen Vielfalt“ (P. 693).

Wie dieses kolossale Vorurteil unserer Tage die Diskussion um die Adoptionsfrage in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften prägt, zeigt dieser ausgezeichnete (und kurze) DLF-Beitrag des Verlegers und Journalisten Andreas Lombard:

Wir brauchen Bürgermut

Hier ein bemerkenswertes Interview mit dem Rechtsphilosophen Johann Braun über die Aushöhlung der Verfassung durch Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. Quintessenz:

Was wir brauchen, ist Bürgermut, mehr Offenheit und Ehrlichkeit bei der Diskussion heikler Themen und außerdem Medien, die ihre Aufgabe in der Information, nicht aber in der Indoktrination der Bürger sehen.

Hier: www.freiewelt.net.

VD: JH

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