Wo ist der Mut zum Bibelwort in der Seelsorge? Rudolf Bohren sagte einst (Dem Worte folgen, 1963, S. 120):
Wird die Seelsorge geübt in einer Welt, deren Gestalt vergeht, in einer Zeit, da Christus bald kommt, dann wird die Seelsorge den Mut zum Wort haben, den Mut, das Bibelwort zu sagen. – Der Seelsorger ist Botschafter. Eine hoffnungslose Seelsorge schämt sich, den Mächtigen und Gebildeten das Wort zu sagen, und meint, ihnen gegenüber das Wort in einer besonderen Emulsion servieren zu müssen. O diese Emulsionen, diese plötzliche Scheu vor Doktortiteln und Industrieaktien! O diese Ritter von der traurigen Gestalt, die es im Männersaal nicht wagen, ein Wort zu sagen. Man beachte, wie feierlich und volltönend der 2. Timotheusbrief gegen diese falsche Scham kämpft: »Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus, der die Lebendigen und die Toten richten wird, und bei seiner Erscheinung und bei seinem Reich: Predige das Wort, tritt dafür ein zu gelegener und ungelegener Zeit, überführe, weise zurecht, ermahne, mit aller Langmut und Belehrung« (4,1—2). – Wenn das Reich kommt, muß gerade auch den Mächtigen das Wort gesagt werden! Darum appelliert ein Paulus an den Kaiser!