Juni 2019

Aufbaukurs I:„Christozentrische Seelsorge“

Vom 17.–22. November 2019 werden wir in Friedrichshafen am Bodensee einen Aufbaukurs zur „Christozentrischen Seelsorge“ anbieten. Folgende Themen sind geplant:

  • Bildschirmfoto 2019 06 27 um 17 17 31Biblische Seelsorge I-III (Michael Martens)
  • Kommunikation I-II (Karsten Kranzmann)
  • Der ganze Mensch vor Gott: Leiblichkeit als vernachlässigte Dimension der Seelsorge (Thomas Jeising)
  • Die Gedanken- und Gefühlswelt als Thema in der Seelsorge (Lilia Stromberger)

Es sind noch einige Plätze frei. Mehr Informationen und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier: Seelsorge Nov._2019.pdf

UK: Richter verliert Job wegen christlicher Aussage

Richard Page wurde im Jahr 2015 als Richter entlassen, weil er öffentlich sagte, es sei für ein Kind am besten, „von einem Mann und einer Frau adoptiert zu werden“. Der Richter legte Berufung ein und verlor. LIVENET berichtet:

«Ich bin zutiefst enttäuscht, dass das Gericht entschieden hat, dass die Aussage ‚ein Kind hat es besser mit einem Vater und einer Mutter‘ Grund ist, einen Richter aus dem öffentlichen Amt zu entlassen», erklärte Page nach dem Urteil. Besonders enttäuscht zeigte der frühere Richter sich, dass die Verbindung zwischen seinem Glauben und seiner Aussage vom Berufungsrichter Choudhry nicht akzeptiert wurde. «Das zeigt, dass wir heute in einer zutiefst intoleranten Gesellschaft leben, die keinerlei Abweichung von politisch korrekten Ansichten erträgt.» Er drückte die Hoffnung aus, auch gegen diesen Gerichtsentschluss Berufung zu gewinnen und die «Redefreiheit in diesem Land wiederherzustellen».

Mehr: www.livenet.ch.

Wieso die Welt Jordan Peterson braucht

Rassist, Frauenhasser, Chauvinist: Der kanadische Star-Intellektuelle kommt in den Feuilletons für gewöhnlich schlecht weg. Ein genauerer Blick in seine Bücher und Interviews zeigt: zu Unrecht. In der NZZ ist ein fairer Artikel über Peterson erschienen:

Damit lebt Peterson das aus, was im Zeitalter der Identitätspolitik immer mehr verloren geht: dass Menschen wieder auf die eigene Vernunft vertrauen und ihre Gegenüber nicht als Vertreter irgendeiner Gruppe, sondern als eigenständige Persönlichkeiten wahrnehmen, auf die man achten, auf die man eingehen und die man respektieren sollte.

Mehr: www.nzz.ch.

Moralischer Totalitarismus

Ich finde es erfrischend, wenn linke Denker wie Svenja Flaßpöhler feststellen, dass Betroffenheitsgesten die Diskussionskultur in der Gesellschaft und an den Hochschulen nicht nur beschädigen, sondern erdrücken. Das Ende eines Debatten-Diskurses ist ganz schnell erreicht; wenn „an die Stelle von Argumenten Gefühle treten, ist an Diskutieren nicht zu denken. Das würgt alles ab“.

Svenja Flaßpöhler:

Der zentrale Unterschied ist doch der: Der Faschismus wendet sich gegen Minderheiten, gegen Schwache. Wenn aber zum Beispiel Studierende dafür kämpfen, dass ein Eugen-Gomringer-Gedicht von der Wand ihrer Hochschule verschwindet, dann ist der Feind der weiße, erfolgreiche Mann. Dreh- und Angelpunkt ist also das Verhältnis von Privilegierten und Nichtprivilegierten. Oder auch: von Betroffenen und Nichtbetroffenen. Es gibt im Feminismus die sogenannte Standpunkttheorie, die besagt, dass jede Position an einen Standpunkt gebunden ist, aber dass die Unterdrückten einen objektiveren Zugang zur Wahrheit haben, weil sie viel mehr sehen als die privilegierte Gruppe, die gar kein Interesse an einer höheren Erkenntnis hat. Sicher ist es richtig, dass ich nicht weiß, wie es ist, eine schwarze Hautfarbe zu haben. Insofern kann mich die Sicht eines dunkelhäutigen Menschen, der tagtäglich Diskriminierung erfährt, zu neuen, wertvollen Einsichten führen. Problematisch finde ich aber, wenn Menschen, die keiner solch unterdrückten Gruppe angehören, unterstellt wird, dass sie zu bestimmten Themen nichts Wertvolles sagen können. Ich als weiße, heterosexuelle Frau in einer Führungsposition habe in bestimmten Themenkomplexen ganz schlechte Karten.

Ich empfehle die vollständige Lektüre dieses Interviews mit der Chefredakteurin des Philosophie Magazins gern: taz.de.

Die Aufgabe der Theologen

Es lohnt sich, mal zu vergleichen, wie ein Reformator die Aufgabe eines Theologen gesehen hat und wie heute viele Theologen ihren Arbeitsauftrag beschreiben.

Philipp Melanchthon in seinen Loci praecipui theologici (2018, Bd. 1, S. 3):
Ich gebäre nicht neue Meinungen und ich fühle, dass es kein größeres Verbrechen in der Kirche Gottes gibt, als mit neuen Meinungen, die erfunden werden müssen, zu spielen und von den Schriften der Propheten und Apostel und vom wahren Zeugnis der Kirche abzuweichen.

Miroslav Volf u. Matthew Coasmun in ihrem Manifest Für das Leben der Welt (2019, S. 128):
Die Aufgabe der christlichen Theologinnen und Theologen entspricht der der Evangelisten und Apostel von damals: Aufbauend auf ihrer „Aufführung“ und innerhalb des von Christus geöffneten und strukturierten Raumes improvisieren wir eine universale Vision des erfüllten Lebens für eine ganz bestimmte Zeit und einen spezifischen Ort. So etwa können wir uns die Arbeit von Leuten wie Augustinus, Maximos dem Bekenner und Luther oder, zeitlich näher zu uns, C.S. Lewis, Howard Thurman, Jürgen Moltmann, Gustavo Gutierrez oder Kathryn Tanner vorstellen. Ja, so können wir uns das Leben jedes einzelnen Christen vorstellen – improvisiert entweder aus der direkten Lektüre der Evangelisten und Apostel oder vermittelt durch das Werk eines späteren Theologen bzw. einer Theologin.

Grün ist die Redaktion

Der Politologe Wolfgang Bok beobachtet und beschreibt die Schieflage im deutschen Journalismus:

Während Interviews mit liberalen oder konservativen Politikern inquisitorischen Verhören gleichen, muss das grüne Spitzenpersonal kaum fürchten, dass sein moralischer Rigorismus mit praktischen Einwänden blossgestellt wird. Schliesslich entstammt man oft genug demselben postmaterialistischen, städtischen Milieu und teilt die grünen Ängste. Sorgen der Rechten, etwa wegen «ungesteuerter Zuwanderung» oder «Ausländerkriminalität», werden hingegen als böse Phobien abgetan. Eine Redaktorin des ZDF-Hauptstadtstudios erklärt via Twitter kurzerhand alle zu Nazis, die «nicht Grün wählen» [Anm. R.K.: Die ZDF-Reporterin Nicole Diekmann twitterte am Neujahrstag 2019: «Nazis raus».  Auf die Frage «Wer ist denn für Sie ein Nazi?» antwortete sie ironisch: «Jede/r, der/die nicht die Grünen wählt.»]. Selbst in Springers «Welt», die gemeinhin als konservativ gilt, habe eine anonyme Befragung unter den Mitarbeitern eine klare rot-grüne Mehrheit ergeben, verdeutlicht deren heutiger Vorstandschef Mathias Döpfner den wachsenden Hang zum links-grün geneigten Aktivismus.

Hier der NZZ-Artikel: www.wn.de.

Die EU muss sich dringend wandeln, um zu überleben

Der Kölner Politikwissenschaftler Heinz Theisen hat für die NZZ die Selbstgefälligkeit der Europäischen Union sehr treffend kommentiert: 

Die grösste Bedrohung Europas liegt in der Selbstgefälligkeit jener, die diese Bedrohungen nicht wahrhaben wollen. Für sie scheint die einzige Gefahr in der Angst vor den Folgen ihrer Politik zu liegen, in «Rechtspopulismus und Nationalismus», also in den Symptomen und nicht in den Ursachen.

Es wäre billig, dieses Elitenversagen allein den Politikern in die Schuhe zu schieben. Mit einer Verzögerung von zwei Jahrzehnten haben die esoterischen Theoriemoden aus den Geistes- und Sozialwissenschaften in Medien und Parlamenten Einzug gehalten. Für relevante neue Themen bleibt wenig Aufmerksamkeit. So erregt sich die diskutierende Klasse lieber über geschlechterneutrale Sprache und über die Toilettenordnung für 72 Geschlechter als über die akuten Bedrohungen des europäischen Wertekanons. Man ist erinnert an das «byzantinische Geschwätz» über theologische Spitzfindigkeiten, selbst als die Osmanen schon vor den Mauern Konstantinopels standen.

Diskurse über Selbstbehauptung sind durch die Axiome der politischen Korrektheit, einer Mischung aus kulturmarxistischem Gleichheitswahn und postmoderner Beliebigkeit, faktisch untersagt. An die Stelle dialektischer Argumentation ist wechselseitige Diffamierung getreten. Von einer Suche nach dem besseren Argument, dem erkenntnistheoretischen Trumpf der Demokratie, kann keine Rede mehr sein.

Mehr: www.nzz.ch.

Warum sich alle Christen möglichst frei in der Heiligen Schrift umtun sollen

Philipp Melanchthon schreibt in den Loci Communes von 1521 (1997, S. 15):

Denn im allgemeinen halte ich nicht viel von den Kommentaren, nicht einmal von denen der alten [Väter]. Ich bin weit davon entfernt, daß ich irgend jemand durch eine meiner längeren Schriften vom Studium der kanonischen Schrift abhalten will. Im Gegenteil wünschte ich nichts so sehr, als daß ‐ wenn irgend möglich ‐ alle Christen sich möglichst frei nur in der heiligen Schrift umtun und völlig in ihre Wesensart umgestaltet werden. Denn da die Gottheit ihr ihr vollkommenstes Bild eingeprägt hat, wird sie anderswoher weder sicherer noch näher erkannt werden.

Dorothy Sayers über den Anspruch an christliche Kunst

Dorothy Sayers schreibt in The Man Born to be King (S. 24):

Meine Absicht [beim Schreiben von „The Man Born to be King“] war, die Geschichte mit meinem Medium so gut zu erzählen, wie ich konnte –kurz gesagt: ein so gutes Kunstwerk zu schaffen, wie es mir möglich war. Denn ein Kunstwerk, das nicht als Kunst gut und wahr ist, ist auch in keiner anderen Hinsicht gut und wahr und ist für nichts zu gebrauchen – auch nicht zur Erbauung – denn es ist eine Lüge und der Teufel ist der Vater aller Lügen. Diese Stücke [„The Man Born to be King“] bestehen oder scheitern als Dramen. Die Vorstellung, dass religiöse Stücke nicht an den üblichen Standards von Dramen gemessen werden sollten, entwächst einer engen, einseitigen Theologie, die nicht anerkennt, dass alle Wahrheit in Christus ist – die Wahrheit des Künstlers eingeschlossen – sondern darauf besteht, den Herrn der Wahrheit aus seinem eigenen Herrschaftsbereich auszuschließen.

VD: MV

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